Hennen, Bernhard – Elfenlicht

[„Die Elfen“ 2169
[„Elfenwinter“ 2185

_Story_

Schwertmeister Ollowain muss schmerzlich feststellen, dass der Krieg zwischen Elfen und Trollen noch immer nicht ausgestanden ist. Gemeinsam mit Elfenkönigin Emmerelle sieht er der schwersten Schlacht gegen Skanga und die fürchterlichen Trollwesen entgegen und erahnt aufgrund der spürbaren Unterlegenheit seines Volkes bereits die Niederlage und den Untergang der Elfen.

Während die feindliche Armee sich in unbarmherzigem Tempo der königlichen Festung nähert, schmiedet Emmerelle einen verhängnisvollen Plan; sie benutzt den sagenumwobenen Albenstein, um mit dessen Hilfe den Albenpfad, auf dem die Trolle gerade marschieren, zu vernichten und sie ins Jenseits zu befördern. Die hilflosen Trolle werden tatsächlich geschlagen und fallen ins Reich der Schatten hinab, wo sie bereits von den fürchterlichen Yingiz empfangen werden.

Allerdings haben die Elfen im Anschluss an diesen Etappensieg kaum Grund zum Feiern; die Zerstörung des Albenpfads beeinträchtigt gleichzeitig die Harmonie im Gefüge der Welten und beschafft den Schattenwesen einen leichten Zugang nach ALbenmark. In Windeseile haben sich die Schatten im ganzen Land breitgemacht und dem erhofften Frieden einen schweren Rückschlag bereitet. Emmerelle setzt auf ihre letzte Trumpfkarte und entsendet Ollowain und die junga Lutin Ganda ins einst freie Land, um dort eine Lösung für die Bekehrung des Schattens zu finden. Doch die Aussicht auf Erfolg wird von Stunde zu Stunde geringer, denn schneller als befürchtet muss sich Albenmark unfreiwillig der Finsternis beugen.

_Meine Meinung_

Erfolgsautor Bernhard Hennen schließt mit dem dritten Teil seiner Elfensaga die zuletzt in „Elfenlicht“ forcierte Handlung in einem bombastischen Finale ab, welches noch einmal von zahlreichen epischen Schlachten und mystischen Geheimnissen durchsetzt ist. Die Geschichte knüpft dabei nahtlos an die Ereignisse des vorangegangenen Romans an und beschreibt den ungelösten Konflikt zwischen den Völkern der Elfen und der Trolle.

Nach wie vor müssen Emmerelle und ihre Gefolgsleute um den Untergang ihres Stammes fürchten, zumal die letzte Offensive der Trolle ungestümer und brutaler scheint als alles zuvor Erlebte. Ollowain und die Königin sind sich beinahe sicher, dass ihr Schloss dem erneuten Ansturm nicht standhalten kann, und beschließen, von Zweifeln übermannt, den Albenstein einzusetzen und sich mittels der daraus hervorgehenden Magie ihrer Gegner zu entledigen.

Der Triumph scheint nach dem erfolgreichen Gegenschlag vor Augen, doch bevor man sich versieht, ist man noch einer weitaus schwerwiegenderen Bedrohung ausgesetzt, der man mit normalen Waffen kaum noch beikommen kann. Die Yingiz machen sich im ganzen Land breit und überziehen es mit Angst und Schrecken. Lediglich Ollowain und Ganda tragen den verbliebenen Hoffnungsschimmer bei sich, doch dieses Mal scheint selbst der erfahrene Schwertmeister mit der Situation überfordert. Das Schicksal seines Volkes scheint unvermeidbar.

Hennen hat sich im dritten Band der Trilogie vorwiegend auf die Inhalte konzentriert, die bereits die ersten beiden Büchern zu lesenswerten und im weitesten Sinne auch anspruchsvollen Fantasy-Werken haben werden lassen. Die Spannungskurve ist dabei vergleichbar mit dem vielzitierten „Herr der Ringe“, denn auch hier fügen sich im letzten Teil noch viele Geheimnisse zusammen, die Hennen einst offen gelassen hat, und auch hier ist der dritte Teil geprägt von erbarmungslosen Schlachten und teils auch furchtbarem Gemetzel. In Sachen Brutalität hat der Autor mit „Elfenlicht“ den Höhepunkt seines Schaffens im Bereich der Elfenromane gesetzt, es aber gottlob nie übertrieben. Die Kampfdarstellungen wirken authentisch und glaubwürdig und arten nicht zu Endloskriegen aus, wobei jederzeit die Gefahr besteht, dass sich ein ebensolcher anbahnt. Hennen jedoch umschifft dies sehr geschickt, indem er eine Schlachtszene mit einer plötzlichen Wendung des Geschehens zum Ende führt, gleichzeitig aber auch wieder neue Szenarien entwickelt, die noch Pompöseres erwarten lassen – so zum Beispiel ganz prägnant bei der Zerstörung des Albenpfads, der nach einem etwas zähen Beginn merklich dazu beiträgt, dass die Handlung Fahrt aufnimmt.

Kritik gilt es indes bei der Entwicklung der Charaktere anzubringen. Woran es „Elfenlicht“ eigentlich bis zum Schluss mangelt, sind Identifikationsfiguren und Protagonisten im Allgemeinen. Emmerelle kann dieser Rolle nicht mehr gerecht werden und auch Ollowain erlangt auf seiner späteren Reise nicht die Position des tragenden Helden. Gleiches gilt für die feindliche Seite, die im Kollektiv auftritt und keinen echten Bösewicht vorzeigen kann. Problematisch ist all dies speziell vor dem Hintergrund, dass eine subjektive Orientierung kaum gewährleistet ist. Man verfolgt lediglich das allgemeine Geschehen, jedoch aus keiner eindeutigen Perspektive. Klar, im Endeffekt hält man natürlich zu den Titelgestalten, aber gerade bei einem erneut so üppig bestückten Buch wäre es äußerst wünschenswert gewesen, wenn man etwas Konkretes über die gesamte Distanz hätte verfolgen können und nicht allzu viele unabhängige Teilaspekte – selbst wenn diese zum Schluss hin ein homogenes Ganzes ergeben.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Gestaltung der Endszenen. Zu sagen, Hennen würde abrupt einen Strich machen, wäre zwar übertrieben, doch nach der epischen Untermalung des dreiteiligen Plots wäre eine konsequente Fortführung dieser Form auch in der Schlusssequenz absolut angebracht gewesen. Der Autor versteift sich aber leider darauf, ein rasches Schlussmoment zu inszenieren, das mal wieder einige unbeantwortete Fragen hinterlässt.

Natürlich hält er sich damit auch das kleine Hintertürchen auf, eines Tages einen weiteren Roman um die Elfen zu verfassen – auch wenn ich mir das nach Abschluss der Geschichte jetzt schwer vorstellen kann -, aber die feine Art ist das sicher nicht.

Schlussendlich möchte ich meine Rezension allerdings nicht zu sehr auf die kritischen Inhalte fokussieren, denn im Grunde genommen ist auch „Elfenlicht“ ein weiteres umwerfendes Fantasy-Epos aus der Feder eines der begabtesten Genre-Autoren dieses Landes. Hennen wird den Erwartungen an die Fortsetzung inhaltlich und auch stilistisch zu nahezu einhundert Prozent gerecht und ermöglicht einige lange Schmökerabende mit den Elfen um Königin Emmerelle und Ollowain. Wer die beiden Vorgänger bereits gelesen hat, darf „Elfenlicht“ deswegen natürlich auch nicht verpassen!

http://www.bernhard-hennen.de/
http://www.heyne.de

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