Oliver Pötzsch – Die Burg der Könige

Inhalt

1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkriegen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karls V. ist in Gefahr. In den Wirren dieser Zeit stoßen Agnes, die Burgherrin der einst mächtigen Stauferburg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein altes Geheimnis. Schon bald wird ihnen bewusst, dass ihre Entdeckung nicht nur über ihr eigenes Schicksal, sondern auch die Zukunft der Krone entscheiden wird. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Bisher kannte ich von Autor Oliver Pötzsch nur die „Henkerstochter-Saga“, doch mit „Die Burg der Könige“ hat er einen historischen Roman erschaffen, der von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist …

Wir begleiten unsere Protagonistin Agnes von Erfenstein, Tochter des Burgvogts von Burg Trifels, durch die Jahre 1524 bis 1526. Es ist eine Zeit der politischen Unruhe und eine Zeit des Wandels. Damit meine ich nicht nur den auch im Roman oft erwähnten Martin Luther mit seinen Thesen, sondern vor allem das allmähliche „Aussterben“ echter Ritter.

Agnes´ Vater ist noch ein solcher Ritter, doch er wird immer älter und mag sich nicht recht damit anfreunden, dass die Zeit der „ehrenhaften“ Zweitkämpfe mit Schwert bald vorüber ist. Denn zunehmend sind es Feuerwaffen wie Handbüchsen und Kanonen, die Einzug ins Kriegsgeschehen erhalten. Mathis, der Sohn des Burgschmieds und Sandkastenliebe von Agnes, erweist sich als äußerst geschickt beim Schmieden solcher Feuerwaffen und wird zunächst vom Burgvogt Philipp von Erfenstein später in den Bauernkriegen zum Geschützmeister ernannt.

Hunger durch schlechte Ernten und Armut wegen sich ständig erhöhender Abgaben bringen die Bauern dazu, sich gegen den Adel zu erheben. Unter dem Banner des Bundschuhs werden die Bauernkriege in die Geschichte eingehen. Wir begegnen historischen Persönlichkeiten Ritter Götz von Berlichingen und Florian Geyer, die sich trotz ihrer höheren Geburt auf die Seite der Bauern schlagen und diese in ihrem Krieg anführen. Pötzsch schildert diesen Krieg eindringlich in all seinen Grausamkeiten mit großen Verlusten vor allem auf der Seite der Bauern, so dass man als Leser förmlich die Verzweiflung aber auch den Mut der einfachen Leute spüren kann.

Sorgen und Geldnöte betreffen aber nicht nur die Bauern, sondern unter anderem auch den Herrn von Burg Trifels, der ebenso Abgaben an den Herzog zu leisten hat. Um seine Schulden begleichen zu können, verheiratet er seine Tochter Agnes mit dem Grafen Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck von der benachbarten Burg Scharfenberg. Der Graf hat dieser Ehe zugestimmt, obwohl er keine Mitgift von Agnes bekommt. Aber nun kann er seiner Leidenschaft nachgehen, der Suche nach dem sagenumwobenen Schatz der Normannen, der angeblich auf dem Trifels versteckt sein soll. Friedrich entwickelt sich dabei zunehmend fanatischer und besessener wie einst „Thorin Eichenschild“ in Tolkiens „Der kleine Hobbit“ als dieser zusammen mit seinen Zwergen den Berg Erebor und damit den schier unermesslichen Goldschatz zurückerobert hatte und keinen anderen Gedanken als das Gold mehr hatte. Wird es dem Grafen also gelingen, den Schatz zu heben?

Doch nicht nur der Graf jagt einem Mysterium hinterher. Als ihr Falke Parcival einen kleinen Gegenstand bringt, ahnt Agnes noch nicht, welches Abenteuer auf sie wartet. Denn dieser Gegenstand ist Zeuge eines lange gehüteten großen Geheimnisses, welchem Agnes und ihr Freund Mathis auf die Spur kommen und deren Bedeutung ihre Vorstellungskraft übertrifft. Jedoch scheinen sie nicht die Einzigen zu sein, die von dem Geheimnis Kenntnis haben, denn sie werden verfolgt. Nur von wem? Und wer hat den Agenten geschickt? War es ihr Mann Friedrich? Oder Franz I., König von Frankreich oder sogar der neue Kaiser Karl V.?

Als wäre die Suche nach dem Geheimnis nicht schon schwierig genug, wird Agnes auch noch von fürchterlichen Träumen geplagt. Oder sind das gar keine Träume, sondern Visionen? Und haben sie etwas mit dem Geheimnis zu tun? Wird es Agnes und Mathis gelingen es zu lüften? Und noch eine andere wichtige Frage: wie wird sich die Beziehung zwischen den beiden entwickeln? Denn eines wird den beiden jungen Menschen auf ihrem Weg immer deutlicher: Sie lieben sich. Aber es gibt zwei große Hindernisse: Agnes´ Ehe mit Friedrich und die Ständeunterschiede. Können sie diesen Widerständen trotzen?

Der Autor Oliver Pötzsch ist wirklich ein Meister seines Fachs. Er nimmt seine Leser auf ein spannendes Abenteuer mit und man erfährt noch so ganz nebenbei den einen oder anderen geschichtlichen Hintergrund. Seine Figuren sind so gut ausgearbeitet, dass man die Beweggründe jedes Einzelnen sehr gut nachvollziehen kann, ob man deren Meinung nun teilt oder nicht.

Der Autor

Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, war jahrelang Filmautor beim Bayerischen Rundfunk und lebt heute als Autor in München. Seine historischen Romane um den Schongauer Henker Jakob Kuisl haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Die Burg der Könige“ ist ein toller historischer Roman gewürzt mit tollen Protagonisten, einem spannenden Abenteuer, vielen historischen Informationen und einem Hauch Mystik. Ich bin gespannt auf weitere Werke des Autors.

Taschenbuch: 944 Seiten
ISBN-13: 978-3548286808

www.ullstein-taschenbuch.de

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