Ellis, Warren / Deodato, M. – Thunderbolts 1: Vertrauen in Monster

_Story_

Nach dem offiziellen Ende des |Civil War| versuchen Tony Stark und seine Gefolgsleute händeringend, den Gesetzesentwurf mit Nachdruck durchzusetzen und all diejenigen, die eine Registrierung ablehnen, kompromisslos zu jagen. Mit den Thunderbolts unter der Führung des skrupellosen Norman Osborn rückt dabei auch eine zweifelhafte Truppe auf die Seite des Gesetzes, um alte Schuld auszumerzen und die neuen \’Verbrecher\‘ zu inhaftieren. Einstige Schurken wie Venom, Bullseye, Radioactive Man, Moonstone und Songbird haben den Krieg zwischen den beiden Helden-Fronten für ihre Zwecke genutzt und stehen nun als Hüter des Gesetzes in der Gunst der ahnungslosen Bevölkerung, die gar nicht erst mitbekommt, mit welch grausamen Methoden die neue Einsatztruppe unregistrierte Superhelden in die Knie zwingt. Doch während sich die Thunderbolts selbst vor laufenden Kameras niederträchtige Showdowns liefern, taucht eine kleine Schar standhafter maskierter Helden auf, um der radikalen Vereinigung den Kampf anzusagen und den Leuten die Augen zu öffnen. Doch der schizophrene Osborn findet auch hierfür eine bedenkliche Lösung …

_Persönlicher Eindruck_

Die \“Thunderbolts\“ galten bereits zu Debützeiten 1997 als eine der revolutionärsten Truppen des |Marvel|-Universums und feierten vor allem unter der Initiative von Kurt Busieck zu jener Zeit beachtliche Erfolge. Innerhalb der letzten Dekade tauchte das Team immer wieder in brisanten Crossover-Storys auf, behielt aber auch eine eigene Serie bei, die in den Staaten längst in den dreistelligen Veröffentlichungsbereich aufgestiegen ist. Im Zuge des jüngst abgeschlossenen Epos \“Civil War\“ sind Moonstone, Songbird und Co. nun wieder ins Rampenlicht getreten. Als ehemalige Vereinigung miesester Bösewichte hat man die Gunst der Stunde genutzt und sich mit zweifelhaften, eher unlauteren Mitteln an die Spitze des Stark\’schen Machtgefüges gesetzt. Kein Wunder also, dass dieser neue Aufschwung in den Staaten große Beachtung fand und endlich auch hierzulande die Basis für eine autonome Serie lieferte. Band 1 dokumentiert nun die direkten Ereignisse nach dem \“Civil War\“ sowie eine der besten und vielversprechendsten Storys der letzten Monate.

Im ersten unabhängigen Sonderband \“Vertrauen in Monster\“ schildert niemand Geringerer als Star-Autor Warren Ellis, inwiefern die Thunderbolts die Geschicke bereits dominieren. Der rücksichtslose Norman Osborn hat einen Deal mit Iron Man Tony Stark abgeschlossen, der ihm das Direktorat über die Spezialtruppe überlässt, die wiederum als Sonderdelegation des neuen Gesetzes für Recht und Ordnung unter den maskierten Einheiten sorgen soll. Die einzige Bedingung: Es darf niemand bewusst getötet werden, was angesichts der brutalen Gestalten unter den Thunderbolts schon eine ganz besondere Herausforderung, in diesem Sinne jedoch auch Starks Absicherung für sein Geschäft mit Osborn ist.

Dennoch genießt Osborn geradezu Narrenfreiheit und zwingt seine Untergebenen zu vollem Gehorsam, indem er ihnen individuell mit ganz unterschiedlich verheerenden Konsequenzen droht. Infolge dessen gelingt es der Mannschaft auch nicht, zur Einheit zusammenzuwachsen, weshalb ihr erster Einsatz direkt zum Desaster wird. Vor laufenden Kameras werden die Thunderbolts blamiert und als Aggressoren bloßgestellt. Allerdings fällt der geblendeten Bevölkerung die Manipulation nicht auf; lediglich eine kleine Abordnung idealistischer Freiheitskämpfer, darunter B-Helden wie Steel Spider, stellen sich dem Kampf gegen das unmoralische Team, müssen jedoch auch tatenlos mit ansehen, wie sich die Thunderbolts mit äußerster Gewalt zur Wehr setzen und selbst mörderische Absichten alsbald in die Tat umsetzen. All dies verändert sich jedoch, als der erste von ihnen, Bullseye, sich Osborns Kontrolle entzieht und den Zwiespalt im Team öffentlich macht. Denn so unberechenbar wie dieser Comic, so unberechenbar sind vor allem seine Charaktere.

Ellis liefert folgerichtig einen brillanten Einstieg in die neue Reihe und etabliert seine zweifelhaften Helden sofort als unkonventionelle Streitmacht eines brüchigen Staates. Die Konsequenzen des Civil War scheinen knallhart, werden auch vehement durchgesetzt, bieten aber vor allem ihren Verfechtern zahlreiche Möglichkeiten, die neuen Gesetze zum eigenen Vorteil auszunutzen. Und diese Tatsache liefert letztendlich den Nährboden für eine knallharte, besonders in der zweiten Hälfte enorm actionreiche Story mit einer ganzen Riege eigenartiger, innovativ hervorgehobener Charaktere, die den revolutionären Akt des vorangegangenen Crossovers als lebendige Sinnbilder dokumentieren und deren fulminantes Auftreten lediglich ein sehr deutliches Fazit zulässt: \“Thunderbolts\“ ist eine durch und durch außergewöhnliche, illustrativ und inhaltlich betrachtet bemerkenswert starke Serie, deren Auftakt mit \“Vertrauen in Monster\“ kaum besser hätte sein können. Hoffentlich gelingt es dem Dream-Team |Marvel/Panini|, diese andersartigen Figuren bzw. dieses eigenartige Team hierzulande möglichst rasch zu etablieren!

http://www.paninicomics.de/thunderbolts-neu-s10522.html

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