Wild, Hermann – vergessene Energie, Die

Der schweizerische Physiker Dr. Hermann Wild, Jahrgang 1930, gehört zu jenem noch kleinen, doch zunehmend wachsenden Kreis wissenschaftlicher Pioniere, vornehmlich Ingenieure und praxisorientierte Physiker, die sich in den letzten Jahren daran gemacht haben, energetische Anomalien zu untersuchen und alternative Energiemodelle aufzubauen, die in der Lage sind, diese Anomalien und von der Wissenschaft bislang abgewiesenen energetischen Quellen besser verstehen und erkennen zu können. Dieser Themenkreis gehört in das Umfeld der so gern belächelten Suche nach der „Freien Energie“, deren Ansätze bislang entweder mit Resonanzeffekten oder noch nicht näher untersuchten Feldquellen wie Trägheits- und Vakuumfeldern arbeiten. In seinem Buch „Die vergessene Energie“ widmet sich Wild zudem einem besonders schwierigen Problem: Der Kopplung von physischer und psychischer Energie. Schwierig deshalb, weil die Physik bislang als Wissenschaft von der „unbelebten“ Materie verstanden wird und beobachterunabhängig ohne jeden psychischen Einfluss auskommen „muss“.

Das Buch beginnt mit Betrachtungen einer interessanten alternativen Welt- und Dimensionsvorstellung – in den Wissenschaften in dieser Form hinreichend bekannt, aber der Allgemeinheit weniger vertraut – und formt im Vorfeld eine neue, erweiternde Bereichseinteilung physikalischer Wissenschaft, die aus bislang unerklärbaren Kenntnissen heraus notwendig geworden ist und interdisziplinärer arbeiten muss – eine Entwicklung, die erfreulicherweise im Wissenschaftsbetrieb allmählich Fuß fasst und sich zunehmend ausformt.
Auf der Suche nach Beschreibungsmöglichkeiten und Eigenschaften der ihn interessierenden Energiebetrachtungen begibt sich Wild zunächst in die Antike und berichtet von Überlieferungen und baulichen Errungenschaften alter Völker, vornehmlich der Hopi-Indianer, Ägypter und Inder, wobei er sich sowohl auf noch existierende Bauten als auch auf Mythenbeschreibungen und im Volkstum erhaltene Ansichten bezieht, um nach Ähnlichkeiten und Überschneidungen zu suchen.
Sodann begibt er sich in die Neuzeit und beschreibt die erstaunlichen und bislang unerklärbaren Versuche und Maschinen von Keely, Moray, Wilhelm Reich und Peschka, die entweder noch immer nachweisbar sind oder zumindest durch alte Aufzeichnungen und vertrauenswürdige Zeitzeugenberichte bestätigt werden können. Dabei zeigen sich Parallelen zu den vorherigen Betrachtungen, insbesondere die Art der Energieumwandlung und als zentrales Element eine offenbare psychische Komponente, die auch die Ursache für die Nichterklärbarkeit durch die Wissenschaft sein dürfte, da in diesem Bereich keine Nachweis- und Messmöglichkeit besteht und sie somit außerhalb „physikalischer Realität“ liegt. Da Resonanzkopplung eine wesentliche Rolle zu spielen scheint, wundert es mich etwas, dass von den Erfindungen und Ansichten des erstaunlichsten und wesentlich unterbewerteten praktischen Physikers der Neuzeit, Nikolas Tesla, nichts erwähnt wird; vielleicht fällt hier allerdings die psychische Komponente in den Hintergrund und wäre somit für das Kernthema nicht weiter Gewinn bringend.
Es folgt eine Darstellung der bislang postulierten Erdstrahlungen, scheinbar verschiedener Art, aber durchaus miteinander verflochten. Dabei begibt sich Wild auch in den Bereich der Radäesthesie, also der Grenzwissenschaft vom Rutengehen oder Auspendeln zur Auffindung und Wahrnehmung von Energie- und Strahlungsfeldern.
Nach der Untersuchung technischer Eigentümlichkeiten und besonderer Strahlungsformen, die mit diesen durchaus in Verbindung gebracht werden können, wendet der Autor sich einer Kernthese seiner Darstellung zu: Der Einbeziehung der Psyche in die Wechselwirkung mit diesen Energiefeldern. Ein Bereich dessen befasst sich mit der PSI-Forschung, hier im Wesentlichen der Tele- oder Psychokinese, also der materiellen Beeinflussung durch psychische Kräfte, womit sich eine weitere Verbindung in der Geist-Körper-Interaktion ergibt. Einige der hier erwähnten Fälle waren mir bislang auch aus themenverwandten Publikationen nicht vertraut, so dass sich auch für den interessierten und vorgebildeten Laien Neues entdecken lassen dürfte.
Vor der eigentlichen Synthese der Untersuchungen bringt Wild verschiedene Feldtheorien ins Spiel, unter anderem die von Sheldrake postulierten morphologischen oder morphogenetischen Felder, die sich wiederum mit Jungs Archetypen- und Synchronizitätstheorie verbinden ließen, womit man einen weiteren Brückenschlag zur psychischen Komponente aufbauen könnte; leider wird diese Verbindung in Wilds Buch nicht betrachtet.

In einer abschließenden Synthese-Betrachtung und Themenzusammenführung werden die Strahlungs- und Feldtypen noch einmal unter neuem Blickwinkel besehen und formuliert, Vergleiche gezogen und insbesondere die psychisch-physischen Zusammenhänge anhand von Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten analysiert. Zu einer in sich geschlossenen, erklärenden Theorie des hypothetischen neuen Feldes, das hier herausgearbeitet werden soll, kommt es letztlich nicht, aber die wesentlichen Ansätze sind gelungen und bieten Raum für weitere Forschung in diesem Bereich – so der Enthusiasmus solch engagierter und alternativ orientierter Wissenschaftler nicht wie so oft auf verschiedenen Bahnen durch das Etablissement ausgebremst wird. Es wären allerdings mehr fundierte empirische Daten notwendig; Wild verlässt sich in einigen Betrachtungen gelegentlich zu sehr auf „Hörensagen“ und Überliefertes, was natürlich durchaus fehlerträchtig ist und bei der Suche nach Überschneidungen und einer Reduktion des Problems durch Fehlerdaten die Synthese erschwert. Es gibt in diesem Bereich einfach zu wenig Forschungswillen und -Gelder, Aufzeichnungen und Daten; und dass hierfür ein gänzlich anderer Stil von Wissenschaftlichkeit aufgebaut werden muss, führt Dr. Wild ja selbst in seinem Buch aus.

Der Schreibstil ist im übrigen allgemein verständlich gehalten, bis auf einige Passagen, die sich auf genauere Messdaten beziehen und nicht sonderlich gut zu lesen, aber an einigen Stellen leider notwendig sind. Ansonsten verzichtet Wild größtenteils auf allzu fachspezifisches Vokabular; der Überblickscharakter vieler Passagen erfordert hingegen durchaus etwas Vorbildung.
Ergänzt wird der Band durch zahl- und hilfreiche Abbildungen und Tabellen (in denen oft wesentliche Stichworte für einen Überblick vergleichend gesammelt werden) sowie ein Stichwortregister.

Grobeinteilung aus dem Inhaltsverzeichnis:

• Einleitung
• Die andere Wirklichkeit
• Energien im Altertum
• … und in der jüngsten Vergangenheit
• Strahlungen der Erde
• Die Psyche als Empfänger von Strahlung
• Die Psyche löst Kräfte aus
• Informationsfelder
• Die Suche nach einer Synthese
• Verzeichnis der Abbildungen
• Stichwortverzeichnis

Erhältlich über den [Ancient-Mail-Verlag]http://www.ancientmail.de