Buchna, Hendrik – Die drei ??? und der schreiende Nebel (Band 162)

Im meteorologisch faktisch nicht existenten Sommer war’s. Anno 2011. Genauer gesagt: Ende August. Eine kleine Schar unbeugsamer Autoren veröffentlicht beim |KOSMOS| Verlag einen weiteren Satz frischer „Drei ???“-Bücher. Darunter auch eins, welches – überaus passend zum Wetter – schon einen herbstlichen Vorboten mitbringt: Nebel. Noch dazu einen schreienden. Wohl denn, bleibt noch herauszufinden, ob Hendrik Buchna mit seinem zweiten Full-Size-Roman für die Serie an seinen Erfolg von „Im Zeichen der Schlangen“ anknüpfen kann. Das endlich mal wieder rundum gelungene Cover weckt auf jeden Fall schon einmal Interesse sowie Reminiszenzen an John Carpenters „The Fog – Nebel des Grauens“. Und das Titelbild soll bei den Anspielungen auf dieses Werk des Altmeisters des subtilen Grusels nicht ganz alleine bleiben.

_Zur Story_

Professor Arnold Brewster kennen die drei ??? seit dem Fall „Volk der Winde“. Der inzwischen pensionierte Indianer-Experte bittet sie brieflich um Hilfe – er hat sich nach South Dakota zurückgezogen, genauer gesagt ins Wüstenkaff Fort Stockburn, u.a. um an einem neuen Buch zu arbeiten und weil ihm das Haus, welches er dort bewohnt, von einem jüngst verstorbenen Freund vererbt wurde. Doch nun ist es mit der Ruhe in der Prärie offenbar jäh vorbei, denn ein seltsamer Nebel wallt neuerdings auf und die daraus klingenden Schreie und angeblich darin befindlichen Spukgestalten haben schon so manchen, der ohnehin nicht allzu zahlreichen, Bewohner dazu genötigt den Ort zu verlassen. Lediglich einige der hartnäckig-bodenständigen Senioren halten dem Terror bislang stand. Einige davon machen sogar den recht neu hinzugezogenen Professor für die Vorfälle verantwortlich.

Einen Vorgeschmack auf die kommenden Ereignisse erhalten die drei Detektive aber noch vor Antritt ihrer Reise in den wilden Westen, als ein seltsamer Anrufer sich als Brewster ausgibt und sie barsch, aber ziemlich ungeschickt, zum Wegbleiben animieren will. Die drei ??? riechen Lunte. Da ist was faul. Ein nochmaliger Anruf, untermalt mit grässlichen Schreien, soll die Forderung offenbar zusätzlich noch einmal untermauern, facht insbesondere Justus Interesse jedoch erfahrungsgemäß erst richtig an. Auch ein anonymes wie kryptisches Droh-Telex für die Jungs, welches sie noch am Flughafen von L.A. Kurz vor Abflug erreicht, kann die Junior-Detektei nun nicht mehr stoppen. Peters übliches Lamento mal außen vor. Und so ermitteln die drei ??? unter sengender Sonne und inmitten zum Teil höchst kauziger Gestalten, nach dem Grund für den gespenstischen Nebel. Und dieser lässt sich auch gar nicht lange bitten. Und das Grauen, welches in ihm umgeht auch nicht …

_Eindrücke_

Wer sich nun nicht zuletzt dank des Titelbildes auf einen lauwarmen Aufguss von „The Fog“ einstellt, dürfte sehr rasch eines Besseren belehrt werden, denn dieser Fall ist sehr vielschichtig und die Protagonisten zum Teil schön schräg, sodass man ganz mächtig tüfteln muss. Einige Parallelen und Ähnlichkeiten gibt’s dennoch. Allerdings sind Carpenters Wiedergänger tatsächlich wandelnde Tote auf Rachefeldzug, während hier die angeblich indianischen Dämonen natürlich rein irdischer Natur sind – immerhin handelt es sich um einen ???-Roman. Aber auch Schreckelemente, wie Türen kratzen/pochen und sich einfach nur kurz zeigen um wieder spurlos zu verschwinden bis hin zu späteren Handgreiflichkeiten und sogar Verfolgungsjagden mit den vermeintlichen Monstern, das kennt man in ähnlicher Form auch von einem weiteren Highlight der Serie: „Nebelberg“. Wobei es hier mindestens genauso gut – wenn nicht besser – in Szene gesetzt wurde. Und als wäre das der klassischen Bausteine nicht genug, gibt’s obendrauf einen kleinen Rätseltext zu knacken.

Doch vor allem der vermaledeite Nebel ist eine ziemliche Kopfnuss und eine manchmal wohlig gruselige dazu. Wie erzeugt man mitten in der sengenden Prärie einen solchen Nebel – und noch dazu einen, der sich scheinbar steuern lässt? Vielleicht haben doch die Außerirdischen ihre Finger im Spiel, wie der verschrobene Verschwörungstheoretiker Mr Tornby überzeugt ist oder es sind wirklich die Geister der vor langer Zeit schändlich dahin gemetzelten Indios, die sich nun an den Bewohnern rächen ausschlaggebend – davon scheint „Captain“ Hold, Nachfahre des damaligen Fort-Kommandanten, mit seinem Kavallerietick überzeugt. Fragen über Fragen: Wer kann’s sein, wer nicht? Und wo, bei allen benebelten Wiedergängern, liegt eigentlich das Motiv? Komisch sind die ollen Leut‘ irgendwie ja alle. Die unerwartete, mehrteilige Auflösung ist fantasiereich und sogar physikalisch-technisch durchaus im Bereich des Möglichen.

_Fazit_

Ein Pageturner. Es kommt auch beim lesegeübten Rezensenten eher selten vor, dass er die standardmäßigen 128 Seiten eines Drei-???-Buches in weniger als anderthalb Stunden durchpflügt. Darüber hinaus muss man eigentlich nicht viele weitere Worte verlieren. Um es auf den Punkt zu bringen: Interessante Kulisse, gruselige und plastische Nebelmonster, ein Haufen (auch falscher) Fährten, verschrobene Charaktere und eine originelle Lösung des Falles. Selbst die üblichen, vom (Stamm-)Leser übrigens erwarteten, Serienklischees werden mit feiner Selbstironie und Humor verwendet, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Dazu abgerundet mit Professor Brewster, eine Figur, die Fans an alte Zeiten erinnert – Mehr kann man wirklich nicht verlangen. Daumen klar nach oben.

|128 Seiten Hardcover
Erzählt von Hendrik Buchna basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Zierold, André Marx
ISBN 978-3-440123331|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

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