Die drei ??? – Im Zeichen der Schlangen (Band 157)

Seit sich die beliebte Jugendserie fest in deutscher Hand befindet, wächst die Zahl der Autoren, welche sich in ihre Annalen einschreiben darf, langsam aber stetig weiter. Newcomer Hendrik Buchna gehört mit seinem Debüt nun auch dazu und ergänzt die Riege der derzeit aktiven Schreiber. Band 157 ist sein (vollwertiger) Erstling für die drei Fragezeichen, der sozusagen über die volle Distanz von 128 Seiten geht. Mitgewirkt hat er allerdings schon im jüngst veröffentlichten Kurzgeschichten-Band „Die drei ??? und die Geisterlampe“ (Februar 2011) sowie der EUROPA Dreier-Hörspiel-Sonderfolge „Die drei ??? und der DreiTag“ im Dezember 2010. Das Buch mit dem werbewirksamen aber – wieder einmal – nicht wirklich zur Story passenden Titel „Im Zeichen der Schlangen“ erscheint als Hardcover im Kosmos-Verlag. Wie üblich.

_Zur Story_

Onkel Titus plant zusammen mit seinem alten Kumpel Mitchum eine große Auktion auf dem Gelände des „Gebrauchtwarencenters T. Jonas“, was naturgegeben viel Arbeit für die drei Junior-Detektive mit sich bringt, die auf dem Schrottplatz ihre Zentrale haben. Während der Vorbereitungen werden die drei von einem Hünen aufgesucht, der mit seinem langen Staubmantel und der rohen Art geradewegs einem Western entsprungen sein könnte. Der drückt ihnen ein Päckchen und 50 Dollar quasi aufs Auge. Harsch und knapp erteilt er ihnen den Auftrag „Nicht fragen, Stern finden!“. Zusammen mit der Aussicht auf weitere 50 Dollar. Seltsame Klienten hatten die drei ??? ja schon häufiger, allerdings dürfte diese Auftragserteilung zumindest die Kürzeste in ihrer bisherigen Detektivlaufbahn gewesen sein. Doch noch ein weiterer Fall bahnt sich an.

Sheila Masters, Angestellte bei Mitchum & Furgeson (eben jene Kunstgalerie, welche bei der Auktion gemeinsame Sache mit Onkel Titus machen möchte) hat ein kleines Problem. Sie hat einen netten Typen auf einer Party kennen gelernt, der ihr aber im Nachhinein doch ein wenig seltsam vorkommt. Seanford Newman, der angeblich Eventmanager ist, gab zum Beispiel vor sich ebenfalls sehr für Kunst zu interessieren, kann aber Rembrandt nicht von Monet unterscheiden und verhält sich auch ansonsten manchmal ziemlich komisch. Nun möchte Sheila wissen, was es mit dem jungen Mann auf sich hat. Die drei Detektive sollen ihm unauffällig ein bisschen auf den Zahn fühlen. Betonung: Unauffällig. Schließlich mag sie Seanford sehr gern – übrigens sehr zum Leidwesen von Bob, der sich vom Fleck weg in die hübsche Kunststudentin verknallt hat.

Noch mysteriöser wird es, als Sheila dem Trio auch noch ein Foto vom angeblichen Seanford unter die Nase hält. Dabei handelt es sich ganz eindeutig um Skinny Norris. Dass die drei ihren alten Erzfeind sofort erkannt haben, behalten sie aber einstweilen für sich. Selbst der vor Wut und Eifersucht rauchende Bob beißt sich auf die Zunge. Skinny als Inhaber einer Eventagentur und ernsthaft auf Freiersfüßen? Undenkbar. Und wenn, wozu dann der falsche Name? Irgendetwas ist hier um Busch, und da ist es manchmal besser, nicht gleich die Karten auf den Tisch zu legen. Apropos Karten: Das Päckchen des riesenhaften, unfreundlichen Kerls enthält ein unvollständiges Kartenspiel, welches auf einen Westernhelden hinweist. Diese Spur wiederum führt unter anderem zum berühmten Marshal Wyatt Earp und das legendäre Shootout in Tombstone.

_Eindrücke_

Es scheint in letzter Zeit en vogue zu sein, dass Figuren und Elemente alter Schule ihr Revival erfahren. Insbesondere Skinny Norris ist in den Geschichten neueren Datums recht häufig zu finden. Sein jüngster, großformatiger Auftritt liegt noch gar nicht so lange zurück: „Der namenlose Gegner“ von Kari Erlhoff, um präzise zu sein. Genau auf diesen Fall nimmt Hendrik Buchna auch hier zwischenzeitlich Bezug, was der Kontinuität dienlich ist. Überhaupt steckt seine Story voller größerer und kleinerer Querverweise und lieb gewonnener Klischees. Teils sogar schön versteckte Insider. Etwa die scherzhafte Anspielung auf die Stimme von John Cusack – den feinsinnigen Gag versteht nur im vollen Umfang, wer weiß, dass Andreas Fröhlich nicht nur Bob Andrews seine Stimme bei den ???-Hörspielen leiht, sondern u. a. eben auch Cusack synchronisiert.

Bob ist übrigens ein gutes Stichwort für die einzige Kritik, die man anbringen könnte. Ausgerechnet der sonst reifste des Trios, geriert sich als liebestoll-eifersüchtiger Gockel. Nun ja. „Wo Hormone sinnlos walten – kann kein Knopf die Hose halten“, mag man die leicht abgewandelte Volksweisheit in den Ring werfen. Außerdem wird auch eine Erklärung präsentiert, warum Bob sich bezüglich Sheila in solch Ausnahmesituation befindet. Das Ganze ist auch nicht kitschig, sondern eher humorvoll geraten. Ein derart pubertäres Gehabe will dennoch nicht so recht zur Figur passen, welche sonst beispielsweise als Rechte Hand in einer angesehenen Künstleragentur souverän mit allerhand schrägen Stars und Sternchen umgeht, sprich: mehr als seine beiden Kollegen, und trotz seines jugendlichen Alters, so etwas wie erwachsene Sozialkompetenz besitzt.

Allerdings tut das der Two-in-One Geschichte auch nicht den geringsten Abbruch. Sie trifft den Ton der Serie sehr gut, hat Tempo, Witz, Pep und einen doch recht unerwarteten Final-Twist. Die klassischen Elemente, wie ein um sieben Ecken gedachtes Rätsel, welches zudem in die Vergangenheit weist und den (nicht abgehobenen) Plot doppelgleisig fahren lassen, sind seit jeher ein ziemlich sicheres Erfolgsrezept – wenn es gut kombiniert und zubereitet wird. Das ist es zweifellos und auch die Figurenzeichnung passt im Großen und Ganzen ins positive Bild – Bobs blubbernde Hormone mal außen vor. Dafür hat sich Skinny Norris vom ewigen Abziehbild inzwischen weit entfernt und an kräftig Kontur gewonnen. Ob die zwei so unterschiedlichen Handlungsstränge am Ende vielleicht sogar zusammenlaufen, sei hier nicht verraten.

_Fazit_

Der Fall ist im besten Sinne ‚old school‘, seit einiger Zeit ist sowieso ein deutlicher Trend zurück zu den Wurzeln zu erkennen. „Im Zeichen der Schlangen“ schafft aber auch mühelos den Spagat in die Neuzeit mit Internet & Co. Das war im Laufe der Serie leider nicht immer so. Für den irreführenden – jedoch werbewirksamen – Titel, welcher formal eigentlich nichts mit dem Inhalt zu tun hat, dürfte übrigens einmal mehr wohl die Marketingabteilung verantwortlich sein. Abgehakt. Es bleibt auf jeden Fall zu hoffen, dass Hendrik Buchna weiterhin so am Ball bleibt und zukünftig noch den einen oder anderen lesenswerten Beitrag zur Serie beisteuern wird.

Hardcover: 126 Seiten
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Hendrik Buchna
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
ISBN-13: 978-3440-12491-8
www.kosmos.de