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Susan Cooper – Der Graue König (Wintersonnenwende #4)

Showdown im Tal der Geister

Unheimliche graue Füchse wüten im Land. Sie haben ihren Auftrag vom mächtigen Grauen König erhalten. Will Stanton weiß: Er muss sich der gewaltigen Macht des Grauen Königs entgegenstellen. Dabei unterstützt ihn Bran, der Rabenjunge. Im Widerstand gegen die Mächte der Finsternis offenbart sich Brans Schicksal … (Verlagsinfo)

Die Autorin

Susan Cooper, geboren 1935, stammt aus der englischen Grafschaft Buckinghamshire und hat schon sehr früh mit dem Schreiben begonnen. Nach ihrem Studium in Oxford arbeitete sie als Redakteurin, brachte es zur ersten weiblichen Herausgeberin des Oxford University Newspaper und arbeitete dann sieben Jahre für die Sunday Times (wo ihr erster Chef der James-Bond-Erfinder Ian Fleming war). 1963 zog sie in die Vereinigten Staaten. Sie ist mit einem amerikanischen Wissenschaftler verheiratet, hat fünf Kinder (zwei eigene und drei Stiefkinder aus der ersten Ehe ihres Mannes) und lebt in der Nähe von Boston, Neuengland. Sie hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht.

Der Zyklus der Wintersonnenwende umfasst folgende Bücher:

1) Bevor die Flut kommt (1965)
2) Wintersonnenwende (1973)
3) Greenwitch (1974)
4) Der Graue König (1975)
5) Die Mächte des Lichts (1977)

Handlung

Will Stanton, der zwölfjährige „Uralte“, genest gerade von einer üblen Hepatitis, als der Arzt anregt, seine Mutter solle ihn zur Kur in die Berge oder ans Meer schicken. Und wo gibt es beides? Natürlich in Wales, bei ihrem Bruder David und dessen Frau Jen. Sie haben zwei Söhne, Rhys und John, mit denen sich Will bestimmt gut versteht. Der Ort Tywyn ist tatsächlich ziemlich abgelegen, und um dorthin zu gelangen, muss Rhys, der Will am Bahnhof abholt, einige Kilometer fahren. Auf der Straße, wo sie eine Panne haben, erfährt Will erstmals vom Grauen König. Dies ist ein legendäres Wesen, das den Mächten der Finsternis angehört und in den Bergen ringsum wohnt. Doch weil Will noch so geschwächt ist, fällt ihm nicht ein, warum dies so wichtig sein sollte.

Dies ist die Weissagung, an die sich Will erst nach Tagen erinnern wird und die er aus dem Buch Gramarye auswendig gelernt hat, bevor es zerstört wurde:

|Am Tage der Toten, wenn auch das Jahr stirbt,
Muss der Jüngste die ältesten Berge öffnen,
Durch die Tür der Vögel, wo der Wind sich bricht.
Feuer wird flammen von dem Raben-Jungen,
Und die Silberaugen, die den Wind sehen,
Und das Licht wird finden die Harfe aus Gold.

Am freundlichen See liegen die Schläfer,
Auf Cadfans Weg, wo der Turmfalke ruft;
Wohl wirft grimmige Schatten der Graue König,
Doch singend wird sie die goldene Harfe leiten,
Sie weckt sie auf und heißt sie reiten.

Wenn Licht vom verlorenen Land erstrahlt,
Werden sechs Schläfer reiten, sechs Zeichen brennen,
Und dort, wo der hohe Mittsommerbaum wächst,
Wird die Finsternis fallen durch Pendragons Schwert.|

Auf seinem ersten Ausflug in die von Bergen umsäumten Weiden und Almwiesen lernt Will den weißen Hund mit den silbernen Augen kennen. Cafall (sprich: Kawál) ist der einzige Freund, den der Junge Bran hat, ein Albino mit weißem Haar, blasser Haut, aber bernsteinbraunen Augen. Er ist der Sohn von Owen Davies, einem Arbeiter auf dem Bauernhof von Wills Onkel. Will sucht „Cadfals Weg“, also den Weg des Heiligen Cadfal (= kadwal), der über die Berge des Grauen Königs führen soll. Vielleicht kann Bran ihm helfen? Zumindest kann ihm Bran helfen, diese merkwürdigen walisischen Laute zu verstehen und auszusprechen.

|Die Füchse des Grauen Königs|

Schon bald merkt Will, dass einiges in dieser Gegend nicht stimmt, und er sucht den Grund dafür. Als er an einem Schafabtrieb teilnimmt, wird eines der Schafe Opfer eines Angriffs. Kaum jemand hat den Übeltäter gesehen: ein Hund, ein Wolf gar? Auch Will hat nur eine huschende Silhouette erblickt, die sogleich verschwand – ein Fuchs? Der Vorarbeiter John Rowlands deponiert das verletzte Schaf in einer verlassenen Kate, um es später mit dem Auto zum Tierarzt zu fahren. Doch als sie zurückkehren, finden er und Will das Tier nicht mehr vor. Wie kann es halbtot verschwinden? Doch Cafall findet eine Spur – nur dass es im Gras der Wiese keine Fährte gibt. Die Spur verliert er im nahen Bach.

Als sie am Grundstück des Nachbarn entlangwandern, bedroht sie dieser mit einer Schrotflinte. Cadogan Prichard ist wütend, weil ihm ein Hund, wie er sagt, zwei seiner Schafe gerissen habe. Und wehe, er erwische den weißen Hund Brans dabei, dann sei er fällig. Cadogan meint es verdammt ernst. Und weil es nicht bei diesen zwei Schafen bleibt, wird er immer wütender. Diese Entwicklung führt zu einer Katastrophe. Denn Cadogan hat einen guten Grund, Bran, den Albino-Jungen, zu hassen. Auf Engländer wie Will ist er nie gut zu sprechen.

|Das Feuer|

Seit Wochen ist kein Regen mehr gefallen, was für Wales sehr ungewöhnlich ist. Im zundertrockenen Farn bricht eines Tages ein Brand aus, der sich rasend schnell ausbreitet. Die Farmarbeiter haben alle Hände voll zu tun, es erst einmal von der eigenen Farm fernzuhalten, doch als der Wind dreht, frisst sich die Feuerwalze in Richtung auf Cadogans Bauernhof voran. Erstmals sieht Will, was sich in den Rauchsäulen verbirgt: Es sind Füchse, graue Füchse mit intelligentem Blick, und ihr Anführer zeigt überhaupt keine Scheu, auch die beiden Jungs und ihren Hund Cafall anzugreifen. Auch Bran sieht sie, doch er denkt, jeder könne die Füchse sehen. Da täuscht er sich aber.

|Der Vogelfelsen|

Die drei finden eine Felsspalte, die auf den Vogelfelsen hinter Cadogans Hof führt. Auf einem kleinen Fleck endet der Spalt, und sie stehen vor einer glatten Wand. Will ist jetzt klar, dass der Vogelfelsen die „Tür der Vögel“ aus der Weissagung darstellt. Und die glatte Wand ist nur eine verborgene Tür in den Berg – die er mit einem Zauberspruch, den ihn sein Meister Merriman gelehrt hat, öffnet.

Sie treten in einen Tunnel und Will muss weitere Tore aus Stein öffnen, um in einen großen Saal zu gelangen, wo drei von Kapuzen vermummte Männer auf Thronen sitzen. Sind es Könige? Neben ihnen stehen zwei Truhen. Der Wortführer der drei begrüßt den Uralten Will und seinen Freund Bran. Er verspricht ihm ein Geschenk: die goldene Harfe, einer der vier magischen Gegenstände, die Will erringen muss, damit die Mächte des Lichts, für die er kämpft, über die sich erhebende Finsternis siegen können.

|Die Rätsel|

Doch die Harfe wird nicht an jeden verschenkt, sondern nur an jene, die durch Geburtsrecht ihrer würdig sind. Der Wortführer stellt Bran und Will drei schwierige Rätsel, wie es seit alters Brauch ist. Lösen sie sie, gehört die Harfe ihnen, verlieren sie, so wird die Finsternis siegen. Das erste Rätsel wird an Bran gerichtet: „Wer sind die drei Weltältesten?“

_Mein Eindruck_

Das Erlangen eines mächtigen Instruments der Mächte des Lichts ist nur die Hälfte des Werks, das Will vollbringen muss. Er muss die Finsternis, repräsentiert durch den Grauen König, bekämpfen, wo sie sich ausbreitet. Und das tut sie in diesem entlegenen Bergtal, wie es in der Weissagung beschrieben ist. Will ist also am richtigen Ort.

Nun folgt der zweite Teil: Der Einsatz der Harfe. Aber da er sie nicht spielen kann und die Finsternis bereits ihre Hände danach ausstreckt, kommt ein anderer Faktor ins Spiel: Das menschliche Drama, das hier vor zwölf Jahren stattfand, muss endlich seine Lösung finden. Und dadurch wird aus dem anfänglichen Suchspiel ein psychologischer Thriller, der dem Buch innerhalb des Zyklus eine Sonderstellung verleiht.

|Die Vergangenheit lebt|

Vor zwölf Jahren erschien eine junge Frau, die sich Gwen nannte, in der Kate des jungen Owen Davies. Sie hatte schwarzes Haar und so blaue Augen, dass sich der junge Owen, der sich noch nie fürs Heiraten interessiert hatte, bis über beide Ohren in sie verliebte und sie heiraten wollte. Sie gab ihm ihren kleinen Säugling, blieb nur drei Tage und verschwand dann wieder. Er fand nur den Zettel, den sie hinterlassen hatte: „Sein Name ist Bran. Lieben Dank, Owen.“ Owen suchte drei Tage in der Wildnis des Cader Idris nach „Gwennie“, doch vergebens. Er zog Bran als seinen eigenen Sohn auf und sagt ihm nie, dass er nicht sein leiblicher Vater war. Bis jetzt.

Doch der Grund, warum Gwen überhaupt gegangen war, war nicht, dass sie einen Termin beim Zahnarzt hatte oder so, sondern wegen der Rolle, die Cadogan Prichard dabei spielte. Als Owen gerade außer Haus war, fand Cadogan diese wunderschöne junge Frau ungeschützt in der Kate seines Angestellten Owen Davis vor. Und da Cadogan ein herrischer Mann und diese Frau nie zuvor hier aufgetaucht war, hielt er sie für ein leichtes Mädchen und wollte sie für sich nehmen. Owen kehrte zurück und verhinderte eine Vergewaltigung. Doch Owen in seinem Liebeswahn verletzte Cadogan ganz beträchtlich. Und seitdem hat Cadogan eine Wut auf Owen und seinen Sohn Bran.

Cadogan ist leichte Beute für die Finsternis, und der Graue König schnappt ihn sich, um die Vorgänge im Tal der Schaffarmen zu manipulieren. Der Graue König flüstert Cadogan Ideen ein, boshafte Ideen, und gibt ihm die neuesten Informationen über das, was vor sich geht. Diese Informationen sammelt der Graue König aus seinen „Wachsteinen“, die er an wichtigen Stellen versteckt hat, natürlich auch auf Cadogans Hof, aber auch in der alten Kate von Owen Davies.

|Ein Vertreter der Macht?|

Es ist Wills Job als Uralter, diese Steine der Finsternis unschädlich zu machen. Er findet den Wachsein in Owens Kate, lässt aber Bran mit dem Hund Pen daneben zurück, um Hilfe zu holen: seine magische Harfe. Als Will zurückkehrt, sind Bran, Pen und der Wachstein fort – ein Wachstein, den nicht einmal er selbst mit seiner Zaubermacht bewegen konnte. Welche Macht hat sich also hier gezeigt? Es kann nur die von Bran sein, oder? Wer ist denn dieser Bran, der über eine so besondere, geheimnisvolle Mutter und einen so außergewöhnlichen Hund wie Cafall verfügt?

Noch immer steuert der Graue König im seinem Kampf gegen den Uralten Will Stanton den wütenden Schafzüchter Cadogan Prichard. Der Showdown findet an jenem „freundlichen See“ statt, wie die Weissagung erwähnt, direkt unter dem Berg, den die Waliser Cader Idris nennen: den Sitz Arthurs. Es kann nur ein Arthur gemeint sein, weiß Will, und das ist der König Arthur, der in der zweiten Frage der drei Weisen erfragt wurde. Hier muss Will die sechs Schläfer aus dem Berg befreien. Er beginnt die Harfe zu schlagen.

Doch es ist Brans und Owen Davies‘ Aufgabe, mit Cadogan fertigzuwerden und den alten Streit, der zwölf Jahre Zwietracht ins Tal brachte, ein für alle Mal beizulegen. Und da Cadogans Seele und Bewusstsein fest in der Hand des Grauen Königs sind, müssen sie es an der Seite Wills mit einem Mächtigen der Finsternis aufnehmen. Das Psychodrama endet keineswegs mit der Tötung Cadogans, der ja nur ein Knecht des Bösen ist, sondern mit dessen Erlösung. Und die Wahrheit über Brans Identität wird enthüllt. Wer sonst kann jene schöne junge Frau gewesen sein, die einst Owen, dem ersten guten Mann, den sie traf, ihr einziges Kind, den Raben-Jungen, übergab, als Guinevere?

|Offene Fragen|

Allerdings bleiben die Beweggründe für diese tragische Tat im Dunkeln. Ist Bran der Sohn von Lancelot, was natürlich nur Guinevere weiß – und Merlin? Der Leser wird sich wundern, wie die Frau König Arthurs die Jahrhunderte überwunden hat, doch für den Leser der ersten drei Bände ist das kein Problem: Die Uralten wie Merlin alias Merriman können zwischen den Zeiten wandeln und dabei offensichtlich auch „Passagiere“ mitnehmen. Und ist Bran nun der „Pendragon“ der Weissagung? Der nächste Band wird es weisen.

|Sonderstellung|

„Der Graue König“ nimmt deshalb eine Sonderstellung im Zyklus ein, weil hier der zentrale Konflikt nicht durch Beschwörungen und Tricks herbeigeführt wird, sondern durch die Lösung eines psychologischen Traumas – jenes Gespinstes aus Hass und Lüge, das aus den Geschehnissen in Owens Kate erwuchs. Die Autorin findet für diesen schrittweisen Vorgang (im zweiten Teil des Buches) hervorragend geeignete Bilder und Szenen, vergisst aber dabei nicht, dramatische Szenen bis zu einem finalen Showdown aufzubauen.

„Greenwitch“ (Band 3) wartete mit einigen Horrorszenen auf, die alle irgendwie aufgesetzt wirkten, besonders der Angriff der Piraten. Und „Wintersonnenwende“ (Band 2) bestand aus zahlreichen Episoden äußerer Konflikte und etlicher Erkenntnisse, die aneinandergereiht wurden, um dann in einem Showdown zu kulminieren. Diese Phase hat die Autorin in „Der Graue König“ überwunden. Die Geschichte ist aus einem Guss – Teil 2 ergibt sich automatisch aus Teil 1. Was als Instrument der Macht erworben wurde, wird nun eingesetzt. Und was an Erkenntnissen erworben wurde, wird nun angewendet, bis sich alles zum Guten wendet, weil der Graue König seinen Diener aus psychologischen Gründen verliert.

Ist es da ein Wunder, dass ich das Buch in einem Rutsch zu Ende lesen musste, um zu erfahren, wie es endet?

|Die Übersetzung|

Annemarie Böll übersetzte die ersten drei Bände, Karin Polz die restlichen zwei. Vom sprachlichen Stil der Übersetzerin war ich nicht besonders beeindruckt. Auf Seite 96 reiht sie dreimal „dann“ aneinander, und das klingt entsprechend stumpfsinnig: „DANN drang von unten ganz allmählich schwaches Licht zu ihnen. Will erhaschte einen Blick auf die Wände, die sie umgaben, DANN sah er die Stufen unter seinen Füßen, und DANN erschien nach einer Biegung im langen tunnelartigen Treppenschacht der helle Kreis, der sein Ende markierte.“

Auch eine Formulierung auf Seite 109 zeugt nicht gerade von stilistischer Eleganz: „… Furcht davor, was das Licht mit diesem neuen Gegenstand der Macht ZU TUN FÄHIG SEIN WIRD.“ Man könnte fast meinen, ein Fremdsprachler hätte hier übersetzt.

Hilfreiche Hinweise zur Aussprache des Walisischen finden sich nur in der Geschichte selbst, und das ist relativ holprig umgesetzt, wird aber mit Humor garniert. Eine Liste solcher Aussprachehilfen wäre hilfreich gewesen. Wenigstens gibt es ein oder zwei Fußnoten der Übersetzerin zu schwer übersetzbaren Wortspielen.

_Unterm Strich_

„Der Graue König“ setzt die Auffassung, dass das Böse sich in den Seelen der Menschen einnistet und Wurzeln schlägt, wenn ein schwelender Konflikt wie der zwischen Cadogan Prichard und Owen Davies nicht beigelegt wird. Eng damit verknüpft ist das Rätsel um Brans Herkunft, des Ziehsons Owens. Beide Themen werden auf verschlungenen Pfaden ebenso gelöst wie die Aufgabe des Uralten Will Stanton, den Grauen König aus diesem Tal des Zwistes zu vertreiben.

Das sind eine ganze Menge Ziele für ein so schmales Buch, aber die Autorin schafft es mit Bravour, alle Fäden zu verknüpfen und zu einem guten Ende zu führen. Dass für so manchen sehr jungen Leser, der mit psychologischen Dramen keine Erfahrung hat, der Überblick verloren geht, muss die Autorin in Kauf genommen haben. Und ich kann das Buch daher ebenso wie der Verlag nur ab etwa zwölf bis vierzehn Jahren empfehlen. Innerhalb des Zyklus um die Wintersonnenwende kann ich es nur wärmstens empfehlen. Ich habe es binnen sechs Stunden gelesen, denn es ist ungemein spannend.

Leider ist die Übersetzung nicht ganz zu meiner Zufriedenheit ausgefallen, aber es sind nur stilistische Unsauberkeiten, nicht sprachliche Unzulänglichkeiten, die ich moniere. Druckfehler konnte ich keinen einzigen finden. Eine Aussprachehilfe zum Walisischen wäre aber sehr nützlich gewesen. Der kleine Grundkurs, den Bran Will erteilt, reicht bei weitem nicht.

|Originaltitel: The Grey King, 1975
221 Seiten
Aus dem US-Englischen von Karin Polz
Empfohlen ab 12 Jahren|
http://www.cbj-verlag.de
http://www.suchediezeichen.de/
http://www.thelostland.com/

The Six Signs of Light

Susan Cooper – Bevor die Flut kommt (Wintersonnenwende 1)

Spannender Jugendroman: Gralssuche in Cornwall

Auf dem Dachboden in einem Haus in Cornwall entdecken Jane, Barney und Simon ein uraltes Pergament. Es birgt verschlüsselte Hinweise auf den Ort, an dem der Heilige Gral des Königs Artus verborgen liegt. Die Geschwister wissen: Die Zeit ist gekommen, die Kraft des Grals gegen die Mächte der Finsternis einzusetzen. Die Suche nach dem Gral wird für sie zu einem gefährlichen Unterfangen, denn die Vertreter des Bösen haben sich an ihre Fersen geheftet. Aber vielleicht kann ihnen Großonkel Merry helfen, denn er sieht nicht nur aus wie der weise Zauberer Merlin, er kann auch das alte Pergament lesen …

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Susan Cooper – Greenwitch (Wintersonnenwende #3)

Jagd nach dem Gral: Angriff der Geister

Der goldene Gral ist aus dem Britischen Museum gestohlen worden! Jane, Simon und Barney sind entschlossen, ihn zurückzuholen und sich den Mächten der Finsternis entgegenzustellen. In Cornwall wohnen sie dem jährlichen Ritual der „Greenwitch“, der Schutzgöttin der Fischer, bei. Sie bringt den Schlüssel, mit dessen Hilfe sich die Inschrift auf dem Heiligen Gral entziffern lässt. Im Wettstreit mit den Mächten der Finsternis buhlen die Geschwister um die Gunst der Schutzgöttin … (Verlagsinfo)

Die Autorin

Susan Cooper, geboren 1935, stammt aus der englischen Grafschaft Buckinghamshire und hat schon sehr früh mit dem Schreiben begonnen. Nach ihrem Studium in Oxford arbeitete sie als Redakteurin, brachte es zur ersten weiblichen Herausgeberin des Oxford University Newspaper und arbeitete dann sieben Jahre für die Sunday Times (wo ihr erster Chef der James-Bond-Erfinder Ian Fleming war). 1963 zog sie in die Vereinigten Staaten. Sie ist mit einem amerikanischen Wissenschaftler verheiratet, hat fünf Kinder (zwei eigene und drei Stiefkinder aus der ersten Ehe ihres Mannes) und lebt in der Nähe von Boston, Neuengland. Sie hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht.

Der Zyklus der Wintersonnenwende umfasst folgende Bücher:

1) Bevor die Flut kommt (1965)
2) Wintersonnenwende (1973)
3) Greenwitch (1974)
4) Der Graue König (1975)
5) Die Mächte des Lichts (1977)

Handlung

Die Geschwister Simon, Jane und Barnabas (Barney) Drew verbringen ihre Sommerferien mal wieder in Cornwall bei ihrem Großonkel Merriman Lyons. Mit Schrecken lesen sie in der Zeitung, dass der von ihnen vor den Mächten der Finsternis gerettete Kelch aus dem Museum gestohlen worden ist, dem sie ihn geschenkt hatten. Der Kelch ist kein anderer als der heilige Gral der Legende, und wie man ihn stahl, dürften wohl nur Zauberer wissen. Die Vitrine jedenfalls hat keinen einzigen Kratzer abbekommen.

Großonkel Merry hat einen Freund eingeladen, einen gewissen Bill Stanton, der lange Jahre in Amerika gelebt hat, aber eigentlich aus der südenglischen Grafschaft Buckinghamshire stammt. Und Bill hat seinen Neffen Will Stanton eingeladen, mit ihm eine Woche in Trewissick zu verbringen. Da sagt Will nicht nein, als er hört, dass er Merriman, seinen magischen Lehrmeister, wiedersehen darf.

Zuerst stehen die Drew-Geschwister dem elfjährigen Jungen skeptisch bis ablehnend gegenüber, doch Jane mahnt ihre Brüder, wenigstens höflich zu sein. Und schon bald zahlt sich ihre Freundlichkeit aus. Denn Barney wird von einem Vertreter der Gegenseite bestohlen: Seine schöne Zeichnung des Hafens schnappte sich der langhaarige Kerl einfach so und verduftete sofort mit dem Auto. Dabei nahm der Kerl auch noch den Hund Rufus von Kapitän Toms mit, bei dem sie im vorigen Jahr wohnen durften. Will erkennt sofort die Sachlage und alarmiert Toms und Merry, dass die Gegenseite aktiv wird. Toms erhält eine Warnung: Geht bloß nicht zum Fest der Greenwitch, wenn euch das Leben eures Hundes lieb ist!

Die Greenwitch ist eine von den Frauen des Fischerdorfes aus Weidengeflecht und Weißdorn geflochtene Figur, die an einem bestimmten Tag von einer Klippe aus ins Meer gestoßen wird, damit sie reiche Ernte und guten Fischfang – und Glück in der Liebe – bringen möge. (Man denke an den [„Wicker Man“.) 3804 Jane wird eingeladen, beim Flechten ebenso dabei zu sein wie bei der Opferung der heidnischen Figur. Ein Tumult entsteht, als ein langhaariger Kerl versucht, zur Figur durchzubrechen und die Zeremonie zu stören. Die jungen Dorfburschen „kümmern“ sich um ihn. Will Stanton ahnt, dass die Mächte der Finsternis in diesem Dorf sehr aktiv sind. Stecken ihre Agenten auch hinter dem Raub des Grals?

Es kommt zu einem Zwischenfall, bei dem der langhaarige Mann es mit Merriman, Will und Kapitän Toms, den drei Uralten, zu tun bekommt – und unterliegt. Rufus kann ihm entkommen. Als Barney und Simon jedoch Rufus zu der Stelle folgen, wo er gefangen gehalten wurde, stoßen sie auf einen Zigeunerwagen aus Holz. Der böse Mann entdeckt sie mit seinem sechsten Sinn sofort und lädt sie zu einer Limonade ein.

Als Barney seine Zeichnung zurückhaben will, willigt der Mann sofort ein, allerdings unter der Bedingung, dass Barney ihm einen Gefallen tut. Er lässt Barney den echten Gral holen (natürlich hat ER ihn) und füllt diesen Kelch mit Wasser und Öl. Dann soll Barney in diese Flüssigkeit hineinschauen. Na, was ist schon dabei, denken die beiden Jungs. Der Typ ist offenbar nur ein wenig irre. Also schaut Barney in den Kelch. Plötzlich beginnt er mit einer tiefen, fremden Stimme zu sprechen, die Simon noch nie gehört hat …

_Mein Eindruck_

Von hier ab nehmen die Ereignisse eine entschieden dunkler werdende Wendung, denn es sieht so aus, als würde der Mann im Zigeunerwagen über die Macht verfügen, den Mächten der See zu gebieten, namentlich der Greenwitch selbst. Denn die Greenwitch ist nicht bloß ein menschgemachtes Gebilde, das wie eine Opferfigur ins Meer geworfen wird, sondern eine „Wilde Kraft der Natur“, die weder den Mächten des Lichts noch denen der Finsternis gehorcht. Dass der Diener der Finsternis sie seinem Willen unterwirft, kommt also quasi einer Vergewaltigung gleich.

Doch die Greenwitch hat etwas gefunden, das sie als ihr privates Geheimnis betrachtet. Etwas, von dem auch Jane Drew in einem Traum erfahren hat, den sie Merriman erzählen muss. Nun ist auch Merry sehr daran interessiert, dieses Geheimnis vor dem Feind in Sicherheit zu bringen. Die folgende Auseinandersetzung zwischen dem finsteren Mann und der Greenwitch einerseits und Merri & Will, den beiden Uralten, andererseits gipfelt in einer schrecklichen Nacht, die Jane erst mit großen Augen verfolgt, dann jedoch lieber ängstlich unter ihrem Kopfkissen verbringt.

Natürlich hat all dies auch mit dem eingangs erwähnten Gral zu tun. Nachdem alles erledigt ist und wieder Frieden herrscht, können Merry, Will und Kapitän Toms die Inschrift auf dem Kelch entziffern. Es ist ein verschlüsseltes Orakel, in dem von einer goldenen Harfe und einem Grauen König, einem Mittsommerbaum und dem letzten Kampf die Rede ist. In den zwei weiteren Bänden des Wintersonnenwende-Zyklus werden alle diese Phänomene eine Rolle spielen. Wir dürfen schon gespannt sein.

Ich war überrascht, wie stark die Autorin die Schilderung der Nacht der Greenwitch in Richtung Horror getrieben hat. Ich fühlte mich an [„Schatten über Innsmouth“ 424 von H. P. Lovecraft erinnert, als eine Geisterarmee Trewissick unsicher macht. Die Landung der Geister-Piraten war aber dann doch etwas zu viel des Guten. Immerhin brennen sie das Dorf nieder. Oder war alles nur ein Traum, den Jane träumte? Es sieht ganz danach aus. Was die Autorin aber damit klarmachen will, ist deutlich: Die Vergangenheit ist weiterhin lebendig. Schlimmer noch: Auch ihre schlechten Seiten können jederzeit wieder zurückkehren, wenn man nicht aufpasst.

Dass nicht nur die Greenwitch mit Illusionen arbeitet, sondern auch die Mächte der Finsternis, müssen Barney und Simon feststellen, als sie den Zigeunerwagen suchen. Denn darin war ja bekanntlich der Gral versteckt. Aber wie sich herausstellt, muss die Begegnung mit dem Diener der Finsternis ebenfalls Illusion gewesen sein, denn den Zigeunerwagen gibt es zwar, doch er ist so alt und verrottet, dass er kaum etwas mit dem Wagen gemeinsam hat, an den sich die beiden Jungs erinnern können. Ob darin wohl der Gral zu finden sein könnte, fragen sie sich. Wohl kaum. Oder doch?

Dass es auch ein paar Momente des Humors gibt, dafür sorgen der gemütliche Bill Stanton und seine amerikanische Frau Frannie. Er hat ja eigentlich mit den Vorgängen um die Greenwitch nichts zu tun, aber als er den ohnmächtig gewordenen Diener der Finsternis ins Krankenhaus nach St. Austell fahren soll, passieren auch Bill Stanton einige seltsame Dinge.

Besonders hat mich das Auftauchen einer mythischen Gestalt namens „White Lady“ beeindruckt. Sie ist auch als die griechische Göttin der Meerestiefen Tethys bekannt und wird von Merry und Will besucht. Die „White Lady“ ist eine Verkörperung der Weißen Göttin, über die Robert Ranke-Graves ein ziemlich dickes Sachbuch geschrieben hat (dt. bei |Rowohlt|). Die Weiße Göttin ist die poetische Erscheinung der Großen Mutter, die in allen Mythologien des Mittelmeerraumes und des Vorderen Orients existiert: Kybele, Astarte, Ishtar – sie hat tausend Namen. Sie ist die Lebensspenderin und mitunter herrisch und launisch.

Die Greenwitch ist quasi ihre Tochter und ebenso emotional disponiert. Aber als Jane ihr wünscht, dass sie glücklich sein werde, revanchiert sich die Greenwitch alias White Lady mit einer großen Gabe: ihrem Geheimnis. (Und das soll nicht verraten werden.)

_Unterm Strich_

Der dritte Band des „Wintersonnenwende“-Zyklus bildet ein wichtiges Bindeglied, um die Handlung voranzubringen. Zum einen taucht hier Will Stanton auf, der Held aus Band 2, zum anderen die Drew-Kinder und der Gral aus Band 1. Obendrein spielt hier erstmals das Orakel des Grals eine Rolle, das die Ereignisse in den abschließenden zwei Bänden auf verschlüsselte Weise ankündigt. Um dieses Orakel, das in den Kelch geritzt ist, entschlüsseln zu können, müssen in Band 3, also „Greenwitch“, die Kinder zusammen mit den Uralten das Manuskript finden, das Barney in Band 1 in die See geworfen hat, damit die Diener der Finsternis es nicht bekommen.

Ich fand die Art und Weise, wie die Kinder auf die Figur des Will Stanton reagieren, besonders interessant. Ein gemütlich aussehender Junge mit rundem, offenem Gesicht, der sich auf eine Stufe mit Großonkel Merry stellt? Unerhört! Die Kinder ahnen nicht, dass sowohl Merry als auch Will und Kapitän Toms aus der Linie der „Uralten“ stammen, die schon immer Diener des Lichts waren. Sie gebieten den natürlichen Elementen, können daher fliegen, tauchen und viele andere erstaunliche Dinge. Das macht diese telepathisch begabten Zauberer zu faszinierenden Akteuren in dem verzweigten Winntersonnenwende-Zyklus.

Jüngere Leser seien vor den horrormäßigen Geistererscheinungen im letzten Drittel des Buches gewarnt. Deshalb würde ich das Buch erst ab zehn Jahren empfehlen, der Verlag empfiehlt gar ein Alter von 12 Jahren. Auf jeden Fall eignet es sich gut zum Vorlesen, nicht nur weil die Schrift entsprechend groß ist. Der Vorleser kann dann auch gleich die vielen mysteriösen Ereignisse und Zusammenhänge erklären. Sogar noch auf der letzten Seite gibt es eine kleine witzige Pointe, die möglicherweise der Erklärung bedarf. Übrigens: Wer genau hinschaut, entdeckt in dem Baum auf der Titelseite ein Gesicht. Dreimal darf man raten, wem es gehört.

|Originaltitel: Greenwitch, 1974
191 Seiten
Aus dem Englischen von Annemarie Böll
Empfohlen ab 12 Jahren|
http://www.cbj-verlag.de
http://www.suchediezeichen.de/
http://www.thelostland.com/

The Six Signs of Light

Susan Cooper – Wintersonnenwende (Wintersonnenwende 2)

Spannend: Jungzauberer bekämpft Schwarze Reiter

Der elfjährige Will Stanton hat eine Mission. Als letzter Kämpfer des Lichts muss er sich in der ewigen Schlacht zwischen Gut und Böse den Vertretern der Macht der Finsternis stellen. Im Kampf gegen das Böse überquert er die Grenzen von Raum und Zeit. Als ein todbringender Schneesturm über sein Heimatdorf hereinbricht, weiß Will, dass die Mächte der Finsternis zum finalen Schlag ausholen. Wird er diesen Kampf gewinnen können? Unerwartet auftauchende Helfer stellen sich an seine Seite.

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[NEWS] Lynda Mullaly Hunt – Wie man den Wind aufhält

Delsie wohnt allein bei ihrer Großmutter auf Cape Cod und fragt sich immer öfter, wer ihre wahre Familie ist. Als ihre Freundin Aimee sie als »Waise« bezeichnet, möchte Delsie mehr über ihre Eltern erfahren. Zum Glück schließt sie Freundschaft mit Ronan, der mit seiner eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat. Während sie gemeinsam Cape Cod erkunden, entdecken Delsie und Ronan den Unterschied zwischen Wütend- und Traurigsein, was es bedeutet, kaputt oder heil zu sein, wie es ist, verlassen oder geliebt zu werden. Und dass sie gemeinsam jedem Sturm gewachsen sind. (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 320 Seiten
cbt

Mark Haddon – Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

Anrührend & radikal: Der Held, der bellt

Christopher Boone ist 15 Jahre, drei Monate und zwei Tage alt, kennt alle Primzahlen bis 7507 und verabscheut Unordnung und Überraschungen. Das Mathegenie hat jede Menge Zwangsneurosen, denn der Autist leidet unter dem Asperger-Syndrom. Als eines Tages Wellington, der Pudel, ich Nachbars Garten einem Attentat zum Opfer fällt, erhält Christopher Gelegenheit, seinem großen Vorbild Sherlock Holmes nachzueifern. Er muss den infamen Täter ermitteln.
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Wallner, Michael – Blutherz

_Mit Turboschwangerschaft zur Göttin der Vampire_

Die 17-jährige Beinahe-Schottin Samantha verliebt sich in Taddeusz, den ältesten Sohn einer steinreichen Londoner Ärztefamilie. Doch Taddeusz hat ein düsteres Geheimnis: Er entstammt einem Jahrhunderte alten Vampirgeschlecht. Sein jüngerer Bruder Richard versucht, Samantha vor dem gefährlichen Einfluss und der Macht des Clans zu schützen – doch das Mädchen steckt schon mittendrin.

_Der Autor_

Michael Wallner wurde 1958 in Graz geboren und hat als Schauspieler und Regisseur gearbeitet. Er lebt seit 1997 als Roman- und Drehbuchautor in Berlin. Von ihm sind u. a. die Romane „Manhattan fliegt“ (2000), „Cliehms Begabung“ (2000) und „Finale“ (2003) erschienen. International bekannt wurde er durch den bis heute in 24 Länder verkauften |Luchterhand|-Bestseller „April in Paris“ (2006); eine Verfilmung dieses Buches ist in Vorbereitung. Zuletzt erschien von Michael Wallner bei |Luchterhand| der Roman „Zwischen den Gezeiten“ (2007). Sein erster Roman bei |cbj| war [„Zeit des Skorpions“ 5174 (2008).

_Handlung_

Die 17-jährige Samantha Halbrook arbeitet als Lernschwester am Chelsea and Westminster Hospital, einem riesigen Komplex in West-London. Nur der Schwester ihrer Mutter hat sie es zu verdanken, dass die Schülerin aus dem nordenglischen Kaff Lower Liargo überhaupt im mondänen London einen Unterschlupf gefunden hat. Deshalb ist Sam auch bereit, sich im Untergeschoss mit einem besseren Lagerraum als Wohnungsersatz zufriedenzugeben.

Täglich beobachtet sie, wie der Chefarzt Sir Kennock Transplantationen vornimmt oder plant. So etwa beim elfjährigen Andrew, dessen einzige Niere den Dienst quittieren will. Doch Andrew hat eine seltene Blutgruppe und wird so bald keine neue Niere bekommen. Täglich wird sein Blut gewaschen. Hier lernt Sam, dass Blut ein ganz besonderer Stoff ist. Und bei wem es versagt, den fährt man schon bald mit den Füßen voraus in die Leichenlagerhalle …

Um aus ihrem Alltagstrott herauszukommen, besucht der aufgeweckte Rotschopf eine Disco im Stadtzentrum. Sie hat natürlich keine Chance, am Türsteher vorbeizukommen, denn schicke Klamotten kann sich die Lernschwester nicht leisten. Aber ein hochgewachsener Mann, der aus einem Luxusschlitten steigt, nimmt sie einfach höflich am Arm und bittet um ihre Gesellschaft. Er nennt sich Teddy und hat einen gewissen Charme, dem sie nicht widerstehen kann. Schwupps, ist sie drin im Tanzschuppen. Natürlich gehen die Drinks auf ihn. Als ein muskelbepackter Typ Samantha schräg anmacht, wirft ihn Teddy quer durch den Raum. Wow, solche Kraft hätte Sam ihrem Galan gar nicht zugetraut.

Doch leider meldet er sich erst vier Tage später, als sie sich schon ganz in ihn verliebt hat, wieder, um sie zu einem privaten Abendessen einzuladen. In dem schlossartigen Bau am vornehmen Belgrave Square lernt sie Teddys Vater Valerian Koranyi kennen, den sie sehr freundlich findet und der sie den anderen Gästen vorstellt. Sie soll zu Valerians Rechten sitzen, als wäre sie ein Promi. Sam wird ganz nervös. Erst recht, als ein magerer Kerl auftritt, der wie betrunken an die Tafel torkelt und unverständliches Zeug brabbelt. Es ist Richard, Teddys Bruder. Diener bringen ihn weg.

Und hinterher zeigt ihr Teddy, pardon: Taddeusz Koranyi seine Gemächer. Dabei ergibt sich die Gelegenheit, die Standfestigkeit des Himmelsbetts zu testen: Sam schläft mit ihm. Seltsam findet sie allerdings, dass er sie nicht küssen will. Wenige Tage später stellt sie fest, dass ihre Periode überfällig ist. Keiner von ihnen beiden hat daran gedacht, an Verhüterli zu denken. Und da am nächsten Morgen niemand im „Palast“ anzutreffen ist, kann sie Teddy auch nicht darauf ansprechen. Nur Richard liegt in seinem Bett: Er erhält eine Bluttransfusion – in den Hals …

Teddy besucht sie im Hospital. Er bringt ihr ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit, hergestellt aus der „Bariactar-Kirsche“, sagt er. Das Zeug riecht zwar wie Ziegenpisse, stärkt sie aber im Nu, als wäre es flüssiges Feuer. Sie solle sparsam damit umgehen. Sie fragt ihren Wohltäter, ob er nicht auch etwas für den armen Andrew tun könne. Wie sich herausstellt, verdienen die Koranyis mit dem Transport von Transplantationsorganen sehr gut. Teddy sagt, er werde Andrew vielleicht eine neue Niere besorgen können. Sam ist froh.

Doch dieser gute Eindruck wird schwer gestört, als Richard in der Klinik auftaucht. Er kann sich kaum auf den Beinen halten, was nicht gerade zu seiner Glaubwürdigkeit beiträgt, aber er ist nicht betrunken, nur schwach. Der junge Mann mit dem blassen Teint und der Sonnenbrille behauptet, einer Familie von Vampiren anzugehören, die alle schon mehrere hundert Jahre alt seien. Wie absurd!, denkt Samantha. Allerdings: Sie hat weder Teddy noch Richard bei Tageslicht gesehen.

Im Internet über Vampire zu recherchieren, ist kinderleicht, findet sie, doch es stellt sich heraus, dass alles, was dort getextet wird, aus Legenden, Hörensagen und Geschwätz besteht. Die einzige Tatsache: Es gab einen angeblichen Urvater der Vampire namens Fürst Vlad III Tzepesz, genannt der Pfähler und Dracul, weil er dem Drachenorden angehörte. Seine Gebeine seien in einem Kloster bei Hermannstadt begraben, sein Kopf aber sei in Konstantinopel ausgestellt worden.

Ein Tag mit Teddy in den Gewächshäusern der Kew Gardens verläuft ohne Zwischenfall, doch Sam muss feststellen, dass sie nach seiner Liebe lechzt. Richard warnt sie eindringlich: Teddy habe sich mit einer speziellen Sonnenschutzcreme gegen die Folgen der Sonnenbestrahlung gewappnet, alles sei nur ein Trick. Inzwischen ist ihre Schwangerschaft sichtbar, was Sam wirklich verblüfft: Sie sieht nach fünf Wochen aus, als wäre sie im fünften Monat! Richard erkennt, dass die Koranyis, also Teddy und sein Vater Valerian, irgend etwas mit ihr und ihrem Kind vorhaben, sonst hätten sie Sam längst zu einer der Ihren gemacht: einer Blutsaugerin. Doch worin könnte dieser Plan bestehen?

Der junge Andrew bringt sie auf eine Idee: Wenn er Sorgen hat, will er zu seiner Mama. Und deshalb fährt Sam mit dem nächsten Zug nach Lower Liargo, nahe beim alten Hadrianswall. Ihr Vater ist hier Vikar, ein Seelsorger von sanftem Gemüt, aber entschlossenem Handeln. Von ihm hört sie zum ersten Mal von den Jüngern Fortrius, die in der Gegend die blutigen Bräuche der alten Pikten wiederaufleben lassen. Hier hat Sam einen schrecklichen Traum voller Omen, der sich auf prophetische Weise erfüllen könnte. Denn darin treten Valerian und der dunkle Gott Fortriu, dem er dient, selbst auf: mit Sam als Opfer …

Doch die Vampire haben nicht mit Sams Einfallsreichtum und Richards Verrat gerechnet. Ein Zeitenwechsel bahnt sich an …

_Mein Eindruck_

Zunächst lässt sich der Roman an wie jede Vampirgeschichte, die seit Bram Stokers Klassiker „Dracula“ geschrieben wurde. Und das ist auch der Teil, der mich am meisten enttäuscht hat. Samantha Halbrook hat zu wenig Individualität, als dass sie wie ein richtiger Mensch erscheint, aber auch nicht zu viel, so dass sich jugendliche Leser um 17 Jahre immer noch mit ihr identifizieren können. Ein erwachsener Leser dürfte sich deshalb wenig von ihrer Geschichte angesprochen fühlen (es sei denn, er sammelt sämtliche Vampirgeschichten, die je geschrieben wurden – das ergäbe eine voluminöse Bibliothek).

|Der hilfreiche Verräter|

Wirklich interessant ist vielmehr Richard, der junge Vampir, der gar keiner sein will. Wir erfahren zwar nicht seinen Grund dafür – was ich sehr bedauere -, aber die Folgen seiner Abstinenzlerhaltung sind für Sam ziemlich positiv: Er wird zu ihrem größten Helfer, und zwar nicht bloß wegen seiner goldenen Kreditkarte. Leider ist er wegen seiner Verweigerungshaltung etwas ungeübt in den Vampirkünsten, insbesondere Verwandlung in Fledermaus, Spinne und Wolf, vom Nebel ganz zu schweigen.

|Die Pikten und Fortriu|

Und Richard ist auch einer der drei Koranyis, der die Verbindung zu Fortriu herstellt. Fortriu, der dunkle Gott aus Transsylvanien, ist der Gott der Pikten, die angeblich aus dieser Gegend, der römischen Provinz Dacia, stammen. Als die Jünger Fortrius nun in Samanthas Heimat Lower Liargo aktiv werden, interessiert dies nicht bloß die drei Koranyis, sondern ganz dringend auch Sam selbst.

Die Pikten saugten offenbar Blut aus ihren Menschenopfern, was schon mal ziemlich vampirisch klingt. Und sie vermischten sich mit den Schotten am Hadrianswall, von denen Sam abstammt. Deshalb finden Teddy und Valerian den Rotschopf so außergewöhnlich attraktiv, um ihre Nachkommen hervorzubringen. (Es gibt noch einen weiteren Grund, aber der darf hier nicht verraten werden, weil er als große Überraschung im Finale präsentiert wird.)

Samantha erkennt ihre strategische wichtige Bedeutung in den Plänen der beiden Vampir-Koranyis, die sie als Mutter des nächsten Erben einnimmt, und nutzt diese Stellung aus. Zudem fällt ihr das leicht, weil sie sich immer mehr als Verbrecher herausstellen: Sie haben das Unfallopfer, dessen Niere der kleine Andrew bekommt, selbst umgebracht. Doch um sich selbst aus der gestellten Falle befreien zu können, muss sie, wie sich herausstellt, nicht nur den Jüngern Fortrius entgehen, sondern auch zurück zu den Ursprüngen des Fortriu-Kults gehen: nach Transsylvanien selbst.

Wie bei Bram Stoker findet hier ein fein eingefädelter Showdown mit Valerian statt, doch die besondere Rolle der „Bariactar-Kirsche“ für Sam erweist sich als segensreich. Erstaunlich, wie eine nach 13 Wochen hochschwangere junge Frau noch kämpfen kann. Ihr prophetischer Traum erfüllt sich auf eine ganz eigene, unvorhergesehene Weise. Und fortan wird für die europäischen Vampire nichts mehr so sein wie zuvor.

_Unterm Strich_

„Blutherz“ klingt zunächst nach einem der handelsüblichen Vampirromane von Wolfgang Hohlbein. Und die ersten zwei Drittel lassen auch keine Eigenständigkeit gegenüber diesem Vorbild erwarten. Das hat mich ziemlich enttäuscht. Doch dann entwickelt die Heldin noch erhebliche Initiative, bis sie im Finale die Oberhand behält. Das klingt schon weniger nach Hohlbein. Auch die Idee, Fortriu selbst, den Obergott der Vampire, auftreten zu lassen, fand ich originell.

Sicher ist es ein sexy Bild, sich eine Hochschwangere nackt auf einem Opferaltar vorzustellen, allerdings keines, das ich einem Minderjährigen zumuten würde. Solche Szenen finden sich gemeinhin eher in Horror-Fantasy-Erzählungen im Internet. Und auch das Inzest-Motiv ist wohl eher etwas für erwachsene Leser. Dagegen spricht aber die Jugend der Heldin und ihres Helfers Richard (der ja auch erst 114 Jahre alt ist, nicht gerade ein biblisches Vampiralter) und ihre beiderseitige, ziemlich sympathische Unerfahrenheit in Sachen Liebe, Schwangerschaft und Autofahren, von Begegnungen mit Göttern ganz zu schweigen. Samantha ist die erwachsen gewordene Version von Bella, Stephenie Meyers keuscher Vampirbraut.

Der Erzählstil Wallners ist anspruchslos, aber kompetent genug, um seine Story voranzubringen. Man merkt, dass er sich nicht für Landschaften und deren Stimmung interessiert, sondern vielmehr für ihre Geschichte. Der Stil ist straff, fast schon zu straff – Hohlbein hätte sicherlich fünfzig Prozent mehr Text produziert, wäre aber dadurch wesentlich langweiliger geworden. So aber konnte ich das Buch im letzten Drittel nicht mehr aus der Hand legen, sondern wollte unbedingt erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Das ist eine Empfehlung für spannende Lektüre.

|Empfohlen ab 14 Jahren
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 320 Seiten
ISBN-13: 978-3-570-16046-6|
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

Lauren DeStefano – Fallende Stadt (Internment 1)

Internment

Band 1: „Fallende Stadt“
Band 2: Flammendes Land (Mai 2018)
Band 3: Zerbrochene Krone (Juni 2018)

Morgans heile Welt hat bereits die ersten Risse bekommen, als ihr Bruder versucht hat, vom Rand der Welt zu springen. Aber als ein ermordetes Mädchen auf den Gleisen des Zuges gefunden wird, gerät alles in Wanken, woran sie bisher geglaubt hat! Ist der Verlobte der Toten tatsächlich der Mörder? Und was will die Spezialistin der Regierung wirklich von ihr?

Für unsere Verhältnisse ist Morgan ein ganz normaler Teenager: sie ist intelligent, wissbegierig und fragt sich, wie ihr Leben mit ihrem Verlobten Basil wohl sein wird, wenn sie einmal verheiratet sind. Für Internments Verhältnisse richtet sich Morgans Wissbegierde jedoch ein wenig zu sehr auf das, was jenseits von Internment liegt, und ihr Verhalten nach dem Mord entspricht auch nicht dem, was die Regierung von ihr erwarten würde. Lauren DeStefano – Fallende Stadt (Internment 1) weiterlesen

Veronica Roth – Gezeichnet (Der Rat der Neun 1)

Der Rat der Neun

Band 1: „Gezeichnet“

Akos und Eijeh Kereseth aus Thuvhe gehören zu den seltenen Menschen, die ein Schicksal haben, eine Zukunft, die unveränderlich ist. Akos weiß, dass ihn das zu jemand Besonderem macht, der unwillkürlich die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen auf sich zieht. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, dass es ihn und seinen Bruder zu Entführungsopfern machen würde …

Auch die Geschwister Noavek vom Volk der Shotet haben ein Schicksal. Doch das Cyras scheint völlig bedeutungslos im Vergleich zu dem ihres Bruders Ryzek: an eine Familie der Feinde ihres Volkes zu fallen! Um das zu verhindern scheint ihr Vater zu allem bereit zu sein, ohne jede Einschränkung!

Veronica Roths neuer Zyklus ist eine Mischung aus Fantasy und Science-Fiction. Veronica Roth – Gezeichnet (Der Rat der Neun 1) weiterlesen

Tanja Heitmann – Nebelsilber


Die Handlung:

Edie zieht mit ihrem Vater in das kleine Dorf Wasserruh, in dem ihre Familie einen alten Bauernhof besitzt. Ihre Mutter Inga ist eine viel beschäftigte Geschäftsfrau, die wegen ihrem Job nach Singapur gezogen ist.

Bereits am ersten Abend, auf der Suche nach dem Grundstück, begegnet Edie und ihrem Vater die Nachbarin Rodriga Adonay, die an Edie direkt Gefallen findet, und sie bittet, doch einmal zu Besuch zu kommen.

Im dem Erlenwald, der Wasserruh umgibt, findet Edie den seit zehn Jahren vermissten Jungen Silas Sterner, der als Kind spurlos an einem nebligen Vormittag verschwand. Das Echo eines leisen Herzschlags hatte sie durch den Wald geführt. Die Aufruhr ist enorm, keiner versteht, wie das hatte passieren können. Nicht einmal Edie und Silas wissen, wie ihnen geschah. Gemeinsam versuchen die beiden, das Geheimnis um den Erlenkönig zu lüften. Tanja Heitmann – Nebelsilber weiterlesen

Gesa Schwartz – Nacht ohne Sterne


Naya ist eine Außenseiterin. Als halber Mensch gehört sie weder zu den Menschen, noch zu den Askari, den Elfen des Lichts, in deren Welt namens Valdurin. Ihre Mutter war eine Askari, ihr Vater ein Mensch, weswegen sie keiner der beiden wirklich angehört. Durch ihre Begegnung mit dem Dunkelelfen Vidar wird sie jedoch in die uralte Fehde zwischen den Bharassar und den Askari hineingezogen, in der sie eine größere Rolle spielt, als sie jemals auch nur gewagt hätte, sich vorzustellen. Irgendwann findet sie sich selbst auf der Suche nach der Wahrheit und der richtigen Entscheidung und gleichzeitig auf der Flucht vor Bharassar und Askari wieder. Doch wem soll sie nun vertrauen? Gesa Schwartz – Nacht ohne Sterne weiterlesen

[NEWS] Ava Dellaira – Love Letters to the Dead

Eine Geschichte voller Liebe und Weisheit: Das beeindruckendste Jugendbuch des Jahres

Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb. Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe. Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten Brief an May schreiben … (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Originaltitel: Love Letters To the Dead
cbt

Veronica Roth – Die Bestimmung. Letzte Entscheidung

Mit „Letzte Entscheidung“ beschließt Veronica Roth ihre spannende Reihe „Die Bestimmung“, nachdem Band 2 „Tödliche Wahrheit“ mit einem Cliffhanger endete, der den Leser geradezu dazu zwang, sich sogleich dem dritten und letzten Band zuzuwenden. Hinter den dadurch mächtig geschürten Erwartungen bleibt „Letzte Entscheidung“ zwar schließlich zurück, nichtsdestotrotz hat Roth ihrer Reihe einen stimmigen Abschluss verliehen.

Die Revolution gegen die Ken war erfolgreich, ihre Schreckensherrschaft ist beendet. Doch schon wird Chicago erneut in Angst versetzt, als die unscheinbaren Fraktionslosen plötzlich die Macht an sich reißen und sich gegen ihre vorherigen Verbündeten stellen. Zuflucht und Hilfe kann jetzt nur noch außerhalb der Stadtmauern gefunden werden, weshalb sich Tris, Four und ihre Freunde aufmachen, allen Gefahren und Ängsten zu trotzen und die Welt außerhalb des ihnen bekannten Chicagos zu erkunden, um ihre Lieben zu retten. Dort werden sie jedoch bereits erwartet und nach und nach erschließt sich den jungen Leuten das wahre und erschreckende Gesicht der Gesellschaft ihrer Zeit, von der Chicago nur ein winziger, aber bedeutungsschwerer Ausschnitt war. Erneut wird den Protagonisten der Boden unter den Füßen weggezogen, erneut müssen sie sich zahlreichen Gefahren stellen, diesmal jedoch im Kampf gegen eine ganze Gesellschaftsstruktur und Werteordnung, nicht nur auf eng begrenztem Terrain wie in Chicago, sondern „draußen“, in der echten Welt. Doch wo fängt man an, wenn man die Welt verändern möchte?

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Veronica Roth – Die Bestimmung. Tödliche Wahrheit

Mit dem Auftakt ihrer Trilogie „Die Bestimmung“ konnte mich Veronica Roth wahrlich begeistern und mitreißen, in nur wenigen Tagen habe ich die spannende und emotionale Geschichte von Tris und Tobias im Chicago der Zukunft verschlungen und konnte das Buch währenddessen kaum aus der Hand legen. „Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit“ knüpft direkt an seinen Vorgänger an und erzählt vom Fortgang des Schicksals des jungen Paares nach dem fulminanten Finale von „Die Bestimmung“.
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Veronica Roth – Die Bestimmung

Feigheit, Dummheit, Egoismus, Aggression und Unehrlichkeit haben die Menschen zu Gewalt und Kriegen bewegt, so die Erkenntnis der Zivilisation einer Zukunft, in der sich die Bevölkerung deshalb in fünf Fraktionen gespalten hat, von der jede ein Ideal anstrebt, das eine der genannten menschlichen Eigenschaften bekämpfen soll: Altruan – die Selbstlosen, Candor – die Freimütigen, Ken – die Wissenden, Amite – die Friedfertigen und schließlich Ferox – die Furchtlosen. Im Alter von 16 Jahren müssen sich die Jugendlichen der Zukunft für eine Fraktion entscheiden und ihr ihr Leben widmen. So auch Beatrice, die bei den Altruan heranwuchs, unter denen Neugierde oder sogar der Blick in den Spiegel als selbstsüchtig galten und deshalb verboten waren. Auch deshalb entscheidet sie sich für die Fraktion der Ferox, der schwarz gekleideten, tätowierten und gepiercten jungen Menschen, die wie keine andere Fraktion für Freiheit und Abenteuer steht. Und das obwohl der Eignungstest, den alle Jugendlichen durchlaufen müssen, bei Beatrice nicht eindeutig war. Sie ist eine Unbestimmte, deren Gedanken und Gefühle nicht lediglich in eine Richtung verlaufen, die mehrere widerstreitende Begabungen und Eigenschaften in sich trägt und die deshalb nicht zu kontrollieren ist. Sie stellt somit eine Gefahr für das System dar und muss sich deshalb verstecken. Doch schon bald merkt sie, dass sie bei den Ferox womöglich nicht in Sicherheit ist, denn dort gerät sie mitten ins Zentrum eines Konflikts, einer Verschwörung, die nicht nur das ganze System in Frage stellt, sondern auch das Leben vieler, nicht zuletzt ihr eigenes bedroht. Gemeinsam mit dem geheimnisumwitterten Four, der das junge Mädchen sofort fasziniert und beeindruckt, macht sie sich deshalb auf, ihre Liebsten zu retten und den gewaltsamen Umbruch zu stoppen.

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Unsere Weihnachtsempfehlungen – Fantasy

Gestern haben wir die Weihnachtsempfehlungen aus unserer Redaktion im Bereich SCIENCE FICTION vorgestellt, heute machen wir mit dem Genre FANTASY weiter…

Mark Hodder: Der wundersame Fall des Uhrwerkmannes, Bastei Lübbe, 2013
„In einem alternativen Jahr 1861 untersucht Regierungsagent Sir Richard Burton einen möglichen Fall von Erbschleicherei, der sich als Teil eines Planes entpuppt, mit dem das britische Empire zerstört werden soll. – Der zweite Teil der Burton-&-Swinburne-Serie ist deutlich eleganter geraten als der Auftaktband und lässt einen übergreifenden Handlungsbogen erkennen; noch krudere Einfälle und absurde Ereignisse unterstützen eine ohnehin turbulente und spannende Geschichte: richtig gutes Lesefutter!“ (Michael Drewniok)
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Robert E. Howard: Der schwarze Hund des Todes, Festa, 2013
„Sammlung 13 klassischer Storys des „Schwert-und-Magie“-Klassikers Robert E. Howard (1906-1936). Als Werkschau ausgezeichnet und in der Lektüre ungemein spannend, krankt diese Kollektion höchstens an einer oft zu saloppen Übersetzung. Dennoch bietet sie Lesestoff, die nicht nur den historisch interessierten Phantastik-Freund fesseln dürfte.“ (Michael Drewniok)
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Und für jugendliche und junggebliebene Leser empfiehlt die Redaktion diese beiden Bücher…

Holly Black: Weißer Fluch, cbt, 2011
„In Urban-Fantasy-Büchern gehört es fast schon zum guten Ton, als Hauptperson weiblich zu sein. Bella Swan und Co. lassen grüßen. Holly Black findet, es reicht. Mit Cassel Sharpe hat sie eine wunderbare Romanfigur geschaffen, deren Abenteuer man gerne folgt. Der notorische Aufschneider ist das jüngste Kind einer so genannten Worker-Familie. Durch Berührung mit der Hand können Worker andere Leute töten, glücklich machen oder ihre Erinnerungen auslöschen. Cassels Brüder arbeiten beide für einen Worker-Mafia-Boss, seine Mutter sitzt wegen Trickbetrügerei im Gefängnis und er selbst ist von der Schule suspendiert, weil er auf dem Dach seines Internats geschlafwandelt hat. Eine durch und durch verkorkste Familie also, die ein großes Geheimnis hütet. Eines, das Cassels Leben verändert wird – und er wird dabei weder von einem Vampir gebissen noch lernt er seine große Liebe, einen Werwolf, kennen. Ein tolles Konzept, ein sehr sympathischer Ich-Erzähler und die spannende Handlung machen „Weißer Fluch“ zu einem Buch für die Twilight-Generation, die mal etwas anderes lesen möchte als als Urban Fantasy getarnte Schmonzetten.“ (Maren Strauß)
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Jonathan Stroud: Die seufzende Wendeltreppe, cbj, 2013
“ „Die seufzende Wendeltreppe“ ist der Auftakt zu Jonathan Strouds neuem Jugendbuchzyklus „Lockwood & Co.“ und noch besser als „Bartimäus. Jugendliche, die es nicht nur spannend und witzig, sondern auch ein wenig gruselig mögen, sind hier goldrichtig.“ (Birgit Lutz)
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Einen Überblick über alle Empfehlungen findet ihr hier!

Sara Shepard – Und raus bist du (Lying Game 1)

_|Lying Game|:_

Band 1: _“Und raus bist du“_
Band 2: „Never Have I Ever“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Two Truths and a Lie“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Hide and Seek“ (31.07.2012, noch ohne dt. Titel)

_Die Handlung:_

Kurz vor ihrem 18. Geburtstag macht Emma via Facebook eine überraschende Entdeckung: Sie hat eine eineiige Zwillingsschwester! Doch noch bevor sie Sutton treffen kann, erhält sie die mysteriöse Nachricht, dass ihre Schwester tot ist – und sie ihre Rolle übernehmen soll. Der Beginn eines gefährlichen Lügen-Spiels: Aus Emma wird Sutton, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Dabei übernimmt sie nicht nur Suttons Leben als makelloses Upperclass-Girl, die teuflischen Glamour-Freundinnen und Boyfriend Garret – sondern gerät auch in tödliche Gefahr. Denn nur der Mörder weiß, dass Emma nicht Sutton ist … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Mit Lügnerinnen hats die Autorin offenbar. Nach ihren Erfolgen mit den „Pretty Little Liars“ lässt sie nun die Zwillinge Emma und Sutton ein „Lying Game“ spielen. Und dass das extrem gefährlich (und für den mit dem Buch in der Hand auch manchmal recht verwirrend) sein kann, das lernen Emma und der Leser schnell. Denn, ohne es zu wollen, gerät Emma in eine Sache hinein, mit der sie nicht gerechnet hat und auch der Leser ist schockiert und gespannt darauf, wie sich die Dinge entwickeln.

An dieser Stelle zu verraten, dass ihre Zwillingsschwester Sutton tot ist, das ist kein Spoiler, das steht schon auf dem Buchrücken, aber auch im Prolog. Wir verfolgen nämlich zusammen mit Sutton, die als eine Art Geist über Emma schwebt, die Geschichte. Das ist schon eine seltsame, aber aufregende Erfahrung und sowohl der getötete Teenager als auch der Leser haben dabei schon ein ungutes und gruseliges Gefühl. Und wenn sich Sutton noch daran erinnern könnte, wer sie denn nun umgebracht hat, dann wäre das Buch wohl auch direkt mit dem Prolog schon zu Ende gewesen und es hätte keine Folgeromane gegeben.

So aber zieht die Autorin ihre Leser vom Vorspann an schon in ihr Storykonstrukt und wirft sie zusammen mit der armen Emma, die sich eigentlich auf die Begegnung mit ihrer unerwartet in ihr Leben getretenen Schwester freut, in eine völlig neue Umgebung, in der sich alle erstmal zurechtfinden müssen. Und als wäre es nicht genug, dass Sutton tot ist, muss Emma sie nun spielen … vor allen Freunden und auch vor Suttons Familie. Hier fiebert der Leser auf der einen Seite ständig mit, dass ihr „Lying Game“ von niemandem aufgedeckt und sie bloßgestellt und womöglich dann auch ermordet wird, auf der anderen Seite möchte man, dass sie sich doch jemandem anvertraut, um wenig ein bisschen weniger Last auf der Seele zu haben. Wie wäre es mit denn mit einer ihrer Freundinnen oder mit Garrett oder mit Ethan? Aber, wem kann sie wirklich trauen? Und, wer sagt denn, dass nicht einer ihrer Freunde der Mörder ist? Bei all den Lügenspielen wäre das kein Wunder.

Die 33 Kapitel (plus Prolog und Epilog), die auf die 320 Seiten des Romans verteilt sind, fliegen nicht nur so dahin, weil sie kurz und schnell geschnitten wie eine TV-Serie sind, sie sind auch wirklich fesselnd, weil sie so flüssig und lebendig geschrieben sind. Emma zu folgen ist eine Gefühlsachterbahn, die einfach nicht anhalten will und man möchte auch nicht, dass sie anhält, weil man Emma nicht allein lassen will. Und so wird auch der Story mehr Raum gegeben als der Charakterentwicklung oder -beschreibung. Mir aber gefällt das, ich mags, wenn etwas passiert und nicht ständig nur beschrieben, sondern die Spannung hochgehalten wird wird.

Die Unterschiede zwischen Emma und Sutton sind so groß wie der Unterschied ihrer Herkunft. Und so erleben wir zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen aus zwei unterschiedlichen Welten. Die eine kommt aus einer Folge von Pflegefamilien, die nicht die Nettesten waren, die andere hatte alles, was sie wollte und lebte den Stil einer reichen und verzogenen Göre … tja, ob ihr das den Tod brachte oder die kranken Spiele, die sie mit ihren Freundinnen gespielt hat? Das Ganze noch mit einer ordentlichen Prise Mystery und Paranoia zu würzen, ist der Autorin perfekt gelungen und unterhält unglaublich gut.

Der eine oder andere Leser könnte allerdings schnell mal die Übersicht über die ganzen Charaktere verlieren, weil die Autorin so einige davon ins Spiel bringt. Und immer mal wieder gibts Wendungen, die das Lesetempo und die Spannung hochhalten.

Und wer damit leben kann, dass eventuell nicht alle auftauchenden Fragen in diesem ersten Band der Serie beantwortet werden, sondern im Gegenteil eher noch Neue dazukommen, der bekommt ein paar fesselnde Stunden geboten, die Lust auf den nächsten Band machen.

Wer sich bis dahin auf die in den USA erfolgreich gelaufene erste Staffel der TV-Umsetzung des Romans stürzen möchte, der wird sich wundern. Hier sind nämlich beide Schwestern am Leben und suchen nach ihrer leiblichen Mutter! Eine unheimliche Bedrohung, jede Menge verdächtige Geheimnisse, Lügner und Lügenspiele gibts aber auch hier. Wer offen genug für die Unterschiede ist, der wird auch hierbei viel Spaß haben.

_Die Autorin_

Sara Shepard hat an der New York University studiert und am Brooklyn College ihren Magisterabschluss im Fach Kreatives Schreiben gemacht. Sie wuchs in einem Vorort von Philadelphia auf, wo sie auch heute lebt. Ihre Zeit dort hat die „Pretty Little Liars“-Serie inspiriert, die in 22 Länder verkauft wurde und die, ebenso wie ihre neue Reihe „The Lying Game“, zum New-York-Times-Bestseller wurde. Inzwischen werden „Pretty Little Liars“ und „The Lying Game“ mit großem Erfolg als TV-Serien bei ABC ausgestrahlt. (Verlagsinfo)

_Mein Fazit:_

Ein Lügenspiel größer als das Nächste, eine ermordete Zwillingsschwester, ein Haufen Verdächtiger und ständige Paranoia sind nur einige der Zutaten, die „Lying Game – Und raus bist du“ zu einem Pageturner nicht nur für Teenager machen.

Bleibt zu hoffen, dass der Verlag auch die Folgebände veröffentlicht, damit die Neugier des Lesers befriedigt wird.

|Broschiert: 320 Seiten
Originaltitel: The Lying Game 1
ISBN-13: 978-3570308004|
[www.randomhouse.de/cbt]http://www.randomhouse.de/cbt/index.jsp

Veronica Roth – Die Bestimmung (Die Bestimmung 1)

Die Reihe:

Band 1: „Die Bestimmung“
Band 2: „Tödliche Wahrheit“
Band 3: „Letzte Entscheidung“

Altruan – die Selbstlosen. Candor – die Freimütigen. Ken – die Wissenden. Amite – die Friedfertigen. Und schließlich Ferox – die Furchtlosen …

Fünf Fraktionen, fünf völlig verschiedene Lebensformen sind es, zwischen denen Beatrice, wie alle Sechzehnjährigen ihrer Welt, wählen muss. Ihre Entscheidung wird ihr gesamtes zünftiges Leben bestimmen, denn die Fraktion, der sie sich anschließt, gilt fortan als ihre Familie.

Veronica Roth – Die Bestimmung (Die Bestimmung 1) weiterlesen

Westerfeld, Scott – Cool Hunter

_Spannend und lustig: Coolness mit unerwarteten Nebeneffekten_

Lifestyle, Labels und Logos bestimmen die Welt des siebzehnjährigen Hunter Braque. Als sich der coole Trendscout auf der Jagd nach den neusten Innovationen in die lässige Jen verliebt, gerät er in mysteriöse Verstrickungen: Plötzlich fehlt von seiner Auftraggeberin jede Spur, dafür entdeckt Jen ein Paar absolut megahippe Sneaker in einer leer stehenden Fabrikhalle, die sie begeistert an sich nimmt. Die beiden Trendjäger ahnen nicht, dass sie in eine Falle getappt sind. Denn es geht um die Macht der Marken … (Verlagsinfo)

Vom Verlag empfohlenes Lesealter: 12 – 15 Jahre.

_Der Autor_

Scott Westerfeld wurde in Texas geboren. Er ist Komponist, Software-Designer und Autor zahlreicher Science-Fiction- und Jugendbücher, u.a. der international erfolgreichen Bücher „Ugly“, „Pretty“, „Special“ und „Extra“. Mit seiner Frau, der Autorin Justine Larbalestier (Cansino-Trilogie), lebt er in New York City und Sydney, Australien. Von ihm erschienen bereits die Romane „Weltensturm“ (Heyne) und “ Peeps – Die letzen Tage“ (Kosmos, 2009) auf Deutsch.

_Handlung_

Hunter Braque will die Schuhe unbedingt mit seinem neuen finnischen Handy fotografieren. Die Schnürsenkel des Mädchens sind derart interessant gebunden, dass für ihn völlig klar ist, dass sie eine Innovatorin sein muss. Ihr Name ist Jen, und sie steht an der Spitze der Innovationspyramide.

Hunter selbst befindet sich hingegen nur auf der zweiten Ebene, wo die Trendsetter angesiedelt sind. Deshalb mailt er sein Foto sofort an die Agentin eines Herstellers, wo sich die dritte Ebene befindet. Erst danach gelangt die Idee oder das Produkt zu den Verbrauchern, die als Erste Übernehmer (Early Adopters) bezeichnet werden. Die letzten in der Pyramide sind die Normalos und schließlich die Stehengebliebenen, denen „cool“ völlig schnuppe ist.

Als ihn Mandy, die Agentin des Kunden, bittet, zu einem Fokustest zu kommen, lädt er Jen spontan dazu ein. Bei der Werbespotvorführung sind diverse Vertreter von Zielgruppen anwesend, deren Urteil über das Wohl und Wehe des Millionen teuren 30-Sekunden-Clips entscheiden kann. Mandy nimmt gewissenhaft alle Urteile und Kommentare zu Protokolle.

Als Jen, die so etwas noch nie erlebt hat, zaghaft ihren Kommentar dazu abgibt, herrscht Totenstille, so verblüfft sind die Anwesenden. Dabei hat sie doch nur die „Fehlende Schwarze Frau“ (FSF) bemerkt, die so typisch ist für von Weißen gedrehte Werbevideos. (Warum, wird nicht erklärt.) Aber sofort pflichtet ihr Hunter bei, und auch die anderen finden schnell, dass an diesem Punkt was dran sei.

Es ist wohl diesem Kommentar zu verdanken, dass Mandy die beiden am nächsten Tag zu einer weiteren Produktbeurteilung einlädt. Aber als Hunter Jen trifft, die er immer interessanter findet, ist an der Adresse von Mandy kein Anzeichen zu finden. Seltsa auch, dass sie ihr Handy hinter einer Bretterwand des leerstehenden Hauses hören können: Es spielt „Take a chance on me“ von einer bekannten schwedischen Popgruppe (du-weißt-schon-wer). Mandy ohne ihr Handy – ist undenkbar! Etwas Schreckliches könnte passiert sein.

Weil der Zugang versperrt ist. Steigen sie übers Dach des Nachbarhauses in das leerstehende Haus ein, wobei Hunter immer wieder über Jens Einfallsreichtum verblüfft. Sie ist eben eine echte Innovatorin. Statt der gesuchten Agentin finden sie einen Stapel Karton, wie man sie für Schuhe verwendet. Deren Inhalt ist eine Sensation für einen Cool Hunter wie Braque: Es ist der perfektionierte Traum von einem Sportschuh! Sofort macht er ein Foto. Doch sie werden gestört: Ein glatzköpfiger Kerl stürzt sich auf sie!

Hat er Mandy auf dem Gewissen? Sie nehmen sofort Reißaus und entkommen dem Kerl tatsächlich, auch wenn Hunters Kondition wirklich besser sein könnte. In der ersten Verschnaufpause bemerkt er, dass er sein nagelneues, supercooles, finnisches Handy verloren hat. Er kommt sich völlig nackt vor. Dafür zaubert Jen ihm ein anderes Handy hervor: das von Mandy. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich. Und es klingelt „Take a chance on me“. Soll er wirklich rangehen?

_Mein Eindruck_

Dies ist offensichtlich ein Buch für Jugendliche, die „cool“ sein wollen. Auch Hunter Braque ist ursprünglich aus der Provinz, bevor er mit seinen Eltern – einem Epidemiologen und einer Parfümdesignerin – nach New York City ziehen musste. Als Landei musste er erst einmal herausfinden, was angesagt und cool ist – und was eben nicht. Dabei stellte er fest, dass es zig Gruppen gibt, die sich hinsichtlich Coolness deutlich unterscheiden. So wurde er ein Jäger des Angesagten – und bekam einen Job.

Diese Scouts gibt es als Freischaffende in jeder Marketingabteilung, die zu einem der großen Markenhersteller gehört, sei es nun wie im Buch Nike oder Adidas, Coca-Cola oder Nokia. (Im Buch werden keine Markennamen genannt, aber ich darf das.) Solche Landeier gibt es jedem Schulanfang neu, natürlich auch bei uns, und deshalb ist die Geschichte vom Cool Hunter durchaus relevant. Und spannend und romantisch ist sie obendrein. Denn selbstverständlich verlieben sich Jen und Hunter bis über beide Ohrenspitzen ineinander.

Aber ist dieser Kult um das Coolsein und das coolste Produkt überhaupt so erstrebenswert, scheint der Autor zu fragen. Denn was wäre der Sinn der ganzen Staatsaktion um diesen supercoolen Sportschuh, wenn damit nicht Milliarden zu scheffeln wären? Und könnte man diese Milliarden nicht für andere Zwecke sinnvoller einsetzen, beispielsweise für eine Aids-Impfaktion oder die Welthungerhilfe (oder – verwegener Gedanke – die Abschaltung sämtlicher Atomkraftwerke)?

Diesen Gedanken haben die „Spalter“ offenbar ebenfalls gehabt, die die Szene der Coolen aufmischen. Auf diese mysteriösen Drahtzieher stoßen Jen und Hunter, als sie einer Einladung folgen, die sie zu Mandy führen soll. Es soll sich angeblich um den Launch eines neuen Avantgarde-Magazins für die Millionäre auf der Fifth Avenue handeln. Schauplatz ist das New Yorker Naturkundemuseum (bekannt aus „Night at the Museum 1+2“).

Doch die Video-Vorführung hypnotisiert die Zuschauer, und die kostenlosen Gastgeschenke aus dem „Goody Bag“ erweisen sich als hinterhältige Färbemittel und eine Digitalkamera, die jedes Foto per WLAN an einen unbekannten Empfänger schickt. Je mehr die millionenschweren Yuppie-Gäste dem Alkohol zusprechen, desto alberner und entlarvender geraten diese Fotos.

Diese Typen wollen also der Inbegriff von „Coolness“ sein, fragt sich Hunter zweifelnd. Dabei versucht er sich verzweifelt dem Zugriff der anderen Seite, die Mandy entführt hat, zu entziehen. Nur mit Jens Hilfe gelingt ihm das schließlich – aber Mandys Handy musste dran glauben. Aber was wären zwei Detektive wie Jen und Hunter, wenn sie nicht einen Dreh wüssten, um den fiesen Drahtziehern auf die Schliche zu kommen?

_Die Übersetzung_

Die beiden Übersetzerinnen beherrschen die Szenesprache und belassen auch 99% aller Szeneausdrücke in der Originalsprache. Auf diese Weise wirkt das Denglisch des Buches nicht antiquiert oder oberlehrerhaft – so reden „coole“ Typen eben.

Das Glossar der Innovatoren ist ebenfalls astrein übersetzt. Die aufgeführten Neuerer sind den meisten Lexika völlig unbekannt, denn wen würde es schon interessieren, wann der erste Mensch in New York auf der Straße mit einem Handy telefoniert hat (Martin Copper anno 1973) oder wer seine Schnürsenkel das erste Mal in der Doppelhelixschnürung gebunden hat, die heute allgemein verbreitet ist (es war erst 1903!). Da waren Neuerer, deren Idee zwar nicht heroisch war, deren Beitrag die ganze Alltagskultur durchdrungen hat. Q.E.D.: Auch du kannst ein Innovator sein!

_Unterm Strich_

Ich habe diesen spannenden und actionreichen Jugendroman in nur zwei Tagen gelesen, aber man könnte ihn auch an einem Nachmittag schaffen. Die Story könnte so sicherlich nur an den angesagtesten Orten stattfinden, also dort, wo die größte Innovationsgeschwindigkeit zu finden ist: New York City, L.A., Hongkong, London usw. Aber dort geht dann echt die Post ab.

An einem solchen Ort könnte ich mir ein ungleiches Pärchen wie Jen und Hunter gut vorstellen, ohne Stirnrunzeln zu bekommen. Ob die Story spannend erscheint, hängt von der jeweiligen Aufgeschlossenheit des Lesers für coole Produkte und Ideen ab. Ich meine: Wie sexy kann ein neuer Sportschuh denn schon sein, hm?

Recht lustig und interessant fand ich dann aber die Anti-Cool-Launchparty der „Spalter“, die dann zu so komischen Ergebnissen wie purpurrot gefärbten Händen und Haaren führt. Ebenfalls recht nett ist die allmorgendliche Frage von Hunters Dad, dem Seuchenforscher: „Hast du dir die Hände gewaschen?“ Recht so! Der Sohnemann antwortet dann immer mit der Stimme eines hirntoten Roboters. Irgendwann kapiert Daddy dann die Botschaft. Es gäbe noch viele weitere solche Szenen aufzulisten. Sie alle machen das Buch nicht nur spannend und romantisch, sondern vor allem auch lustig und unterhaltsam.

|Taschenbuch: 320 Seiten
Originaltitel: So Yesterday (2004)
Aus dem US-Englischen von Katarina Ganslandt und Anja Galic
ISBN-13: 978-3570306086|

_Scott Westerfeld bei |Buchwurm.info|:_
[„Weltensturm“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3307
[„Ugly – Verlier nicht dein Gesicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4650
[„Pretty – Erkenne dein Gesicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4676
[„Leviathan 1: Die geheime Mission“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6647

Sarah Blakley-Cartwright / David Leslie Johnson – Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond

Es war einmal …

Die Bewohner des Dorfes Daggorhorn leben in Angst und Schrecken. Seit unzähligen Jahren bedroht ein Werwolf die Bewohner des Dorfes und tötete schon unzählige Menschen. Das Morden endete erst als die Bewohner angefangen haben jeden Monat ein Tier zu opfern.

Eines Vollmonds-Nachts sind die Eltern von Valerie an der Reihe ein Tier zu opfern und geben die geliebte Ziege von Valerie her. Diese wird im Wald angebunden und des Nachts schleicht Valerie sich in den Wald, um ihre Ziege zu retten und blickt dem Wolf in die Augen …

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