Qwixx – Das Duell

Unsitte oder Zugewinn? In den vergangenen Jahren ist es längst kein Einzelfall mehr geblieben, erfolgreiche Spieltitel regelmäßig zu erweitern, gleichzeitig aber auch derart auszuquetschen, dass Spielspaß und tatsächlicher Reiz Stück für Stück verloren gingen. Man erinnere sich beispielsweise mal an die völlige Ausschlachtung eines an sich wirklich guten Familienspiels wie „Qwirkle“, dessen unzählige Nachzügler viel mehr Geschäftsidee als lukratives Spielprinzip blieben.
Dass man eine solche Sache jedoch auch ambitioniert und immer wieder spannend gestalten kann, haben die Herrschaften beim Nürnberger Spielkartenverlag im Falle von „Qwixx“ vorgemacht. Mit Abwandlungen wie „Qwinto“ sowie den unterschiedlichen, später nachgereichten Spielblöcken durfte man in der Tat von gewinnbringenden Neuerungen sprechen. Und auch das kürzlich veröffentlich 2-Personen-Spiel „Qwixx – Das Duell“ zeigt, dass man ein bewährtes System ausreichend umstellen kann, ohne sich dabei zwingend wiederholen zu müssen – und dies sowohl beim Inhalt der Schachtel als auch bei der eigentlichen Idee, die dahinter steckt.

Spielmaterial:

* 1 Spielbrett
* 6 Würfel
* je 22 Spielsteine in Schwarz und Grau
* 1 Würfelmatte

Vorbei ist nun also die Zeit, in der man eigenständig ankreuzen und Spielblöcke verschleißen musste – denn im Duell ersetzen graue und schwarze Holzspielsteine den Kugelschreiber und bringen zudem auch eine allgemein bessere Übersicht, da man am Ende nur noch auf einem Spielfeld tätig ist. Der eigentliche Clou ist jedoch die Würfelmatte, die man in den Kartondeckel integriert hat. Es sind wie immer, kleine Bausteine, die sich hier verändert haben bzw. die entsprechenden Akzente setzen. Doch bei „Qwixx – Das Duell“ sind sie relativ hochwertig und somit auch ein klares Plus in der Spielkonzeption.

Spielidee:

Grundsätzlich gilt: Wer das Grundspiel bereits kennt, ist beim Duell klar im Vorteil, denn viele Spilregeln können hier eins zu eins übernommen werden. Erneut geht es darum, in den vier Spielreihen Punkte zu sammeln, in dem man sich langsam von rechts nach links hocharbeitet und mit größer (rot und gelb) bzw. kleiner (blau und grün) werdenden Würfelresultaten die Reihen möglichst zu vervollständigen und später abzuschließen. Je mehr Würfelwerte im Bereich von 2-12 man pro Reihe abdecken kann, desto größer ist am Ende auch der Punkteertrag. Sollte man allerdings kein Würfelresultat in seiner aktuellen Runde einbringen können, trägt man einen Fehlwurf ein. Insofern hat sich erst einmal nichts verändert.

Die eigentliche Neuerung besteht nun darin, dass man die Würfelergebnisse mit den Spielsteinen in der Farbe markiert, die man zu Beginn des Spiels gewählt hat. Auch hier bleibt vorerst noch alles beim Alten. Allerdings besteht in der Folge die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen Zahlen doppelt und mehrfach zu werten, somit also auch größere Punktzahlen in der Endabrechnung zu erzielen. Oder aber man entschließt sich, seinen Mitspieler zu ärgern und dessen Spielsteine wieder vom Spielbrett zu entfernen. Und siehe da: mit zwei minimalen Veränderungen entstehen völlig neue Strategien.

Spielverlauf:

Das Duell, so sagt der Name bereits, ist ein Zweikampf und somit eben auch nur eine Variante für kleine Spielkreise. Theoretisch bestünde womöglich sogar die Option, auf drei oder vier Spieler aufzustocken, aber es scheint ganz so, als würde das Spiel dann ziemlich unübersichtlich werden.

Der Ablauf ist in diesem Duell aber vertraut: Der Spieler, der an der Reihe ist, würfelt mit allen sechs Würfeln und entscheidet dann, welche Summen er wertet. Zunächst muss er überlegen, ob er die beiden weißen Würfel verwendet, dann steht ihm die Option offen, einen weißen Würfel mit einem der vier farbigen Würfel zu kombinieren. Anschließend markiert er dann mit seinem Stein das entsprechende bzw. die entsprechenden Felder auf dem Spielbrett. Nun ist der nächste Spieler an der Reihe.

Neu ist nun, dass der andere Mitspieler nicht mehr vom Wurf seines Kontrahenten profitieren kann sondern nur seine eigenen Resultate werten darf. Der eigentliche Kniff besteht jedoch darin, dass man jeweils den Stein, der in einer Reihe ganz vorne platziert wurde, mit einem weiteren Stein bebauen darf. So entsteht ein Turm von zwei oder mehreren Steinen, die in der Endabrechnung komplett mitgerechnet werden dürfen. Sollte ein Spieler an der Reihe sein und genau das gleiche Resultat erzielen wie ein Mitspieler, dessen Stein in der Reihe ganz vorne steht, darf er diesen Stein nun entfernen und einen eigenen Stein auf das gleiche Feld platzieren.

Dies ist aber nur dann möglich, wenn lediglich ein Stein dort liegt. Türme hingegen dürfen nicht mehr aufgelöst werden.
Eine Reihe kann schließlich abgeschlossen werden, wenn man das jeweils ganz rechts stehende Würfelergebnis mit seinen Würfeln kombinieren kann und bereits fünf andere Steine in dieser Reihe ausliegen hat. Steine, die in einem Türmchen gesetzt wurden, zählen dabei jeweils einzeln.

Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass man einen Fehlwurf hat und kein Feld mehr belegen kann. In diesem Fall markiert man dies ebenfalls mit einem Spielstein. Konnte man pro Spieler vorher noch vier Fehlwürfe einsetzen, sind nun nur vier Felder für alle Spieler verfügbar. Dies kann sich genau dann negativ auswirken, wenn es auf das Spielende zugeht.

Das Spiel endet nun, wenn entweder zwei Reihen abgeschlossen wurden, ein Spieler keine Spielsteine mehr hat oder insgesamt vier Fehlwürfe markiert wurden. Anschließend wird nach altbekanntem Muster gewertet. Wichtig hierbei erneut: Steine, die zu einem Türmchen gehören, werden doppelt und mehrfach gewertet, nicht die vom Stein belegte Zahl einfach. Der Spieler, der am Ende die meisten Punkte erreicht hat, gewinnt das Spiel.

Persönlicher Eindruck:

Ich muss gestehen: Ich war ein wenig skeptisch, als ich die Spielregeln durchgelesen und das Spiel zum ersten Mal getestet habe. Die Eindrücke von „Qwixx“ und „Qwinto“ waren herausragend, weshalb es eigentlich kaum vorstellbar war, dass Steffen Benndorf mit einem zumindest gleichwertigen Titel noch einmal würde nachlegen können. Nach mittlerweile ca. 20 Partien kann ich mich aber beruhigt zurücklehnen und darf konstatieren, dass auch der neueste Titel aus der „Qwixx“-Familie das Prädikat ‚besonders stark‘ verdient – zumal die 2-Spieler-Konzeption sehr gut ausgewogen ist und man das Spiel auch aufgrund der leichten Regeln schnell mal ausgepackt hat oder es eben als Appetizer für eine längere Spielrunde sehr gut nutzen kann.

Erstaunlich ist einmal mehr, wie es gelungen ist, mit vergleichsweise wenig Material und einer bereits ähnlich erprobten Spielidee noch einmal so viele Tiefe herauszuschlagen und die eigentliche Idee noch einmal so weit weiterzuentwickeln, dass „Qwixx – Das Duell“ tatsächlich als lohnenswerter, eigenständiger Spieltitel funktionieren kann. Der Ärgerfaktor eröffnet neue Räume, das Wertungssystem aus den bekannten Varianten wird mit dem Turmbau ausgehebelt, und auch die Begrenzung der Spielsteine kann zum Ende hin ein entscheidender Faktor werden, den man in seiner Spielstrategie berücksichtigen muss.

Wenn es also überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann vielleicht die anfangs nicht ganz so gute Übersicht, da man sich immer wieder neu orientieren muss, wo genau man nun einen Spielstein platzieren darf, gerade wenn auch schon einige Steine des Gegners auf dem Spielbrett legen – doch auch dieser Punkt ist nach einigen Partien nahezu unerheblich, weil man mit dauerhaftem Training sehr schnell ein Gefühl für das Spiel bekommt. Zuletzt wird noch ein Pluspunkt für das tolle Spielmaterial hinzugefügt, das nicht nur auf den ersten Blick, sondern auch bei der Übersicht der Details gefällt. Die Würfelmatte ist zum Beispiel ein superbes Extra, das einmal mehr zeigt, dass der Nürnberger Spielkartenverlag bei der Präsentation der Spiele alle Facetten berücksichtigt. Und eben genau diese Liebe zum Detail wird auch hier perfekt eingebunden!

Fazit:

Im Prinzip stellte sich vorab nur die Frage, ob man die neue „Qwixx“-Version als Ergänzung zur Sammlung dringend benötigt oder ob die Veränderungen nur derart marginal sind, dass man als erprobter Spieler darauf verzichten kann. Die Antwort ist aber eindeutig: „Qwixx – Das Duell“ ist ein absolut eigenständiges Spiel, das zwar vertraute Inhalte verwendet, an sich aber noch einmal ganz neue Ideen einbringt. Und das macht den Neuling zu einem absolut gleichwertigen Konkurrenten zu den ebenfalls richtig tollen Vorgängern!

Autor: Steffen Benndorf
Verlag: NSV
Empfohlenes Alter: ab 8 Jahre
Anzahl der Spieler: 2 Spieler
www.nsv.de

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