Ellis, Warren / Bisley / Sprouse / Story / Bermejo / Coker / Pearson – Global Frequency 2: … oder wie ich lernte, Gewalt zu lieben

[„Global Frequency 1: Planet in Flammen“ 3982

_Story_

Miranda Zero und ihr Team von der Global Frequency stellen sich erneut internationalen Terror-Organisationen, werden dabei aber auch immer deutlicher zum Feindbild verschiedener Untergrundbanden. Die Leiterin der Frequency erfährt dies am eigenen Leibe, als sie von einer brutalen Gruppierung entführt und gezwungen wird, die Daten ihres Geheimbunds preiszugeben. Doch Zero denkt nicht daran, sich und ihr Lebenswerk zu verraten und spielt unterdessen mit ihrem Leben.

Derweil wird die Frequency auch in Japan aktiv. Zero und ihr Team rekrutieren den längst ausgeschiedenen Takashi, um ein geheimnisvolles Labor zu infiltrieren. Was er dort jedoch entdeckt, übersteigt all seine Vorstellungskraft. Aber auch Aleph, die im Hintergrund alle Fäden zieht, wird mehrfach mit dem Tod konfrontiert. Zum ersten Mal in ihrer fünfjährigen Karriere bei der Global Frequency muss sie aktiv ins Geschehen eingreifen, als eine feindliche Gruppierung den Zentralkomplex der Einheit aufspürt. Jedoch kann sich Aleph in diesem Fall nicht auf ihre 1001 Agenten verlassen, die sie in den bisherigen Missionen über den Globus gescheucht hat …

_Persönlicher Eindruck_

Warren Ellis – ein Name, ein Monument und demnächst sicherlich auch eine Legende. Mit seiner jüngst eröffneten neuen Serie „Global Frequency“ schürte er zunächst noch einige Diskussionen über die tatsächliche Genialität dieser hierzulande in Sammelbänden veröffentlichten Heftreihe, konnte seine wachsende Fangemeinde jedoch schlussendlich doch wieder von seinen finsteren, futuristischen Mini-Thrillern überzeugen. Der zweite Kompaktband der Serie offenbart nun mit den Episoden 7-12 der amerikanischen Original-Auflage endgültig die Qualitäten, die man bisweilen im direkten Vorgänger noch nicht in ihrer hier vorliegenden Fülle entdecken konnte. Deftige Action, beklemmende Atmosphäre, faszinierende Charaktere und interessante Themen – Ellis weiß um den perfekten Crossover, der vonnöten ist, um sein Publikum ein weiteres Mal zu begeistern!

Dabei beginnt „Global Frequency … oder wie ich lernte, Gewalt zu lieben“ noch relativ schwach. Eine Mini-Geschichte aus dem künftigen Hamburg mag zwar als Einführung in die Welt der Organisation taugen, vermag jedoch unter den Aspekten eines guten Comic-Thrillers keinesfalls zu punkten. Austauschbar, mitunter sogar langweilig, was hier geboten wird. Der radikale Umschwung folgt dann aber direkt auf dem Fuße: Der zweite Plot mit der Entführung von Drahtzieherin Miranda Zero ist ein atemberaubend inszeniertes Action-Feuerwerk, welches bisweilen als modernes James-Bond-Meisterwerk durchgeht, bei dem aber sowohl die Figuren als auch die Story noch eine Spur cooler sind.

Im Folgenden kristallisiert sich dann auch immer deutlicher die brutale Seite der Serie heraus. Takashis Auftrag in Osaka ist ein recht perfide gestaltetes Zwischending aus Mystery-Handlung und Horror-Story, in seiner Darstellung aber schon ziemlich heftig. Etwas zielstrebiger, dafür aber auch noch eine Spur blutiger ist schließlich das seitenlange Gefecht zwischen dem ‚Franzosen‘, einem inkognito ermittelnden Frequency-Agenten, und seinem Kontrahenten Wellfare, welches in Sachen Nahkampf-Action in etwa das Niveau der neuesten [„Rambo“-Verfilmung]http://www.powermetal.de/content/artikel/show-1338.html erreicht, allerdings nicht bloß auf diesen Effekt schielt. Auch wenn inhaltlich nicht viel geschieht, so ist die kompromisslose Auseinandersetzung vor allem zeichnerisch unheimlich sehenswert und ein abwechslungsreicher Beitrag zur Serie.

Dies kann man auch vom Grand Finale behaupten, welches einerseits mit einem ebenfalls recht actionreichen Zwischenfall in der Zentrale der Global Frequency aufwartet, andererseits aber auch eine neue Konfrontation mit einem unbekannten Terror-Akt aufbietet. Besonders die letzte Geschichte distanziert sich dabei ziemlich deutlich von den bisherigen Storys, nicht bloß auf die Handlung als solche bezogen, sondern auch hinsichtlich der griffigeren Illustrationen. Zwar mangelt es der Serie bis dato absolut nicht an Vielseitigkeit, jedoch sind derartige Einschnitte in die übliche Schemen jederzeit erfrischend und verfehlen ihre Wirkung auch in diesem Fall nicht. Bravo, Mr. Ellis!

Insgesamt lässt sich sagen, dass es dem Autor unheimlich gut gelungen ist, sein Publikum Stück für Stück intensiver in die Welt der „Global Frequency“ eintauchen zu lassen. Ellis umhüllt die Organisation nach wie vor mit einem geheimnisvoll anmutenden Schleier, enthüllt aber auch kontinuierlich einige Mysterien und lässt somit eine permanente, interessant anzusehende Entwicklung zu. Des Weiteren ist das Tempo immer noch unheimlich hoch, was aufgrund der inhaltlichen Themenkreise und der recht knappen räumlichen Limitation der Kurzgeschichten auch nicht anders tragbar wäre. Der wichtigste Punkt des durch und durch positiven Resümees ist allerdings der, dass die Spannung – abgesehen von der Auftaktstory – in allen Beiträgen rasch am Siedepunkt ist und dementsprechend wirklich keine Zeit zum Verschnaufen bleibt. Dies zeichnet einen Starautor, wie es Warren Ellis nunmehr längst ist, eben aus und macht den zweiten Sammelband der „Global Frequency“ zur Pflichtlektüre für qualitätsbewusste Comic-Leser.

http://www.paninicomics.de/?s=Wildstorm

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