Gier, Kerstin – Für jede Lösung ein Problem

Gerri glaubt, sie habe nichts mehr zu verlieren. Ihr Job als Heftromanautorin ist futsch, sie ist immer noch Single und irgendwie läuft auf einmal alles schief. Die junge Frau beschließt sich umzubringen, und da kommt die Sammlung von Schlaftabletten, die ihr ihre Mutter vermacht, gerade recht. Gerri bereitet alles vor, was es für einen guten Selbstmord braucht: Sie kündigt ihre Wohnung, kauft sich ein teures Kleid und geht zum Friseur. Sie mietet ein Hotelzimmer, kauft Wodka zu den Schlaftabletten – und schreibt Abschiedsbriefe an Freunde, Verwandte und Bekannte. Dabei geht sie nicht gerade zimperlich mit ihnen um. Was kümmert sie das auch? Schließlich wird sie bereits tot sein, wenn die Adressaten die Briefe bekommen.

Leider kommt im Leben aber nicht immer alles so wie geplant. Als die junge Frau am Abend ihres Ablebens in die Hotelbar geht, um ein letztes Glas Champagner zu genießen, trifft sie auf Ole, mit dem sie beinahe mal eine Beziehung hatte und der immer noch zu ihrem Freundeskreis gehört. Damals entschied er sich statt für Gerri für seine Ex Mia, die ihn just in dem Hotel, in dem Gerri sich umbringen möchte, betrügt. Er ist Mia gefolgt, wie in einem schlechten Film, und jetzt klammert er sich an mehrere Gläser Whiskey und an Gerri, um mit seiner kaputten Ehe zurechtzukommen. Ihre Selbstmordpläne sind damit erstmal abgehakt, und nachdem die Putzfrau am nächsten Morgen auch noch Gerris Schlaftabletten aufsaugt, hat die Heldin von „Für jede Lösung ein Problem“ wirklich ein Problem. Denn ihre Abschiedsbriefe an unliebsame Onkel und Tanten, nervige Freundinnen und den neuen, gutaussehenden Cheflektor, der sie gekündigt hat, sind bereits unterwegs – und sie dummerweise immer noch am Leben.

„Für jede Lösung ein Problem“ ist ein Buch in schönster Bridget-Jones-Marnier: Die Hauptfigur ist über dreißig und verzweifelter Single mit chaotischem Leben und noch chaotischeren Freunden, einem Faible für Fettnäpfchen und einer schrecklichen Familie. Gerri lässt sich gerne unterdrücken, doch nach ihrem Selbstmord ist Schluss damit. Geschubst von ihrer resoluten Freundin Charly lernt sie auf eigenen Beinen zu stehen und macht in der Geschichte eine authentische Wandlung durch. Ob man Gerri dabei mag, liegt am Leser persönlich. Kerstin Gier schreibt Bücher, die man, ohne wertend zu werden, der Sparte „Frauenroman“ zuordnen muss. Wer dieses Genre von vornherein nicht mag, der wird auch an „Für jede Lösung kein Problem“ keine Freude finden.

Lässt man sich auf das Buch ein, bekommt man eine lustige Geschichte serviert, die ab und an zum Schmunzeln einlädt. Die Handlung ist witzig und chaotisch, wenn auch sicherlich nicht besonders realistisch. Über Giers Umgang mit dem ernsten Thema Selbstmord lässt sich ebenfalls streiten, dennoch ist die Geschichte witzige Unterhaltung. Mehr als einmal muss man lachen, da aus der Perspektive von Gerri erzählt wird und man all ihre Gedanken mitbekommt. Diese sind meist bissig, sarkastisch und stehen im Gegensatz zu dem, was sie eigentlich tut. Was Gier einigen ihrer Kolleginnen voraus hat, ist dabei, dass ihr Humor richtig schwarz und böse sein kann, so böse, wie man es vielleicht nicht unbedingt in einem „Frauenroman“ erwartet. Das macht dann sogar Leuten Spaß, die solche Bücher normalerweise nicht lesen.

Kerstin Giers Schreibstil gefällt aufgrund des hohen technischen Niveaus. Gier benutzt ein großes, aber der Geschichte angepasstes Vokabular und klare, schlüssige Satzstrukturen. Trotz der Selbstironie und der guten Portion Humor verliert sich das Buch nie in Witzeleien. Die Autorin kommt stets auf den Punkt und erzählt gerafft, aber nicht zu schnell aus dem chaotischen Leben von Gerri.

„Für jede Lösung ein Problem“ gehört zu den wenigen deutschen „Frauenromanen“, die an die Bridget-Jones-Bücher von Helen Fielding heranreichen. Die Geschichte ist witzig, selbstironisch, gut erzählt und präsentiert eine sympathische Hauptfigur. Die Handlung ist sicherlich für manche etwas zu abgeschmackt oder zu unrealistisch, aber wer sich daran nicht stört, wird mit Kerstin Giers Roman ein paar amüsante Stunden erleben.

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_Kerstin Gier auf |Buchwurm.info|:_
[„Die Mütter-Mafia“ 4328
[„Die Patin“ 4344

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