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Trudi Canavan – Magie

Tessia ist die Tochter eines Landarztes, und wenn es nach ihr ginge, dann würde sie selbst Heilerin werden. Doch dann stellt sich plötzlich heraus, dass Tessia ein Naturtalent ist: Sie besitzt Magie! Nun bleibt ihr nichts weiter übrig, als Magierin zu werden, doch die Heilkunst lässt sie trotzdem nicht los. Und das ist gar nicht so verkehrt.

Denn Kyralia treibt auf einen Krieg mit Sachaka zu. Das Nachbarland, das Kyralia schon einmal erobert hatte, steht vor dem Problem, dass in seiner Gesellschaft nur Landbesitzer etwas zählen. Und da es weit mehr Magier gibt als Land, werfen einige Landlose äußerst begehrliche Blicke gen Südwesten, ganz gegen den Willen des sachakanischen Kaisers.

Der drohende Krieg beschäftigt Stara zunächst nur wenig. Das junge Mädchen, das in Elyne aufgewachsen ist, hat vor allem Schwierigkeiten mit der Sklavengesellschaft Sachakas. Als sie feststellen muss, dass ihr Vater sie nur zu sich gerufen hat, um sie zu seinem eigenen Vorteil zu verheiraten, ist sie zutiefst verletzt und enttäuscht und ergreift die erste Gelegenheit, die ihr geboten wird, um sich gegen das System zu wenden …

Die Handlung teilt sich also unübersehbar in zwei Stränge: Für den kleineren Handlungsstrang ist im Grunde nur Stara wirklich wichtig. Stara ist Halbsachakanerin und eine echte Schönheit. Aber sie ist auch intelligent, einfallsreich und tüchtig, was zu ihrem Kummer in Sachaka niemanden interessiert. Außerdem hat sie in Elyne von einer Freundin heimlich die niedere Magie erlernt, in Sachaka ebenfalls kein Bonuspunkt, sondern eher ein Makel.

Der größere Handlungsstrang bietet deutlich mehr Personen. Tessia ist klug und lernwillig, vor allem aber mitfühlend und hilfsbereit. Und sie macht keine halben Sachen. Da sie nun mal von ihrem Vater so viel über Krankheiten und deren Behandlung gelernt hat, ist sie auch willens, diese Kenntnisse anzuwenden. Gleichzeitig ist sie aber auch neugierig und einfühlsam genug, um sich erfolgreich auf ein neues Gebiet vorzutasten: Tessia will die Magie mit der Heilkunst verknüpfen.

Ihre Hartnäckigkeit in dieser Hinsicht beeindruckt letztlich sogar Jayan. Der etwas überhebliche junge Meisterschüler aus einem städtischen Adelsgeschlecht ist zunächst gar nicht erbaut davon, dass er seine Lehrzeit nun mit einer Anfängerin teilen muss, die ihn nur aufhält. Der drohende Krieg mit Sachaka sorgt allerdings nur zu bald dafür, dass er seine Meinung über Tessia ändert.

Takado, der sachakanische Magier, der den Krieg letztlich ins Rollen gebracht hat, ist ein stolzer Mann. Dass Sachaka Kyralia und Elyne einst in die Unabhängigkeit entlassen hat, empfindet er als Schmach, die Weigerung seines Kaisers als Schwäche. Takado ist klug, ein guter Stratege und eine charismatische Persönlichkeit. Er ist sich sicher, dass es ihm gelingen wird, Kyralia zu erobern, also versucht er es eben auf eigene Faust.

Und dann wäre da noch Narvelan, ein junger Magier und Nachbar von Tessias und Jayans Lehrmeister Dakon. Narvelan ist vor allem deshalb erwähnenswert, weil sein Charakter sich im Laufe der Geschichte am gravierendsten wandelt, als ein Beispiel dafür, was Krieg aus einem Menschen machen kann. Wobei das nicht ganz passend ausgedrückt ist, denn das, was aus Narvelan wird, ist von Anfang an in seiner Persönlichkeit angelegt, und doch hätte er ohne den Krieg der fröhliche und unbeschwerte junge Mann bleiben können, der er ursprünglich war.

„Magie“ ist das Prequel zum Zyklus Die Gilde der schwarzen Magier, doch obwohl es schon eine ganze Weile her ist, dass ich diesen Zyklus gelesen habe, empfand ich die Charakterzeichnung in diesem neuen Roman gelungener als die im Zyklus. Das gilt vielleicht nicht unbedingt für Stara, deren Geschichte hauptsächlich dazu zu dienen scheint, die sachakanische Gesellschaft etwas genauer zu beleuchten, aber immerhin hat sie ihr Selbstbewusstsein im wesentlich offeneren und freieren Klima des Nachbarlandes Elyne entwickelt, nicht in Sachaka. Auch Tessias Persönlichkeit ist dadurch, dass sie sich als Frau gegen die Regeln einer Männergesellschaft stemmt, ein wenig in einer derzeit modernen Schiene gefangen, was aber dadurch gemildert wird, dass sie in der Stadt eine Gleichgesinnte trifft. Jayans Charakter dagegen hat sich wesentlich glaubwürdiger entwickelt als Regins im zweiten Band des Zyklus, und die Person Narvelans ist einfach nur tragisch, im positiven Sinne. Interessant fand ich vor allem die Darstellung Takados, denn jegliche Schilderung dieses Mannes geschieht aus der Sicht seines Sklaven. Auf diese Weise erklärt sich auch ein großer Teil der sachakanischen Kultur, zum Beispiel die Frage, warum nahezu alle Sklaven ihren Herren so treu ergeben sind, anstatt einfach eine Revolte anzuzetteln.

Darin, wie schwer sich die Charakterzeichnung von der Darstellung des gesellschaftlichen Hintergrunds, also vom Entwurf der Welt als solcher, trennen lässt, zeigt sich bereits, wie eng Trudi Canavan die einzelnen Teile ihrer Geschichte miteinander verwoben hat.

Den Handlungsverlauf des Hauptstrangs lässt die Autorin eher langsam angehen. Zunächst widmet sie sich der Einführung ihrer Charaktere und auch kurz dem Kontrast zwischen Stadt und Land, ehe sie zur Sache kommt. Und auch als der Konflikt bereits im Gange ist, tut sich zunächst nicht viel. Takado lässt sich Zeit. Und die Kyralier auch. Überhaupt hinken die Kyralier den Sachakanern zunächst ständig hinterher, selbst als längst klar ist, dass Sachaka tatsächlich Kyralia erobern will. Das ist natürlich auch ein wenig Taktik der Autorin, und sie geht auf.

Je näher die Sachakaner der Hauptstadt Imardin kommen, desto schlechter stehen die Karten für Kyralia, und der Ausgang der diversen Schlachten tut sein Übriges. Das sorgt gegen Ende durchaus für Spannung. Wobei „Ende“ relativ ist, denn die Entscheidungsschlacht kam erstaunlich früh. Aber schließlich handelt es sich um ein Prequel, also hat die Autorin das Buch weit genug geführt, um zu erklären, wie es zur Ausgangssituation im Zyklus kam. Und das ist ihr gelungen, ohne den Leser in ein Loch fallen zu lassen. Der Teil nach der Entscheidungsschlacht ist weder langweilig noch überflüssig, es gibt immer noch genug Probleme zu bewältigen, wenn auch ganz anderer Art, und ohne diesen Teil wären eine Menge Fäden einfach in der Luft hängen geblieben.

Der zweite Handlungsstrang setzt erst im zweiten Teil des Buches ein. Er liefert die Informationen, die nötig sind, um den Verlauf der Ereignisse nach der Entscheidungsschlacht zu verstehen, ist aber mit dem Hauptstrang kaum verbunden und hat auch kaum Auswirkungen auf dessen Verlauf. Allein Jayans Verletzung, die aus der kurzen Berührung der beiden Stränge resultiert, bewirkt eine Veränderung, die sonst nicht eingetreten wäre. Es sei denn natürlich, Trudi Canavan hätte die Absicht, das Ende des kleineren Handlungsteils mit in das Sequel einfließen zu lassen, an dem sie im Augenblick schreibt, sozusagen als Langzeitwirkung. Ich zumindest würde das begrüßen, denn sie hat da einige vielversprechende Ideen angedeutet.

„Magie“ selbst ist allerdings ein eigenständiger Roman, der unabhängig von dem Zyklus gelesen werden kann, dessen Vorgeschichte er erzählt.

Bleibt zu sagen, dass Trudi Canavan sich gesteigert hat. Die Gilde der schwarzen Magier fand ich ja schon nicht schlecht, aber „Magie“ hat mir noch besser gefallen. Das Mittelfeld dürfte die Autorin damit hinter sich gelassen haben. Ich bin jetzt schon gespannt auf ihre neue Trilogie.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier. Ihre Trilogie Das Zeitalter der Fünf ist inzwischen ebenfalls auf Deutsch erhältlich. The Traitor Syp Trilogy, die Fortsetzung zu Die Gilde der schwarzen Magier, ist derzeit noch in Arbeit.

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 736 Seiten
Originaltitel: The Magician’s Apprentice
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-7645-3037-2

´ http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/penhaligon/index.jsp

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Trudi Canavan – Götter (Das Zeitalter der Fünf 3)

Das Zeitalter der Fünf

Band 1: Priester“
Band 2: Magier“
Band 3: „Götter“


Seit Auraya nach Si gegangen ist
, sind die Weißen nur noch zu viert. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, müssen die Götter einen Nachfolger bestimmen. Ihre Wahl fällt auf die junge Ellareen, eine Heilerin aus dem Hospital, in dem Zirkler mit Traumwebern zusammenarbeiten.

Auraya macht derweil die Bekanntschaft einer Frau namens Jade, die anbietet, ihr einige Dinge beizubringen, zum Beispiel, wie man seinen Geist abschirmt. Eine Fähigkeit, die Auraya zunächst gar nicht lernen will, denn sie wurde von den Göttern verboten. Doch dann belauscht sie ein Gespräch …

Mirar ist inzwischen im südlichsten Teil Südithanias angelangt, in Dekkar. Und abgesehen von der Schwüle gefällt es ihm dort gar nicht so schlecht. Denn im Gegensatz zu Nordithania werden die Traumweber hier nicht unterdrückt. Als jedoch die Vierte Stimme der Pentadrianischen Götter nach Dekkar kommt, um den Ritus zur Ernennung eines neuen Häuptlings zu leiten, und darauf besteht, dass Mirar sie nach dem Ritus in die Hauptstadt Glymma begleitet, beginnt ein gefährliches Spiel …

Unter den Charakteren ist nur ein einziger Neuzugang zu verzeichnen. Ellareen, die neue Weiße, wird bei weitem nicht so intensiv dargestellt wie Auraya. Tatsächlich ist das Einzige, von dem der Leser direkt erfährt, ihr fragloser Gehorsam den Göttern gegenüber. Alles andere zeigt sich ausschließlich in den Beobachtungen Danjin Speers, Aurayas früherem Berater, der jetzt Ellareen berät. Allerdings bezieht Ellareen Danjin weit weniger ein, als Auraya das tat. Sie ist nicht direkt unsympathisch oder arrogant, aber sie ist kühler, mitleidloser, unbeirrbarer als Auraya, jemand, der seine Befehle ausführt, ohne irgendwelche größeren Zusammenhänge zu kennen oder sich auch nur annähernd dafür zu interessieren. Der beste Soldat, den man haben kann – zumindest aus der Sicht des Befehlshabers.

Nekaun ist zwar kein echter Neuzugang, rückt aber in diesem Teil massiv in den Mittelpunkt des Geschehens und bedeutet zumindest in dieser Hinsicht einen Zuwachs. Von Anfang an ein gewandter, biegsamer Mensch, wurde er in diesem dritten Band noch glatter. Und er wird in seiner Eigenschaft als Erste Stimme auch zunehmend eigenmächtig. Er behält seine Gedanken und Pläne für sich, übergeht bei Entscheidungen die Meinung seiner Mitstimmen, und schließlich fragt er sie nicht einmal mehr. Seine Pläne zur Eroberung Nordithanias enthielten einige sehr heimtückische Details, und wem das noch nicht genug der Warnung war, den belehren spätestens Reivans Erfahrungen eines Besseren.

Am gelungensten fand ich aber die Entwicklung Aurayas. Noch immer ist sie nicht bereit, den Erzählungen anderer in Bezug auf die negativen Aspekte ihrer Götter zu glauben. Doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr findet Auraya selbst heraus, und desto schwerer fällt es ihr, diese Dinge vor sich selbst zu entschuldigen. Die Erste, der sie die Treue aufkündigt, ist Huan, die Göttin der Siyee …

Trudi Canavan hat ihrer Hauptprotagonistin viel Zeit für diese Entwicklung gelassen, was der Glaubwürdigkeit sehr zugute kam. Aber auch die allmähliche Offenlegung von Nekauns Charakter war ausgesprochen gut gemacht, vor allem auch deshalb, weil die Autorin bei Nekauns Entwurf nicht übertrieben hat, sodass der Mann menschlich geblieben und nicht zum Klischee des bösartigen Unmenschen verkommen ist. Sehr gelungen.

Die Handlung bietet genau betrachtet nicht mehr Aufregung als die beiden anderen Bände. Zwar sind eine Menge Leute wieder viel unterwegs, die Reisen sind aber nicht unbedingt wirklich bedeutend. Ellareens Reise nach Dunwegen dient mehr ihrer Charakterzeichnung, als dass die Ereignisse dort von tiefgreifender Bedeutung gewesen wären. Und auch auf dem Weg Ellareens nach Diamyane passiert nichts wirklich Weltbewegendes.

Trotzdem zieht die Spannung während der gesamten Lektüre kontinuierlich an. Das beginnt schon mit Nekauns Bemühungen, Reivan zu umgarnen, und dem Gespräch der Götter, das Auraya belauscht. Das folgende Katz-und-Maus-Spiel in Glymma und Emerahls Suche nach der Schriftrolle der Götter münden schließlich in einen Showdown, dessen Ergebnis zwar nicht alle Leser überraschen mag, dessen Verlauf aber dennoch unvorhersehbar genug war, um selbst Schnellmerker bei der Stange zu halten.

Ganz nebenbei wurden Emerahls Bemühungen auch noch mit einem netten Rätsel gewürzt. Und selbst wenn der Verlauf der Lösung fast ein wenig unspektakulär anmutet, die Erkenntnisse, die dabei herausspringen, sind im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegend!

Um es kurz zu machen: Trudi Canavan hat mit „Götter“ einen wirklich fesselnden Endspurt hingelegt. Nicht alles an der Geschichte mag neu oder unvorhersehbar sein, aber es war zunehmend interessant und spannend erzählt. Wer den ersten Band gelesen und mit Skepsis betrachtet hat, ist gut beraten, trotzdem weiterzulesen, ansonsten würde er nicht nur den Schluss, sondern den krönenden Höhepunkt der Trilogie verpassen.

Dass Das Zeitalter der Fünf mit diesem Band abgeschlossen ist, muss allerdings nichts heißen. Der Epilog lässt durchaus Spielraum für eine Weiterführung innerhalb derselben Welt. Ob die Autorin noch einmal darauf zurückgreifen wird, bleibt abzuwarten.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier. „The Magician’s Apprentice“, das Prequel zur Magiertrilogie, ist fertig, ein Veröffentlichungsdatum steht aber noch nicht fest.

Broschiert 800 Seiten
Originaltitel: Voice of the Gods
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3570304341

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Trudi Canavan – Magier (Das Zeitalter der Fünf 2)

Das Zeitalter der Fünf

Band 1: GezeitenZauber – Die Bestimmung“
Band : „Magier“
Band 4: „Götter“ (März)

Die Weißen haben die Pentadrianer und deren schwarz gekleidete Priester vorerst zurückgeschlagen, doch der Preis war hoch. Der vorsichtige Juran ist überhaupt nicht erbaut von der Idee, Auraya erneut nach Si zu schicken, er fürchtet einen erneuten Angriff.

Bald zeigt sich jedoch, dass die Pentadrianer ihre Taktik geändert haben. Anstatt Nordithania mit einem Heer anzugreifen, tauchen überall in den nördlichen Ländern des Kontinents Gesandtschaften der schwarzen Priester mit Friedensangeboten und Handelsersuchen auf. Der neue Anführer der Pentadrianer will Nordithania bekehren, anstatt es zu erobern. Ein erster Schritt ist der Kontakt zu den Elai, den Prinzessin Imi hergestellt hat, allerdings zunächst eher unfreiwillig …

Auraya ist derweil doch nach Si gereist, denn auch dort wurden Pentadrianer gesichtet. Ein weit größeres Problem als die schwarzen Priester stellt allerdings eine schwere Seuche dar. Ein Glück für die Siyee, dass sich ein Traumweber in ihrem Land aufhält: Leiard …

Tatsächlich hat sich dieser zweite Band des Zyklus im Vergleich zum ersten ein gutes Stück aufgerafft.

Auraya ist zwar noch immer mitfühlend, klug und überaus tüchtig. In dieser Folge zeigt sich aber auch zum ersten Mal, dass sie Charakter hat. Sie benutzt ihren Kopf nicht nur, um den Göttern zu dienen, sondern auch den Geschöpfen um sie herum. Sie hat den Mut, die Ungereimtheiten, auf die sie stößt, ihren Göttern unter die Nase zu reiben und aus ihrem inneren Konflikt als Sieger hervorzugehen.

Leiards Geheimnis hat sich inzwischen auf interessante Weise geklärt, und ich muss sagen, das, was dabei herausgekommen ist, ist mir letzten Endes wesentlich sympathischer als die seltsame Mischung zwischen Leiard und Mirar. Leiards Gequäle ist ebenso weggefallen wie Mirars arrogante Kaltschnäutzigkeit, was beides ein Gewinn ist. Wilar hat sich zur Identifikationsfigur gemausert.

Neben den Siyee wurde diesmal auch den Elai wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Diese Aufmerksamkeit konzentriert sich zunächst natürlich auf Imi. Die neugierige, leichtsinnige und sture kleine Prinzessin ist ausgerissen, um ihrem Vater ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Was natürlich unweigerlich schiefgehen musste. Imi ist klug genug einzusehen, dass sie einen schweren Fehler gemacht hat. Aber sie ist auch in der Lage, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Natürlich mit einer nicht unerheblichen Portion Glück.

Wobei das mit dem Glück relativ ist. Denn Trudi Canavan hat in diesem Band eine Kurve genommen, die im ersten Band bereits angedeutet war: Die Pentadrianer sind keineswegs nur grausame Ungeheuer mit machthungrigen Welteroberungsplänen, ihre Herrschaft ist kein System grausamer Unterdrückung und Ausbeutung. Tatsächlich wird mit jedem Fortschritt im Handlungsstrang der schwarzen Priester deutlicher, wie ähnlich sie ihren weißen Gegenstücken sind.

Imenja ist die Zweite Stimme, was Dyaras Stellung bei den Weißen entspricht. Sie ist letztlich für Imis Rettung verantwortlich, und ihre Bemühungen um ein Bündnis mit den Elai sind vergleichbar mit Aurayas Bemühungen bei den Siyee. Dabei ist es durchaus nicht so, dass Imenja sich nur deshalb so um Imi bemüht, weil sie eine Prinzessin ist, denn das wusste sie zum Zeitpunkt von Imis Rettung noch gar nicht. Und sie versucht auch zu keiner Zeit, die Elai übers Ohr zu hauen. Imenja vertritt die Interessen ihrer Götter und ihres Volkes, aber sie ist fair dabei. Und sie hat Humor.

Auch in vielen Äußerlichkeiten zeigt sich die Ähnlichkeit zwischen den rivalisierenden Gruppen. Nicht nur, dass beide Seiten jeweils fünf Göttern huldigen. Beide begrüßen ihresgleichen durch eine Geste, die das Zeichen ihrer Götter nachahmt, die Zirkler durch einen Kreis, und die Pentadrianer – wer hätte es gedacht – durch einen fünfzackigen Stern. Die Weißen können in Gedanken miteinander Kontakt aufnehmen, weil sie magische Ringe tragen, die aus dem Holz besonderer Bäume gefertigt werden. Diese Bäume werden zuvor entsprechend magisch beeinflusst. Dasselbe gibt es bei den Pentadrianern, allerdings handelt es sich da um den Anhänger in Form eines Sterns, der ein Stück magisch beeinflusste, schwarze Koralle enthält.
Es ist, als hätte jemand die eine Seite auf die andere hinübergespiegelt, wobei nicht klar ist, welche Seite zuerst da war.

Dieser Aspekt führt zum dritten Handlungsstrang. Emerahl, die sich nach der Schlacht um Leiard gekümmert hat, hat sich nach dessen Erholung wieder auf den Weg gemacht. Sie will herausfinden, wer von Unsterblichen aus der Vergangenheit die Verfolgung durch die Zirkler überlebt hat. Dabei stößt sie auf einen Mann, der eine ungewöhnliche Lehre verkündet: Es gebe einen Schöpfer, der die gesamte Welt geschaffen hat, selbst die Götter, und damit über ihnen stünde. Und zwei der Unsterblichen, die sie schließlich findet, erzählen ihr von einer geheimnisvollen Schriftrolle, die vom Krieg der Götter berichten soll. Emerahl beschließt, diese Schriftrolle zu suchen. Denn vielleicht enthüllt sie das Geheimnis, wie man sich auch noch der verbliebenen Götter entledigen kann …?

Kurz gesagt: Obwohl sich vordergründig nicht viel tut – keine Schlachten, keine gefährlichen Abenteuer oder magischen Bedrohungen -, ist die Geschichte in diesem Band um einiges komplexer und auch komplizierter geworden. Auraya steht durch ihre jüngste Entscheidung zwischen den Göttern und den Traumwebern, ohne die jeweiligen Bindungen ganz zu kappen. Die Elai sind zwar mit den Siyee gut befreundet, nun aber gleichzeitig die Verbündeten der Pentadrianer, die in der Schlacht um Nordithania viele Siyee getötet haben und dort deshalb kaum willkommen sind. Und der Konflikt zwischen Zirklern und Pentadrianern scheint unüberwindbar, obwohl beide Kulte nahezu identisch sind, sodass man sich fragen könnte, warum sie nicht einfach alle gemeinsam allen zehn Göttern huldigen.

Der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen dürfte die Geschichte des Krieges der Götter sein und letztlich nicht nur eine Menge Antworten, sondern durchaus auch einige Überraschungen bereit halten. Ich gebe ehrlich zu, dass ich auf den dritten und letzten Band wirklich gespannt bin.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier. „Götter“, der dritte Band des Zyklus Das Zeitalter der Fünf, erscheint im März dieses Jahres. Die Autorin arbeitet derweil an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein dreibändiges Sequel ist in Arbeit.

Broschiert 800 Seiten
Originaltitel: Last of the Wilds
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30433-4

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbt/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Trudi Canavan – Magier (Das Zeitalter der Fünf 2)

Band 1: „Priester“

Trudi Canavan hat sich mit ihrer ersten Trilogie „Die Gilde der Schwarzen Magier“ ihren Platz in den Bestsellerlisten erobert – und das vollkommen zu Recht. Wie wenige andere Autoren schafft sie es, sympathische Charaktere und faszinierende Völker zu zeichnen und die Spannung zum nächsten Buch immer weiter zu steigern. So auch bei ihrer zweiten Fantasy-Trilogie „Das Zeitalter der Fünf“, zu der inzwischen der zweite Band vorliegt. Dass die Kritiken des Einstiegsbandes nicht durchweg positiv waren, finde ich zwar schade, denke aber, dass es an den zu hohen Erwartungen liegt und daran, dass Canavan diesen ersten Band als Vorstellung und Einstieg in eine komplexe Reihe braucht, die im Laufe der Zeit noch mehr Faszination und Spannung entwickelt. So habe ich mit Spannung zum zweiten Teil „Magier“ gegriffen und wurde nicht enttäuscht …

Wiedersehen mit alten Freunden

Trudi Canavan – Magier (Das Zeitalter der Fünf 2) weiterlesen

Trudi Canavan – Priester (Das Zeitalter der Fünf 1)

Das Zeitalter der Fünf

Band 1: „Priester“
Band 2: „Magier“ (Januar 2008)
Band 3: „Götter“ (März 2008)

Schon als Kind wollte Auraya gern Priesterin werden. Doch mit einer kranken Mutter, die auf ihre Pflege angewiesen war, schien dieser Traum unerfüllbar. Dass er letztlich doch wahr wurde, verdankt Auraya unter anderem ihrem früheren Lehrmeister Leiard, einem Traumweber.

Jetzt ist Auraya nicht nur eine ausgebildete Magierin, sie wurde sogar von den Göttern in den Kreis der Weißen berufen, jener fünf Unsterblichen, die als die unmittelbaren Vertreter der Götter in der Welt auserwählt wurden. Seither besteht ihr Leben fast ausschließlich aus Diplomatie. Denn die Götter wünschen, ganz Nordithania durch Bündnisse zu vereinen. Keine leichte Aufgabe, denn in anderen Ländern haben die Traumweber noch wesentlich mehr Einfluss und ihr Misstrauen gegenüber den Weißen ist schier unüberwindbar. Auraya bittet ihren früheren Lehrmeister Leiard um Hilfe, mit schwerwiegenden Folgen …

Während Auraya und Leiard versuchen, ihre unmögliche Situation auf die Reihe zu kriegen, tauchen immer öfter schwarz gekleidete Fremde aus den Ländern des südlichen Ithania auf. Und sie scheinen nichts Gutes vorzuhaben. Schon bald kursieren die ersten Gerüchte von einem drohenden Krieg …

Auraya ist ein bemerkenswertes Mädchen. Schon in jungen Jahren beweist sie großes Einfühlungsvermögen in fremde Denkweisen und ein ungewöhnliches Geschick für Verhandlungen, abgesehen natürlich von ihrem ausgeprägten Mut. Ihr diplomatisches Geschick ist für die Weißen einerseits von unschätzbarem Wert, andererseits bedeutet ihr ausgeprägtes Verständnis und Mitgefühl für andere Kulturen auch sozialen Sprengstoff. So hat Auraya zum Beispiel überhaupt kein Verständnis für die restriktive Politik den Traumwebern gegenüber, und auch andere Minderheiten wie die Siyee, die geflügelten Bewohner der Berge, liegen ihr besonders am Herzen. Und genau das ist ihr Dilemma: Auraya macht keine halben Sachen. Bei allem, was sie tut, engagiert sie sich auch emotional sehr stark. Schmerzliche Erfahrungen sind da unausweichlich.

Leiard ist weit schwieriger einzuschätzen. Zunächst will er nichts weiter als bessere Lebensbedingungen für die Traumweber erreichen. Da er Auraya seit ihrer Kindheit kennt und ihr vertraut, ist er bereit, mit ihr zusammenzuarbeiten. Allerdings muss er dazu eine tiefsitzende Angst überwinden, die übertrieben scheint, denn obwohl Juran und Dyara, die beiden ältesten Weißen, ihm äußerst kühl begegnen, wird er zu keiner Zeit bedroht oder diskriminiert. Die Traumweberälteste Arleej bemerkt als Erste, dass Leiard ungewöhnlich viele und deutliche Erinnerungen an Mirar, den einstigen Traumweberältesten, besitzt. Und je näher Auraya und Leiard sich kommen, desto stärker werden diese Erinnerungen. Bis irgendwann ein fremdes Bewusstsein Leiard dreinzureden beginnt. Und bald begnügt es sich nicht mehr damit zu reden … Wo kam dieses Bewusstsein her? Und wieso hat es solche Macht über Leiard? Wer ist Leiard wirklich?

Emerahl hat von all dem nichts mitbekommen. Sie ist eine Wilde, eine Unsterbliche und eine Zauberin. Jahrelang hat sie im Verborgenen gelebt, bis sie dem Vorsteher des benachbarten Dorfes in die Quere kam. Nun suchen die Priester nach ihr, und Emerahl bleibt nichts anderes übrig als zu verschwinden. Ein schwieriges Unterfangen, denn sie muss feststellen, dass die Zahl der Priester enorm zugenommen hat! Emerahl muss auf all ihre Fähigkeiten zurückgreifen, um ihnen auszuweichen, und sie darf dabei nicht auffallen. So kommt es, dass das Versteckspiel sie letztlich dazu zwingt, im Tross eines Bordells den Truppen Nordithanias in den Krieg zu folgen, wo sie die größte Überraschung ihres langen Lebens erwartet.

Trudi Canavan hat für ihre neue Trilogie durchaus interessante Charaktere entworfen. Sie sind auch klar gezeichnet und ihre Handlungen nachvollziehbar. Trotzdem konnte ich mit keiner von ihnen richtig warm werden. Zwar ist keine von ihnen unsympathisch oder langweilig, es ist aber auch keiner von ihnen gelungen, mich wirklich zu fesseln und mit ihr fiebern zu lassen, zu vorhersehbar ist die Entwicklung geraten. Das betrifft sowohl die wachsenden Fähigkeiten Aurayas als auch Leiards wachsende Labilität.

Dasselbe gilt für die Handlung. Die Autorin lässt es extrem langsam angehen. Langsamer, als es für die Ausarbeitung der verschiedenen Beziehungen zwischen den Protagonisten nötig wäre. Ausführlich schildert sie Aurayas diplomatische Bemühungen zunächst in Somrey, später bei den Siyee. Dazu kommt die Entwicklung von Tryss‘ Fluggeschirr und seiner Beziehung zu dem Mädchen Drilli. All dies wirft zwar ein sehr deutliches Licht auf die Kultur der Siyee, trotzdem wäre es mir gelegentlich lieber gewesen, das Erzähltempo wäre etwas höher angesetzt. Denn der eigentliche Konflikt mit den schwarzen Magiern aus den Südlanden kommt dadurch erst extrem spät zum Tragen. Lediglich zwei kurze Zwischenfälle deuten darauf hin, worauf das Ganze zusteuert, doch danach versinkt die Handlung jedes Mal erneut in Diplomatie. Irgendwie ist Trudi Canavan diesmal nicht so richtig in die Gänge gekommen. Als es dann endlich ernst wird, kommt sie dagegen ziemlich rasch zur Sache, und der Höhepunkt, auf den eigentlich ein Spannungsbogen hätte zulaufen sollen, ist erstaunlich kurz geraten und auf eine Weise entschieden worden, die ich ein wenig enttäuschend fand.

Zu diesem etwas blassen Gesamteindruck hat sicherlich auch die starke Zurückhaltung der Autorin in Bezug auf Antworten beigetragen. Dass sie bisher nicht verraten hat, wie es kommt, dass Leiard diesen ungebetenen Gast mit sich herumträgt, kann ich ja verstehen. Dem geschichtlichen Hintergrund hätte es allerdings gutgetan, die Autorin hätte an der Diplomatie ein wenig Ausführlichkeit abgezwackt und sie in ein paar Details über die Vergangenheit ihrer Welt investiert. So hat sie den Konflikt zwischen den Weißen und den Traumwebern zwar mit ein paar trockenen Worten erklärt, sodass der Leser wenigstens die Grundlagen versteht. Aber nachvollziehbar wird die Vergangenheit dadurch nicht. So erfährt der Leser zum Beispiel nicht, warum Mirar so gegen die Götter gewettert hat, dass Juran sich gezwungen sah, ihn zum Schweigen zu bringen. Immer wieder wird ein Krieg der Götter erwähnt, aber niemand verliert ein Wort über die Ursache und die Konsequenzen dieses Krieges. Auch Emerahls Rolle in dieser Vergangenheit bleibt bisher noch ein Geheimnis.

Auch den Gegnern der Weißen, den Südländern, hat die Autorin kaum Beachtung geschenkt. Einerseits scheinen sie ziemlich grausam zu sein, andererseits zeigen sie Züge von Freundlichkeit, etwa, wenn eine ihrer Zauberinnen bedauert, gegen die Siyee kämpfen zu müssen, als täten diese ihr leid. Eine Erklärung für diese ungewöhnliche Diskrepanz gibt es bisher nicht, auch nicht, warum die schwarzen Magier einen so ausgeprägten Hass auf die Götter der Weißen haben. Der Feind wirkt fast wie eine Kulisse; er hat zwar ein Ziel, aber keine Kultur, keine Geschichte, keine Beweggründe.

So bleiben unterm Strich nicht viel mehr als eine akzeptable Charakterzeichnung sowie ein recht gelungener Entwurf einer Kultur von Flügelwesen und der einer Theokratie. Dabei hat die Geschichte durchaus noch eine Menge Potenzial: die Meermenschen, die Dunweger, die Südländer, die Vorgeschichte, Mirar und Emerahl … aber offenbar hat sich die Autorin all das für die Fortsetzungen aufgehoben. Ich für mein Teil hätte diesen ersten Teil interessanter gefunden, wenn Trudi Canavan all diese Aspekte in gleichem Umfang weiter ausgebaut hätte, anstatt sich so sehr auf die Diplomatie der Weißen und das Volk der Siyee zu konzentrieren, dass für die anderen fast nichts mehr übrig blieb. Nach der Lektüre der abwechslungsreichen und lebendigen Magiertrilogie hatte ich durchaus mehr erwartet. Ich hoffe, das rappelt sich noch.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier. „Priester“ ist der erste Band der Trilogie Das Zeitalter der Fünf, dessen Folgebände „Magier“ und „Götter“ im Januar beziehungsweise im März nächsten Jahres erscheinen sollen. Die Autorin arbeitet derweil an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein dreibändiges Sequel ist in Arbeit.

Broschiert 832 Seiten
Originaltitel: Priestess of the White (Age of the Five 1)
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30432-7

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbt/

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 3,00 von 5)

Trudi Canavan – Die Meisterin (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)


The Empire of Stones

Band 1: Die Rebellin“
Band 2: Die Novizin“
Band 3: „Die Meisterin“

Sonea hat nach ihrem Zweikampf in der Arena tatsächlich Ruhe vor Regin. Dafür belasten sie andere Sorgen: Der Hohe Lord Akkarin gibt ihr Bücher über schwarze Magie zu lesen! Allein das wäre bereits ein Verbrechen, für das die Gilde sie ausstoßen könnte. Doch zu ihrer Überraschung erfährt Sonea bald darauf die Gründe für das Geheimnis des Hohen Lords. Das lässt nicht nur ihre Vorbehalten gegen ihn schwinden, sie besteht sogar darauf, ihn dabei zu unterstützen.

Doch die Gilde hat inzwischen Akkarins Geheimnis entdeckt. Sie werden nicht nur aus der Gilde ausgestoßen, sondern auch aus den Verbündeten Königreichen verbannt. Ihnen bleibt nur der Weg nach Sachaka, dem Land, von dem nicht nur Akkarin und Sonea die größte Gefahr droht, sondern auch der Gilde und den Verbündeten Königreichen. Als Akkarin und Sonea sich endlich zum Südpass durchgeschlagen haben und wieder kyralischen Boden betreten, um den König und die Gilde zu warnen, ist es bereits zu spät …

An neuen Charakteren kommen in diesem dritten Band nicht mehr viele dazu, und die meisten bleiben eine Randerscheinung.

Als Einzige nimmt Savara etwas mehr Raum ein. Sie ist eine Sachakanerin, die Cery Hilfe gegen die Mörder anbietet, die Imardin immer wieder von neuem unsicher machen. Warum sie das tut, oder wer genau sie ist, verrät sie nicht. Aber sie ist offensichtlich eine ausgebildete Magierin, und sie kann hervorragend kämpfen. Gleichzeitig besitzt sie durchaus einen gewissen Sinn für Humor, und nebenbei wickelt sie Cery gehörig um den Finger. Die Frage ist nur: Kann man ihr trauen?

Auch Cery nimmt durch Savaras Auftauchen wieder mehr Raum in der Geschichte ein. Er ist selbstbewusster geworden, gleichzeitig hat er sich weitgehend von seinen alten Gefühlen für Sonea gelöst, wenn er auch immer noch Freundschaft und Beschützerinstinkte besitzt.

Den größten Wandel im Charakter macht Regin durch. Nicht nur, dass er nach dem Duell geradezu zahm geworden ist; nachdem die mit Sonea verbündeten Diebe ihn vor den Sachakanern gerettet haben, entschuldigt er sich bei Sonea für sein früheres Verhalten. Mir kam es allerdings seltsam vor, dass er für Sonea plötzlich Mitleid empfand, nur weil sie monatelang sozusagen Akkarins Geisel war! Kann das allein all den Hass, den er zuvor ganz offensichtlich für Sonea hegte, einfach ausgelöscht haben? Immerhin hat er ihr nicht nur ein paar kleine, fiese Streiche gespielt, er hat sie richtig gequält, und zwar mit Inbrunst! Dieser Sinneswandel erschien mir dann doch etwas dick aufgetragen …

Die Handlung ist diesmal nicht mehr so deutlich zweigeteilt wie bisher. Zwar ist Dannyl auch diesmal wieder in Elyne unterwegs, doch das Ausheben einer kleinen Rebellengruppe erscheint im Vergleich zur Handlung um Sonea und Akkarin eher nebensächlich. Dafür teilt sich die Handlung nach der Verbannung des Hohen Lords und seiner Schülerin gleich in mehrere Stränge, die letztlich alle auf den „Showdown“ in Imardin zulaufen. Das gibt ein ziemliches Um-einander-herum-Gewusel oberhalb und unterhalb der Straßen Imardins, und natürlich bleibt es nicht aus, dass im Kampf gegen die Sachakaner immer wieder einer der Beteiligten in brenzlige Situationen gerät. In der Regel werden diese Bedrohungen jedoch rasch aufgelöst, was nicht heißen soll, dass alle mit heiler Haut davonkommen. Im Gegenteil hat die Autorin keine Skrupel, einige ihrer Sympathieträger zu opfern, was dafür sorgt, dass die Spannung der verschiedenen Scharmützel nicht einfach verpufft. Was ich allerdings nicht verstehen konnte: Warum wollte Akkarin die Schutzmagie der Arenakuppel nicht benutzen? In einem Kampf, der so auf Messers Schneide stand, sollte man doch erwarten, dass die Beteiligten jede Kraftquelle nutzen würden, derer sie habhaft werden konnten!

Wie dem auch sei: Der dritte Band ist der komplexeste und auch der spannendste der drei. Dass Sonea und Akkarin sich letztlich ineinander verlieben würden, war wohl unausweichlich, immerhin war er der geheimnisvollste und faszinierendste Charakter unter den Männern und sie aufgrund ihrer Herkunft und überdurchschnittlichen Kraft ebenfalls etwas Besonderes. Andererseits hat uns die Autorin dabei zu jeder Zeit jeglichen Kitsch erspart, insofern wirkte dieses Detail nicht störend.

Dafür ist mir ein anderer Knacks deutlich aufgefallen: Als Sonea ihre Tante und ihren Onkel besucht, erfährt sie zum ersten Mal von den Morden in der Stadt. Das wunderte mich doch ein wenig, da Sonea ja erst vor zwei Jahren in die Gilde eingetreten ist. Die Morde begannen aber laut Akkarin kurz nach seiner Ernennung zum Hohen Lord, und das war bereits fünf Jahre her. Für die innere Logik des Handlungsverlaufs ist das jedoch nicht weiter von Belang, insofern sei darüber hinweggesehen.

Das Lektorat war angenehm fehlerfrei. Warum Bertelsmann allerdings zwei verschiedene Ausgaben für Erwachsene und Jugendliche herausgebracht hat, ist mir nicht ganz klar, denn Unterschiede gibt es offenbar nur in der äußeren Gestaltung, und die sind nicht besonders gravierend. Befürchtet der Verlag, Erwachsene würden die Jugendausgabe nicht lesen, wenn |cbt| draufsteht? Dann wären die potenziellen Käufer eigentlich selber schuld.

Für den Gesamtzyklus lässt sich sagen, dass er vielleicht nicht das Mitreißendste oder Fantasievollste war, was ich in letzter Zeit gelesen habe. Dafür waren die meisten Figuren und Ereignisse doch ein wenig zu schablonenhaft und der Spannungsbogen hätte gelegentlich etwas mehr Straffung vertragen. Das hat sich zum Ende hin aber durchaus gesteigert, die Personen lösten sich ein wenig aus ihren Schienen, der Spannungsbogen zog tatsächlich an. Dafür musste die Autorin nicht einmal Ströme von Blut bemühen, im Gegenteil. Sowohl die beschriebenen Morde als auch der Guerillakampf in den Straßen von Imardin kommen ganz ohne rote Pfützen aus.

Alles in allem war Die Gilde der schwarzen Magier angenehme und leichte Unterhaltung. Ich würde sagen, Trudi Canavan kann problemlos vorne im großen Mittelfeld der Fantasy mithalten. Und vielleicht steigert sie sich ja auch noch. Im Hinblick auf die geplante Fortsetzung wäre Savara eine Figur mit einer Menge Potenzial …

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den |Aurealis Award for Best Fantasy Short Story|. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie |Die Gilde der schwarzen Magier|. Inzwischen hat sie mit |Age of Five| eine weitere Trilogie geschrieben, die aber bisher nur im englischsprachigen Raum erschienen ist. Derzeit arbeitet sie an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein Sequel soll folgen.

Taschenbuch 700 Seiten
Originaltitel: The High Lord
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30330-6

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbj/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Trudi Canavan – Die Novizin (Die Gilde der Schwarzen Magier 2)

Die Gilde der schwarzen Magier

Band 1: Die Rebellin“
Band 2: „Die Novizin“

Am Ende des ersten Bandes der Trilogie hat Sonea sich dafür entschieden, als Novizin in die Gilde einzutreten. Keine Frage, dass das einer Menge Leute gar nicht gefällt. Schon bald zeichnet sich ab, dass einer sie ganz besonders hasst: Regin, ein sehr begabter Junge, der mit ihr in die Klasse geht. Von Anfang an macht er ihr das Leben schwer. Unter anderem sorgt er dafür, dass Sonea Rothens Wohnung verlassen und in die Unterkunft der Novizen umziehen muss.

Richtig übel wird es allerdings erst, als der Hohe Lord herausfindet, dass jemand hinter sein Geheimnis gekommen ist! Er besteht darauf, zu Soneas Mentor ernannt zu werden. Nicht nur, dass Sonea nun in die Residenz umziehen und regelmäßig mit dem Hohen Lord zu Abend essen muss, sie ist nun auch noch verstärkt den neidischen Attacken Regins ausgesetzt …

Dannyl ist derweil als Botschafter nach Elyne geschickt worden. Außerdem hat Administrator Lorlen ihn inoffiziell darum gebeten, die Reise des Hohen Lords nachzuvollziehen. Er will herausfinden, was genau Akkarin in den fünf Jahren getan hat, die er fern von Imardin verbracht hat. Dabei ist nicht klar, was er sich mehr erhofft: etwas, das ihm gegen Akkarin helfen könnte, oder etwas, das Akkarin entlastet.

Ohne zu wissen, wie heikel seine Tätigkeit ist, findet Dannyl tatsächlich schon bald eine heiße Spur …

Im Vergleich zum Vorgängerband hat sich die Personenkonstellation um einiges verschoben. So tauchen Fergun überhaupt nicht mehr und Cery nur einmal kurz auf, ohne tatsächlich eine Rolle zu spielen.

Fergun als unmittelbarer Gegner Soneas wurde durch Regin ersetzt. Und ich muss sagen, Regin legt tatsächlich einiges mehr an Rafinesse und Gemeinheit an den Tag als sein erwachsener Vorgänger! Vielleicht liegt es auch nur daran, dass Fergun nicht so leicht an Sonea herankam wie Regin. Jedenfalls ist Regin einer von der besonders falschen, hinterhältigen Sorte und gleichzeitig von Hass und Neid regelrecht zerfressen.

Der Ersatz für Cery heißt Dorrien und ist Rothens Sohn, ein Heiler, der sich in den Bergen um eine kleine Gemeinde von Hirten kümmert. Zwar bestimmt er die Handlung nicht so sehr wie Cery im ersten Band, dafür verbringt er zu wenig Zeit in Imardin. Trotzdem nimmt er Cerys Stelle als Kumpel ein, er bringt Sonea zum Lachen, unternimmt etwas mit ihr, macht ihr Mut und steht ihr indirekt gegen Regin bei.

Ansonsten beansprucht, wie erwartet, Akkarin einigen zusätzlichen Raum in der Handlung. Aber trotz seines dunklen Geheimnisses und seiner ziemlich drastischen, ja groben Maßnahmen, es zu wahren, konnte ich mich nicht dazu durchringen, in ihm einen wirklichen Bösewicht zu sehen. Cerys Rettung im ersten Teil passt einfach nicht dazu! Denn läge es wirklich in der Absicht des Hohen Lords, an Soneas Kräfte zu kommen, dann hätte er Cery im Keller verrotten lassen und in aller Ruhe abgewartet, bis Ferguns Plan aufgegangen wäre und die Gilde Sonea hinausgeworfen hätte. Stattdessen hat er erst die Voraussetzungen geschaffen, dass sie bleiben konnte, und so selbst dafür gesorgt, dass er nicht mehr an sie herankommen kann, ohne Aufsehen zu erregen! Auch andere Indizien sprechen dafür, dass es einen besonderen Grund für Akkarins Verhalten geben muss, der aber natürlich noch nicht verraten wurde …

Charakterliche Entwicklung gibt es eigentlich nur bei Sonea und überraschenderweise bei Dannyl. Sonea leidet sehr unter der Ausgrenzung und natürlich unter Regins Schikanen. Letztlich stellt sich aber heraus, dass Regin das Gegenteil von dem erreicht, was er erreichen will. Anstatt Sonea zu demoralisieren, sorgt er dafür, dass sie lernt, sich zu wehren. Außerdem macht ihr die Nähe zu Akkarin zu schaffen, obwohl sie ihn nicht oft und lange sieht. Doch die Drohungen gegen sie und Rothen waren auch nicht dazu geeignet, ihr den Wechsel ihres Mentors zu erleichtern. Während sie ihr Problem mit Regin allmählich in den Griff bekommt, wird ihre Angst vor Akkarin eher immer größer. Dannyl dagegen genießt seine Reisen, zumal er in Elyne einen Reisegefährten gewonnen hat, der eine echte Bereicherung darstellt, und das nicht nur für die Aufgabe, die Lorlen ihm gestellt hat. Schon bald steht Dannyl vor einer Situation, die ihn zwingt, Stellung zu beziehen, vor allem sich selbst gegenüber. Und Dannyl trifft eine erstaunliche Entscheidung …

Die Handlung teilt sich grob gesagt in zwei Stränge, den um Dannyls Reise und den um die Ereignisse in der Gilde, wobei Letzterer sich ebenfalls noch einmal unterteilt. Den Löwenanteil nimmt dabei natürlich Soneas Konflikt mit Regin ein sowie die „öffentliche Meinung“, das heißt, die Ansichten diverser Magier über Sonea. Außer Rothen scheint nur Yikmo, ihr Lehrer in den Kriegskünsten, ihr freundlich gesinnt zu sein. Außerdem hat Sonea sich die Sympathien von Lady Tya erworben, weil sie ihr bei der Arbeit hilft. Die Ansichten der übrigen Magier wechseln je nach Ereignis von skeptischer Duldung zu offener Ablehnung.

Ein weiterer, größerer Teil widmet sich Lorlen und seinem Gewissenkonflikt sowie seinem gestörten Verhältnis zu Akkarin. Lorlens Vertrauen in seinen besten Freund ist durch Soneas Entdeckung zutiefst erschüttert, und er weiß nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten soll. Er macht sich Vorwürfe, weil er nichts unternimmt, weiß aber gleichzeitig, dass ihm die Hände gebunden sind.

Rothen taucht nach Soneas Umzug in die Residenz nur noch am Rande auf, und dann eher im Zusammenhang mit Dannyl und Dorrien, da er Sonea nicht mehr sehen darf.

Das ständige Geplänkel mit Regin bringt die Handlung natürlich nicht unbedingt weiter. Abgesehen davon, dass der Leser eher früher als später beginnt, Regin abgrundtief zu verabscheuen, schwebt ständig eine leise Drohung von Überdruss über den Ereignissen. Die werden immer wieder durch kleine Kniffe ausbalanciert, und als auch das nicht mehr hilft und der Leser den Eindruck gewinnt, dass sich an der Situation nichts ändern wird, ganz gleich, was Sonea tut, holt die Autorin endlich zum Schlag aus. Ob es ein Befreiungsschlag wird, werden wir allerdings erst im dritten Band erfahren. Immerhin sorgt dieser Schlag zumindest gegen Ende für einen Anstieg der Spannungskurve.

Eher geeignet, so etwas wie Spannung aufzubauen, ist die seltsame Mordserie, die die Garde in Atem hält. Zwar geschehen diese Morde alle in Imardin, trotzdem stehen sie eher in Zusammenhang mit Dannyls Nachforschungen, und damit mit Akkarin, als mit Sonea. Und zumindest Dannyl sorgt für etwas Fortschritt. Die Entdeckung des Symbols der Hand mit dem Mond und die Verbindung zwischen König Charkan und der alten Magie, die letztlich nach Sachaka weist, sind immerhin Schritte hin zu einer möglichen Lösung des Rätsels um Akkarin.

Auch vom zweiten Band der Gilde der schwarzen Magier kann man nicht behaupten, dass er aus der Masse der übrigen Fantasy herausragt. Immerhin sorgen die interessante Figur Akkarins sowie Dannyls Entdeckungen, aber auch der seltsame Schrank im Lager der Magierbibliothek dafür, dass es dem Leser nicht langweilig wird und er im wiederkehrenden Auf und Ab zwischen Regin und Sonea etwas hat, worüber er nachdenken kann. Und ich kann nicht behaupten, dass ich auf die endgültige Lösung im dritten Band nicht neugierig wäre.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den |Aurealis Award for Best Fantasy Short Story|. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie |Die Gilde der schwarzen Magier|. Inzwischen hat sie mit |Age of Five| eine weitere Trilogie geschrieben, die aber bisher nur im englischsprachigen Raum erschienen ist. Derzeit arbeitet sie an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein Sequel soll folgen.

Taschenbuch 608 Seiten
Originaltitel: The Novice
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30329-0

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbj/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Trudi Canavan- Die Rebellin (Die Gilde der Schwarzen Magier 1)

Es ist der Tag der Säuberung, der alljährlichen Vertreibung der armen Bevölkerungsschichten aus der Stadt Imardin.

Eigentlich wollte Sonea lediglich ihre alten Freunde aus Harrins Bande vor einer Falle warnen, doch ehe sie sich’s versieht, steckt sie mittendrin in dem Aufruhr, mit dem sich die jungen Leute aus den Hüttenvierteln gegen die königliche Garde und die Magier zu Wehr setzen. Natürlich wissen sie alle, dass die Steine, die sie auf die Magier werfen, an der magischen Barriere wirkungslos abprallen werden. Umso erstaunter und entsetzter ist Sonea, als einer ihrer Steine die Barriere durchdringt und einen der Magier an der Schläfe trifft!

Von jetzt an ist Sonea auf der Flucht. Denn die Magier drehen in den Hüttenvierteln außerhalb der Stadt jeden Stein um, um sie zu finden. Nur mit Hilfe ihres Freundes Cery, der ständig neue Verstecke für sie findet, gelingt es ihr, dem Zugriff der Magier zu entgehen. Bis selbst Cery so in die Enge getrieben wird, dass er keinen anderen Weg mehr weiß, als die Diebe um Hilfe zu bitten …

Den Magiern der Gilde dagegen läuft die Zeit davon: Wenn es ihnen nicht gelingt, das Mädchen mit der natürlich erwachten Gabe rechtzeitig zu finden, wird seine Magie außer Kontrolle geraten und nicht nur das Mädchen selbst zerstören, sondern auch Imardin! Und wenn sie das Mädchen gefunden haben, was dann? Rothen, der die Suche leitet, will sie in die Gilde aufnehmen, während manch anderer Magier allein von der Vorstellung entsetzt ist, jemand aus dem Hüttenvolk könnte die Magie erlernen! Und was ist mit Fergun, dem Magier, den Soneas Stein getroffen hat? Kann einer, der das Hüttenvolk so sehr verachtet wie er, wirklich Wert darauf legen, zum Mentor des Mädchens bestimmt zu werden?

Sonea legt keinerlei Wert auf magische Fähigkeiten: Die Magier sind der Säuberungen wegen in den Hüttenvierteln außerhalb der Stadt sowohl gefürchtet als auch verhasst. Eine von ihnen zu sein, empfände sie als Verrat an den Menschen, denen sie sich zugehörig fühlt, und Verrat ist etwas, das ihr zutiefst zuwider ist. Andererseits gefällt ihr der Gedanke, mit ihrer Magie den Hüttenleuten helfen zu können. Ihre Treue zu ihren Freunden und ihr tief verwurzeltes Misstrauen gegen die Gilde überwinden selbst ihre Abneigung, sich an die Diebe zu wenden.

Dabei kann man nicht sagen, dass Faren, der Dieb, bei dem Cery Sonea unterbringt, ein schlechter Kerl wäre. Natürlich gefällt ihm der Gedanke, mit Hilfe Soneas über Magie zu verfügen. Und auch Cerys Leistungen sagen ihm sehr zu. Das könnte den Gedanken begünstigen, dass er die beiden benutzt. Andererseits bietet er Sonea Schutz, was ihn einigen Aufwand kostet. Was Cery angeht, so kann man ihm immerhin nicht vorwerfen, er wäre falsch oder unfair ihm gegenüber. Der typische Gauner mit Ehrenkodex eben, dementsprechend auch nicht unsympatisch.

Cery, Soneas Jugendfreund, ist nur ein kleiner Straßengauner, obwohl er mit den Dieben durchaus ein wenig liebäugelt. Er ist nicht nur flink mit dem Dietrich und dem Dolch, er ist auch ein helles Köpfchen, behände, wendig und sehr neugierig. Vielleicht hätte er sich irgendwann auf jeden Fall mit den Dieben eingelassen, auch ohne Soneas Flucht, aber das wäre auch nicht weiter beunruhigend gewesen. Weit beunruhigender ist der lose Pakt, den er mit Akkarin, dem Hohen Lord der Gilde geschlossen hat …

Akkarin ist der undurchsichtigste Charakter des Buches. Dass mit ihm etwas nicht stimmt, erfährt der Leser recht bald. Warum er allerdings Cery befreit hat, bleibt vorerst noch ein Rätsel. Auch sonst ist ihm nichts von seinen Absichten anzumerken. Sonea scheint er kaum zu beachten, obwohl sie die gesamte Gilde wochenlang in Aufruhr versetzt hat und ihr magisches Potenzial höher ist als das so manch fertig ausgebildeten Magiers!

Rothen ist der väterliche Freund Soneas, ein älterer Mann, der bereits einen erwachsenen Sohn hat. Er liebt Bücher, gutes Essen und guten Wein, die Gesellschaft seiner Freunde, aber vor allem liebt er es zu lehren. Sonea ist für ihn eine Herausforderung, nicht nur, weil sie über so große Magie verfügt, sondern vor allem wegen ihrer massiven Vorbehalte gegen die Gilde, die er zunächst überwinden muss. Und er tut alles, um sie zum Bleiben zu bewegen …

Fergun dagegen ist der schmierige, hinterhältige Fiesling, der es liebt, auf anderen herumzuhacken, mit Vorliebe auf Rothens jungem Freund Darryl. Von Anfang an ist klar, dass er nicht aus Sorge um Sonea beantragt hat, ihr Mentor werden zu dürfen! Die Frage ist nur: Was genau heckt er aus und was bezweckt er damit?

Zugegeben, das alles klingt ein wenig nach Schema F. Trotzdem wirken Trudi Canavans Figuren erfrischend lebendig und plastisch, es ist leicht, sich mit ihnen zu identifizieren und mitzufiebern.

Die Handlung unterstützt dieses Mitfiebern nach Kräften. Der erste Teil des Buches ist ein wildes Katz-und-Maus-Spiel durch die Hüttenviertel, durch zahllose Geheimgänge, schmale Gassen und über die Dächer. Immer wieder entgeht Sonea den Häschern nur um Haaresbreite, während ihre Magie sich bei der geringsten Gefühlsregung immer öfter ungewollt bemerkbar macht. Als die Magier Sonea schließlich stellen, hat der Leser schon die Apokalypse vor Augen!

Der zweite Teil wiederum baut seinen eigenen Spannungsbogen auf, der nicht ganz so straff gespannt ist, da er hauptsächlich von Rothens Bemühungen um Sonea erzählt. Erst als Fergun bei Sonea auftaucht, tut sich allmählich etwas, richtig spannend wird es aber erst, als Cery versucht, noch rechtzeitig in die Anhörung zu gelangen.

Dafür baut die Autorin im Verlauf der Handlung ganz unauffällig und beiläufig bereits die Voraussetzungen für den weiteren Verlauf in den Folgebänden auf, was im Trubel der zügig erzählten Verfolgungsjagd durch die Stadt beinahe untergeht. Erst am Ende des Bandes zeigt sich, dass genau dieser dünne Faden wahrscheinlich das bestimmende Element für den Rest der Trilogie sein wird. Dadurch stellt sich unwillkürlich die Frage, welche Rolle in diesem Fall wohl Fergun noch zu spielen haben wird, da er ganz offensichtlich nicht der Hauptbösewicht ist, abgesehen davon natürlich, dass der Leser sich fragt, wie die Gilde der Magier wohl der Bedrohung begegnen wird, die sich am Ende des ersten Bandes offenbart hat.

Ich muss gestehen, dass ich trotz der gängigen Schablonen, innerhalb derer sich Trudi Canavan bewegt, das Buch gern gelesen habe. Es liest sich leicht und flüssig, die Charaktere sind sympathisch und bieten viel Identifikationspotenzial, die Handlung ist sehr bewegt, abwechslungsreich und macht neugierig auf mehr. Aus den bisherigen Andeutungen über schwarze Magie lässt sich noch eine Menge machen, und ich bezweifle nicht, dass Trudi Canavan auch diese Ansätze auf interessante, lesenswerte Weise ausbauen wird, selbst wenn auch sie innerhalb gängiger Fantasy-Schienen bleiben sollten.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier. Inzwischen hat sie mit Age of Five eine weitere Trilogie geschrieben, die aber bisher nur im englischsprachigen Raum erschienen ist. Derzeit arbeitet sie an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein Sequel soll folgen.

Taschenbuch 544 Seiten
Originaltitel: The Magician’s Guild
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30328-3

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbj/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)