Miller, Karen – Königsmörder (Kingmaker, Kingbreaker 2)

Band 1: [„Königsmacher“ 5222

Während eines Ausflugs der Königsfamilie verzaubert der bösartige Morg, dessen Geist sich im Körper des Meistermagiers Durm versteckt, die königliche Kutsche, sodass diese mitsamt allen Insassen einen Abhang hinunterfährt. Dabei kommen König Borne, seine Gemahlin und Prinzessin Fane ums Leben – nur Gar und Durm kommen mit schweren Verletzungen davon. Während Gar nicht glauben kann, was passiert ist und um seinen Familie trauert, wird er kurzerhand zum neuen König Lurs erklärt und muss sich mit seiner erst kürzlich erhaltenen, neuen Magie als Wettermacher beweisen – und zwar ohne einen Meistermagier, denn Durm liegt mit schweren Verletzungen im Koma.

Trotz der Kraft, welche die Wettermagie von Gar abverlangt, und der Intrigen Conroyd Jarralts, der sich selbst gerne auf den Thron sähe, gelingt es Gar, all seine Pflichten zu erfüllen – bis Gar seine Magie wieder verliert. Voller Verzweiflung bittet er Asher, für ihn das Wettermachen zu übernehmen, als Asher durch einen Zufall herausfindet, dass auch in ihm Magie ist. Doch damit würde er Barls erstes Gesetz brechen, welches Olken verbietet, sich an Magie zu versuchen, und bei der Missachtung dieses Gesetzes droht ihm die Todesstrafe.

Indes versucht Morg, dem in Durms komatösem Körper die Hände gebunden sind, einen neuen Wirt zu finden, und wird auch bald fündig: Er nistet sich in Conroyd Jarralts Körper ein und versucht, Gar die Krone abzunehmen, damit er mit Hilfe der Wettermagie die magische Mauer um Lur zu Fall bringen kann …

_Eindrücke:_

Nachdem „Königsmacher“ an einigen Stellen recht langatmig war und der Leser erst sehr spät am Ende des ersten Bandes erfuhr, worum es eigentlich genau geht, ging ich fest davon aus, dass es in „Königsmörder“ nun richtig losgeht und auch die Spannung nicht mehr auf sich warten lässt. Der zweite Band schließt nahtlos an seinen Vorgänger an und erzählt somit genau an der Stelle weiter, an welcher der erste Teil endete: dem tödlichen Unfall der Königsfamilie. Gar und Durm können noch gerettet werden, doch der König sowie seine Frau und seine Tochter sind bei dem Unfall ums Leben gekommen. Durch diese Tragödie bricht bei sämtlichen Beteiligten erst einmal das Entsetzen aus, und Gar, der sich kaum von dem Unfall und dem Verlust seiner Familie erholen kann, wird kurzerhand zum König gekrönt. Gar und Asher bekommen immer mehr Stress und Pflichten aufgebürdet, und die Trauer um die Verstorbenen verbreitet eine triste Atmosphäre.

Der zweite Teil fängt somit also durchaus vielversprechend an, sodass man davon ausgeht, dass die Geschichte und damit die Prophezeiung ihren Lauf nehmen. Doch wider Erwarten kommt auch dann noch keine richtige Spannung auf. Auch im zweiten Teil plätschert die Geschichte, obwohl mittlerweile mehrere spannende und wichtige Dinge passieren, im selben, langatmigen Ton weiter, und trotz einiger spannender Stellen schafft es Karen Miller nicht, zumindest gleichbleibendes Interesse wie im ersten Teil ihrer Dilogie zu erzeugen. Im Gegenteil: Während die fehlende Spannung und die langatmige Erzählweise im ersten Teil noch weniger schlimm ausfielen, stört dieser Zustand den Leser nun zunehmend, bis man schließlich irgendwann die Lust am Weiterlesen mehr oder weniger verliert. Zwar langweilt das Buch nicht durch und durch, aber irgendwann gelangt man an den Punkt, an dem die Verlockung, einige Seiten einfach zu überspringen, recht groß ist. Die Handlung plätschert meist so vor sich hin und fesselt den Leser kaum noch.

Während die Tatsache, dass „Königsmörder“ recht langatmig und langweilig umgesetzt wurde, die Qualität des Buches ein ganzes Stück runterzieht, kann es aber erneut mit seinen Charakteren punkten. Im Laufe der Handlung verändern sich die Charaktere mal mehr und mal weniger und entwickeln sich weiter. So beispielsweise Asher: Während er im ersten Teil noch ein wenig lockerer war und nur als Ratgeber des Prinzen fungierte, so wird er in „Königsmörder“ zunehmend ernster, muss wesentlich mehr Pflichten übernehmen und viele traurige und gefährliche Situationen bestehen. Doch neben dieser Weiterentwicklung bleibt er im Grunde doch derselbe mit seiner streitlustigen, offenen und lustigen Art.

Auch bei Gar zeigen sich einige Weiterentwicklungen in seiner Person. Diese sind wohl noch stärker als bei Asher. Er erlangt am Ende des ersten Teils nicht nur endlich seine Magie, sondern auch noch durch traurige Umstände den Thron. Asher wirkt im ersten Moment stark überfordert, und als Gar seine Magie auch noch verliert, ist das Chaos komplett. Gar überredet Asher, ihn für eine unbestimmte Zeit zu decken, bis er seine Magie wiedererlangt hat.

So besonders ist an den Charakteren nicht nur die Tatsache, dass sie sehr authentisch wirken, sondern auch die Art und Weise, wie Karen Miller ihre Charaktere fehlerhaft, aber dennoch sympathisch gestaltet hat. Das beste Beispiel dafür ist wieder einmal Gar. Er gibt nicht nur seiner Schwester Fane, sondern auch Asher jeweils ein Versprechen, welches er nicht halten kann. Er verrät Asher und lässt ihn trotz seines Versprechens im Stich, was ihm schwer zu schaffen macht und er sich selbst nicht verzeihen kann. Dennoch ist Gars Handeln nachvollziehbar und wirkt für den Leser noch immer sympathisch.

Neben den zwei Protagonisten gibt es noch einige Nebencharaktere, die ebenfalls wichtig für die Geschichte sind und von denen jeder seinen Teil zu der Prophezeiung beiträgt. Da wäre zum Beispiel Dathne, Jervales Erbin, die in die Prophezeiung eingeweiht ist und alles dafür tun muss, damit sie sich erfüllt. Dazu gehört auch, Asher zu verheimlichen, wer sie ist und dass er in der Prophezeiung eine große Rolle spielt. Dies fällt ihr zunehmend schwerer, als sie bemerkt, dass sie in Asher verliebt ist und er ihre Liebe erwidert. Diese Liebe führt in der Prophezeiung zu vielen Komplikationen, so auch zu einem Streit mit Matt, der ebenso wie Dathne dem Zirkel angehört, der sich der Prophezeiung verpflichtet hat.

Karen Miller erzählt ihre Geschichte in der allwissenden Perspektive. So betrachten wir das Geschehen nicht nur aus der Sicht der Protagonisten, sondern auch aus jener des Bösewichtes Morg und sogar einzelner Nebencharaktere. Dennoch ist der Schreibstil, wie schon im ersten Teil der Dilogie, sehr ausschmückend und ausführlich. Karen Miller erklärt alles haargenau und streckt ihre Geschichte mit einigen Stellen, welche für die Handlung eher unwichtig und für den Leser uninteressant sind. Während dieser ausführliche Schreibstil in „Königsmacher“ noch zu verkraften war, stört er in „Königsmörder“ irgendwann zu arg, sodass man bald schon beginnt, einige Seiten einfach zu überblättern oder im schlimmsten Fall einfach keine Lust mehr hat weiterzulesen.

Glücklicherweise wird die Geschichte zum Ende hin wirklich einmal spannender. Es kommt zu einem Showdown, bei dem entschieden wird, ob das Böse gewinnt und Lur sowie seine Bewohner vernichten kann oder ob es Asher gelingt, das Unheil abzuwenden und Morg zu töten. Dabei kommt es unter anderem zu einer Wendung in der Geschichte, die der Leser wohl so nicht erwartet hätte. Doch … lest selbst.

_Fazit:_

„Königsmörder“ ist nicht so gut gelungen wie sein Vorgänger, was vor allem daran liegt, dass die teilweise unwichtigen und uninteressanten Stellen und der langatmige Schreibstil sehr viel von der Spannung nehmen und man dadurch schnell die Lust am Lesen verliert. Deshalb ist „Königsmörder“ aber noch lange nicht schlecht, denn durch die authentischen Charaktere und das spektakuläre Ende macht das Buch die langatmigen Stellen teilweise wieder wett.

_Die Autorin:_

Die Autorin Karen Miller wurde in Vancouver, Kanada, geboren. Im Alter von zwei Jahren zog sie mit ihrer Familie aber bereits nach Australien. Sie arbeitete schon in den verschiedensten Berufen, beispielsweise als Pferdezüchterin in England. Heute lebt Karen Miller in Sydney und widmet sich ganz dem Schreiben.

|Originaltitel: Kingmaker, Kingbreaker 02. Innocence Lost
Originalverlag: HarperCollins Aus, 2006
Aus dem Englischen von Michaela Link
Paperback, 672 Seiten
3 Schwarzweiß-Abbildungen
ISBN-13: 978-3-7645-3004-4|
http://www.penhaligon.de
http://www.karenmiller.net

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