Hearn, Lian – Schwert in der Stille, Das (Der Clan der Otori – Band 1)

Sushi, Manga und Toyota – Japan ist längst in Europa angekommen. Auch die Britin Lian Hearn ist fasziniert von dem fernen Inselreich im Pazifik. Der Leidenschaft für die fernöstliche Welt entsprang das Jugendbuch „Das Schwert in der Stille“, der erste Teil ihrer dreibändigen Fantasy-Saga.

„Das Schwert in der Stille“ spielt „in einem imaginären Land in einer feudalen Epoche“, so die Autorin im Vorwort ihres Romans. Hearns Hauptfigur ist der jugendliche Takeo aus dem abgelegenen Bergdorf Mino. Sein friedliches Leben nimmt ein jähes Ende, als sein Heimatort von dem finsteren Clan der Tohan ausgelöscht wird. Bauernhöfe brennen, die Einwohner werden von wilden Kriegern niedergemäht, niemand soll überleben.

Nur durch einen Wink des Schicksals gelingt es dem Jungen zu entkommen. Er flüchtet direkt in die Arme eines anderen Kriegers und fürchtet schon, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hat. Der Fremde – groß, kräftig und bewandert im Umgang mit der Klinge – stellt sich als Shigeru vor, Lord der Otori. Er ist ein erklärter Feind des Hauses Tohan und tötet Takeos Verfolger ohne viel Federlesens.

Shigeru nimmt sich des heimatlos gewordenen Jungen an und geht mit ihm in die Residenzstadt Hagi. Dort lernt Takeo ein völlig neues Leben am Hof des großen Clans kennen. Schnell muss er begreifen, dass das friedliche Dasein auf dem Land jetzt ein Ende hat. Die Auseinandersetzungen der großen Häuser fordern ihm einiges an Raffinesse und Anstrengung ab, um im steten Intrigenspiel nicht unterzugehen. Ungeachtet der Gefahren sieht er mit Ruhe und Geduld dem Moment entgegen, sich für den Mord seiner Eltern zu rächen. Dabei wollte er nie zu einem Mörder werden.

Hearns Schreibstil ist unterhaltsam und kurzweilig, leider jedoch wenig pointiert und nur mäßig spannend. Wer dem Geist des feudalen Japans auf die Spur kommen möchte, findet zwischen den Buchdeckeln nur geringe Befriedigung. Man spürt, dass es eine Europäerin ist, die über ein Land schreibt, dessen Spiritualität sie nur ungenügend wiedergeben kann. Es fehlt an Details, die die Geschichte lebendig machen. Stattdessen beschleicht einen hin und wieder das Gefühl, einem spröden Gedankenkonstrukt gegenüberzustehen. „Das Schwert in der Stille“ ist ein solider Fantasy-Roman, geeignet für den Strandkorb oder die U-Bahn. Den Leser fesseln kann er allerdings nicht.

Die beiden nachfolgenden Bände „Der Pfad im Schnee“ und „Der Glanz des Mondes“ sind ebenfalls im |Carlsen|-Verlag erschienen.

http://www.otori.de

Schreibe einen Kommentar