Bei einer Ballonfahrt entlang der kalifornischen Küste, welche die drei Fragezeichen gewonnen haben, passieren sie auf ihrem Flug ein Anwesen, in dessen Garten Peter eine bedrohliche Szene beobachtet. Ein hünenhafter, mit einer Harpune bewaffneter, Unhold mit breitkrempigem Hut, langem Mantel und monströs zernarbtem Hai-Gesicht jagt dort eine Frau vor sich her. Als er seine Kollegen darauf aufmerksam macht, ist der Spuk auch schon vorbei und Peter dem Spott von Justus und Bob ausgesetzt, dass ihm wohl die Höhenluft nicht bekomme. Man beschließt der Sache mit Peters angeblichen Hai Zombie dennoch nachzugehen und klingelt alsbald an der betreffenden Haustür. Der abweisende Butler ist schon mal sehr seltsam und erteilt den drei Detektiven obendrein eine glatte Abfuhr. Doch so leicht lassen sich die neugierig gewordenen Jungs bekanntlich nicht abwimmeln.
Ihre Hartnäckigkeit wird belohnt und sie lernen Luke kennen, der in den Ferien bei seiner Tante Mrs. Pembroke in jenem Haus wohnt und nun die drei ??? um Hilfe bittet. Mysteriöse Dinge spielen sich dort in dem düsteren viktorianischen Haus seit Kurzem ab. Tante Gwen scheint plötzlich ihre Persönlichkeit verändert zu haben, morgens und abends zeichnet sie – wirres Zeug brabbelnd – magische Bannzeichen an Türen und Fenster, das elektrische Licht muss abgeschaltet und die Vorhänge dürfen nicht geöffnet werden. Darüber hinaus hat auch Luke die beängstigende Gruselgestalt ebenfalls des nächtens für einen kurzen Moment mitten im Garten stehen gesehen. Die drei Juniorschnüffler quartieren sich kurzerhand im Haus ein, um den Vorfällen auf den Grund zu gehen. Ist der schauerlich entstellte Harpunier tatsächlich der rachsüchtige Wiedergänger des angeblich auf den Pembrokes lastenden Familienfluchs?
Eindrücke
Nachdem Hendrik Buchna sein „Blaues Biest“ auf die Leserschaft losließ und sich der bekennende Filmfreund dort mit liebevoll eingestreuten, cineastischen Zitaten vor bunter Vergnügungsparkkulisse erging, folgt nun ein Ausflug in die eher düsteren Gefilde von schon Hitchcock’scher Prägung. Als nette Anspielung auf den Altmeister wird übrigens auch „Der unsichtbare Dritte“ erwähnt. Dabei erinnert bereits das Titelbild entfernt gleich wieder entfernt an ein literarisches bzw. an ein Filmmotiv, genauer gesagt an eine Mischung aus der berühmten Figur „Scarecrow“ ( dt.: „(Die) Vogelscheuche“ – einer der fiesesten Antagonisten des Erfolgscomics „Batman“) und dem nassforschen Unhold aus dem Teenie-Slasher „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ – nebst seinen Fortsetzungen. Derart gespannt und vielleicht auch mit entsprechender Vorfreude, geht man die Geschichte dann auch an. Die lässt sich nicht lumpen und steigt recht früh mit einiger Action und gepflegten Gruselelementen nach geradezu traditioneller Art des Hauses in die Vollen. Unter anderem mit Monster, Gewitter und geisterhafter Messerfrau wollen die 142 Seiten unterhalten.
Man kann sich tatsächlich beim Lesen erschrecken, nicht vielen Autoren gelingt dieses Spiel mit dem Kopfkino dermaßen effektiv. Einen guten Teil trägt die düstere Kulisse (die an mehr als einer Stelle schon fast an „The Others“ erinnert) sowie die schauerliche Mär des Familienfluchs bei – selbstredend inklusive der finsteren Gruselgestalt, dem „Hai Zombie“. Auch die restlichen Figuren – respektive die Liste der Verdächtigen – sind interessant und schön undurchsichtig. Im stetigen Strom des geradlinigen Plots folgt allmählich ein Puzzleteil nach dem anderen, wobei eine Reihe Details, welche quasi so nebenher eingestreut wurden, tiefere Bedeutung für den Fall haben, doch das finale Wer-Wie-Wo-Was wird erst ganz zum Schluss aufgeklärt, ohne dass der Leser sich die Lösung wirklich selbst erarbeiten könnte. Aber die richtige Richtung kann man – sofern man aufmerksam liest – zumindest erahnen, wenn auch der Showdown vergleichsweise überraschend abläuft. Aber der sei hier natürlich nicht verraten. Bis es zu diesem kommt, haben die drei ??? nahezu sämtliche Register gezogen, welche die zumeist treue Leserschaft von ihnen erwartet.
Fazit
Hitchcock, der auch im Buch am Rande vorkommende Altmeister des Mystery, hätte bestimmt ebenfalls seine Freude an dieser Geschichte gehabt, die quasi gleich vom Start weg ohne angezogene Handbremse loslegt und das Tempo bis zum Ende großteils halten kann. Keine leichte Aufgabe, da das Format unlängst auch noch um 14 Seiten pro Band erweitert wurde. Die Auflösung ist diesmal vielleicht etwas banaler, als man es von Hendrik Buchna bisher gewohnt war, doch muss es ja auch nicht immer so ausgefallen und/oder technisch raffiniert zugehen, wie in seinen Fällen „Schreiender Nebel“ oder dem „blauen Biest“. Eine plausible, spannende Story ist dennoch daraus geworden und seine Figuren wie das Setup sind immer noch schräg genug, um durchgängig gut zu unterhalten. Der dämonische Rezensentendaumen signalisiert „Harpune frei!“.
142 Seiten, Hardcover
Erzählt von Hendrik Buchna basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Anja Herre
© 2013 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
ISBN 9783440135846
www.kosmos.de
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