Huston, Charlie (Autor) / Finch, David (Zeichner) – Moon Knight 1 – Ganz unten (100% Marvel 27)

_Story_

Einst war Marc Spector ein gefeierter Held. In der Gestalt des Moon Knight trat er für Gerechtigkeit ein, schlug dabei aber auch brutale Methoden an, um seinen Ruf schnell auszubauen. Mehrere Tode ist er gestorben, seitdem er einst unter dem Regiment des Gottes Khonshu wieder auferstanden war. Nun jedoch quält sich Spector verkrüppelt und von aller Welt missachtet durch sein Leben. Abgeschieden verbringt er seine Tage in der verlassenen Wohnung, verbittert über die Trennung von seiner langjährigen Gefährtin Marlene und den Schaden, der ihm zugefügt wurde.

Erst als ein merkwürdiges Komitee sich aufmacht, seine Freunde zu bedrohen und in Lebensgefahr zu bringen, sieht sich Marc gezwungen, wieder zur Tat zu schreiten. Zum ersten Mal seit ewiger Zeit tritt er wieder in die Öffentlichkeit und statuiert ein Exempel an seinen Gegnern. Doch wie der Moon Knight kurz darauf feststellen muss, befindet sich die größte Bedrohung in seinem Inneren – und ist dafür verantwortlich, dass Spector nach wie vor am Leben ist.

_Meine Meinung_

Die Geschichte von „Moon Knight“ ist in etwa vergleichbar mit der des „Ghost Rider“. 1975 wurde die Figur von Doug Moench und Don Perlin in der Serie „Werewolf By Night“ ins Leben gerufen und bekam später sogar ihre eigene Heftserie. Ende der Achtziger verschwand er dann für einige Zeit von der Bildfläche und kehrte lediglich für einige Gastauftritte zurück. Es war schließlich der renommierte Buchautor Charlie Huston, der die Figur im letzten Jahr wieder rekrutierte, nachdem er bereits lange Jahre eine tiefe Verbundenheit zum Rächer im weißen Gewand spürte. Unter dem Titel „The Bottom“ erschien schließlich zwischen Juni und November 2006 die Comeback-Serie, die nun, ein halbes Jahr später, auch auf dem deutschen Markt erhältlich ist, und dies als Sammelband in der Reihe „100% Marvel“.

Allerdings ist die Rückkehr ein zweischneidiges Schwert, welches über weite Strecken leider der erforderlichen Spannung entbehrt und erst bei der schlussendlichen Auflösung so etwas wie eine diesbezügliche Steigerung erfährt. Das Bild, das der (Anti-)Held bis dorthin abgibt, ist äußerst kümmerlich (was ja auch bezweckt ist), zieht sich in dieser Fassung jedoch auch ein Stück zu lange. Alleine die Rückblende in die Vergangenheit, die für neuere Fans sicherlich ein wichtiger Aspekt innerhalb der Geschichte ist, vollzieht sich über den Umfang eines gesamten Drittels der Story und wird lediglich von einzelnen Einsprengsel des verbitterten, an den Rollstuhl gefesselten Spector unterbrochen, der knallhart mit sich und seinem Leben abrechnet. Erst als die Dinge ins Rollen kommen und Spector von den jüngsten Ereignissen erfährt, gewinnt die Story an Schwung und entwickelt sich über einen angenehm komplexen Aufbau schließlich doch noch zu einem würdigen Vertreter der prestigeträchtigen „100% Marvel“-Serie.

Dabei ist interessant zu sehen, wie der Autor seinen geliebten Charakter auf allzu autodestruktive Weise darstellt. Spector lebt in einer Art Trance-Zustand, der ihm einerseits keine weitere Hoffnung erlaubt, ihn andererseits jedoch hoffen lässt, dass seine Gottheit Khonshu ihn wieder ins reale Leben zurückholt. Dieser Zeitpunkt scheint gekommen, als sein Erzfeind, der Taskmaster, wieder in sein Leben tritt und Unschuldige und Bekannte bedroht. Spector ringt mit seinen Kräften und der Aussicht, doch wieder den Bund mit Khonshu einzugehen, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Doch erst nachdem er auf dieses Angebot zurückgegriffen hat, merkt er, dass er den Fesseln des ägyptischen Gottes hilflos ausgeliefert ist. Sein Leben ist an ihn gebunden, seine Zukunft von seinem Dasein als Moon Knight abhängig und sein Wille nach dem kurzen euphorischen Hoch wieder gebrochen. Ist diese uneingeschränkte Aufopferung jedoch auch diesen hohen Preis wert?

Nun, der Plot ist recht ungewöhnlich und lässt den eigentlichen Helden nur ganz kurz in der Rolle seines Alter Egos auftreten. Es ist zwar ein „Moon Knight“-Comic, doch beschäftigt er sich vornehmlich mit dem Mann hinter dem Mutanten und Rächer, nicht aber mit der Kreatur, die sich der vermeintliche Action-Fan herbeigesehnt hat. Das macht die Geschichte aber sicherlich nicht schlechter, wenngleich der Einstieg in den Sammelband einige kleine Probleme mit sich bringt. Ob es nun auch ein Comic ist, der dem Standard des Titels gerecht wird, vermag ich indes nicht zu beurteilen, weil mir die ersten Serien nicht geläufig sind. Auf jeden Fall bringt Houston aber einen interessanten Charakter des |Marvel|-Universums auf die Comic-Landkarte zurück und bietet mit „The Bottom“ bzw. „Ganz unten“ ein unterhaltsames, zwar nur bedingt spannendes, aber dennoch gutes Comic-Abenteuer.

http://www.paninicomics.de

_Charlie Huston bei |Buchwurm.info|:_

[„Der Prügelknabe“ 1469
[„Der Gejagte“ 1518
[„Ein gefährlicher Mann“ 3142

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