Troy Denning – STAR WARS: Der Geist von Tatooine

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Die Neue Republik konstituiert sich grade und noch längst sind, nach dem Tod Imperator Palpatines und seines Gehilfen Lord Darth Vader, nicht alle imperialen Widerstände gebrochen. Im Gegenteil: Der neue Befehlshaber Großadmiral Palaeon ist ein geschickter Taktierer und Stratege, der das junge Staatsgefüge und seine Sternsysteme immer noch massiv bedroht und nicht wenige davon weiterhin unterjocht. Glücklicherweise gibt es ja noch das erprobte und bislang unknackbar chiffrierte Schattenfunk-Netzwerk aus alten Rebellen-Tagen, welches die neue Administration der Republik weiterhin benutzt um an den Imperialen vorbei zu kommunizieren und Aktionen zu koordinieren. Allerdings steht dieses jetzt vor der Enttarnung.

Ausgerechnet ein lange verschollenes, berühmtes Bild eines alderanischen Künstlers taucht wieder auf – pikant: Das „Killik-Zwielicht“ ist nicht nur ein super seltenes Sammlerstück, in seinem Inneren versteckt befindet sich auch ein Code-Chip, der den Schlüssel zum Schattenfunk enthält. Die Versteigerung des Kunstwerkes auf dem schicksalsträchtigen Wüstenplaneten Tatooine ruft nicht nur Leia, Han sowie Chewie und C-3PO inkognito auf den Plan der Bieter, auch das Imperium zeigt offenes Interesse an dessen Besitz. Dort, wo die dunkle Karriere ihres Vaters Anakin Skywalker seinen bekannt-tragischen Anfang nahm und nun erneut die Zukunft Republik auf dem Spiel steht, wird Leia überdies von düsteren Machtvisionen heimgesucht. Die Auktion läuft dann auch noch vollkommen anders als gewünscht.

Eindrücke

Troy Denning ersann diese Geschichte bereits 2003 noch vor der Kenntnis von Episode III, denn diese lief zu Zeit ihrer Entstehung noch gar nicht im Kino, geschweige denn dass Lucasfilms ihm bereits Details verraten hätte, wie er im angehängten Interview mit DelRey Books verrät. Wiewohl Lucas (wenn auch nicht er selbst persönlich) alle Publikationen vor der Veröffentlichung checkt bzw. checken lässt, ob sie mit seinen Ideen konform gehen und in die „richtige“ Richtung stoßen. Umso erstaunlicher, dass die Story nicht mit der mittlerweile viel weiter fortgeschrittenen Handlung im „Star Wars“-Universum kollidiert. Sprich: Kontinuitätsprobleme sind augenscheinlich keine zu entdecken und das ist ein gutes Zeichen, immerhin brauchte die deutsche Übersetzung bis zum Jahr 2011 (!) und da ist verständlicherweise wiederum eine ganze Menge erzählerischer Sand über Tatooines Dünen geweht worden. Doch wie gesagt, dieser „Brückengeschichte“ tut das alles keinen Abbruch. Sie verknüpft die Begebenheiten von Episode I und II über kurz nach dem Fall Palpatines in Episode VI, hin zum Beginn der „Erben des Imperiums“-Trilogie von Timothy Zahn. Zwar wird er nicht namentlich genannt, doch der spätere Großadmiral Thrawn wuselt schon durch die Story.

Eingebettet ist der Hauptteil in zwei Kurzgeschichten Dennings. „Zwischenspiel auf Corphelia“ dient hierbei als Prolog zu einem Kernproblem, welches auch in der eigentlichen Story ständig mitschwingt, nämlich den unterschiedlichen Auffassungen der frisch vermählen Solos bezüglich ihrer Familienplanung. Während Han von Kindern träumt, ist Leia aufgrund ihrer Aufgabe in der Neuen Republik und nicht zuletzt der Sorge, dass eventuelle Nachkommen auch der dunklen Seite anheim fallen könnten, strikt dagegen. Im Laufe der Ereignisse, zwischen Wüstenflucht und genretypischen Blastergefechten finden allerdings gewisse Justagen beiderseits statt. Das wieder aufgetauchte elektronische Tagebuch von Großmama Shmi Skywalker spielt dabei eine gewisse Rolle. Das lässt Leia auch ihre durch und durch ablehnende Einstellung gegenüber ihrem Vater Anakin zumindest im Ansatz bröckeln. Auf Tatooine ist dieser nämlich nicht weniger als ein Volksheld, der sich beim berühmten Buunta Eve Pod-Rennen Freunde und Respekt erkämpfte. Die tiefe Liebe seiner Mutter besaß er ohnehin. Auch wenn es Leia nicht ins Weltbild passt, so war Anakin früher alles andere als ein Monster. Den Abschluss bildet „Eine andere Art von Wald“, wo auch Chewie gepflegte Familienprobleme mit seinem Sohnemann hat.

Fazit

Die Geschichte bietet viele aus den Filmen bekannte Figuren und beleuchtet die teils tragischen Familiengeschichten die Tatooine hervorgebracht hat – insbesondere natürlich die der Skywalkers. Doch auch Watto, die Lars sowie Anakins Jugend-Kumpel Kitster Banai und sogar Obi-Wan Kenobi sind wichtige Bindeglieder aus der Vergangenheit und selbstverständlich dürfen weder Jawas noch Tusken (aka „Sandleute“) in einem zünftigen Roman über den schicksalsträchtig(st)en Planeten des Outer Rim fehlen. Ebenso wenig wie coole Sprüche während Blastergefechten und halsbrecherische Swoop-Verfolgungsjagden, selbst ein AT-AT und der Millennium Falke mischen neben TIE-Staffeln und massig Stormtrooper-Kanonenfutter mit. Die beiden enthaltenen Kurzgeschichten haben nur zum Teil etwas mit der eigentlichen Handlung des Romans zu tun, passen aber vom thematischen Rahmen her durchaus ins direkte Umfeld dessen. Dabei ist Chewbaccas Auftritt mit seiner Frau Malla und Sohn Lumpy zeitlich auch vor den Ereignissen einzuordnen und daher auch kein Epilog, sondern eine Prolog-Episode auf Coruscant der Post-Imperium-Ära. Alles in allem solide STAR WARS Kost, die den dunklen Sith-Daumen des Rezensenten in die Vertikale schweben lässt.

594 Seiten, Taschenbuch / Paperback
OT: „Tatooine Ghost“
Inklusive Kurzgeschichten „Corphelion Interlude“ und „A Forrest Apart“
Troy Denning nach Motiven von George Lucas
© 2003 Lucasfilm / DelRey Books
Übersetzung: Tobias Toneguzzo und Andreas Kasprzak
© 2011 – Blanvalet / Verlagsgruppe Random House, München
ISBN 9783442268429

www.blanvalet.de

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