The Game Extreme

„The Game“ entpuppte sich seinerzeit zum absoluten Verkaufsschlager, dessen einfaches und dennoch forderndes Spielsystem eine regelrecht vereinnahmende Wirkung zeigte, die zur Folge hatte, dass man teilweise stundenlang am Spieltisch verbrachte, um die gemeinsame Aufgabe endlich zu lösen – oder sich dem Spiel sogar alleine zu stellen. Um den Reiz weiter aufrechtzuerhalten, hat der Nürnberger Spielkartenverlag im zunächst einige Erweiterungen ins Rennen geschickt und schließlich ein Update veröffentlicht, an dem man sich fortan die Zähne ausbeißen durfte. Und das darf man im Fallee von „The Game Extreme“ durchaus wörtlich nehmen!

Spielidee:

An der grundsätzlichen Konzeption des erfolgreichen Vorgängers hat Autor Steffen Benndorf indes nichts verändert. Nach wie vor besteht das Spiel des Ziels darin, die insgesamt 98 Zahlenkarten solitär oder im Team loszuwerden und den Nachziehstapel vollkommen zu leeren. Anders als im Original gibt es nun jedoch diverse Zusatzregeln zu beachten, die das Spiel weiter erschweren und manchmal auch das Gefühl fehlender Fairness wecken. Die extreme Herausforderung wird ihrem Namen jedenfalls schnell gerecht und ist als Ergänzung der Nussknacker für eine eiserne Nuss. War es nämlich zuvor schon nicht einfach, alle Zahlenkarten auf einem der vier Stapel abzulegen, ist es nun fast ein Akt der Unmöglichkeit. Aber das sollte so manchen Freak natürlich noch zusätzlich pushen…

Spielverlauf:

In der grundsätzlichen Ablaufplanung ist man ddem bewährten Rezept treu geblieben. Abhängig von der Teilnehmeerzahl erhält jeder Spieler einen Satz Handkarten, den er Zug für Zug wieder auffüllen muss, nachdem er eine, zwei oder drei Karten abgelegt hat. Dies geschieht nun folgendermaßen: In der Tischmitte liegen jeweils zwei Startkarten mit den Werten 1 und 100. Auf diesen Karten wird sich später ein Abwurfstapel bilden, der entweder von 1 an aufsteigend oder von 100 an absteigend befüllt wird. In jedem Zug ist ein Spiler immer noch verpflichtet, zwei seiner Karten auszulegen und direkt zwei neue vom Nachziehstapel auf die Hand zu nehmen.

Doch die neuen Regeln erschweren das Procedere nun, denn einzelne Karten verfügen über Kommandosymbole, die eine zusätzliche Handlung oder eine weitere Tücke zur Folge haben. Vor allem die Karten mit den roten Symbolen sind extrem gemein und zwingen das Spiel manchmal mit einem Schlag in die Knie. Folgende Konsequenzen ergeben sich dabei: Spielt man zum Beispiel eine Karte mit einem Totenkopf aus, muss man diese im gleichen Zug noch mit einer weiteren Karte abdecken – ansonsten geht das Spiel sofort verloren. Wer eine Karte mit dem Stopp-Zeichen auslegt, darf im laufenden Zug keine weiteren Karten mehr ablegen. Dies muss nicht zwingend schlecht sein, muss aber dennoch beachtet werden. Zuletzt gibt es noch die Karten mit der roten 3, bei der der Spieler aufgefordert wird, eine dritte Karte in seinem Zug auszuspielen. Und da man nicht immer die passenden Karten in der Menge auf der Hand hat, kann auch das böse enden.

Doch auch bei der Interaktion der Spieler sind einige Grenzen gesetzt worden, die sich vornehmlich über die vier neuen blauen Symbole definieren. So befiehlt ein Symbol, so lange nicht zu kommunizieren, bis die ausgelegte Karte auf ihrem Stapel von einer weiteren Karte abgedeckt wurde. Es ist zwar ohnehin nicht rlaubt, die Zahlenwerte mit seinen Mitspielern abzusprechen, aber in diesem Fall ist auch darüber hinaus Stille geboten.

In der Regel ist bei „The Game“ der sogenannte Rückwärtsschritt erlaubt. Wenn man zum Beispiel auf den Stapel der aufsteigenden Karten auf den Zahlenwert 31 eine 21 spielt, kann man den Ausgangswert für den nächsten Zug wieder verringern. Natürlich gibt es in „The Game Extreme“ auch hier eine Begrenzung, die diesen Schritt verbietet. Fast noch gemeiner sind aber die Symbole, die vorgeben, dass man vorerst alle Karten auf einen Stapel legen muss bzw. man solange keine Karten nachziehen darf, bis dieses Symbol wieder aufgehoben wurde.

Wem all diese Begriffe nichts sagen, dem seien die Regeln hier noch einmal kurz erklärt. Reihum spielen alle Mitspieler ihre Karten so aus, dass sie auf den aufsteigenden Stapel möglichst geringe Werte ablegen, die aber dennoch höher sein müssen als die Karte, die derzeit den Stapel abschließt. Das Umgekehrte gilt für den absteigenden tapel, der mit dem Zahlenwert 100 beginnt. Mit der Rückschrittregel kann man das Wachstum des Stapels ein wenig entschleunigen, zumeist aber nicht verhindern, dass auch mal größere Sprünge gemacht werden müssen, weil man nicht die passenden Karten auf der Hand hat. Das Spiel endet sofort, wenn entweder tatsächlich alle Karten abgelegt werden konnten (dann gilt das Spiel als bezwungen) oder keine weitere Karte mehr ausgelegt werden kann. Im letzten Fall notiert man die Anzahl der Karten, die noch im Spiel sind als Ergebnis – und versucht im nächsten Anlauf, dieses zu verbessern.

Mit den neuen Regeln kommen nun so viele frische Hürden ins Spiel, dass man vielleicht abwägen sollte, ob man direkt alle Symbole nutzt oder sich lieber langsam herantastet. Fakt ist allerdings, dass die Herausforderung eine ganz andere geworden ist und sich auch der Charakter des Spiels verändert hat, weshalb man eben nicht pauschal behaupten kann, die Grundidee wäre die gleiche geblieben.

Persönlicher Eindruck:

Nach sicherlich mehr als 100 Partien „The Game Extreme“ ist der Frustfaktor relativ hoch; nach wie vor ist es nicht gelungen, das Spiel nach den neuen Regeln zu bezwingen, weder im nach wie vor optionalen Alleingang, im Spiel zu zweit oder eben in der Maximalbesetzung mit 5 Spielern. Das bislang beste Resultat bestand in 8 übrig gebliebenen Handkarten, was angesichts des Schwierigkeitsgrads dieser neuen Auflage schon ls großer Erfolg gewertet werden darf. Bleibt „The Game Extreme“ daher künftig im Schrank? Nein, ganz bestimmt nicht, denn der unbedingte Wille, endlich alle Karten abzulegen und die Aufgabe zu lösen, ist auch bei allen ernüchternden Resultaten nicht verschwunden. Im Gegenteil: Niederlage für Niederlage wächst die Motivation, wenngleich man definitiv hier und dort mal ein anderes Spiel zwischenschieben muss, um am Ball bleiben zu können.

Doch wenn man das Ziel des Autors ins Auge fasst, den Hardlinern eine Aufgabenstellung an die Hand zu geben, deren Lösung über die üblichen Strategien hinausgeht, muss man Herrn Benndorf gratulieren. Denn diesbezüglich hat der renommierte Spielemacher wirklich ganze Arbeit geleistet. Und das wohlgemerkt mit schier einfachsten Mitteln…

Fazit:

Einfach erstaunlich, wie man aus einer grundsätzlich schon genialen Spielidee noch einmal so viel herausschlagen kann, dass selbst Kenner und gewiefte Taktiker an ihre Grenzen stoßen. „The Game Extreme“ ist DAS Kartenspiel schlechthin für Tüftler, Strategen und unverbesserliche Gegen-die-Wand-Renner, da es einen einfach nicht locker lässt, bis man es endlich besiegt hat. Es gibt viele Spiele, auf die man schwer verzichten kann, hat man sie erst einmal kennen gelernt. „The Game Extreme“ geht sogar noch einen Schritt weiter und erklärt sich als absolutes Muss in jedem gut sortierten Spieleschrank!

Autoren: Steffen Benndorf
Verlag: NSV
Empfohlenes Alter: ab 8 Jahre
Anzahl der Spieler: 1-5 Spieler
www.nsv.de

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