Die drei ??? und der tanzende Teufel (Folge 21)

Nach dem unerwartet großen Erfolg, den die Serie bei ihrem Start 1979 hinlegte, beeilte man sich bei EUROPA, rasch weitere Vorlagen der amerikanischen Jugendbuchreihe als Hörspiel zu adaptieren. Ein Jahr später, im Oktober 1980, hatte man mit dem „tanzenden Teufel“ bereits den 21. Fall der drei Fragezeichen im Kasten und veröffentlicht. 2001 musste sich dieser Klassiker einer kleinen, nicht ganz freiwilligen Frischzellenkur unterziehen lassen, denn Streitigkeiten zwangen das Studio, die alte Originalmusik aller bisher erschienenen Hörspiele der Reihe gegen eine andere auszutauschen. Ansonsten blieb diese Folge inhaltlich unangetastet – ein Fall übrigens, welcher auch heute noch große Beliebtheit bei den Fans genießt.

Zur Story

Es beginnt wie üblich alles ganz harmlos: Justus, Peter und Bob sollen für ein Mädchen der Nachbarschaft ihre verschwundene Puppe suchen, die angeblich einen Baum hinauf geflogen ist. Erst sind die drei etwas skeptisch, doch bringen sie zufällig in Erfahrung, dass dies nicht der einzige Diebstahl war, der in der Nähe statt fand. Aber nicht nur das. Während sich die ??? mit einer Nachbarin über die Diebstähle unterhalten, wird der Projektor von Peters Vater ebenfalls entwendet. Die Liste der gestohlenen Gegenstände liest sich seltsam, da sie zunächst in keinerlei Zusammenhang miteinander zu stehen scheinen. Was haben diese augenscheinlich so verschiedenen Sachen also miteinander zu tun? Die Jungs sind erst einmal ziemlich ratlos, haben aber eine vages Täterbild durch ihre Nachbarschaftsbefragung erarbeitet. Immerhin ein erster Anhaltspunkt. Und die gemeinsame Verbindung wird auch langsam klar.

Alle entwendeten Dinge befanden sich in schwarzen Aktenkoffern. Bei den weiteren Ermittlungen kommt man dem Dieb auf die Schliche, aber statt ihn in seinem Motel stellen zu können, taucht plötzlich eine seltsam gewandete, schauerliche, teuflische Gestalt mit Wolfskopf, rot glühenden Augen und Hörnern auf und bedroht die Jungs. So unvermittelt, wie die zottelige Erscheinung auftaucht, verschwindet sie auch wieder. Ein Lichtblitz und Rauch. Fort ist sie wieder. Spurlos. Den Detektiven schwant, dass dieses Geheimnis mehr hergibt als ein simpler Diebstahl von unterschiedlichsten Gegenständen, doch was hat es denn nun mit dem Koffer auf sich? Und was will der mysteriöse Tanzende Teufel der goldenen Horde des Baku Khan, der die drei Detektive immer wieder durch sein Erscheinen zu Tode erschreckt? Spukgestalt oder realer Schamane – vielleicht auch beides? Fragen über Fragen.

_Eindrücke_

Autor dieser Story ist William Arden, der auch das gleichnamige Buch bereits 1964 schrieb. In das Hörspiel umgesetzt wurde das Werk wieder einmal vom umtriebigen H.G. Francis, der unter diesem und diversen anderen Pseudonymen Umsetzungen meist zu SF und Gruselthemen geschrieben hat, doch unter eben diesem Pseu für eine ganze Reihe Hörspiele aus dem Hause EUROPA verantwortlich ist. Bekannter ist Francis jedoch unter den Lesern der Perry Rhodan – Serie, für die er als einer der Gründerväter der Serie auch später fast ausschließlich Romane schrieb und, nebenbei bemerkt, selbstverständlich auch die Redaktion der ebenfalls genialen Vertonung der ersten Perry Rhodan Hörspiele übernommen hatte, welche ebenfalls von EUROPA Studio produziert wurden.

Die Jungs kamen hier allmählich in den Stimmbruch, besonders deutlich merkt man das Andreas Fröhlich an, doch auch seine beiden Kollegen sind im Gegensatz zu den früheren Folgen schon mit etwas dunklerer Stimme gesegnet. Die Sprecher und Soundeffekte sind bei dieser Folge insgesamt stimmig, sieht man vom nervigen Klischee-Chinesen mal ab, der konsequent das „R“ gegen ein „L“ in seinem nervig hohen Singsang austauscht. Nicht sehr glaubwürdig, aber dafür unfreiwillig komisch. Während des Showdowns fehlt auch irgendetwas. Um nicht zu viel zu verraten: Die Sprecher kommentieren eine Situation, die man durchaus hören können müsste, die jedoch nicht mit einem entsprechenden Effekt unterlegt wurde. Somit wirkt das Ganze ein wenig leblos und ohne Dramatik herunter geleiert.

Nummer 21 ist mit wesentlich mehr der berühmten Musik durchsetzt, welche die Serie so sehr mitgeprägt hat. Nicht, dass die Geschichte durch den neuen Soundtrack behindert würde, doch gerade bei den Uralt-Folgen vermisst man die „richtige“ Musik als Fan der ersten Stunde schmerzlich. Wer später zur Serie stieß oder Neueinsteiger ist, dem fällt das wohl nicht so auf bzw. er ist es nicht anders gewohnt. Der Austausch des Soundtracks war seinerzeit übrigens wegen Lizenzstreitigkeiten nötig geworden. Europa durfte die Stücke von B. George und B. Brac nicht mehr verwenden, sodass auch sämtliche alten Hörspiele der Serie 2001 noch einmal remastert werden mussten. Heute zeichnen Conrad, Zeiberts und Morgenstern für die Musik verantwortlich.

Die Musik stellt wie immer auch eine Einteilung dar, mit der die einzelnen Kapitel abgegrenzt werden. Ein Novum ist das eigenständige Thema für den tanzenden Teufel. Sobald er auftaucht, wird er von einer düster-schnellen Percussions-Musik untermalt. Solcherlei kommt in der gesamten Serie nur äußerst selten vor. Dieser subtile Trick ist unter anderem dafür verantwortlich, dass bestimmt so manchem als Dreikäsehoch Angst und Bange wird, wenn er damit und seinem charakteristischen, lauten „Haaaaaaarh!“ die Detektive urplötzlich heimsucht und sein (stets etwas anderes) Sprüchlein grollt. Das rationale Wissen darum ist die eine Sache, dass sich einem heute immer noch die Haare aufstellen, eine ganz andere. Zur Auflockerung zwischendurch ist das Hörspiel aber auch durchaus witzig.

Fehlerseitig ist der tanzende Teufel eine eher unauffällige Folge, bei der nicht so derbe Patzer bei der Produktion unterlaufen sind, wie bei vielen anderen Episoden. Dennoch sind einige Spitzfindigkeiten und handwerkliche Missgriffe zu bemängeln, die den Hörspaß jedoch nicht wesentlich beeinträchtigen. Wer sich einen Überblick darüber verschaffen möchte, was alles daneben ging, surft beispielsweise auf der Fehlerseite von [rocky-beach.com]http://www.rocky-beach.com/ vorbei. Ansonsten eine intelligente und vor allem spannende Folge, deren Ausgang soweit nicht abzusehen ist, sondern allenfalls zu erahnen. Wenn man um 20 Ecken denkt, wie es Justus in diesem Hörspiel mal wieder ausgiebig tut, als er den Fall endgültig aufklärt, kann der aufmerksame Hörer auf die Lösung kommen.

_Fazit_

Die Umsetzung des Buches gelang hier recht werkgetreu – natürlich mit notwendigen Kürzungen wegen der begrenzten Kapazitäten der damals verfügbaren Abspielmedien. Das alte Flair ist der 2001er Neuabmischung leider ein wenig verloren gegangen. Die Atmosphäre ist aber nach all den Jahren noch sehr dicht. Gänsehaut bildet sich immer noch, wenn der gehörnte Schamanen-Geist durchs Hörspiel tanzt und seinen starken Auftritt hat. Wenn auch nicht mehr ganz so intensiv. Trotz kleinerer Macken kommt der tanzende Unhold als eine der wirklich klassischen Folgen weiterhin gut weg und gehört nach wie vor berechtigter Weise zu den beliebtesten Fällen.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei Fragezeichen und der tanzende Teufel“ – Folge 21
Buchautor: William Arden, Random House – 1964
Drehbuch: H.G. Francis
EUROPA (Sony BMG), 1980
Regie: Heikedine Körting
Lauflänge: ca. 41 Minuten
http://www.natuerlichvoneuropa.de/

Die Figuren und ihre Sprecher:
Erzähler (alias Alfred Hitchcock): Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Christina Dalton: Karina Leising (Heikedine Körting)*
Mrs. Dalton: Heidi Schaffrath
Frankie Bender: Oliver Mink
Jim Clay: Markus Meiering
H.P.Clay: Lothar Grützner
Jason Wilkes: Joachim Rake
Walter Quail: Christian Mey
Mr. Hummer: Joachim Richert
Chiang: Tom Barrows (Hans Irle)*
Diakon Kastner: Hans Irle **
Butler: Hans Daniel **

*) Pseudonym – richtiger Name in Klammern
**) Uncredited – nicht im Booklett verzeichnet