Die drei ??? und der unsichtbare Passagier (Band 188)

Die Handlung:

Im berühmten Luxuszug „Coast Imperial“ verschwindet kurz nach der Abfahrt einer der Mitreisenden. Eine Entführung? Noch vor dem nächsten Bahnhof müssen die drei ??? den Fall gelöst haben. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ok, die Verlagsinfo klingt schon mal mächtig spannend. Aber schon vorm Loslesen stellt sich der zugerfahrene Leser … in diesem Falle ich … die Frage: „Hey, bei uns dauerts genau fünf Minuten von unserem bis zum nächsten Bahnhof, wie soll das Ganze klappen? Fahren die Jungs US-ICE, der nur alle paar Stunden mal hält?“ Schnell wird diese Frage beantwortet, denn der „Coast Imperial“, den wir zusammen mit den Jungdetektiven besteigen, ist ein Fernzug … und die halten nicht in jedem Büffelkaff. Und diese Reise dauert 33 Stunden … in eine Richtung!

Und was macht man als Sturm-und-Drang-Ermittler, wenn man keinen Auftraggeber hat und die restliche Fahrtzeit nicht gelangweilt aus dem Fenster gucken möchte? Man guckt sich so lange die Mitreisenden an, bis mindestens einer davon „suspekt“ ist … was ihn „suspekt“ macht, das legt man selbst fest. In unserem Fall ists ein „Zittertyp“ … der praktischerweise auch kurz darauf verschwindet … nicht einfach nur aufs Klo, nein, irgendwie so ganz … im Magier-Stil.

Eigentlich könnte uns und dem Trio das egal sein … aber, da der Autor sich nun einmal in den Kopf gesetzt hat, dieses Verschwinden in den Mittelpunkt des Abenteuers zu setzen, gibts noch einen Handschuh und einen Käfer mit dazu. Damits etwas abgefahrener wird das Ganze. Den Namen des Käfers, den der „Zittertyp“ vor seinem Verschwinden erwähnt hat, könnte ein magisches Wort sein, das ihn hat verschwinden lassen … aber … Justus weiß es na klar besser und so bekommen seine Mitstreiter und der Leser einen langen und sehr ausführlichen Vortrag darüber, um welchen Käfer es sich gehandelt, nebst Einordnung in die Zeitepoche, in der er gelebt hat.

Alles ganz toll, aber wie soll das beides denn nun die restlichen weit über 100 Seiten spannend füllen, zumal alles auf relativ übersichtlichem Terrain spielt? Ich konnte es mir nicht recht vorstellen. Nach 20 weiteren Seiten taucht der „Zittertyp“ plötzlich wieder auf und ich fühlte mich ein wenig verklapst. Wenn nur Just nicht Zweifel an der Identität des Mannes hegen würde. Seinen Angaben nach ist dieser Herr gar nicht der echte „Zittertyp“, was ihn direkt zum Schluss kommen lässt, dass sie und der Leser es hier mit einer Entführung zu tun haben … müssen. Geht ja gar nicht anders, oder … ? Nach 50 Seiten wird dem Leser dann nun auch offiziell verkündet: „Wir haben einen neuen Fall!“

Warum sich aber irgendjemand vor den Jungs und/oder Welt rechtfertigen müsste, das war mir noch ein Rätsel. Schließlich kann doch jeder entschwinden wohin er mag … land of free … und all das. Nebenbei erfahren wir dann auch, wie lange die Jungs sich Zeit geben, um den vermeintlichen Entführungs-Fall zu lösen … der nächste Bahnhof soll laut Fahrplan in 3,5 Stunden erreicht werden.

Und die Zeit nutzt der Autor um all seine Einfälle aneinanderzureihen, wen oder was man antreffen könnte, wenn man fremde Zugkabinen be- und durchsuchen möchte. Das sind sogar so viele, dass er die Detektive getrennt voneinander ermitteln lässt, um dann dramaturgisch spannend mit zahlreichen Cliffhangerchen den Handlungsfaden zu wechseln. Alles für mich haarscharf an der Grenze zur Seitenschindung, aber durchaus abwechslungsreich und unterhaltsam.

Am Ende ist natürlich alles wie gewohnt und erhofft ganz abgefahren und wir brauchen sogar die Unterstützung von Inspektor Cotta … obwohl der doch gar nicht mit an Bord ist. Der Leser sieht zwar das Reißbrett, an dem der Fall konstruiert worden ist, aber abwegig ist nichts von dem, was wir dann am Ende in einer seitenlangen, rekapituilierten Fallanalyse noch mal dargelegt bekommen … inklusive Abschlusslacher.

Der Autor:

Hendrik Buchna, geboren in Hamburg, ist freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Seit 2011 schreibt er auch für „Die drei ???“, die ihn bereits seit seiner Kindheit begleiten. Seine Produktionen erhielten zahlreiche Preise und wurden mehrfach mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Schlangen im Flugzeug? Ne, Käfer im Zug! Aus einem vermeintlichen Entführungs- oder gar Mordfall spinnt der Autor hier eine sehr abwechslungsreiche und vor allem turbulente Story zusammen. Alles spielt sich zwar nur in diesem einen Zug ab, ist aber so gut durch- und erdacht, dass es weder langweilig noch abwegig wird.

Alles bleibt im Rahmen der gut konstruierten, dichterischen Freiheit, auch wenn der Leser am Ende genau die vielen Seiten markieren kann, die in der Verhörspielung des Falles problemlos gestrichen werden können.

Laminierter Pappband: 144 Seiten
Illustrationen von Silvia Christoph
Vom Verlag empfohlen ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-440-14829-7

www.kosmos.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (13 Stimmen, Durchschnitt: 3,46 von 5)

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