Ercivan, Erdogan – Verbotene Ägyptologie

Wo kommt der Mensch der Gattung Homo sapiens sapiens eigentlich her? Wie lief die Evolution tatsächlich ab? Gab es vor der unsrigen noch eine weitere, viel höher entwickelte und ältere Hochkultur? Diesen Fragen geht Erdogan Ercivan bereits in seinem ersten Werk „Das Faktum“ nach. Sein zweites Buch mit dem Titel: „Sternentor der Pyramiden“ greift diese Thematik kurz auf, ist aber etwas anders gelagert, da er hier schon eher den Schwerpunkt auf die alten Reiche Sumer und Ägypten legt. Buch Nr. 4 „Fälscher und Gelehrte“ rechnet mit der Riege der wissenschaftlichen Geheimniskrämer generell ab. Mit „Verbotene Ägyptologie“, seinem dritten Buch, waren es „nur“ die Ägyptologen, die seiner Meinung nach der Öffentlichkeit interessante, geschichtliche Fakten vorenthalten.

_Zum Autor_

Erdogan Ercivan, Jahrgang ’62, ist ein in Berlin lebender Wissenschaftsjournalist, Initiator des Weltkongresses für „Verbotene Archäologie“ und Buch-Autor, der sich schwerpunktmäßig mit dem Thema unseres Ursprungs befasst. Als dem Dunstkreis Erich von Dänikens zugerechnet, hat man es teilweise schwer, als seriöser Autor ernst genommen zu werden. Schnell wird man zum „Spinner“ abgestempelt. Viele dieser derart gebrandmarkten Querdenker haben im |Kopp|-Verlag eine Heimat gefunden und lassen ihre populärwissenschaftlichen Publikationen dort verlegen. Auch Ercivan gehört zu jener Riege – und er ist Wiederholungstäter.

_Zum Inhalt_

Obwohl die Lehrmeinung es immer wieder gerne als „Humbug“ oder „Phantasterei“ abtut, gebietet schon alleine der gesunde Menschenverstand, dass in unser aller Vergangenheit nicht alles so gelaufen sein kann, wie man uns als (Welt-)Öffentlichkeit Glauben machen will. Viele Autoren berichten immer wieder von Ungereimtheiten und puren (und absichtlichen) Fälschungen in der Altertumsforschung. Dabei reicht die Spekulation über den Ursprung der Menschheit von „Atlantis“ über „Gen-Manipulation“ bis „Aliens“, wobei immer wieder gerne betont wird, dass sämtliche Mythen (sei es Bibel, Koran oder das sumerische Gilgamesch-Epos etc.) auf ein und der selben Quelle basieren, da sich die vermittelten Geschichten dort frappant ähneln.

Viele Argumente sind es wert, dass man sich darüber mal Gedanken macht, bevor man diese sicher nicht dummen Leute als Phantasten abstempelt. Mal ehrlich: Was wissen wir denn schon wirklich und können es auch stichhaltig beweisen? Nicht viel. Eine Menge glauben wir zu wissen, weil’s in Überlieferungen steht. Doch um die Bibel als Beispiel zu nehmen, so ist diese in der uns bekannten Form zensiert und unvollständig – wie wir spätestens seit dem Fund der Qumran-Rollen wissen. Erst damit und den Apokryphen sowie der jüdischen Kabbala erhalten wir ein vielfach vollständigeres Bild. Eines, das der Vatikan beispielsweise am liebsten verbrennen würde. Für diese Herrschaften gilt seit Jahrhunderten nur der „kanonische“ (also genehmigte) Teil der beiden Testamente. Alles andere fällt unter den Tisch. Wie so oft ist eben alles eine Sache der Interpretation.

Wissenschaftler, die aufgrund persönlichen Ruhms oder anderen Beweggründen agieren und Forschungsergebnisse ignorieren/verheimlichen, oder religiöser Fanatismus sind ein Schlag ins Gesicht der Wahrheit. Wie sicher man sich doch darin war, dass die Erde eine Scheibe ist und das Zentrum allen Seins. Christoph Columbus und Galileo Galilei bewiesen der neuzeitlichen Menschheit, dass dieses Weltbild grundverkehrt war. Auch heute wird von allen Seiten erst mal dementiert und abgestritten, bis beharrliche Naturen unumstößliche Tatsachen aufs Tapet bringen, die man nicht mehr wegdiskutieren kann. Offensichtlich wussten nämlich schon die alten Kulturen eine ganze Menge mehr über die Gestalt unseres Planeten und des Universums, als man ihnen heute offiziell zugestehen will.

Direkt nach dem Vorwort behandelt Ercivan die Geschichte der Altertumsforschung und Ägyptologie generell – und wo es dort seiner Meinung nach hapert. So holt er erst mal ein paar beliebte Irrtümer aus der Klamottenkiste und führt uns zunächst – back to the roots – weit zurück in die Entwicklungsgeschichte der ersten Primaten und des vernunftbegabten Homo sapiens sapiens. Interessant ist die Sichtweise, dass der „Mensch“ tatsächlich einzigartig unter den Landsäugern ist, denn von einigen wichtigen Punkten in Anatomie und der Körperchemie her sind wir enger mit Meeressäugern verwandt als mit den Menschenaffen. Das ist im Prinzip nichts Neues, doch die angebotene Erklärung dafür steht diametral zur Lehrmeinung. Der Mensch als genetisches Produkt eines bislang unbekannten Volkes, Hochtechnologie im alten Ägypten, vermutlich sogar Raumfahrt?

Sind etwa die Pyramiden das Vermächtnis einer hochentwickelten Kultur und die Ägypter diejenigen, die sie instand gehalten und teilweise zweckentfremdet benutzt haben? Auch bei diesem Punkt stellt man verblüfft fest, dass wir das eigentlich gar nicht ausschließen können. Als Beispiel führt Ercivan „Cargo“-Kulturen an; dies bedeutet, dass ein primitives Volk ein höher entwickeltes nachäfft, ohne wirklich zu wissen, wofür manche Handlungsweise oder Gerätschaften gut sind. Sind der Totenkult und die übrigen Rituale der Ägypter technisch missinterpretierte Handlungsweisen, die im Laufe der Zeit immer mehr ins Abstrakte abglitten und verfälscht wurden? Dafür spricht, dass die nachweislich jüngsten Pyramiden sowie Mumien handwerklich immer schlechter statt besser wurden, obwohl man annehmen darf, dass es eigentlich aufgrund der größeren Erfahrung genau andersherum sein müsste.

Viel Wissen ist im Laufe der Zeit verloren gegangen und wird erst heute nach und nach in mühseliger Kleinarbeit quasi „wiederentdeckt“. Bemerkenswert ist daran, dass solche Erkenntnisse nur tröpfchenweise ans Licht treten und auch häufig von Laien und Autodidakten ins Gespräch gebracht werden, die sich scheinbar mehr Gedanken machen als die etablierten Lehrmeinungsvertreter. „Verbotene Archäologie“ wird mittlerweile von einigen interessanten Autoren/Forschern exzessiv betrieben und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wer beginnt, sich für diese Thematik zu interessieren, der kommt um die Werke von Graham Hancock, Robert Bauval, Zecharia Sitchin und einigen anderen nicht herum. Wer wilde, populistische Spekulationen und abstruse Theorien erwartet, wird angenehm enttäuscht darüber sein, wie logisch und mit welcher Akribie diese Leute recherchieren.

_Fazit_

Ercivan sammelt und bündelt die Information eher als dass er bahnbrechende, eigene Theorien aufstellt. Er ist somit mehr Moderator, wobei diess auch zu seiner Profession als Journalist passt. Das Buch bemüht sich zwar um Sachlichkeit, nicht selten schlägt aber auch pure Ironie durch. Dieser süffisante Stil liegt nicht jedem. Der Autor drängt niemandem seine Meinung auf, sondern stellt (durchaus berechtigte) Fragen und offeriert Lösungsansätze. Nicht mehr, nicht weniger. Ob der geneigte Leser alles für Humbug hält, sich als Nachfahre von Atlantern oder Aliens sieht oder sich lieber an die Lehrmeinung klammert, bleibt ihm selbst überlassen. Unterhaltsam ist das Gedankenspiel allemal.

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