Krauts und Rüben (Offenbarung 23, Folge 16)

Welcome! The Helmut Kohl Horror Picture Show

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Eine Postkarte aus Saarbrücken – das sieht zunächst nicht nach einer Offerte vom toten Hacker Tron aus. Dennoch macht sich der Informatikstudent Georg Brand zusammen mit seiner Freundin Nolo auf den Weg. Er schlittert dabei in den schlimmsten politischen Sumpf Nachkriegsdeutschlands. Verborgene Netzwerke, brutale Seilschaften – die auch vor politischem Mord nicht zurückschrecken. Ist das wirklich die Realität? Die Wahrheit scheint diesmal nicht nur in schwarzen Koffern verborgen zu sein. Und sie enthüllt, warum der einst mächtigste Mann der Republik an zwei Punkten seiner Biografie bis heute eisern schweigt …

Der Autor

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von LPL records. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

1. Staffel von „Offenbarung 23“:
1) „Wer erschoss Tupac?“
2) „Tupacs Geheimnis“
3) „Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“
4) „Die Krebs-Macher“

Einschub: „Offenbarung 23 – Machiavelli“

2. Staffel:
5) „Das Handy-Komplott“
6) „Der Fußball-Gott“
7) „Stonehenge“
8) „Macht!“

3. Staffel:
9) „Gier!“
10) „Die traurige Prinzessin“
11) „Die Hindenburg“
12) „Der Piratenschatz“

4. Staffel:
13) Das Wissen der Menschheit
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

Die Sprecher / Die Inszenierung

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause LPL records kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst, Kate Beckinsale oder Natalie Portman.
Björn Schalla spricht Nolos Bruder G. A. Solnzekow und klingt wie Casey Affleck („Ocean’s Eleven/Twelve/Thrirteen“).
Bernd Vollbrecht spricht Oberstaatsanwalt Georg Hillinger und klingt wie Antonio Banderas.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Oliver Rohrbeck spricht Jan Gaspard und klingt wie Ben Stiller oder Michael Rapaport.
Arianne Borbach spricht Margo und klingt wie Catherine Zeta-Jones oder Diane Lane.
Markus Pfeiffer (mit drei F) spricht einen Agenten und klingt wie Dr. Michael Gallant aus „Emergency Room“.
Benjamin Völz spricht Tron alias Boris F. und klingt nach Keanu Reeves oder James Spader.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven oder Vincent Price.
Helmut Krauss ist der Erzähler und klingt verdächtig nach Marlon Brando oder John Goodman.

Zum Titelbild: Eisbein und Sauerkraut – die klischeehaft-symbolische Nationalspeise der Deutschen.

Vorgeschichte

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

Handlung

PROLOG. Der Augsburger Oberstaatsanwalt Georg Hillinger ist im Jahr 1999 gerade im Auto unterwegs zu einem Termin, als er jemanden in Sachen der CDU-Spendenaffäre anruft, in der er ermittelt. Er bestätigt dem Angerufenen, dass er unter anderem Holger Pfahls vorladen werde. Der andere droht Hillinger daraufhin, doch Hillinger bleibt hart, schließlich gehe es um die Aufdeckung eines Parteispendenskandals. Eine Antwort seines Gesprächspartners erschreckt Hillinger aber dann doch. Sekunden später kracht Hillingers Wagen auf gerader Strecke in einen LKW.

Die Nachrichten: Sprecherin Dagmar Berghoff berichtet, dass Hillinger 1999 starb, als er gegen Karl-Heinz Schreiber ermittelte. Auch gegen Holger Pfahls ermittelte Hillinger, doch Pfahls wurde irgendwie gewarnt und entging seiner Verhaftung. Nach unbestätigten Berichten wurde die Bremsleitung von Hillingers Wagen „manipuliert“ …

Haupthandlung.

Georg Brand und seine Freundin Tatjana Junk alias Nolo fahren in einen Wald bei Saarbrücken, um eine Kapelle zu besichtigen. Sie haben irgendwie vom toten Hacker Tron, Nolos Exfreund, eine Postkarte erhalten, deren Bild diese Kapelle zeigt. Wie sich herausstellt, ist sie dem persischen Lichtgott Mithras geweiht – schon wieder ein Hinweis auf Wiedergeburt. Sie gehen hinein, und eine Stimme vom Band dröhnt einen Spruch in altgriechischer Sprache.

Eine Frau, die Georg bekannt vorkommt, tritt ein und erklärt, es handle sich um die Stimme des Orakels von Delphi. Die Frau ist Margo, die Georg zuletzt in New York City gesehen hat. Sie warnt ihn, niemandem zu vertrauen, denn Ian G und Saint Clair wollten ihn zu einem Nachfolger Trons machen. Zu allem Überfluss erklärt sie, auch Nolo sei in Gefahr und sie sollten ihr am klügsten folgen.

Erste Station der folgenden Deutschlandtour ist Ludwigshafen, der Heimatort von Altbundeskanzler Helmut Kohl, der bis heute in zwei wichtigen Punkten zur CDU-Spendenaffäre schweigt, wie Margo beklagt. Bevor er Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz wurde, war er von 1953 bis 1969 Referent des Industrieverbandes Chemie. Und in Ludwigshafen ist bekanntlich die BASF der größte Arbeitgeber und Steuerzahler. Bei der BASF sei Kohl Werkstudent gewesen und habe seine Frau Hannelore, eine Sekretärin, kennen gelernt. Margo behauptet zudem, dass er in den Leuna-Werken gearbeitet habe, die später in die gleichnamige Schmiergeldaffäre verwickelt waren – Schmiergeld, das der französische Chemiekonzern Elf Aquitaine gezahlt haben soll.

Kaum halten sie vor Helmut Kohls Haus, werden sie von Polizisten umringt und festgenommen. Georg wird von den Frauen getrennt und von den Beamten verschleppt. In einem Verhörraum schweigt er einen Vernehmungsbeamten des BND stundenlang an, bis es ihm zu blöd wird. Der Beamte klagt Georg an, Terrorziele auszuspähen. Als Georg dies für bescheuert erklärt, wird er freigelassen. April, April!

Nächste Station ist Heidelberg, wo sich im Kurpfälzischen Museum schon wieder eine Mithraskapelle findet. Die Römer brachten den Mithraskult aus Persien nach Germanien. In Heidelberg studierte Helmut Kohl – so ein Zufall. Schließlich führt der Weg nach Berlin, die Hauptstadt. Margo und Georg beobachten aus einem Versteck heraus, wie der zwielichtige Ian G und der Journalist Kai Sickmann, der Georg schon oft Aufträge zugeschanzt hat, ein Gebäude betreten, und zwar zusammen mit diversen Wirtschaftskapitänen. Was hat das zu bedeuten?, will Georg wissen.

Hier liegt das Büro von Richard von Weizsäcker, dem Altbundespräsidenten und Protegé von Helmut Kohl. Das Magnus-Haus, in dem es sich befindet, gehöre dem Siemens-Konzern. Kohl wie auch von Weizsäcker seien Mitglieder der Geheimloge „Atlantikbrücke“, die 1952 von den Amerikanern gegründet wurde, um das wiedergeborene neue Deutschland stärker an den Westen, sprich: die USA, zu binden. Von 1984 bis 2000 war Walter Leisler-Kiep der Vorsitzende der „Atlantikbrücke“ und bekanntlich sowohl Schatzmeister der CDU-Partei als auch Hauptangeklagter in der Parteispendenaffäre. „Diese Jungs spielen ganz großes Monopoly“, behauptet Margo. Auch die Industriellen Flick und Leo Kirch seien Mitglieder dieses exklusiven Klubs und wahrscheinlich jene Spendenzahler, deren Namen Kohl bis heute verschweige.

Wenn diese Mauscheleien den Steuerzahlern noch relativ gleichgültig seien, so seien es jedoch die politischen Morde, welche die „Atlantikbrücke“ in Auftrag gegeben habe, wohl keineswegs. Zu den Opfern gehöre unter anderem der Augsburger Oberstaatsanwalt Georg Hillinger. Und das war erst der Anfang.

Der Wagen wird schon wieder angegriffen! Diesmal schlagen die Russen zu und verschleppen den offenbar höchst begehrten Informatikstudenten in ihre Botschaft. Deren Sprecher kennt Georg bereits: Es ist Gennadi A. Solnzekow, Nolos Bruder. Die sei allerdings wirklich und wahrhaftig verschwunden, behauptet Solnzekow, was Georgs Nerven nicht gerade beruhigt. Als der Leutnant des Nachrichtendienstes GRU auch noch behauptet, es herrsche Krieg zwischen den Geheimdiensten, macht sich Georg Sorgen. Diese Typen wollen ihn ebenso wie Margo und Ian G zu einem Geheimnisentschlüssler ummodeln und für ihren finsteren Zwecke benutzen!

Doch da dringt Margo mit ihren Schergen in die Botschaft ein, schubst Solnzekow beiseite und beruhigt Georg: Nolo gehe es gut. Zu Georg selbst ist sie allerdings gnadenlos und droht mit weiteren schrecklichen Offenbarungen. Georg reißt schließlich der Geduldsfaden und er schnappt sich Solnzekows Dienstwaffe. Er versteht jetzt seinen Schicksalsgenossen Tron ganz genau: Die ganze Wahrheit zu kennen, ist tödlich, deshalb brachte sich Boris F. anno 1998 um. Georg will nur noch eines: seine Ruhe. Er hebt die Pistole an seine Schläfe …

Mein Eindruck

Diesmal fährt der Autor schweres Geschütz auf. Die Skandale der Regierung Kohl werden wieder unter dem Teppich, unter den sie gekehrt wurden, hervorgeholt und an die große Glocke gehängt. Dass dieses Vorgehen nicht ganz ungefährlich für den Urheber ist, ist dem Autor ebenfalls klar. Deshalb haben wir am Schluss das zweifelhafte Vergnügen, dass er sich persönlich an uns, seine Hörer, wendet und uns bittet, die Wahrheiten aus seiner Serie weiterzuverbreiten. Je mehr davon sprechen, desto weniger könne der Mantel des Schweigens darüber gebreitet werden, was wiederum ihn vor Verfolgung schütze.

Diese Logik leuchtet durchaus ein, aber das Mittel der Höreranrede ist dann doch ein wenig melodramatisch. Aber angesichts des Umstands, dass diese Episode das Ende der Staffel bildet, habe ich schon so etwas erwartet. Wenigstens wird nicht das Band vernichtet wie beim letzten Staffelende. Allerdings scheint es doch ein Opfer zu geben. Wie schon beim Ende von Staffel zwei ist es mal wieder der Held, die Hauptfigur. Ist das Ende der Serie gekommen?

Aber ist der Nervenzusammenbruch, den Georg Brand offenbar erleidet, wirklich plausibel? Man präsentiert ihm sogenannte „Offenbarungen“, denen zufolge die Lenker und Machthaber Deutschlands über Leichen gehen, Wahlen manipulieren und mit dem Steuerzahler Schlitten fahren. Nur um dann natürlich straffrei davongehen zu können, wie es mit Helmut Kohl der Fall war. Ein Student wie Georg kann da schon mal Muffensausen kriegen. Aber das ist kein Grund, sich die Pistole an die Schläfe zu setzen.

Was wohl eher das Fass zum Überlaufen bringt, ist Solnzekows Denunziation seiner Schwester Tatjana alias Nolo als eine Prostituierte. Nolo bedeute im Italienischen „Pacht, Leihgebühr“. Sie sei aus Samarkand weggekauft worden. Das ist nun wirklich das Letzte, was Georg über seine geliebte Nolo hören will. Kein Wunder, dass er diesen Scheiß nicht mehr hören will und zu einer Kurzschlussreaktion Zuflucht nimmt.

Obwohl diese Episode also eigentlich keinen dramaturgischen Plot hat, sondern vor allem aus Informationen über Kohl-Skandale besteht, bildet sie doch den angemessenen Höhepunkt dieser 4. Staffel. Wer die bisherigen Episoden verpasst hat, wird zudem hinsichtlich Mithraskult nur Bahnhof verstehen. Auch einem Dauerhörer wie mir kommen diese metaphysischen Anspielungen höchst überflüssig vor.

Die interessantesten Infos sind wohl jene über die Loge „Atlantikbrücke“, die dem amerikanischen Geheimklub „Skulls & Bones“ entspren soll, dem George W. Bush (wie viele andere US-Politiker auch) angehört. Ist es wirklich ein Zufall, dass Bush im Jahr 2002 von der „Atlantikbrücke“ einen Preis verliehen bekam? Wohl kaum, aber es wäre interessant zu erfahren, was Bush den Logenmitgliedern Gutes hat widerfahren lassen – vor oder nach der Preisverleihung.

Geräusche und Musik

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Eine Ausnahme von dieser Regel habe ich nur diesmal in Episode 16 gefunden. Diesmal nämlich überlagern Straßengeräusche und die Hintergrundmusik den Dialog, den Arianne Borbach alias Margo vorträgt. Das ist höchst suboptimal und ärgerlich. Es geht um ein geheimnisvolles Phantom Manor, aber die Stelle ist, wie gesagt, kaum zu verstehen.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, bestimmen das In- und Outro, im Hintergrund plätschert etwas Schmuse-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren.

Unterm Strich

Das 73 Minuten lange Hörspiel hat mich auf weite Strecken nicht besonders gut unterhalten, denn ständig wird man mit Informationen über die Vergangenheit von Herrn Kohl bombardiert. Der Anfang und die Nachrichten sind ja gute Einführungen, aber dann fällt die Dramaturgie doch ziemlich ab. Ein Räuberspiel entwickelt sich, das mal ein Scherz, mal keiner ist. Der Eindruck ist einer der Beliebigkeit solcher Überfälle. Und wo ist überhaupt Nolo abgeblieben? Da sie eine wichtige Nebenfigur darstellt, ist es ziemlich unbefriedigend, am Schluss nichts über ihr Schicksal zu erfahren.

Das Hörspiel ist von Lübbe und LPL records gewohnt sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Diesmal endet die Episode, da sie den Staffelschluss bildet, wieder mit mehreren Knall- und Verfremdungseffekten. Sogar der Autor himself meldet sich zu Wort, und zwar direkt an die Hörer. Wenigstens wird nicht das Band vernichtet wie in Episode 12.

Eigentlich warte ich jetzt noch auf „Offenbarungen“ zu Area 51, den Abschuss des Fluges KAL-220 durch russische MIGs und natürlich zu Bigfoot. Wahrscheinlich spielt Bigfoot eine unrühmliche Rolle als Stuntdouble in der Medienpolitik der Amerikaner, aber man kann ja nie wissen, was der Autor als nächstes ausheckt.

73 Minuten auf 1 CD
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