Bell, Alex – Jasmyn

Nicht immer ist alles so, wie es scheint. Diese Erfahrung muss Jasmyn in Alex Bells gleichnamigem Roman machen. Nach dem Tod ihres Ehemanns Liam verdichten sich die Anzeichen, dass er sie nach Strich und Faden betrogen hat – allerdings nicht mit anderen Frauen …

_Nach Liams unerwartetem_ Tod stürzt Jasmyn in ein tiefes Loch. Sie trauert, doch dann geschehen merkwürdige Dinge. Bei Liams Begräbnis fallen brennende schwarze Schwäne vom Himmel, sie hat das Gefühl verfolgt zu werden, Reisetickets für Liam, von denen sie nichts wusste, werden ihr geschickt. Schwarze Rosen tauchen aus dem Nichts auf und verschwinden wieder, ein schwarzes, herrenloses Pferd erschreckt sie bei einem Ausritt, sie bekommt Besuch von einem unangenehmen Zeitgenossen, der behauptet, ein Freund Liams gewesen zu sein.

Als dann auch noch Liams Bruder Ben Beweise vorlegt, dass Liam sie belogen hat, wird ihr klar, dass in ihrer Ehe etwas schief gelaufen sein muss. Gemeinsam reisen die beiden nach München, denn dort ist, nach Ben, der Ursprung von Liams Geheimnis. Jasmyns Ehemann hat sich beruflich mit Märchen und Sagen beschäftigt. Dabei war er auf die Geschichte von König Ludwig II. und dessen Schloss Neuschwanstein gestoßen. Angeblich hat er den König gesehen – und ihm dabei einen wertvollen Gegenstand gestohlen …

_“Jasmyn“ ist der_ erste Roman Alex Bells, der in Deutschland erscheint. Er ist angenehm unkonventionell und besticht vor allem durch seine unvorhersehbare, spannend konstruierte Handlung. Das Buch beginnt ruhig, erzählt von Jasmyns Trauer und nimmt nur sehr langsam Fahrt auf. Immer wieder bringt die Autorin kleine Details ein, die Jasmyns Misstrauen wecken. Schließlich kommen ein paar übersinnliche Phänomene hinzu, dann erfährt sie von der König-Ludwig-Geschichte. Allmählich wird der Roman, der sehr belletristisch angefangen hat, immer fantastischer. Er verfängt sich aber nie im Übersinnlichen, sondern bleibt angenehm authentisch. Gegen Ende wird es noch mal richtig spannend, wenn die Geschichte fast schon thrillermäßige Züge annimmt. Vor allem diese Mischung aus den verschiedenen Genres macht „Jasmyn“ sehr reizvoll.

Doch auch die Hauptfigur, Ich-Erzählerin und Titelgeberin von Bells zweitem veröffentlichten Roman überzeugt auf ganzer Linie. Bell schafft es, eine eigentlich unauffällige Frau durch viele kleine Details zu etwas Besonderem zu machen. Dazu gehören zum Beispiel Jasmyns Beruf als Geigenlehrerin, aber auch ihr besonderes Aussehen, das immer wieder Erwähnung findet. Sie leidet an Albinismus und schämt sich für ihr Aussehen.

Da sie aus der Ich-Perspektive erzählt, kann der Leser eine gute Beziehung zu ihr aufbauen. Ihr lockerer Tonfall, der aber nie flapsig wirkt, ist leicht zu lesen. Ihre Gedanken und Gefühle werden perfekt transportiert und haben einen gewichtigen Anteil daran, dass die Geschichte so in ihren Bann zieht.

_“Jasmyn“ von Alex_ Bell ist ein Buch, das vor allem durch die unkonventionelle Art der Autorin überrascht. Die Handlung steckt voller Überraschungen und Jasmyn ist eine sehr sympathische Protagonistin. Mehr davon!

|Hardcover, 397 Seiten
Originaltitel: |Jasmyn|
Deutsch von Alexandra Hinrichsen
ISBN-13: 978-3862520053|
http://www.rowohlt.de
http://www.alex-bell.co.uk

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