Clementoni – Genial daneben – Das Spiel

_Die Vorgabe_

Die Spielshow „Genial daneben“ gehört mittlerweile zum Besten, was die deutsche Comedy-Szene im TV zu bieten hat. Als fester Bestandteil des Freitagabendprogramms begeisterten Hugo Egon Balder und seine wöchentlich wechselnden Stargäste mit flotten Sprüchen, tollen Stand-up-Gags und erfinderischeren Kommentaren bei der Suche nach Erklärungen für Begriffe aus dem nicht ganz so alltäglichen Sprachgebrauch. Dieses bewährte Konzept hat der in Sachen TV-Show-Adaptionen bereits erprobte Spieleverlag |Clementoni| vor einiger Zeit aufgegriffen, um ein ähnlich aufgebautes, jedoch vom Prinzip her leicht modifiziertes Brettspiel zu konzipieren, dessen Idee ähnlich witzig ist wie die zugrunde liegende Fernsehsendung. Allerdings gilt es hierbei auch, feste Größen wie Hella von Sinnen, Christoph Maria Herbst, Wigald Boning, Olli Pocher und all die anderen Promis, die die Show in den letzten Jahren bereichert haben, zu ersetzen – und hierfür erfordert es nicht nur Witz, sondern auch besonderes Geschick.

_Das Material_

1 Spielplan
4 Spielfiguren
12 Antwortplättchen
400 Karten mit Fremdwörtern, Sprichwörtern und kuriosen Fragen

Das Material von „Genial daneben“ entspricht leider nicht so ganz der Qualität des wirklich gelungenen Spielprinzips. Während der relativ schlicht aufgebaute Spielplan noch zufriedenstellend aufgebaut ist und auch die spärliche Spielanleitung – ein beidseitig bedrucktes DIN-A5-Faltblatt – noch keine Probleme macht, sind die eingestanzten Antwortplättchen derart schwer aus dem Karton zu befreien, dass es schnell zu Beschädigungen kommt. Weiterhin gilt es, deutliche Kritik am Inhalt der Karten bzw. an den vielen inhaltlichen und grammatikalischen Fehlern zu äußern. Dass hier und dort mal der Fehlerteufel Einzug gehalten hat, ist ja noch zu verkraften, doch insgesamt übersteigt die Zahl der Druckfehler dann doch das Maß des Akzeptablen, das kann man nach drei Spielrunden und nur einem sehr geringen Teil des recht üppigen Kartenmaterials bereits sicher sagen.

_Worauf es ankommt_

Im Gegensatz zur beliebten Originalvorgabe gilt es im Brettspiel nicht (nur), mit skurrilen Ideen aufzutrumpfen und das Publikum (in diesem Fall die Mitspieler) zu unterhalten. „Genial daneben – Das Spiel“ ist nämlich ein Wettbewerbsspiel, in dem ein Gewinner ermittelt wird, so dass immer noch ein recht großes Allgemeinwissen gefragt ist, aber auch das Talent dafür, die Konkurrenz mit allen möglichen erlaubten Mitteln in die Irre zu führen und so durch die Nennung der meisten richtigen Antworten einen Punktsieg einzufahren.

Durch die Vorgabe der Antworten – insgesamt sind pro Fragekarte drei Möglichkeiten angegeben – besteht ein weiterer wichtiger Unterschied zu Balders illustrer Fragerunde, doch muss dies noch lange nicht heißen, dass die Suche nach der richtigen Lösung hierdurch vereinfacht wird. Oft ist es sogar derart verzwickt, dass entweder alle Antworten in Frage kommen oder aber jede der drei Möglichkeiten absolut unwahrscheinlich ist und man nur über Raten zu einem ggf. richtigen Ergebnis gelangt. Und gleichzeitig muss man durch verschiedene Arten der Argumentation darauf hinarbeiten, dass die Gegner sich zu einer anderen Antwort entschließen, was letztendlich auch erst den Reiz dieses Spiels ausmacht.

_Die Vorbereitung_

Vor dem ersten Spiel werden erst einmal das Spielmaterial, sprich die Antwortplättchen, aus der kartonierten Umrandung ausgestanzt und die durchnummerierten Karten aus ihrer Verpackung befreit. Anschließend wird bereits das Material je nach Spielerzahl ausgeteilt. Jeder Mitspieler erhält in der gewählten Farbe seine drei Antwortplättchen (a, b, c) und die jeweilige Anzahl Fragekarten (9 bei zwei Spielern, 6 bei drei Spielern, 5 bei vier Spielern). Die Spielfiguren werden ausgehändigt und auf das entsprechende Feld auf den Spielplan gesetzt, und schon kann nach überaus kurzer Vorbereitung mit dem Spiel begonnen werden.

_Das Spiel_

Beginnend mit dem jüngsten Spieler, wird jetzt reihum so lange gespielt, bis jeder das Kontingent seiner Fragekärtchen erschöpft hat. Eine Spielrunde besteht dabei daraus, dass derjenige Spieler, der am Zuge ist, die oberste Karte von seinem Stapel nimmt, die Frage und die zugehörigen drei Antworten laut und deutlich vorliest und anschließend die Diskussion beginnt. Weil ihm die richtige Lösung bekannt ist, muss er nun die Meinungen der übrigen Spieler einholen und sich dann Strategien ausdenken, wie er sie hiervon abbringen kann. Denn für jede falsche Antwort eines Mitspielers erhält er zehn Punkte, um die er seine Figur dann auf dem Brett fortbewegen darf. Andererseits bekommt natürlich jeder Befragte auch Punkte, nämlich ebenfalls zehn an der Zahl, wenn er die richtige Lösung vorweist und sogar zwanzig Zähler (Ausnahme: der 2-Spieler-Modus), wenn ihm dies als Einzigem gelingt. Nach der ersten Auswertung werden die zugehörigen Punkte gesetzt und anschließend die Rolle des Moderatoren an den linken Nachbarn weitergereicht – bis dann jeder wie eben beschrieben seinen Kartenstapel ausgespielt hat und der raffinierteste (es muss nicht dringend der am meisten gebildete sein) Spieler mit den meisten Punkten den Sieg eingefahren hat.

_Modifikationen des ursprünglichen Spiels_

Eigentlich sollte es ja nicht Sinn und Zweck der Sache sein, bei einem guten Spiel sofort nach Veränderungen zu suchen, doch bei „Genial daneben – Das Spiel“ wäre eine wesentliche Modifikation durchaus angebracht, und das betrifft die Anzahl der beteiligten Spieler. Leider nämlich ist das Spielmaterial sowie das –brett nur für vier Leute ausgelegt, was gerade deswegen schade ist, weil die Idee schon zu regen Diskussionen führt und gerne auch in größerem Kreise ausgetragen werden könnte, würden die vorhandenen Mittel dies ermöglichen. Neben der oben kritisierten Fehlerhaftigkeit des Materials ist dies dann auch der einzige Schwachpunkt eines ansonsten absolut überzeugenden, unter Garantie langfristig Spaß bietenden Spiels.

_Fazit_

Ja, ich habe es eigentlich schon vorweggenommen, aber wiederhole mich diesbezüglich gerne noch einmal, zumal derartige Spiele ja leider oftmals sehr schwach umgesetzt sind und dem Ruf der entsprechenden Show nicht gerecht werden können. Im Falle von „Genial daneben“ muss man sich diesbezüglich indes keine Sorgen machen. Die Fragen sind witzig formuliert, definitiv nicht einfach zu beantworten und liefern genügend Stoff für hitzige Diskussionen und verblüffte Gesichter nach der jeweiligen Auflösung. Damit entzieht sich diese Variante auch geschickt dem abgestumpften Frage-Antwort-Mechanismus, ist zugleich ungeheuer kommunikativ und fördert zudem auch stetig den Ehrgeiz, denn es geht einem schon an die Nieren, wenn man von einem Mitspieler frech hinters Licht geführt wurde. Sieht man also mal von den beiden erwähnten Schwachpunkten – betreffend die Spielerzahl und das etwas lieblos gestaltete Material – ab, ist „Genial daneben – Das Spiel“ in der Tat eines derjenigen Brettspiele, von denen man es nicht erwartet, aber letztlich doch reich beschenkt wird. Hier ist der Spaß nämlich bis zuletzt vergleichbar mit den Lachern, die einem die Sendung bringt.

http://www.clementoni.com/de/index.htm

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