Benedikt Gollhardt – Westwall

Inhalt

Scheinbar zufällig lernt Polizeischülerin Julia den attraktiven Nick kennen. Nach einer gemeinsamen Nacht entdeckt sie, dass er ihr einen falschen Namen genannt hat und ein riesiges Hakenkreuz-Tattoo auf dem Rücken trägt. Als Julia unter Schock ihrem schwerkranken Vater davon erzählt, gerät dieser in Panik und beschwört sie, eine Weile unterzutauchen. Doch Julia will die Wahrheit wissen: Was hat Nick mit ihr vor? Und warum hat ihr Vater so große Angst um sie? Julia beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und folgt einer Spur, die sie in die menschenleeren Wälder der Eifel zum Westwall führt. Und in die dunkle Vergangenheit ihrer Eltern … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Westwall beginnt mitten drin, mit einem Prolog, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Dann geht es einige Woche in die Vergangenheit, zum Anfang, wobei sich die Handlung wie ein Sommergewitter steigert: langsam (aber nie langweilig!) und aufgrund der bedrohlichen Vorzeichen ist klar – es wird vernichtend.
Dieses Werk hat alles was ein richtig guter Thriller braucht: ein interessantes Thema, das facettenreich behandelt wird, eine ausgefeilte Dramaturgie sowie hervorragend ausgearbeitete, glaubwürdige Figuren. Eigentlich wirkt alles in dem Buch ungemein realistisch – beim Lesen hatte ich oft den Eindruck, genau DAS könnte gerade irgendwo in Deutschland genau so stattfinden.

Dabei mutet der Auto dem Leser Einiges zu: unschöne Wahrheiten und Probleme ohne echte Lösung – verheerende Schicksale, ein Rechtssystem, das oft ein zahnloser Tiger ist, Extremismus inklusive untypischer Opfer.
Der Schreibstil ist sehr eindringlich und bildhaft, technisch sowie kreativ beeindruckend – das reinste Lesevergnügen. Die Stimmung ist mal subtil unheilvoll, mal schonungslos erschütternd. Der allwissende Erzähler beschreibt das Hadern beziehungsweise Grübeln der Figuren anschaulich und psychologisch interessant. Es geht um Beweggründe, Ängste samt Folgen. Die meisten Protagonisten sitzen auf gefährlichen Geheimnissen, Schuldgefühlen oder Lügen und sind entsprechend demoralisiert.
Die schwierigen Themen werden stets differenziert behandelt – schwarz-weiß gibt es nicht. Die Grenzen zwischen Täter-Opfer, richtig und falsch verschwimmen in diesem Kampf ohne Regeln oder Gewinner. Das Zusammenspiel der Figuren ist überaus gelungen – es schafft ein enges Geflecht, voller Täuschungen.

Der Autor

Benedikt Gollhardt, Jahrgang 1966, ist Drehbuchautor. Bekannt wurde er unter anderem durch preisgekrönte Serien wie »Türkisch für Anfänger« und »Danni Lowinski«. Mit seinem Thrillerdebüt »Westwall« greift Benedikt Gollhardt das aktuelle Gefühl unserer Zeit auf, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse zunehmend zu verschwimmen scheinen. Der Autor lebt mit seiner Familie in Köln. (Verlagsinfo)

Fazit:

Westwall konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite rundum begeistern. Ständig werden neue Fragen aufgeworfen, die den Leser durch das Buch treiben, den Antworten entgegenfiebernd. Die atmosphärische Dichte ist unglaublich packend und die bildgewaltige Sprache kreiert ein modernes, düsteres Märchen innerhalb eines spannenden, relevanten Thrillers. Der umfassende Anhang bietet wertvolle Hintergrundinformationen zum Westwall.

Klappenbroschur: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3-328-10412-4

www.penguin-verlag.de

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