Heitz, Markus – Kinder des Judas

_Handlung_

|2007 in Leipzig|

Theresa Sarkowitz ist eine Krankenschwester, die den sterbenden Patienten zur Seite steht. Aber sie ist noch mehr, denn sie bestreitet außerdem noch unter dem Kampfnamen Hel illegale Vollkontakt- Kämpfe, die übers Internet verkauft werden. Dort ist sie seit einer Ewigkeit ungeschlagen, und selbst die stärksten Männer können ihr nicht standhalten. Das ist auch nicht verwunderlich, denn sie ist kein normaler Mensch: Sie ist eine Vampirin, ein Kind des Judas. Doch schon bald beginnt ihre Vergangenheit sie einzuholen.

|1670, Serbien (osmanisch besetztes Gebiet)|

Jitka ist ein Bauernmädchen, das mit seiner Mutter in einem Dorf im serbischen Gebiet des osmanischen Reiches wohnt. Dort hat sie es nicht leicht, denn sie trägt ein Feuermal am Arm, was ihr das Misstrauen der abergläubischen Dorfgemeinschaft einbringt. Durch ein Missverständnis wird ihr ihre Mutter von den osmanischen Besatzern genommen. Nach kurzer Zeit bei einem befreundeten Bauern taucht dort ein reich gekleideter Fremder auf. Dieser eröffnet ihr, dass er ihr Vater Karol sei, der wegen Kriegseinsätzen keine Zeit gehabt habe, um sich um sie und ihre Mutter zu kümmern. Er nimmt sie mit in seine Mühle, aber Jitka merkt schon bald, dass sich dort mehr verbirgt, als ihr Vater zugeben möchte.

_Der Autor_

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Mittlerweile lebt er als freier Autor in Zweibrücken. Bekannt wurde er mit seinem Fantasyzyklus „Schatten über Ulldart“ und seinem Epos „Die Zwerge“, an dessen viertem Teil er zurzeit arbeitet. Er erhielt bereits mehrmals den Deutschen Phantastikpreis, allein 2007 gleich dreimal. Sein erster Ausflug in das Horror-Genre unternahm er mit den Werwolfromanen „Ritus“ und „Sanctum“, welche die Geschichte der „Bestie von Gévaudan“ thematisieren. Nun ist mit „Kinder des Judas“ erstmalig ein Vampirroman von Markus Heitz erschienen.

_Mein Eindruck_

Dass Markus Heitz schon länger einen Vampirroman plante, war ja kein Geheimnis. So verwunderte es nur wenige Fans, als dieser nun die „Kinder des Judas“ auf den deutschen Markt brachte. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Heitz hat ganze Arbeit geleistet. Dabei hält er sich weitestgehend an das schon aus „Ritus“ und „Sanctum“ bewährte Schema, indem er zwischen Jetztzeit und Vergangenheit springt und so die Geschichte der „Kinder des Judas“ erzählt. Hierbei mischt er geschickt reale Fakten mit Fiktion, er bewegt sich also im Genre der „Urban Fantasy“. Es sticht heraus, dass die Fakten sehr gut recherchiert wurden, was wiederum zur Folge hat, dass die Stimmung auf dem Balkan der frühen Neuzeit für den Leser jederzeit fast greifbar wird. Umgibt die Vergangenheit jeweils ein leichter Grusel, erscheint die Jetztzeit in einem stylischen Gothic-Look, den der Musikgeschmack und das Auftreten der Protagonistin noch verstärken. Hierbei wechselt die Stimmung aber jederzeit mit der jeweiligen Zeit. Dies zeigt auch einen großen handwerklichen Fortschritt von Heitz in den letzten Jahren, denn noch bei „Die Mächte des Feuers“ gelang es ihm nur unzureichen,d das Flair der 1920er richtig rüberzubringen. Möglicherweise liegt ihm aber auch einfach die frühe Neuzeit mehr als die „Goldenen Zwanziger“.

Die Ähnlichkeiten zu „Ritus“ sind unverkennbar. Dazu trägt außerdem noch bei, dass Heitz auf bekannte Motive seiner zwei Romane um die Werwölfe zurückgreift. So ist Theresa in Leipzig mit ihrer |Suzuki Hayabusa| unterwegs, und ein Autofahrer fühlt sich von ihr brüskiert. Dieser fährt einen |Porsche Cayenne| mit Münchner Nummernschild, genauso wie der Protagonist aus „Ritus“, Eric von Kastell, dessen Wohnort München ist. Möglicherweise steht uns da ja bald ein Crossover-Roman in Haus, was ich persönlich sehr begrüßen würde. Bestärkt wird diese Vermutung zudem dadurch, dass Heitz für seine Werwolf- und Vampirromane unter http://www.pakt-der-dunkelheit.de eine eigene Homepage eingerichtet hat.

Der Schreibstil ist rasant und fesselt den Leser zu jeder Zeit an den Roman. Es gibt verschiedene Arten von Vampiren, die jeweils verschiedene Stärken und Schwächen haben, was für zusätzliche Abwechslung sorgt. Zum Glück hält sich Heitz fern von melancholischen Kitsch-Vampiren à la Anne Rice, ohne dabei allzu drastisch zu werden wie etwa eine Nancy A. Collins („Der Todeskuss der Sonja Blue“) oder ein Charlie Huston („Stadt aus Blut“). Hierbei wählt er den perfekten Mix aus diesen beiden Stilen: Die Handlung schreitet zügig voran und spart nicht an Action und Brutalität, ohne allerdings den Eindruck zu erwecken, dass diese um ihrer selbst willen vorhanden sei. Die Protagonistin reflektiert ihr Handeln durchaus und zeigt ab und an leicht melancholische Züge, allerdings ohne dabei aufgesetzt oder künstlich zu wirken.

Im Mittelteil des Romans drosselt Heitz ein wenig das Tempo und bewegt sich weg von der eigentlichen Protagonistin zu einem deutschen Händler, der nach den angeblichen Vampiren forscht. Hier werden dann zwar ausführlich und interessant die verschiedenen Vampirarten vorgestellt, allerdings weist gerade dieser Teil auch einige Längen auf. Dies resultiert daraus, dass er zu sehr nach Schema F aufgebaut ist: Victor von Schwarzhagen reist mit den Zingaros (Zigeunern) von Dorf zu Dorf und trifft ständig auf verschiedene Vampire, die sie dann vernichten. Hier wäre ein wenig Abwechslung Gold wert gewesen, auch wenn dieser Makel im Vergleich zum sehr überzeugenden Rest des Buches nur wenig wiegt.

Positiv zu erwähnen sind letztlich noch die sehr gelungene und aufwändige Buchgestaltung sowie das überzeugende Seitenlayout.

_Fazit_

Markus Heitz beweist erneut, dass er das Schreiben von Fantasy und Mystery gleich gut beherrscht, denn „Kinder des Judas“ ist sein rasanter und überzeugender Einstieg in das Vampirgenre. Der Roman ist fesselnd geschrieben und überzeugt mit einem starken Mix aus Action und Stimmung sowie einem sehr ausgeklügeltem Plot und interessanten Hintergründen. Diese positiven Aspekte machen „Kinder des Judas“ zweifellos zu einem der besten Vampirromane der letzten Jahre. Daher gilt eine uneingeschänkte Kaufempfehlung für Vampirfans und solche Leser, die es werden möchten.

http://www.pakt-der-dunkelheit.de
http://www.knaur.de

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|Markus Heitz auf Buchwurm.info:|

[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[„Schatten über Ulldart“ 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
[„Die Zwerge“ 2823
[„Die Zwerge“ 2941 (Hörbuch)
[„Die Rache der Zwerge“ 1958
[„Der Krieg der Zwerge“ 3074
[„Die dritte Expedition“ 2098
[„Ritus“ 2351 (Buch)
[„Ritus“ 3245 (Hörbuch)
[„Sanctum“ 2875 (Buch)
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[„Die Mächte des Feuers“ 2997

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