Bec, Christophe (Autor) / Gérard, Sébastien – Prometheus 2: Blue Beam Project

_Die „Prometheus“-Reihe:_

Band 1: „Atlantis“
Band 2: _“Blue Beam Project“_
Band 3: „Exogenesis“
Band 4: „Prophezeiung“
Band 5: – nur angekündigt –
Band 6: – nur angekündigt –

_Story:_

Mehr als zwei Millionen Opfer haben die weltweiten Flugzeugkatastrophen gefordert, und dennoch scheint das Ende der gefühlten Apokalypse noch lange nicht in Sicht. Inzwischen wenden sich die wissenschaftlichen Fragen immer deutlicher gegen die US-Regierung, die im Verbund mit der NASA anscheinend bedrohliche Informationen zurückgehalten hat, die seinerzeit bei der ersten Mondlandung schon zur Diskussion standen. Der Mond sei infolgedessen nicht die Kraterlandschaft, die auf den retuschierten Aufnahmen zu sehen ist, und weitere Bilder zeigen, dass offenbar eine weitere Population dort ansässig ist, die das Geschehen auf der Erde seit einer undefinierten Zeit beobachtet.

Doch die Bevölkerung kommt nur vage mit diesen Informationen in Verbindung und ahnt noch nichts vom „Blue Beam Project“, einem ebenfalls von der NASA getragenen Projekt, welches sich mit der Etablierung einer neuen Religion beschäftigt und womöglich ebenfalls mit den nunmehr täglichen Ereignissen zur Mittagszeit in Verbindung steht.

Und während die Menschheit die Katastrophen am Bildschirm aufsaugt und in einen regelrechten Wahn verfällt, ist einer der beiden Überlebenden, der Stargolfer Tim Scott, wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel gestrandet und macht die Entdeckung seines Lebens …

_Persönlicher Eindruck:_

Es fühlt sich schon seltsam an, just in dem Moment, in dem man die Ereignisse des ersten Bandes verdaut hat, schon direkt die Konfrontation mit „Blue Beam Project“ zu suchen. Zu krass die Ideen, zu bildgewaltig die Inszenierung, zu unglaublich die versteckten Thesen und Theorien, mit denen Christophe Bec sein Konstrukt zusammenhält. Dennoch: Nach „Atlantis“ war der Wunsch, noch tiefer in „Prometheus“ einzudringen, kaum zu bändigen. Doch liefert die Fortsetzung wirklich halbwegs plausible Erklärungen für das Geschehene, geschweige denn eine wenigstens minimale Auflösung dessen, was der Leser zuvor erleben musste?

Nun, Bec lässt sich auf einen Kuhhandel ein und untermauert zumindest manche Aspekte der Handlung mit halbwegs handfesten Begründungen – die aber wiederum auf unzähligen weiteren Theorien basieren, die partiell sogar noch weiter hergeholt scheinen als all das, was man inhaltlich überhaupt schon greifen konnte. Der Autor hat ein Gespür dafür, Unfassbares noch unfassbarer zu gestalten und die Story realistisch und befremdlich zugleich zu inszenieren. Erst mit der Rechtfertigung einer fremden Rasse kommen konventionellen Züge ins Science-Fiction-Komplott und etwas Bodenständigkeit in den Plot. Oder mit anderen Worten: Man bekommt mit einem Mal Zugang!

Mit dem Vorwissen des Debütbandes ist „Project Blue Beam“ allerdings sowieso eine ganze Spur fokussierter ausgerichtet. Das Tempo bleibt hoch, jedoch sind die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Strängen nicht mehr ganz so hektisch, was dem Leser erlaubt, in einigen Passagen die Tiefe auszukosten und nicht gleich wieder in den nächsten Strudel voller Zerwürfnisse und Verschwörungen geschleudert zu werden.

Außerdem bekommt man einen besseren Zugang zu den Protagonisten, deren Stellenwert in „Atlantis“ noch relativ gering schien, die jedoch mit und mit weiter in den Komplex hineingezogen werden und ebenso aufs Schachbrett gehören wie das tägliche Desaster. Und schon eröffnen sich für Bec neue Möglichkeiten, tiefer reichende Optionen und schließlich auch ständig genügend Räume, um weitere Lücken aufzureißen und mit erschreckenden Fakten zu füllen. Die plötzliche Entdeckung der unzerstörten |Titanic| gehört hier ebenso zum breiten Feld wie besagtes, im Titel erwähntes, aber eben nur vage beschriebenes Projekt.

Was bleibt, sind einige Monate Wartezeit bis zum großen, bereits in Band 3 bevorstehenden Finale, zahlreiche Frage und ein Riesencontainer voller Spekulationen. Damit ist dem Autor und seinem kongenialen Zeichner genau das gelungen, was man sich von „Blue Beam Project“ erhofft hat: ein wenig mehr Zielstrebigkeit, ein paar aufhellende Momente mit relevanten Erklärungen, aber auch eine Vertiefung der Mysterien, die „Prometheus“ begründen. Daher kann man schon zu diesem Zeitpunkt von einer der stärksten Serien aus dem französischen Raum überhaupt sprechen – ganz gleich, was in „Exogenesis“ noch alles geschehen mag!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 3-86869-084-0|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

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