Gimenez, Juan – Vierte Macht, Die – Band 2: Mord in Antiplona

Band 1: [Supramental 3867

_Story_

Leutnant Iron Ferr ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach seiner ehemaligen Gefährtin und Partnerin Gal, die einst bei einem verhängnisvollen Kampf gegen ein weganisches Piratenschiff im Weltraum verschwand. Obwohl ihr Tod die logische Konsequenz des Verschwindens zu sein scheint, hat Ferr die Hoffnung nicht aufgegeben, Gal wiederzufinden, und begibt sich zwecks dessen in die Casinowelt von Antiplona.

Dort erschüttert derzeit eine Reihe von Bombenattentaten die verruchte Heimat der unzähligen Spielhöllen. Ferr lässt sich jedoch nicht beeindrucken und scheint seinem Ziel nahe, als er eine magische Artistin mit dem Künstlernamen ‚Suprema Power‘ entdeckt. Doch ob es sich dabei wirklich um seine einstige Geliebte handelt, kann er nicht mehr herausfinden. Iron Ferr wird zum Opfer der Krommioner, die auch zehn Jahre nach dem Krieg gegen die Menschheit nicht davon abgelassen hat, nach der Superwaffe QB4 zu forschen. Und diese Waffe scheint in jener Frau verborgen, die auf Antiplona ein neues Leben als Kabarett-Künstlerin begonnen hat: Gal!

_Persönlicher Eindruck_

Mit dem zweiten Band der neuen |Splitter|-Serie „Die Vierte Macht“ bekommt die Handlung des Lebenswerks von Juan Gimenez (der Mann verbrachte geschlagene 17 Jahre mit der Erstellung dieses Gesamtwerks) einen noch komplexeren Unterbau. Die Kriegswirren aus „Supramental“ sind zumindest oberflächlich ausgemerzt, und einen Verweis auf die Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Krommionern liefert „Mord auf Antiplona“ zunächst auch nicht. Des Weiteren arbeitet der Autor erst einmal mit bislang unbekannten Charakteren und kreiert in dieser zweiten Episode einen weitestgehend unabhängigen Plot, der inhaltlich ebenso als Auftaktstory geeignet gewesen wäre. Erst im späteren Verlauf ergeben sich dann die zweckmäßigen Parallelen, müssen jedoch vom Leser Stück für Stück erarbeitet werden, weil sie sich im Rahmen der Erzählung nicht zwangsläufig herausschälen. Erst die letzten Seiten, auf denen wieder die Rede von der überirdischen Superwaffe ist, schließen einen Teil des Kreises und erstellen wenigstens einige lose Verbindungen zum Kriegsszenario, das vor genau zehn Jahren das gesamte Universum heimsuchte.

Doch nicht nur darauf bezogen sind verschleiert Gimenez bewusst wesentliche Aspekte der Handlung, was sich auch nachhaltig auf die Charakterprägung der einzelnen Beteiligten niederschlägt. Weder echte Sympathieträger noch generell schlüssige Figuren zieren „Mord in Antiplona“, resultierend in einer verzwickten Interaktion zwischen den Protagonisten, die wiederum für den Spannungsaufbau recht förderlich ist. Kaum ein Punkt der Geschichte ist tatsächlich vorhersehbar, weil sich der Autor das Recht herausgenommen hat, an vielen entscheidenden Eckpunkten dramatische Wendungen einzuführen, in deren Verlauf sich die Story so manches Mal regelrecht überschlägt. Dadurch bedingt ist die Erforschung der jüngsten Ereignisse respektive ihre Einordnung in die Gesamthandlung ein anspruchsvoller Prozess, der sich auch noch durch die nächsten Alben ziehen wird.

Man merkt, dass „Die Vierte Macht“ ziemlich weit ausholt, bevor überhaupt die Gelegenheit bestehen kann, das komplette Konstrukt zusammenzufügen. Ergo ist die eigentliche Geschichte trotz zwei klar definierter Episoden – an sich ist „Mord auf Antiplona“ schon schlüssig und eindeutig – zu einer recht komplexen Sache herangewachsen, bei deren gesamter Betrachtung es schwerfällt, etwas Greifbares, Festes zu finden, an das man sich vorerst klammern kann. Sehr viele Entscheidungsträger säumen den Plot bis dato und sorgen bisweilen für Verwirrung, jedoch verliert man nie die Hoffnung, dass Gimenez bereits in Bälde mit der Homogenisierung beginnen wird.

Zumindest liegt diese Vermutung aufgrund der intelligenten Verstrickungen und der wirklich berauschenden Atmosphäre sehr nahe. Nicht zuletzt der tolle Showdown auf den letzten Seite sowie die philosophische Seite, die so mancher spätere Dialog aufweist, beruhigen die leicht verwirrten Gemüter am Schluss des zweiten Bandes wieder und lassen das vorzeitige Resümee nicht abreißen, dass der Autor hier ein kleines, wenn auch sperrig konzipiertes Meisterwerk erschaffen hat, das zweifelsohne imstande wäre, den Comic-Markt in Sachen Science-Fiction ebenso zu revolutionieren wie jüngst „Universal War One“. Das Potenzial scheint jedenfalls vorerst unerschöpflich und meißelt die bewusste Garantie, dass hier noch weitere Geniestreiche folgen werden, ein Stück tiefer ein.

http://www.splitter-verlag.de/

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