Hub – Okko 1: Das Buch des Wassers

_Story_

Wir schreiben das Jahr 1108 in der offiziellen Zeitrechnung des Kaiserreichs Pajan: Die Asagiri-Ära, in der die verschiedenen Clans in erbarmungslosen Gefechten um die Macht über das Kaiserreich streiten. In diese Epoche ist auch Kleiner Karpfen hineingeboren worden, ein junges Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen, das sich aufgrund des vorschnellen Todes ihrer Eltern als Geisha den Lebensunterhalt verdient. Bei ihrem aktuellen Freier Noburo erlebt sie dann aber eine weitere Tragödie; die ins Wasser gepflanzte Behausung des maskierten Hünen wird von einem großen Piratentrupp vollkommen zerstört und der Riese selber in einem Pfeilhagel unter Wasser befördert. Wehrlos fällt auch das schwangere Mädchen den Attentätern zum Opfer und wird kurzerhand entführt.

Wenige Stunden nach dem Attentat kehrt der furchtlose Ronin Okko an den Schauplatz des Desasters zurück und verspricht Tikku, dem Bruder von Kleiner Karpfen, dass sie das Mädchen wieder befreien werden. Mit ebenso hinterlistigen Mitteln machen sich Okko, Noburo, Tikku und der stets betrunkene Mönch Noshin auf die Suche nach dem verschleppten Mädchen. Ihr Weg führt sie nach Tagakka Uchi, zum Hafen der Hundert Moränen, wo Kleiner Karpfen mitsamt einiger anderer Damen versteckt gehalten werden soll. Auf diplomatischen Wegen gelingt es Okko, mehr über das Versteck und die Grausamkeiten, die sich dort abspielen, herauszufinden, traut seinen Augen aber dennoch nicht, als er Zeuge dessen wird, was mit einigen der Geiseln geschehen ist. Von diesem Zeitpunkt an schwören Okko und Noburo, den brutalen Mördern nicht nur den Garaus zu machen, sondern sie mit einer ebenso blutigen Rache zu belegen. Aber schneller als erhofft stoßen die beiden an ihre Grenzen …

_Meine Meinung_

Der Trend europäischer Comic-Autoren, sich inhaltlich dem asiatischen Markt zu nähern, die Charakteristika des hiesigen Zeichen- und Handlungsstils dabei aber beizubehalten, setzt sich mit dem neuesten Werk des französischen Autors Hub weiter fort. Das bereits allerorts (zu Recht) gefeierte Werk, welches auf insgesamt fünf Zyklen ausgelegt ist, feiert mit „Das Buch des Wassers“ einen wahrhaft furiosen Einstieg, der in nahezu alle Genres der asiatischen Comic-Dynastie hineinschnuppert. Da gibt es Dämonen, verruchte Kaiser, Piraten, Samuraikämpfer und mysteriöse Clans, also im Grunde genommen alles, was das Herz des spezialisierten Comic-Liebhabers erfreut.

Allerdings hat Hub auch die Brutalität des dort beheimateten Genres übernommen und es diesbezüglich manchmal bis aufs Äußerste getrieben, so zum Beispiel in der Szene, als die Gefährtinnen von Kleiner Karpfen auf allzu blutige Weise hingerichtet werden. Alleine deshalb halte ich eine Altersbegrenzung schon einmal für sinnvoll. Davon abgesehen sind die Inhalte der Story zum Ende hin eh ein wenig vertrackter, so dass bezogen auf das Alter ohnehin eine gewisse Auffassungsgabe erforderlich ist, um dem actionreichen Treiben folgen zu können.

Die Story selbst ist indes enorm temporeich und nimmt kaum Rücksicht auf eventuelle Ungereimtheiten, wobei diese zu einem jeweils späteren Zeitpunkt wieder geklärt werden. Straight forward mit einer klaren Betonung auf der zahlreich vertretenen Kampfaktionen, die zusammen mit den finsteren Machenschaften von Okkos und Noburos neuen Feinden die extreme Seite dieses Comics repräsentieren. Dass dabei manchmal auch etwas Hektik aufkommt, liegt in der Natur der Sache, deckt sich aber auch sehr schön mit der Atmosphäre der Geschichte, die ja ebenfalls von Jagden und Fluchten durchsetzt ist. Dennoch würde man sich im Hinblick auf das mehrfach angedeutete, vorzeitige Finale eine kleine Tempodrosselung wünschen, denn es ist teilweise nicht ganz leicht, den vielen Situations- und Gedankensprüngen auf Anhieb zu folgen.

Dafür entschädigen aber die letzten Seiten mit einem sehr schön vorbereiteten Cliffhanger und wohligen Aussichten für den Nachfolgeband dieses unheimlich faszinierenden, so überaus vielschichtigen Comic-Albums. Sympathische und trotzdem unnahbare Personen wie Noburo und Okko, aber auch fantastisch illustrierte Schauplätze sind in der Comic-Szene ein echtes Unikum und ein hinreichender Grund, sich mit |Carlsen|s neuem Prachtstück einzudecken. Doch auch sonst gibt es noch zahlreiche Gründe, „Das Buch des Wassers“ anzutesten, wobei der wichtigste wohl die knisternde, unvergleichlich dichte Spannung ist. Doch jetzt genug der Worte und hinein ins Abenteuer mit Hubs neuen Helden!

http://www.carlsencomics.de/

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