Moreland, Brian – Schattenkrieger

_Story:_

Sean Chambers ahnt nicht, welches düstere Geheimnis das Tagebuch seines Großvaters birgt, welches er im Auftrag des World-War-II-Kriegsveteranen Jack Chambers an den hoch dekorierten General Briggs zu übergeben gedenkt. Als er hierbei auf den alternden Rabbi Goldstein trifft, wird ihm erst bewusst, welchen Fehler er begehen hiermit würde – und welche Gräuel sein Großvater seinerzeit miterleben musste.

Jack Chambers führte zum Ende des Zweiten Weltkrieges den Zug der ‚Glücklichen Sieben‘ durch den Hürtgenwald, um dort die Ortschaft Richelskaul als strategisch wichtigen Punkt von den Nazis zu befreien. Als jedoch Captain Murdock im Scharmützel umkommt und seinem Lieutenant einen Davidsstern in die Hand drückt, der offenbar von größerer Bedeutung ist, wendet sich das Blatt für die amerikanischen Besatzer. Chambers ahnt jedoch noch nicht, mit welcher Nazi-Wunderwaffe er und seine sechs Mitstreiter es in den nächsten Stunden zu tun bekommen. Und auch als eine Nachhut das Camp erreicht, die von Chambers‘ verhasstem Ex-Kollege Fallon befehligt wird, kann Jack die anstehende Gefahr noch nicht einschätzen – bis er schließlich leibhaftig von der Mission Eisensarg erfährt, in deren Zuge einige unmenschliche Gestalten die Amerikaner angreifen. Und sich selbst von unendlichen Maschinengewehrsalven nicht auslöschen lassen …

_Persönlicher Eindruck:_

Geschichten um das Thema „World War II“ sind im Fantasy-Bereich in letzter Zeit relativ populär, zumal hier auch immer wieder eine Verbindung zwischen der eigentlichen Brisanz von Holocaust, allgemeinen Kriegsgefechten und der gesellschaftlichen Brutalität sowie den okkultistischen Forschungen des SS-Oberregimes hergestellt wird. Ähnlich verhält es sich auch in Brian Morelands aktuellem Roman „Schattenkrieger“, der das Okkulte zum Leitmotiv einer relativ gewaltsamen, durch und durch fiktiven Story erklärt, dabei aber offenkundig vergisst, dass es nicht nur die bloßen Effekte bestimmter Schlagwörter und Ereignisse sind, die einem Roman zu seiner endgültigen Spannung und Faszination verhelfen.

Im Falle von „Schattenkrieger“ ist der Spannungsaufbau sowie die eigentliche Struktur nämlich von der Pike auf problematisch. Nach den etwas verwirrenden ersten Kapiteln, die sich mit der Übergabe des Tagebuchs beschäftigen, erlaubt der Autor einen 400-seitigen Rückblick in die Endphase des Zweiten Weltkriegs, die mit vielen Gefechten und kleinen emotionalen Beiträgen, aber eben auch mit allerhand Klischees gefüllt und schließlich in eine ungewollte Selbstpersiflage verwandelt werden. Vor allem die Tatsache, dass Moreland versucht, die Fehde zwischen Chambers und seinem plötzlich auftauchenden Erzfeind Fallon immer wieder aufzuwärmen, ist irgendwann so ermüdend, dass man gar nicht mehr weiß, warum man dem Autor hier überhaupt noch folgt. Aber auch die klischeehaften Charakteristika seiner Protagonisten sind irgendwann ausgereizt. Der König von Vegas und seine Pokerkarten, der junge Krieger mit seinem Baseball, der nächste Soldat mit seinem Comic-Tick; es ist sicher nett, die amerikanische Kultur hier irgendwie einzubauen. Aber bei einem Titel wie „Schattenkrieger“ erwartet man mit Berechtigung etwas mehr als literarisches Bubblegum-Kino mit effektschürender Nazi-Thematik.

Insofern wird das Ganze unfreiwillig komisch, wenn plötzlich die ersten Golems durchs Bild rennen, die okkulten Hintergründe rückwirkend aufgedeckt werden und Geschichten von Verrat und Hinterlist die Story füllen. Kaum eine Passage wirkt dabei nicht am Reißbrett konstruiert, kaum eine Wendung erscheint natürlich. Vielleicht ist das Lese-Erlebnis daher auch eher mit einem zweitklassigen Horror-Streifen zu vergleichen, zu dem „Schattenkrieger“ womöglich ein prima Drehbuch abgeben würde. Doch das sollte nicht der Anspruch eines solchen Romans sein. Moreland holt weit genug aus, um die zahlreichen Elemente unter einen Hut bekommen zu können und einen schlüssigen Plot zu erstellen. Stattdessen bevorzugt er aber holpriges Stückwerk, dessen einziger Spannungsfaktor darin besteht, die oftmals unglaublich lahmen Ideen in den Vordergrund zu stellen. Doch selbst das ist auf Dauer (selbstredend) ermüdend und macht „Schattenkrieger“ zu einem der schwächsten Beiträge des ansonsten so qualitätsbewussten Otherworld-Verlags.

|Hardcover: 461 Seiten
Originaltitel: Shadows in the Mist
ISBN-13: 978-3800095179|
[http://www.otherworld-verlag.com]http://www.otherworld-verlag.com

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