Antje Szillat – Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt (Rick 1)

Rick:

01 „Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt“
02 „Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht“

Die Nöte eines Elfjährigen: Rick als Liebessaboteur

Rick ist elfeinhalb Jahre alt und wohnt mit seinem Pa, dessen Kumpel Wutz und Kater Gismo in einer hundertprozentigen Männer-WG! Rick ist Eishockeystürmer und sein Leben wirklich cool, bis sich sein Pa ausgerechnet in Ricks Lehrerin verknallt. Die hat auch noch einen nervigen Sohn, von dem Ricks Pa denkt, sie könnten Freunde werden. Alarmstufe Rot, deshalb schmiedet Rick einen perfekten Plan, damit die zwei sich schnell wieder aus seinem Leben verziehen – doch damit geht der Ärger erst richtig los … (Verlagsinfo)

Die Autorin

Antje Szillat, 1966 geboren, arbeitete viele Jahre als Lerntherapeutin und -beraterin, bevor sie beschloss, ihren Kindertraum wahr zu machen und Schriftstellerin zu werden. Heute lebt die freie Redakteurin und Autorin mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und vielen Tieren in einer Kleinstadt vor den Toren Hannovers. Die Leseförderung und der Kontakt zu ihren jungen Lesern liegen ihr ganz besonders am Herzen, weshalb sie diese mit Begeisterung durch Lesungen und Workshops pflegt. (Verlagsinfo)

Der Sprecher

„Robert Stadlober wurde in Friesach geboren und wuchs zusammen mit seiner Schwester Anja Stadlober zunächst in Puchfeld bei Scheifling in der Steiermark auf, später in Berlin. Mit elf Jahren begann er als Synchronsprecher zu arbeiten und spielte dann in verschiedenen Fernsehproduktionen und Kinofilmen mit. Als Musikinstrument lernte Stadlober zuerst Geige und wechselte mit 13 Jahren zur Gitarre. Als er 15 Jahre alt war, verließ er die Schule.

Seine erste größere Rolle hatte er als Rolling-Stones-Fan und Plattenliebhaber Wuschel 1999 in der Ostalgie-Komödie Sonnenallee. Mit der Darstellung des 16-jährigen, halbseitig spastisch gelähmten Internatsschülers Benjamin Lebert in „Crazy“ (2000) erfolgte der endgültige Durchbruch als Schauspieler und er wurde 2001 mit dem Nachwuchspreis des Bayerischen Filmpreises ausgezeichnet. Im Jahre 2000 zog er nach Hamburg-St. Pauli. Im selben Jahr gründete er mit drei Freunden die Band Gary (auch Garyband genannt), bei der im Jahre 2011 neben ihm Rasmus Engler und Johanna Laute mitwirken. In Engel und Joe (2001) spielte er an der Seite von Jana Pallaske einen Punk, der bedingungslos liebt.

Er spielte 2003 und 2004 zwei Rollen am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, die in der Presse gelobt wurden. Im Film „Sommersturm“ (2004) stellte er den jungen Ruderer Tobi dar, der sich unerwidert in seinen besten Freund Achim (Kostja Ullmann) verliebt.

Mit dem Film „Schwarze Schafe“ kehrte er 2006 filmisch wieder ins Berliner Milieu zurück. In Uwe Jansons Verfilmung von „Peer Gynt“ war er in der Titelrolle zu sehen. Die Hauptrolle in einem Film über Falcos Leben hat er abgelehnt, da er sich nicht imstande sah, ein 40-jähriges Leben emotional zu erfassen.

Robert Stadlober lebt seit 2008 wieder in Berlin. Dennoch steht er aber auch in Wien vor der Kamera: 2010 drehte er den Kinofilm „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“ unter der Regie von Peter Patzak. Er spielt darin die Rolle des Assistenten Alfred Schrammel.

Zusammen mit Bernhard Kern betreibt er das Independent-Label Siluh Records. Mit Kern ist Stadlober Mitglied in der Band Escorial Gruen, spielt dort Gitarre, Mundharmonika, Trompete und singt.

Seit 2010 ist Robert Stadlober wieder mit seiner Band Gary aktiv, die im selben Jahr die Single Will You und die LP One Last Hurrah For The Lost Beards Of Pompeji veröffentlichten.“ (Quelle: Wikipedia)

Adrian Grünewald singt Songtexte von Thomas Wolff, der auch die Musik schrieb und das Hörbuch bearbeitete. Sven Dohrow war für die Tontechnik in den Tonstudios in Berlin und Frankfurt/Main zuständig.

Handlung

Es steht 5:5 unentschieden in der Partie Eishockey, bis Rick Michalski, unser Held, zum gegnerischen Tor vorstürmt und in der vorletzten Sekunde den Siegtreffer erzielt. Die Young Indians jubeln mal wieder. Doch die Lehrerin Püttelmeyer versetzt Ricks Hochgefühl einen gehörigen Dämpfer, als sie ihm eine 5 im Aufsatzschreiben verpasst. Protest erweist sich als zwecklos, selbst wenn von Ricks bestem Freund und Blutsbruder Chrissi optimaler Rückhalt kommt. Die Püttelmeyer setzt der Niederlage die Krone auf, als sie Rick einen Brief an seinen Vater, den Kommissar, mitgibt.

Rick lebt mit Pa und dessen Kollege Wutz, einem Undercover-Ermittler in einer reinen Männer-WG. Sogar Gismo, der Kater, ist ein Kerl, betont Rick. Dieser ist geschockt, als sein Dad die Einwände, die die Lehrerin geschrieben hat, ernst nimmt. Er nimmt Rick sogar mit in die Schule, was einfach nur obermegapeinlich ist, logo. Während Dad mit der Lehrerin redet, tanzt Chrissi spöttisch auf dem Lehrerpult, und zwar selbst dann noch, als sie zurückkehrt. Sie offenbart auch den Grund, warum Chrissi keine Angst vor Strafe hat: Er zieht weg! Rick ist am Boden zerstört. Was kann denn noch schiefgehen?

Im Eishockey-Training sind Dad und Wutz auf der Zuschauertribüne, aber von Chrissi fehlt jede Spur. Obendrein gibt Rick die Anwesenheit der Lehrerin Nilsson und ihres Bücherwurmsohnes Finn Rätsel auf. Was soll denn das bedeuten? Rick findet es schon bald heraus: Dad und die Nilsson sind ineinander verliebt – und Wutz wusste Bescheid!

Am nächsten Tag wollen die beiden Nilssons zum Abendessen kommen, verkündet Dad. In seiner Trauer und Wut beschließt Rick, den beiden gehörig die Suppe zu versalzen – die Männer-WG soll eben eine bleiben. Es wird ein denkwürdiger Abend, bei dem schwedische Hackfleischbällchen eine zentrale Rolle spielen …

Mein Eindruck

Mit seinen elfeinhalb Jahren wirkt Rick doch schon fast wie ein Dreizehnjähriger. Seine Probleme sind dementsprechend groß, und das, was ihn antörnt, ist das, was Jungs in dem Alter schon immer Spaß gemacht hat: Abenteuer und Action. Leider gibt es in dieser Welt jede Menge Regeln, Verbote, fiese Lehrerinnen und noch mehr Frauen, die ihm seinen Daddy wegnehmen wollen.

Eine von Ricks schwersten Stunden ist nicht etwa das Abendessen mit den Nilssons, bei dem er der lachende Dritte ist, sondern vielmehr die Tatsache, dass er einen Kinderhelm zum Inline-Skaten borgen muss. Skaten ohne Helm ist bekanntlich ein No-go, und das Einzige, was er ergattern kann, ist ein grell-pinkfarbener Kinderhelm von einem Mädchen. Kann ein Kerl noch tiefer sinken? Es ist kaum vorstellbar.

Auf der Flucht vor Finn Nilsson flüchtet sich Rick skatenderweise ins Landesmuseum von Hannover. Skates sind hier strengstens untersagt, und es kommt zu einem Streit. Rick ist verblüfft, als ihm Finn, der ihm unbedingt etwas geben will, folgt und sich für ihn einsetzt. Ruckzuck sind sie im Landesmuseum und verstecken sich in einem japanischen Teehaus. Dort tricksen sie alle Wärter aus und erleben zusammen eine denkwürdige Nacht. So wird aus dem Bücherwurm Finn Ricks neuer Freund. Das hätte sich Rick nie träumen lassen.

Der Sprecher

Robert Stadlober kannte ich schon von seinem Auftritt in der Verfilmung von Benjamin Leberts Jugendroman „Crazy“. In seiner RICK-Lesung legt er sich voll ins Zeug, so dass man schon bald vergisst, dass es sich eigentlich um eine Lesung handelt. Es scheint, als wisse der Sprecher ganz genau, wie sich ein Junge mit elfeinhalb Jahren fühlt. Und so wirkt er an keiner Stelle unglaubwürdig, sondern schlüpft quasi in Ricks Rolle. Sogar die Rufe, die ab und zu zu hören sind, sind so gut eingefügt, dass sie wirken, als kämen sie gar nicht vom Sprecher.

Die Musik

Schon gleich zu Beginn der CD ertönt ein heftiger Rocksong. Wer also nicht darauf gefasst, dürfte erst einmal zusammenzucken und dann zum Lautstärkeregler greifen. Adrian Grünewald singt Songtexte von Thomas Wolff. Die Songtitel lauten:

– „Hey, ich bin Rick!“
– „Schule nervt“
– „Was’n hier los?“
– „Loser“

Die Band ist ausgezeichnet aufgenommen und wirkte, als spielte sie bei mir im Wohnzimmer. Die Aufnahmequalität ist zwar anders als die des Sprechers, aber darum nicht schlechter. Und Grünewald kann wirklich singen.

Einen Wermutstropfen hielt das Ende der Aufnahme bereit: Sie bricht unvermittelt ab, bevor Stadlober sein letztes Wort gesprochen hat. Über die Ursache kann man nur rätseln: ein Schnittfehler oder ein Fehler im CD-Presswerk? Im letzteren Fall muss nicht jede CD betroffen sein.

Unterm Strich

Das Hörbuch schildert die Nöte eines Elfeinhalbjährigen, der zwischen Männer-WG, Schule und Eishockey hin und her gerissen ist. Als sein Dad eine Beziehung mit einer Lehrerin eingehen will, sabotiert Rick die zarten Bande wirkungsvoll. Doch gleichzeitig gewinnt er einen neuen Freund. Er möchte ein Mann sein, doch er muss noch lernen, dass ein Mann zu sein heute etwas ganz anderes bedeutet als vor hundert Jahren.

Das Hörbuch

Die lebhafte Lesung, die Robert Stadlober hier liefert, hat mich restlos von seinen Sprecherqualitäten überzeugt. Er tritt hinter der Hauptfigur zurück, so das sman sich nur noch für Rick interessiert. Darüber, ob die Songs einen wertvollen Beitrag liefern, lässt sich streiten, doch sie bieten eine willkommene Gelegenheit, mal zu verschnaufen und das Gehörte abzuspeichern. Da die Lesung rund 80 Minuten lang ist, kommt ein Song von etwa zwei Minuten Länge alle 20 Minuten – das ist ein optimaler Abstand.

1 Audio-CD
Spieldauer: ca. 80 Minuten
Erschienen am 8. Juli 2011
EAN 40-50003-70860-7
www.coppenrath.de