Diverse Autoren – MAD Nr. 104

In der 104. Ausgabe des „MAD“-Magazins nimmt die Redaktion mal wieder einen aktuellen Kinostreifen als Anlass, um die Film- und Fernsehindustrie mächtig durch den Kakao zu ziehen. Dieses Mal hat man sich den dritten Teil der „Spider-Man“-Verfilmungen ausgesucht und ihm nicht nur mehrere kleine Comic-Strips gewidmet, sondern den Spinnenmenschen auch diversen ‚Was wäre, wenn …‘-Szenarien ausgesetzt. Den Beginn macht allerdings ein Spezial über die kommerzielle Ausschlachtung des Streifens mitsamt der Masse an neuen Actionfiguren, die im Zuge dessen veröffentlicht werden. Von der ollen Stasi-Abgeordneten über den grünen Kobold (in persona Joschka Fischer) bis hin zu „Spider-Man“-Erfinder Stan Lee scheint jeder vertreten, wobei sich manche abstruse Abhandlung gar nicht mal so abwegig anhört. Anschließend werden einige recht bescheuerte Fragen aufgeworfen, gefolgt von einem weiteren Abschnitt, in dem spekuliert wird, wo Spider-Man war, als die Welt real in der Krise steckte. Und zu guter Letzt darf die allseits beliebte Spinne sich auch noch einmal von ihrer blutigen und erotischen Seite präsentieren. Hüstel …

Etwas bizarrer ist indes die Rubrik „12 Wege, Kindern die Scheidung zu erleichtern“. Als wäre es das Normalste der Welt, wird hier von der Prostitution bis zur Verwahrlosung im ‚modernen‘ Kinderheim alles durchgenommen, was sich der guten Moral entzieht, und wenn es doch nicht fruchtet, wird die altgediente Bestechung als letzter Ausweg eingesetzt. Nicht minder zimperlich geben die Macher von „MAD“ „Hinweise, dass Sie tief in der Scheiße stecken“ und Beispiele von Leuten, die „wirklich in Panik sind“. Und für den handelsüblichen Studenten werden die „Vorteile einer multiplen Persönlichkeitsstörung“ analyisiert. Aufgefrischt wird das Ganze schließlich mit kurzen Strips aus dem Kreißsaal und einer kurzen Geschichte aus der „Spion“-Reihe.

Insgesamt ist die hauptsächliche Parodie auf den neuen „Spider-Man“ als Mittelpunkt der neuen „MAD“-Ausgabe ganz gut gelungen. Hollywood bekommt ganz schön sein Fett weg, sei es nun im Hinblick auf die kommerzielle Ausschlachtung mit zahllosen Merchandise-Artikeln oder aber auf so manch sinnentleerten Dialog im Laufe der Comic-Verfilmung. Darüber hinaus werden einige brisante Themen mit unterschwelliger, ironischer Gesellschaftskritik belegt, wobei hier definitiv kein Blatt vor den Mund genommen und keinerlei Tabus beachten werden. Heftig sind diesbezüglich sicherlich die makaberen Abhandlungen des Schicksals von Kindern aus geschiedenen Ehen, wirklich witzig hingegen die „Rache für die flotten Antworten der Neunmalklugen“, die sich sicherlich auch sehr schön auf den eigenen Alltag übertragen lassen – wobei natürlich jederzeit Vorsicht geboten ist.

Alles in allem ist also wieder eine klare Steigerung zur eher bescheidenen Ausgabe um SpongeBob Schwammkopf zu erkennen; zwar nicht jeder Gag zwingt den Leser in die Knie, doch die Zahl der humorvollen Pointen ist ebenso gestiegen wie diejenige der gelungen Balanceakte zwischen untolerierbarer, aggressiver Kritik, Oberflächlichkeit und echtem Humor. Spider-Man-Fans werden zwar sicherlich weniger davon erbaut sein, dass der besonnene Spinnenmensch das Ziel der aktuellen „MAD“-Attacke ist, doch mit ein wenig Offenheit wird selbst der beinharte Verfechter des |Marvel|-Helden das eine oder andere Mal schmunzeln können. Und damit hat die Redaktion eigentlich genau das erreicht, was Ziel jeder „MAD“-Ausgabe sein sollte.

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