_Das Verhängnis der Nekromanten_
Wieder mal hat Lars Peter Lueg als Regisseur, Produzent und Dramaturg ein Fest für Horrorfans vorbereitet. Sein Adlatus Andy Matern steuerte die Musik, den Schnitt und die Tontechnik bei. Zu den Autoren der neuen Storys gehören die bekanntesten Vertreter des Genres, darunter Christopher Fowler und Altmeister Clark Ashton Smith, ein Freund von H. P. Lovecraft.
|Erzählung # 1: _David H. Keller: Da unten ist nichts!_ (1952)|
Unter dem Haus der Tuckers liegt ein Keller, der sich viel weiter erstreckt, als sie ahnen, und der viel älter ist als ihr gemietetes Häuschen. Der Zugang zu diesem düsteren Keller ist nur durch die Küche möglich, und er wird durch eine wuchtige Eichentür verschlossen, die mit schmiedeeisernen Scharnieren und Riegeln verstärkt ist. Soll diese massive Tür etwas drin halten oder jemanden draußen?
Schon als der Sohn der Tuckers, Tommy, noch ein kleines Baby ist, weint er immer nur in der Nähe dieser Tür, also immer in der Küche, sonst aber nirgends. Als er sprechen kann, versucht er zu erklären: Ist der Riegel vorgelegt, ist er still, doch ist die Tür nur geschlossen, aber nicht verriegelt, empfindet er Angst. Am schlimmsten ist es für ihn natürlich, wenn die Tür geöffnet ist. Er weigert sich, den Keller auch nur zu betreten.
Als seine Eltern, einfache Arbeitergemüter, ihn zur Schule schicken wollen, meinen sie, man müsse etwas wegen dieses Verhaltens unternehmen. Sein Vater möchte am liebsten aus Tommy einen richtigen Mann machen. Der Hausarzt Dr. Hawthorne ist zwar kein Psychologe, gibt aber in seiner Unwissenheit den gut gemeinten Rat, Tommy dem vollen Effekt der offenen Tür auszusetzen – alleine. Der Vater überwindet den heftigen Widerstand des Jungen und setzt ihn dem offenen Keller aus.
Doch Hawthorne kommen Zweifel ob seines Rats und befragt einen Freund, der wirklich ein Fachmann ist. Dieser kann sich vorstellen, dass die Sinne dieses Kindes feiner sind als die eines Erwachsenen. Vielleicht ist da unten im Keller wirklich etwas, oder Tommy glaubt es zumindest. Hawthorne fährt zu den Tuckers, um sich nach dem Wohlergehen Tommys zu erkundigen. Inzwischen ist die volle Stunde der „Schocktherapie“ vergangen, und der Vater erklärt sich bereit, die Tür zur Küche zu öffnen, damit Hawthorne sich Tommy ansehen kann.
Was Hawthorne vorfindet, ist ein Bild des Grauens …
|Mein Eindruck|
Die Ursache des Horrors ist in dieser Geschichte nie zu sehen, und nur das Resultat des Grauens lässt darauf schließlich, dass da etwas sein muss – da unten im Keller. Horror kann mitunter nur in der Vorstellung, vielleicht auch in verschärfter Wahrnehmung entstehen, wie schon Poe zu berichten wusste. Das „Unnennbare“ – hier schlägt es wieder mal zu. Und wieder mal glauben die normalen Spießbürger keine Sekunde lang an seine Existenz. Das hat verhängnisvolle Folgen. Wer auf Splattereffekte wartet, ist hier aber an der falschen Adresse.
|Der Sprecher|
Udo Schenk ist die deutsche Stimme von Gary Oldman. Er moduliert seine Stimme nach oben und unten, um die verschiedenen Stimmlagen von Frauen und Männer anzudeuten, und er gibt die situationsbedingten Ausdrucksweisen des ängstlichen Tommy wieder. Eigentlich nichts Besonderes, aber solide Sprecherarbeit.
|Erzählung # 2: _F. Paul Wilson: Zart wie Babyhaut_ (1991)|
Denise ist gerade beim Shopping in Downtown Manhattan, als ihr ihre frühere Freundin Helen Ryder über den Weg läuft. Wow, was für ein klasse Outfit, staunt Denise. Helen lädt Denise zum Tee im Waldorf Astoria ein, man gönnt sich ja sonst nix. Offenbar hat es Helen gut getroffen, wohingegen Denises Mann Brian sich mit brotlosen Sozialprojekten abgibt, ach je!
Und was für eine obergeile Handtasche Helen da trägt! So weich, so zart, und aus lauter kleinen Stückchen zusammengenäht, offensichtlich teure Handarbeit, womöglich sogar italienisch, hat bestimmt ein Schweinegeld gekostet, oder? Höchst exklusiv, versichert Helen geschmeichelt, und als eine Japanerin mit einer schwarzen Ausführung dieser Tasche vorbeitrippelt und anerkennend nickt, ahnt Denise, dass Helen Mitglied eines exklusiven Klubs ist, zu dem sie unbedingt auch gehören will.
Es gibt nur einen kleinen Haken. Die Tasche ist aus der Haut von menschlichen Föten, die abgetrieben wurden, und in die entsprechenden Verkaufsabteilungen der exklusiven Boutiquen gelangt man nur auf Empfehlung hin. Die ihr ihre Freundin selbstredend gerne gibt, sobald Denise ihren Schock überwunden hat. Doch ob Brian für eine Fötenhandtasche Verständnis aufbringen kann, wagt Denise ernsthaft zu bezweifeln.
Doch wenn eine Frau ein ernsthaftes Fashion Statement machen möchte, verschiebt sie gerne die Grenze dessen, was okay ist …
|Mein Eindruck|
Und um diese moralische Grenze geht es in der Tat. Was wird den „total Reichen“ (John Brunner) noch alles einfallen, um in Sachen Mode eine Aussage zu machen und zu zeigen, dass sie sich über die Maßstäbe von Lieschen Müller und Otto Normal hinwegsetzen können? Heute gehört es für Heidi Klum & Co. zum guten Ton, einen begehbaren Schrank, so groß wie ein Kinderzimmer, nur für Schuhe zu besitzen und mindestens ein Wohnzimmer nur für die Garderobe, die da Gucci, Armani, D&G sowie Donna Karan liefern. Für Herren gilt selbstverständlich das Gleiche.
Doch die wahren Reichenklubs insistieren natürlich auf exklusivsten Accessoires. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die menschliche Haut – eine schier unerschöpfliche Ressource, besonders dann, wenn die Inder so billig liefern können. Da kann der Lagerkommandant von Auschwitz mit seinen Lampenschirmen aus Menschenhaut einpacken.
Die Story thematisiert die Ausbeutung der Dritten Welt durch die besitzende Klasse der westlichen Welt, aber das Feindbild basiert bereits auf überholten Besitzverhältnissen. Inzwischen sitzen auch in Moskau, Schanghai und Neu-Delhi Milliardäre, die sich Fötenhauthandtaschen aus der Portokasse leisten können.
|Die Sprecherin|
Marie Bierstedt, Jahrgang 1974, trat ab Mitte der 80er Jahre in TV-Serien wie „Praxis Bülowbogen“ oder „Ein Heim für Tiere“ auf. Sie ist u. a. die deutsche Stimme von Kirsten Dunst („Spider-Man“), Kate Beckinsale und Natalie Portman. Sie ist vielen Deutschen als deutsche Stimmbandvertretung von Alyson „Willow“ Hannigan in „Buffy“ vertraut.
Ganz natürlich klingt bei ihr, wie sich die zwei alten Freundinnen über die grausigsten Dinge austauschen können, solange es dabei nur um Mode geht. Freilich vermag Denise ihre Vorbehalte gegen Fötenhaut nicht zu verbergen und spricht sie auch aus, doch Helen beruhigt: Der Oberste Gerichtshof hat es doch erlaubt, also was soll die Aufregung?
Natürlich klingen Denises Mann Brian und der Verkäufer der Handtaschen ganz anders, tiefer, männlicher. Aber das sind nur vorübergehende Randfiguren, dann sind die Damen mit ihrem schauderhaften Accessoire wieder unter sich.
|Erzählung # 3: _Clark Ashton Smith: Necropolis – Das Reich der Toten_ (1932)|
Es waren einmal zwei hervorragende Nekromanten in der Welt Zothique, welche da hießen Madmour und Sodossma. Leider wussten die Bewohner des Landes Tinarat ihre Künste und Fertigkeiten wenig zu würdigen und vertrieben sie. Auf der einsamen Straße durch die Wüste von Zinkor begegnen den beiden Totenbeschwörern diverse Skelette von Pferden und ihren Reitern. Stante pede treffen sie eine Übereinkunft, wonach sie diese lohnende Beute gerecht unter sich aufteilen. Und so dauert es nicht lange, und sie gelangen mit einem stattlichen Tross von knochigen Reitern als Sklaven nach Yepirion.
Aus den Grüften wecken sie die Sklavenarbeiter und betreten mit ihrer Totenarmee die Hauptstadt, welche von einer schrecklichen Pest aller menschlichen Wesen beraubt wurde. Sie erobern ohne Kampf den herrlichen Palast und schwelgen in dessen Pracht. Etwas keck geworden, erwecken sie sogar die toten Nimbod-Herrscher wieder zum Scheinleben und lassen sich von ihnen auf dem alten Doppelthron huldigen. Der erste Nombodherrscher, Hestaion, krönt sie höchstselbst. Ach, es ist ein gar fürstliches Leben, finden sie, und genießen die Pracht und die weiblichen Dienerschaft in vollen Zügen. Nekrophilie ward nie herrlicher zelebriert als hier.
Doch die dienstbaren, zum Leben erweckten Geister sehnen sich nach der Ruhe des Todes. Der letzte Nimbod mit Namen Elairo erinnert sich, wie’s früher war, und hasst die beiden Despoten. Während diese ihrerseits nachlässig und träge werden und ihren nächsten Krieg planen, organisiert Elairo den Aufstand der unzufriedenen Geister, um sich für die Tyrannei zu rächen. Hestaion war einst ein Zauberer und erinnert sich einer Prophezeiung. Man müsse die Statue des Erdgottes zerschlagen, eine Tür in den tiefsten Grüften öffnen und so den Weg zum tiefsten Abgrund unter dem Palast bereiten.
Gesagt getan, nun frisch ans Werk! Die Rache der Toten ist schrecklich – und dauert ewig …
|Mein Eindruck|
Eine wundervoll altmodische Geschichte, wie „ein Märchen aus uralten Zeiten“, und mit einem herrlichen Schluss, welcher der ausgleichenden Gerechtigkeit wieder Geltung verschafft. Smith ist weitaus weniger auf das kosmische Grauen bedacht als sein Brieffreund Lovecraft und erweist sich immer wieder als großer Romantiker in der Art von Lord Dunsany, den auch Lovecraft anfangs verehrte und nachahmte. Die Erzählung ist eindeutig ein Glanzpunkt in dieser Auswahl.
|Der Sprecher|
Reinhard Kuhnert ist die deutsche Stimme von Pierce Brosnan. Es gelingt ihm, nicht nur die beiden überheblichen Totenbeschwörer zu porträtieren, nein, auch die Toten, allen voran der alte Hestaion, erhalten ein Profil.
Doch wie sprechen die Toten? Das ist eine knifflige Frage, die sich durch empirische Befunde leider nicht beantworten lässt (alldieweil die Toten gemeinhin nicht sprechen). Da schafft Hollywood zum Glück Abhilfe durch eine gewisse Inspirationshilfe. Man denke etwa an das Heer der Toten im dritten Teil von Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung. Die Toten sind heiser, hauchen leise, wodurch sinnfällig wird, dass ihnen ein Kehlkopf fehlt. Was an Dialogen daher fehlt, macht die wunderbar genaue Beschreibung der Vorgänge wieder wett.
|Erzählung # 4: _Christopher Fowler: Die langweiligste Frau der Welt_ (1995)|
Die Ich-Erzählerin ist eine ganz normal frustrierte Hausfrau aus Süd-London und behauptet, sie sei die langweiligste Frau der Welt. Wie möchten es ihr gerne glauben, doch irgendwie fallen schon die ersten Begebenheiten, von denen sie aus ihrem Leben berichtet, etwas aus dem Rahmen dieses Bildes. Anno 1964 stürzte ihr Vater die Kohlenluke im Haus hinunter und starb an einem Herzinfarkt. Zwei Cousins starben durch Unglücke, und ihr erster Lover John Perry brach ihr die Nase. Ihre Schwiegermutter hielt sie deshalb für verflucht – bevor sie selbst einen Schlaganfall erlitt und den Löffel abgab.
Erst nahm sie gegen die tödliche Langeweile nur Valium, aber inzwischen ist sie schon bei Speed (Amphetaminen) angekommen. Als sie herausbekommt, dass ihr Mann Derek sie mit einer gewissen Gigi betrügt, killt sie den Nachbarshund. Offenbar hat sie auch Blackouts, von denen sie ihr Mann, ihr Sohn Jason und die beschränkte Tochter Emma in Kenntnis setzen. Hm, kann schon sein, na und? Sie wittert eine Verschwörung und Paranoia macht sich breit.
Als Derek ihr eines Abends verkündet, er wolle ausziehen und sich scheiden lassen (um es mit Gigi zu treiben, logo), dreht sie durch und haut ihm die Bratpfanne über den Schädel. Sie verteilt ihn auf drei Müllbeutel und entsorgt die Leiche in der Kiesgrube. Oder ist das nur zusammenfantasiert? Und wenn schon. Eines Tages könnte sie es ja wirklich tun. Fragt sich nur – schon bald oder …
|Mein Eindruck|
Der Autor Christopher Fowler, ein bekannter britischer Horrorliterat („Über den Dächern von London“ u. v. a.), schildert das ganz normale Grauen, wie es sich anfühlt, lebendig begraben zu sein – in einer spießbürgerlichen Ehe, welche die Erzählerin schon mit sechzehn einging, danach kamen die Kinder, nie auch nur das geringste Fünkchen Selbstverwirklichung. Und schwupps, kehren sich erst der Mann und dann die Kinder gegen sie selbst. Kein Wunder, dass da Mordphantasien aufkommen. Ob solche Existenzen heute überwunden sind? Ich würde nicht darauf wetten. Da lauert noch jede Mordpotenzial.
|Die Sprecherin|
Arianne Borbach ist die deutsche Stimme von Catherine Zeta-Jones. Borbach lässt die Erzählerin alle Gefühlsregungen durchlaufen: von der gruftigen Langeweile über Eifersucht und Hass bis hin zu rasender Wut – und dann wieder zurück zu lethargischer Apathie. Diese Entwicklung ist von Borbach fabelhaft flexibel und sehr bewusst gestaltet, doch nie übertrieben. Und in seiner Glaubwürdigkeit ist dieses Porträt einer zerstörten Existenz umso bedrohlicher.
Die Erzählung lebt nur von der inneren Bewegung und Entwicklung, und wenn einmal ein Mord geschieht, dann entpuppt er sich als eingebildet. Daher könnte diese Story den einen oder anderen Hörer frustrieren. Es ist ein Stück für Leute mit psychologischem Einfühlungsvermögen. Und sie wissen Borbachs Darstellungsleistung zu würdigen.
|Erzählung # 5: _Graham Masterton: Die graue Madonna_ (1995)|
Der Amerikaner Dean Wallace ist nach Brügge in Belgien zurückgekehrt, weil ihm ein winziges Detail nicht aus dem Kopf geht. Als seine Frau Karen hier starb, erwähnte ein Kutscher eine seltsame Beobachtung: Karen habe vor ihrem Tod mit einer Nonne gesprochen, die graue Gewänder getragen habe. Wieso sollte Karen mit einer Nonne streiten? Man fand Karen später in einem der Kanäle, welche die Stadt durchziehen, um den Hals einen Strick aus Hanf. Hatte sie sich erhängt? Vielleicht wegen ihrer Abtreibung?
Die Polizei bestreitet, dass es solche Nonnen gebe. Wallace spürt den Kutscher auf und gegen ein ordentliches Trinkgeld führt ihn der junge Mann zu jener Stelle, wo er Karen zuletzt sah. Ja, Karen schrie die Nonne an und fragte sie: „Was habe ich getan?“ Die Nonne sah genauso aus wie die zahllosen Madonnen, die an den alten Brügger Bürgerhäusern die Fassade zieren. Und alle halten ein Jesuskind im Arm. Jetzt sieht es auch Wallace, und ihm wird mulmig. Überall Madonnen, an jedem Haus. Und Teufelsfratzen! Was hat das zu bedeuten?
Der Kutscher erzählt ihm von der Pest im 14. Jahrhundert, die so lange wütete, dass sich die Menschen als Sünder betrachteten und an die heilige Muttergottes ein Hilfeersuchen richteten, das sie als verbindlichen Vertrag ansahen. Maria vergibt, doch die Madonnen bestrafen. Der Kutscher äußert eine merkwürdige Ansicht. Die Bürger schufen die Statuen mit falschen Hoffnungen: Für die Erschaffung der Statuen werde ein Preis gefordert. Aber welcher?, will Wallace wissen. Beleidigt man die Madonnen, werde man bestraft.
Wallace erklärt den Kutscher für verrückt und geht seines Weges. Doch überall sind diese Madonnen mit ihren Kindern im Arm. Er denkt an den armen abgetriebenen Charlie … Als er in einer Bar sitzt, sieht er draußen eine graue Nonne vorübergehen. Sofort folgt er ihr. Weiß sie etwas über Karen? Sie eilt in den Glockenturm des Belfrieds, er hinterher, an der Pförtnerin vorbei, die nichts gesehen haben will. Immer höher, den hörbaren Schritten nach, hunderte von Stufen.
Auf der obersten Plattform holt er die Nonnen in Grau endlich ein. Doch die Begegnung erweist sich als verhängnisvoller Fehler. Denn die graue Madonna hat ein Hanfseil dabei …
|Mein Eindruck|
Diese lange Erzählung ist die meisterliche Verschränkung des unterbewussten Schuldkomplexes um die Abtreibung eines Kindes mit dem Motiv der Schutzgöttinnen von Brügge. Diese Madonnen haben offenbar die Aufgabe, die Sünder, die sich der Kindstötung schuldig gemacht haben, ihrer gerechten Strafe zuzuführen: Sowohl Karen als auch ihr Mann müssen dran glauben.
Man kann sagen, dass diese Story von einem Abtreibungsgegner geschrieben worden sein muss, aber ich kenne die Schuldgefühle, die eine Abtreibung hervorruft, von einer früheren Freundin selbst. Diese Gefühle können schwere Depressionen hervorrufen – warum sollten sie nicht zu einer Illusion wie jener wandelnder Madonnen führen? Der Rest ist dann nur eine Frage des Einfallsreichtums des Autors.
|Der Sprecher|
Till Hagen ist die deutsche Stimmbandvertretung für Filmstars wie Kevin Spacey, Billy Bob Thornton und Kevin Kline. Er absolvierte die Schauspielschule in Berlin und war am Theater in Dortmund und Bielefeld engagiert. Seit 1977 ist der professionelle Rundfunksprecher beim RBB und anderen ARD-Sendeanstalten tätig. Er hat beispielsweise alle Krimis von Arne Dahl vorgelesen.
Es gibt nur zwei Hauptfiguren, die Hagen zu porträtieren hat: Den Ich-Erzähler Dean Wallace kann er mit ganz normaler Stimmlage sprechen, doch er lässt ihn auch rufen und sich empört und wütend äußern. Der Kutscher Jan de Keizer erfordert etwas mehr Darstellungskunst. Der Ex-Junkie spricht leise, zögerlich, geradezu schwächlich, außer dann, als er voll Überzeugung von den Madonnen Brügges und ihrer besonderen Rolle und Bedeutung mit insistierendem Tonfall erzählt.
Im dramatischen Finale der Handlung erklingt die Glocke des Belfrieds nicht weniger als viermal im Hintergrund, was andeutet, dass sich das Schicksal unserem Erzähler mit schnellen Schritten nähert. Die Hintergrundmusik ist inzwischen verklungen und nur der Klang der Glocken begleitet die Stimme des Erzählers bzw. Sprechers.
_Unterm Strich_
In dieser Auswahl gefielen mir am besten Smiths Erzählung vom Untergang der beiden despotischen Nekromanten und die letzte Erzählung, in der Graham Masterton meisterlich die Themen Abtreibung, Schuldgefühle und Sühne miteinander verknüpft. Schade, dass die anderen Geschichten nicht das gleiche Niveau erreichen. Splatter und Action gehören diesmal nicht zum Repertoire.
Die Sprecher sind allesamt kompetent und Könner ihres Fachs. Die Musik von Andy Matern variiert von Story zu Story, mal langsam, mal schnell, aber stets anders instrumentiert. Die Musik hält sich stets dezent im Hintergrund und stört den Vortrag des Sprechers zu keiner Zeit. Mit rund 20 Euro ist die Doppel-CD deutlich teurer als der Durchschnitt, aber das dürfte wohl auf die solide Produktion mit bekannten Sprechern und qualitätsvoller Musik zurückzuführen sein. Ein Sammlerstück.
|144 Minuten auf 2 CD|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de
[„Necrophobia 1“ 1103
[„Necrophobia 2“ 1073
[„Necrophobia – Meister der Angst“ 1724