Flessner, Bernd – Die drei ??? – Survival-Buch

Schon damals in den Anfangszeiten der Serie in Deutschland ließ themenbezogene Sekundärliteratur nicht lange auf sich warten. Detektivisches Einmaleins wie Spurensuche und -sicherung, Tipps und Tricks beim Beschatten etc. wurden alsbald immer wieder in Buchform unter dem zugkräftigen ???®-Label feilgeboten. Damit die Detektivspielerei in der Realität auch weiter gehen kann – zur Not auch in freier Wildbahn auf sich allein gestellt – veröffentlichte Bernd Flessner bei |Franckh-Kosmos| im Dezember 2005 den neuesten, quasi überlebenswichtigen Streich: Das Survival-Buch der drei ???. Der Untertitel versichert, dass Justus, Peter und Bob höchstdaselbst Outdoor-Tipps erteilen. Und die sehen – sehr zur Freude von Autor und Verlag – von den dafür aufgerufenen 9,95 € keinen einzigen Cent, denn sie sind bekanntlich nur fiktiv.

_Das Buch_

Ausnahmsweise handelt es sich diesmal nicht um ein Hardcover, sondern um ein Paperback. Es kommt serienmäßig im schützenden Klarsicht-Umschlag. Damit ist es rein äußerlich auch schon einmal für den Outdoor-Einsatz gerüstet und kann – so anscheinend die Intention dahinter – ein gewisses Maß an vorwitzigem Spritzwasser und Schmutz der Wildnis verknusen. Das Cover-Design hält sich ansonsten an die lange Jahre gewohnte und erprobte Cooperate Identity, will heißen, hauptsächlich in schwarz gehalten und mit dem unverzichtbaren, dreifarbigen Fragezeichen-Logo verziert.

Irgendwie haben sich neuerdings 128 Seiten bei |Kosmos|‘ ???-Publikationen etabliert, auch dieses Buch weist erschreckend exakt diese Seitenzahl auf. Zumindest nominell. Davon gehen dank Vorsatz, Inhaltsangabe, Raum für eigene Notizen und die verlagsinterne Werbung am Ende noch einige Seiten ab. Effektiv bleiben gut 116 Seiten, die mit den versprochenen Informationen gefüllt wurden. Diese beschränken sich nicht nur auf Text, sondern bieten zum besseren Verständnis des Gelesenen auch zahlreiche Abbildungen. In der Hauptsache Zeichnungen, diese stammen von Alexander Jung.

_Zum Inhalt_

Man muss schon Interesse für Outdoor-Aktivitäten aufbringen, das ist Grundvoraussetzung für die sinnvolle Benutzung des Buches. Es enthält nichts, was man nicht eigentlich schon von Kindesbeinen an wissen sollte, aber dessen Vermittlung heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Über das Campen und die grundlegenden Kenntnisse der Orientierung im Gelände – per Karte, mit (oder auch ohne) Kompass. Vielen urban aufwachsenden Kindern und Jugendlichen dürfte das Wissen über solche Sachen jedoch ziemlich abgehen, da gilt schon der heimische Garten als Outback, Fußmärsche, die länger dauern als maximal fünf Minuten zur nächsten Fritten-Ranch – zu Currywurst und Pommes Bahnschranke – gar als Desaster.

Die Tipps und Tricks von „Justus“, „Peter“ oder „Bob“ sind hilfreich, dem drohenden Hungertod weit weg von Mamis Hausmannskost oder außerhalb der Reichweite irgendwelcher Fresstempel zu entgehen, auch wenn die Drei diese Informationen von Autor Bernd Flessner in den Mund gelegt bekommen. Die drei Detektive dienen hier natürlich lediglich als zugkräftiges Transportmedium. Überhaupt: Die gebetsmühlenartig im Buch verwendete und andauernd wiederholte „Wir, die drei ???, …“-Phrase nervt. Der durchschnittliche Jugendliche mag vielleicht unbeschlagen sein, was das Überleben in freier Natur angeht, doof ist er aber sicher nicht. Irgendwann muss mal gut sein, auch der letzte Leser hat’s bestimmt kapiert, dass dies ein ???-Spin-off ist.

Der Inhalt an sich stimmt in etwa mit dem überein, was man auch im „Reibert“ bzw. in der Zentralen Dienstvorschrift (ZdV) für/über „Formaldienst und Überleben im Felde“ (Im Soldatenjargon mehr oder weniger liebevoll „Dschungelbuch“ getauft) findet. Beides nie gehört? Aha. Drückeberger. Also nicht beim Militär gewesen. In allen drei Werken findet man Anleitung, wie man trotz mancher widriger Umstände nicht frühzeitig das Feldgeschirr reichen muss. Nützliche Dinge, wie man sich orientiert, Feuer ohne Feuerzeug macht und auch, in welche Produkte der (hauptsächlich westeuropäischen) Flora und Fauna man recht bedenkenlos seine gierigen Zähne schlagen kann, all das ist dort feinsäuberlich nachzulesen.

Im Gegensatz zum soldatischen Treiben sind im Zivilen jedoch einige Abstriche zu machen. So vermittelt das Buch neben solchen rechtlichen Aspekten auch den schonenden Umgang mit der Umwelt beim Kampieren. Nicht dass die Kiddies auf die Idee kommen, mit einem netten kleinen Lagerfeuer gleich den ganzen Wald abzufackeln oder dergleichen. So fällt beispielsweise auch das Wegballern unschuldiger Feld-, Wald-, und Wiesenbewohner unter Wilderei, liebe Kinder, was der Text auch pflichtschuldig kundtut. Selbst das Erlegen eines Tieres mit selbstgepfriemelten Pfeil und Bogen ist untersagt und wenn der Magen noch so knurrt. Das Fangen eines Fisches mit bloßer Hand kurioserweise aber nicht. Na denn: Viel Erfolg.

Beim Bund nannten wir das Biwaken in Anlehnung an die sinnentleerte Dialogzeile aus „Rambo“ auch scherzhaft: „Überleben im Wald – Ohne Schmerzen!“. Das würde als Untertitel zum „Survival-Buch“ auch recht gut passen. Ein Teil der (Standard-)Lektüre für Landser findet sich schließlich auch bei Flessner – in stark abgespeckter Form und mit Detektivspielerei (u. a. Beschatten, Spurenlesen und -sichern etc.) als Hintergrund. Abschließend kann das Erlernte in die Praxis umgesetzt werden. Bei drei unterschiedlich schwierigen Szenarien, deren Zeitaufwand von wenigen Stunden bis hin zur einer schlappen Woche reichen, kann man dann beweisen, ob man auch von der chipsfressenden Couch-Potato zum outdoorgestählten, würdigen und umweltbewussten „Detektiv“ wurde. Mit Appetit auf Regenwürmer und Heuschrecken.

_Fazit_

Über die Marketing-Masche mag man denken, wie man will, vom vermittelten Wissen her gibt es nichts zu meckern. Man hat hier einen guten, allgemeinen Leitfaden für das Biwak-Leben abseits der Fast-Food-Reservate von Mäckdonaldsstan an der Hand. Das Buch ist jugendgerecht aufbereitet, doch ohne den manchmal arg gezwungen wirkenden ???-Kontext und die detektivischen Abenteuer-Vorgaben, die heutige Jugendliche bestenfalls mit hochgezogener Braue quittieren dürften, wär’s noch besser. Needless Knowledge? Nein, das vermittelte Wissen kann sich durchaus als sehr nützlich erweisen, doch bevor man sich dieses Buch zulegt (oder eventuell gar verschenkt), ist sicherzustellen, dass auch tatsächliches Outdoor-Interesse besteht – alleine ein glühender ???-Fan zu sein, reicht definitiv nicht.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
Die drei ???® Survival-Buch
– Tipps und Tricks von Justus, Peter und Bob –
Text von Bernd Flessner
Illustrationen von Alexander Jung
Franckh-Kosmos, Stuttgart 12/2005
128 Seiten, broschiert mit Klarsicht-Schutzumschlag
ISBN: 3-4401-0464-8

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