Azzarello, Brian / Lee, Jim / Williams, Scott – Superman – Die Rückkehr 1

„Superman – Die Rückkehr“ ist eine neue Kurzserie aus dem Marvel-Universum, in der die Reihe „Für das Morgen“ (aus „Die Rückkehr von Superman 1-3“) aufgearbeitet wird. Die eher nachdenkliche und weniger actionbeladene Serie wurde von niemand Geringerem als Kult-Autor Brian Azzarello erschaffen, der sich mit Jim Lee und Scott Williams zudem prominente Unterstützung hinzuholte. |Panini Comics| veröffentlicht das Ganze nun in zwei Sammelbänden; der erste ist frisch auf dem Markt.

_Story_

Superman geht hart mit sich ins Gericht; auf der ganzen Welt sind Millionen Menschen verschwunden, und der Superhald gibt sich selber für dieses fürchterliche Ereignis die Schuld. Der beliebte Mann mit den überirdischen Kräften zieht sich daraufhin vollkommen zurück und bemüht sogar die Hilfe eines Priesters, mit dem er über eine verheerende Sünde spricht. Ein Jahr ist es nun her, seit eine ganze Bevölkerungsschicht wie vom Erdboden verschluckt ins Jenseits befördert wurde, und immer noch stellen sich für den stählernen Helden viele Fragen, primär die Frage nach dem Warum.

In mehreren Rückblicken erinnert er sich an kriegerische Auseinandersetzungen und Kämpfe mit einem seltsamen Wesen namens Equus, einem Monster, dessen wahre Identität selbst den furchtlosen Superman in Schock versetzt. Gleichzeitig erzählt er dem Pater von seinen Bedenken und den daraus resultierenden Selbstzweifeln, bis sich die Lage dann für beide Parteien immer mehr zuspitzt. Ist Superman tatsächlich für das Verschwinden von Millionen Menschen verantwortlich? Was ist in der Vergangenheit wirklich geschehen? Und welche Rolle spielt die Justice League, die sich in dieser kritischen Zeit gegen den blau-roten Helden stellt? Superman steht vor seinem vielleicht schwerwiegendsten Kampf überhaupt.

_Meine Meinung_

Der erste Band von „Die Rückkehr“ beginnt bereits relativ vielversprechend. Nachdem Autor und Zeichner in einem Vorwort ihre Ambitionen verdeutlicht haben, steigt die Geschichte mit sehr schönen Hochglanz-Illustrationen ziemlich rasant ein und zeigt den bekannten Actionhelden von einer überraschend nachdenklichen Seite. Superman hat viel von seiner heroischen Ausstrahlung einbüßen müssen und wirkt fast zerbrechlich, wenn er mit dem sehr ruhigen Priester kommuniziert. Ihm liegt eine Last im Genick, der er alleine nicht mehr Herr werden kann, und so holt sich ausgerechnet der unbesiegbare Superman Unterstützung bei einem Geistlichen.

Doch die Angelegenheiten, die in diesem Gespräch erörtert werden, bringen das Gemüt des Superhelden kaum wieder in Wallung; man blickt gemeinsam zurück auf die Zeit des Krieges, der durch Manipulation ein vorläufiges Ende genommen hat. Erste Zweifel werden wach, und je mehr sich Superman an die Details erinnert, desto deutlicher wird auch wieder die Erinnerung an eine bestimmte Maschine, die er mit den rätselhaften Ereignissen in Verbindung bringt – bis ihm dann das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe ein weiteres Mal vor Augen geführt wird.

Ich will nun gar nicht an den Qualitäten eines Brian Azzarello zweifeln, aber die Storyline für diesen Comic ist jetzt nicht gerade berauschend. Erst einmal wird der Autor dem Heldencharakter des Superman in keiner Weise gerecht. Die zurückgezogene Darstellung des Hauptdarstellers will auch gar nicht so richtig zu ihm passen und schadet auch dem Wert der Identifikationsfigur, die Superman ausgehend von diesem Comic auch nicht sein kann. Er ist ein schwacher Held, überall unbeliebt und sehr stark mit sich selbst, nicht aber mit dem Leid anderer Leute beschäftigt.

Damit einher geht, dass die Geschichte nur eher schleppend voranschreitet. Ob es nun am Mangel an Action oder am komplexeren Aufbau der Serie liegt, irgendwie kommt Azzarello nicht so richtig in die Gänge und verkompliziert den Plot zusätzlich auch noch durch zahlreiche Einsprengsel aus der storybezogenen Vergangenheit. „Die Rückkehr 1“ hat bisweilen mehr von einer melancholischen Erzählung als von der Story eines Actionstars an sich und lässt somit auch die meisten Versuche, einen annehmbaren Spannungsbogen zu kreieren, im Sande verlaufen.

Natürlich will man zum Schluss wissen, welche Pläne Superman hat und wie weit er „Für das Morgen“ gehen wird, aber weil sich innerhalb des Buchs so viele unzureichend beantwortete Fragen auftun und man sich über die einzelnen Flashbacks an zu vielen Nebenschauplätzen aufhält, statt die Handlung mal adäquat voranzutreiben, ist das Interesse an der Geschichte nur noch der Vollständigkeit halber geblieben. Eine wirklich innovative Idee, geschweige denn eine allzu fortschrittliche Story bietet dieser neue Superman-Sammelband jedenfalls nicht. Und auch wenn der zweite Band logisch betrachtet mehr Action aufbieten müsste als der behäbige erste Comic, kann ich mir schwer vorstellen, dass die Handlung noch mal richtig Fahrt aufnehmen wird.

Superman funktioniert also doch nur, wenn er seine Körperkräfte gegen einige widrige Monster einsetzen darf; ist seine Rolle aber nicht die einer Identifikationsfigur, so wie in diesem Band, fällt es unheimlich schwer, mit dem von Lee sehr detailgetreu gezeichneten Helden zu sympathisieren und ihn auch als gebeuteltes Vorbild zu akzeptieren. Klar, es ist sicherlich einen Versuch wert gewesen, mal näher in die Psyche des Protagonisten zu schauen und ihn in Phasen zu betrachten, in denen sein Seelenleben stark angeschlagen ist, aber dann wäre es auch wünschenswert gewesen, wenn die Story dann doch irgendwann mal Fahrt aufgenommen hätte. So hingegen ist es ein interessantes Projekt, dessen magere Umsetzung weder dem Charakter des (Anti?-)Helden noch dem Ruf des Autors gerecht wird. Lediglich die beiden Zeichner agieren in „Superman – Die Rückkehr 1“ auf gewohnt hohem Niveau.

http://www.paninicomics.de/

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