Barclay, James – Zauberkrieg (Die Legenden des Raben 4)

|Die Chroniken des Raben|:
[„Zauberbann“ 892
[„Drachenschwur“ 909
[„Schattenpfad“ 1386
[„Himmelsriss“ 1815
[„Nachtkind“ 1982
[„Elfenmagier“ 2262

|Die Legenden des Raben|:
[„Schicksalswege“ 2598
[„Elfenjagd“ 3233
[„Schattenherz“ 3520

_Story_

Der Rabe entkommt dank mehrerer Schicksalswendungen den Katakomben von Xetesk und hinterlässt in den geheimen Räumen des Kollegs eine Spur der Verwüstung. Nichtsdestotrotz ist sich der Oberste Magier des dunklen Kollegs der baldigen Alleinherrschaft über Balaia sicher, da die Forschungen zur Dimensionsmagie derart fortgeschritten sind, dass man bereits in Kürze einen Spruch wirken kann. Die Generalprobe hinterlässt dabei ein Bild der Grausamkeit; mit einem Sturm werden die angreifenden Truppen aus Lystern und Dordover fast gänzlich ausgelöscht.

Siegessicher treibt Dystran seine Armeen nach Julatsa, um dort die Bergung des Herzens, des Kerns des julatsanischen Manas, zu verhindern und das Gleichgewicht zugunsten der xeteskianischen Magie zu verändern. Doch auch der Rabe reitet in seinem möglicherweise letzten Gefecht nach Julatsa, fest entschlossen, Ilkars letzten Wunsch zu erfüllen und das Kolleg neu zu beleben. Doch die Zeit verrinnt, denn Xetesk marschiert mit neuen magischen Waffen, und die Defensive Julatsas scheint völlig unvorbereitet. Und währenddessen ringt der Rabe außerdem noch mit dem Schicksal von Erienne, die der Kraft der Magie des Einen mehr und mehr unterworfen wird.

_Meine Meinung_

In einem seiner letzten Romane um den Bund des Raben entwirft James Barclay bereits ein Szenario, welches bis zur letzten Seite einem opulent ausgemalten Finale gleicht und einem solchen auch völlig würdig erscheint. Wieder einmal mischt der Autor rührende menschliche Emotionen mit den treffendsten Stilmitteln der modernen Fantasy und setzt einmal mehr auf die Aussagekraft eines mit magischen Waffen ausgetragenen Krieges. Anders jedoch als bei der letzten großen Schlacht in „Himmelsriss“ bekämpfen die Balaianer sich in diesem Fall gegenseitig.

Unter der Herrschaft Dystrans versucht vor allem Xetesk, endgültig die Vormachtstellung zu erlangen, und treibt die Forschungen um die Dimensionsmagie mit ungeheurem Tempo voran. Denser, einst selber im dunklen Kolleg tätig, ahnt bereits, welche Mächte sich in den Katakomben seiner ehemaligen Heimat regen, ist aber zu sehr mit dem Schicksal seiner Gattin Erienne beschäftigt, um die ersten Warnzeichen richtig zu deuten, so dass der ultimative Schlag unmittelbar bevorsteht, vom Raben aber nicht als solcher wahrgenommen wird.

Unterdessen planen auch die Kollegien in Lystern und Dordover, gemeinsam an die Macht zu gelangen, und machen nicht nur Jagd auf den Raben und Erienne, sondern versuchen derweil auch, Xetesk vorzeitig auszuschalten. Allerdings erahnen weder Heryst noch Vuldaroq, die beiden Anführer der Kollegien, die Pläne des jeweils anderen und bilden infolge dessen keine verschworene Gemeinschaft. Doch ihre Chancen stehen sowieso denkbar schlecht, denn ihre erste Angriffswelle, die noch stattfinden soll, als der Rabe in Xetesk für Chaos sorgt, endet in einer Katastrophe. Die Dimensionsmagier des dunklen Kollegs wirken den blauen Sturm und zerstören um die Mauern der Stadt herum alles und jeden, der die Gefahr nicht rechtzeitig erkennt.

Erst hier wird dem Raben bewusst, wie schlecht es bereits jetzt um Balaia steht. Sollte schließlich auch noch Julatsa erobert werden, käme das dem Untergang des gesamten Kontinents gleich. Aus dieser Motivation heraus und im Bestreben, Ilkars letzten Willen zu berücksichtigen, stürmen sie gemeinsam mit den Elfen nach Julatsa. Doch bereits auf dem Weg dorthin realisieren Denser, Hirad, Thraun, Darrick, der unbekannte Krieger und die gescholtene Erienne, dass ihre neue Aufgabe schier unmöglich erscheint – selbst für den kampferprobten, legendären Raben.

„Zauberkrieg“ ist bis dato sicherlich das spannendste und somit auch beste Buch in der Reihe der „Legenden des Raben“ und bringt darüber hinaus ganz klar auf den Punkt, warum Barclays Fantasy schlichtweg magisch ist. Die Art und Weise, wie er Schicksale beschreibt, ganz unerwartete Wendungen in die Handlung integriert, Situationen völlig aussichtslos erscheinen lässt und selbst die waghalsigsten Schlachtszenarien absolut glaubwürdig aufbaut, ist auf obersten Niveau gehalten und problemlos auf eine Stufe mit legendären Autoren wie Tolkien und Martin zu setzen. Hinzu kommt diese faszinierende Charakterisierung der einzelnen Protagonisten, die Darstellung ihrer gänzlich individuellen Motive und schlussendlich ihr gesamtes Handeln, welches jede(n) einzelne(n) von ihnen zu unvergleichlichen Identifikationsfiguren avancieren lässt, denen man auf jedem Pfad und auf jeder noch so gefährlichen Reise folgen möchte. Natürlich lassen sich auf diesem Wege Parallelen zu den Gefährten um den Ring nicht ausschließen, doch legt Barclay viel mehr Wert darauf, jeden einzelnen Charakter als ganz besonderes Unikat innerhalb dieser Serie auftreten zu lassen und eben nicht nur als Teil der Gruppe – in „Zauberkrieg“ phasenweise deutlicher denn je zuvor.

Dies evoziert andererseits jedoch auch einen Zustand des Bedauerns, was die Nachlese betrifft. Die Geschichte des Raben geht mit den nächsten beiden Büchern vorerst zu Ende und damit auch die Historie der meines Erachtens faszinierendsten, beeindruckendsten Fantasy-Kompanie, die auf diesem Gebiet ein Autor hervorgebracht hat. Mit „Zauberkrieg“ bekommt man bis hierhin noch einmal ein Gourmetstück des hochwertigen Epos‘ geboten, ein Buch, das mit allen elementaren Versatzstücken der gesamten Geschichte garniert wurde. Und einen Roman, der fesselt wie nur wenige andere Bücher in diesem Genre!

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