traditionell – Siegfried (Europa-Originale 16)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Siegfried – Konrad Halver
Siegmund – Walter Petersen
Köhler – Rudolf Fenner
Zwerge – Evelyn Jacob u. a.
Alberich – Helmut Kolar
Sänger – Peter Folken
König Gunther – Benno Gellenbeck
Hagen von Tronje – Horst Fleck
Giselher – Hans-Jürgen Wehnert
Kriemhild – Dagmar Dorsten
Ute – Gerda Gmelin
Herold – Peter Folken
Brunhild – Heike Kintzel
Priester – Walter Petersen
Die Sachsen, Krieger, Volksmenge

Bearbeitung und Regie: Claudius Brac

_Story_

Siegfried ist der einzige Sohn des Königspaars von Xanten und zugleich ein furchtloser Abenteurer. Bewaffnet mit seinem Schwert Notum stellt er sich dem gefährlichen Drachen Fafnir und erringt zudem die Tarnkappe von Alberich, dem König der Zwerge erringt. Als er jedoch die junge Kriemhild, die Schwester von König Gunther, kennenlernt, ist es um ihn geschehen. Er verfällt ihr in Liebe und lässt sich auf einen unehrenhaften Pakt mit Gunther ein, der mit Siegfrieds Hilfe die Gunst der heroischen Brunhilde ergattern will. Der Pakt geht tatsächlich auf, doch Brunhild schmiedet einen finsteren Plan, weil sie in Siegfried nur einen Lehnsmann des Königs sieht und ihn nicht als gleichgestellten Ehrenmann akzeptieren will. Und so wird Siegfried sein Begehren nach Kriemhild bereits bald zum Verhängnis.

_Meine Meinung_

Die vielzitierte Nibelungensage im einstündigen Hörspielformat – kann das funktionieren? Nun, ich finde schon, zumindest wenn man es so anpackt wie Claudius Brac im Jahre 1967, als er die hier vorliegende Produktion unter seiner Regie hat aufzeichnen lassen. Zwar könnte man dem Mann jetzt ankreiden, dass er die Abenteuer, die Siegfried zur Legende machten – so zum Beispiel der an dieser Stelle nur kurz abgehandelte Kampf mit dem mächtigen Drachen oder das Erringen der Tarnkappe -, nur sehr kurz abgehandelt hat, muss dabei aber auch sehen, dass er in der begrenzten Zeitvorgabe für Spannung sorgen musste, und dies ist ihm alles in allem vorzüglich gelungen.

Schwerpunkt dieser Hörspielfassung sind dabei Siegfrieds Liebe zu Kriemhild und die finsteren Intrigen, die seine Hingabe zur Königstochter überschatten. Er, der stets drauf bedacht ist, mit seinen Heldentaten Ruhm und Ehre zu erlangen und somit seiner Geliebten zu imponieren, lässt sich auf einen Kuhhandel mit ihrem Bruder ein und erntet dafür das Versprechen, bei erfolgreich ausgeführter Mission um die Hand Kriemhilds anhalten zu dürfen. Am Ziel seiner Träume angelangt, stürzt sich Siegfried in die entscheidende Schlacht und geht als Sieger hervor. Doch sein Glück soll nicht lange anhalten, weil ihm Gunthers neue Gemahlin seinen Ruf neidet und ihn um jeden Preis erniedrigen möchte – schließlich hat Siegfried auch dazu beigetragen, dass Brunhild in ihrer Ehre schwer verletzt wurde. Allerdings ahnt Siegfried nichts vom gemeinen Spiel, das hinter seinem Rücken ausgetragen wird, und wird als Folge seiner blinden Liebe in eine verhängnisvolle Intrige um Leben und Tod hineingezogen.

Die Nibelungensage gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Überlieferungen der deutschen Geschichte, wurde vor einiger Zeit erneut erfolgreich verfilmt, aber auch schon von Leuten wie Tom Gerhardt gehörig durch den Kakao gezogen. Ein Kernpunkt der Sage ist dabei in der ursprünglichen Fassung Siegfrieds Kampf gegen den weitaus überlegenen Drachen, dem er in einem abgewandelten David-gegen-Goliath-Gefecht den Garaus macht. Dieser Teil der Erzählung wird natürlich auch hier verwendet, jedoch anfangs beinahe nebenläufig in die Abenteuersagen des jungen Protagonisten eingeflochten. Zwar wird auch hier herausgestellt, welche enorme Leistung der furchtlose Schwertkämpfer im Kampf gegen das Fabeltier abgeliefert hat, allerdings zeigt sich dies in der |Europa|-Fasung lediglich als ein kleiner Teil des langen tragischen Ruhmesweges Siegfrieds.

Nichtsdestotrotz haben die Macher des Hörspiels in der recht knappen Zeit eine richtig schönes Heldenepos kreiert, das durch seine altertümliche Sprache zudem recht authentisch, bisweilen gar majestätisch wirkt. Schade (aber nicht wirklich schwach) finde ich nur, dass man am Ende die Fakten etwas abrupt aneinanderreiht und die vorher erzeugte Spannungskurve ziemlich rapide wieder sinken lässt. Aber weil die Adaption der Nibelungensage bis hierhin wirklich eine Menge Spaß gemacht hat, kann man über solche minimalen Vergehen leicht hinwegsehen.

Ich würde zwar im Zweifelsfall auf jeden Fall die niedergeschriebene Sagengeschichte bevorzugen, alleine schon wegen der etwas detaillierteren Wiedergabe, kann den 16. Teil der Europa-Originale aber ebenfalls wärmstens empfehlen, zumal es neben „Die letzten Tage von Pompeji“ bislang das einzige Stück mit epischem Hintergrund ist, das überdies trotz seines altbackenen Sprachgebrauchs zu keiner Sekunde lästig wird.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

Schreibe einen Kommentar