Rackham – AT-43

_Krieg der Sterne_

Im Universum tobt ein unerbittlicher Krieg. Die |Therianer|, ein modern ausgerüstetes Volk, versuchen mit aller Macht, die Menschheit auszurotten und durch die Zerstörung ganzer Sonnensysteme die größtmögliche Intelligenz zu erschaffen. Doch die |United Nations of Ava| stellen sich gegen die Großoffensive der misanthropischen Völker und entsenden die |Steel Troopers| der |White Stars|, um dem furchtbaren Treiben ein für allemal ein Ende zu bereiten. Mit Mann und Maschine widersetzen sie sich den kompromisslosen Infanteristen der Therianer und starten eine letzte menschliche Rebellion. Doch sind die Steel Troopers wirklich stark genug, um sich gegen die feindlichen |Storm Golems| durchzusetzen? Das muss sich in der „Operation Damocles“ noch zeigen!

_Ein neues Science-Fiction-Spielsystem_

Mit „AT-43“ hat die französische Tabletop-Schmiede |Rackham| unlängst ein vollkommen neues Spielsystem aus der Taufe gehoben, welches sich nach seinem Start im Herbst des vergangenen Jahres im Frankenreich sehr schnell etabliert hat. Es handelt sich dabei zwar um ein ungeheuer kostspieliges Unterfangen, weil das bislang noch nicht ganz so üppige Zubehör leider noch zu ziemlich hohen Preisen zu erstehen ist. Rund 70 € für das Starter-Set sind schon ziemlich happig, zumal man ja erst einmal noch gar nicht weiß, worauf man sich überhaupt einlässt. Außerdem sind die Plastikminiaturen nicht ganz so hochwertig verarbeitet wie bei vergleichbaren Tabletop-Games und rechtfertigen ebenfalls nicht derart utopische Preise. Also muss es letztendlich einzig und allein der Spielspaß richten. Nun, nichts leichter als das …

_Operation Damocles_

In der „Operation Damocles“, die dem Starter-Set zu „AT-43“ zugrunde liegt, soll der Spieler nicht nur mit dem neuen |Rackham|-System vertraut gemacht werden, sondern auch Schritt für Schritt die elementaren Inhalte des futuristischen Spielprinzips kennen lernen. Insgesamt stehen hierfür sechs unterschiedliche, langsam aufeinander aufbauende Missionen zur Auswahl, die vom Einsteigertempo bis zum Fortgeschrittenenmodus reichen und auch über das Grobe hinaus vermitteln, wie „At-43“ funktioniert bzw. worum es überhaupt geht.

Gleichzeitig handelt es sich hierbei auch um das erste Aufeinandertreffen von Therianern und White Stars, den beiden ersten Völkern dieses Tabletops, die jedoch nicht die einzigen bleiben sollen. Längst hat man die Spielidee so weit durchkonzipiert, um bereits im Laufe des Jahres neue Gruppen in das Spiel einzubringen und so den Umfang von „AT-43“ zu vergrößern. Doch erst einmal soll die „Operation Damocles“ ausreichen, um sich in der düsteren Welt von „AT-43“ zurechtzufinden. Denn ehrlich gesagt: Bis man diese sechs Missionen, speziell die letzten, einmal ausgereizt hat, ist einige Zeit ins Land gezogen.

_Der Inhalt des Starter-Sets_

• 1 Fire Toad (Kampfläufer der White Stars)
• 9 unterschiedlich bewaffnete Steel Troopers (Infanteristen der White Stars)
• 1 Wraith Golgoth (Kampfläufer der Therianer)
• 8 unterschiedlich bewaffnete Storm Golems (Infanteristen der Therianer)
• 7 AT-43 Spielkarten, die die Miniaturen und ihre Fähigkeiten zeigen
• 2 Karten mit der allgemeinen Übersichtstabelle
• 1 illustrierter Spielplan
• 6 Gebäudeteile ‚Betonmauer‘
• 1 Container der White Stars
• 2 Nanoressourcen-Generatoren der Therianer
• 6 Würfel
• 1 Maßband

Das Spielmaterial von „AT-43“ war im Voraus schon scharf kritisiert worden, wobei sich die Attacken vornehmlich gegen den hohen Preis für das vergleichsweise billig verarbeitete Material richteten. Nachdem ich das Spiel jetzt wirklich wochenlang intensiv getestet habe, kann ich diese Äußerungen jedoch nicht bestätigen. Es mag zwar sein, dass die Verarbeitung der Figuren nicht auf dem selben hohen Niveau ist wie beispielsweise beim ebenfalls von |Rackham| stammenden „Confrontation“ liegt, doch handelt es sich bei den optisch hervorragend gestalteten Miniaturen keineswegs um Kinderspielzeug oder dergleichen. Es mag zwar sein, dass 70 € übertrieben für den Packungsinhalt sind, aber diese preisliche Diskrepanz ist nicht auf Mängel bei der Auswahl der Spielmaterialien zurückzuführen, denn die sind wirklich vorzüglich aufgemacht und für die Systematik des Spielaufbaus auch bestens geeignet.

Spieltechnisch sollen die Figuren sogar noch erweiterbar gemacht werden, so dass man in Zukunft Waffen austauschen und generelle Modifikationen vornehmen kann, was man als eine weitere Stärke von „AT-43“ werten darf. So könnte es in Zukunft zum Beispiel ausreichen, das Set lediglich mit neuen Waffen zu verstärken, so dass man nicht für jede kleine Änderung wieder ein komplettes Zusatzset kaufen muss. Doch das ist alles noch Zukunftsmusik und nur ein kurzer Ausblick auf die geplanten Schritte. Hier geht es lediglich darum, die Qualität der Materialien zu beschreiben – und abgesehen davon, dass sie nicht über alle Maßen stabil sind (aber welche Miniaturen sind das schon?), kann man, besonders im Hinblick auf das exzellente Design, nur Positives berichten.

_Die Einheiten_

Im Starter-Set sind die Einheiten ziemlich gleichmäßig aufgeteilt und dementsprechend auch dem recht ausgeglichenen Kampf zwischen den White Stars und den bösartigen Therianern angepasst. So gehen die Therianer beispielsweise mit acht Stormgolems und dem riesigen Wraith Golgoth ins Rennen, sind waffentechnisch jedoch anders ausgerüstet als ihre Gegner: Sowohl der Nano Blaster als auch die Sonic Gun stehen zur Verfügung, wohingegen im Nahkampf die Reaper Blades eingesetzt werden. Der Wraith Golgoth fährt indes schwerere Geschütze auf. Mit der Medium Nucleus Cannon und der Medium Sonic Cannon verfügt er über eine gehörige Feuerkraft, der die Infanterie der White Stars nur schwer standhalten kann. Letztere schickt neun Steel Troopers in den Kampf, die mit Laser Rifle und Missile Launcher schießen und aus der Nähe mit dem Combat Knife attackieren. Der mächtige Fire Toad setzt schließlich zwei Light Laser Cannons ein, um einige vernichtende Anschläge zu starten, ist dem Wraith Golgoth gegenüber allerdings absolut ebenbürtig – ebenso wie die Storm Golems den Steel Troopers.

_Die Missionen_

Insgesamt besteht die „Operation Damocles“ aus sechs verschiedenen Missionen, die man auf dem Weg zum fortgeschrittenen Spieler durchlaufen muss. Den Anfang macht dabei zum Beispiel eine Mission, in der sich lediglich der Fire Toad und der Wraith Golgoth gegenüberstehen, um in einer kurzen Taktikschlacht den Sieger zu ermitteln. Im weiteren Verlauf werden dann immer stärkere Einheiten hinzugezogen, wohingegen die Ziele, nämlich die komplette Vernichtung des Gegners, häufig identisch bleiben. Später wird dann aber auch auf Zeit gespielt, so dass einem die erfolgreiche Durchführung einer Mission zum Beispiel schon nach fünf Runden gelingen muss, in denen man zum Beispiel einen Storm Trooper durch die feindlichen Reihen schleusen oder eben den Feind auslöschen muss. Keine dieser Missionen ist nun besonders komplex; es handelt sich vorwiegend um taktische Manöver zur Verinnerlichung des Spielprinzips, die jedoch im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller werden und besonders in der letzten Mission auch das nötige Geschick erfordern, um sich gegen die gut ausstaffierten Feinde durchzusetzen. Insgesamt ist dieser schrittweise Aufbau wirklich ein perfekter Einstieg in „AT-43“ und, das darf ich schon einmal vorwegnehmen, in dieser Form vorbildlich für ein derartiges Starter-Set.

_Spielaufbau_

Unabhängig von den jeweiligen Missionen folgt das Spiel stets einem vorgeschriebenen Ablauf, der aus einer Initiativphase mit anschließender Aktivierung der Einheiten besteht. Im steten Wechsel treten schließlich die verfeindeten Infanteristen und Spezialkämpfer gegeneinander an und treiben die Erfüllung ihrer Mission voran. Eine Spielrunde sieht dabei wie folgt aus:

|1.) Ausloten der Aktivierungsfolge|

Zu Beginn einer Spielrunde entscheiden beide Spieler, in welcher Reihenfolge ihre Figuren in dieser Runde ins Spiel eintreten sollen. Dies geschieht, indem die zugehörigen Charakterkarten verdeckt voreinander abgelegt werden, wobei man jedoch berücksichtigen muss, dass eventuell eine Figur gar nicht mehr zum Einsatz kommt, weil sie bereits vom Feind vernichtet wurde.

|2.) Befehlswurf|

In dieser Phase wird ermittelt, wer die anstehende Runde eröffnen wird. Jeder Spieler würfelt mit einem Würfel. Unter Berücksichtigung individueller Bonus-Augen zählt hier das höchste Ergebnis und bemächtigt seinen Würfler, zu entscheiden, wer als Erster ziehen soll. Man darf sich also in diesem Fall auch für den Gegner entscheiden, wenn man sich dadurch einen Vorteil verspricht.

|3.) Aktivierung der Einheiten|

In der eingangs bestimmten Reihenfolge werden nun, beginnend beim just ermittelten Startspieler, die einzelnen Einheiten über das Spielfeld bewegt. Dieser deckt nun die erste Karte in der Reihenfolge auf und kündigt ganz gezielt an, welche Bewegung er mit dieser Figur durchführen und ob und auf wen er schließlich schießen möchte – wenn er das will. Es besteht dabei die Möglichkeit, eine Gefechtsbewegung durchzuführen und vor oder nach der Fortbewegung noch zu schießen bzw. im Nahkampf anzugreifen, oder aber zieht man im Eiltempo voraus, ohne dabei zu attackieren. Als Erstes gilt es also zu entscheiden, welche Bewegung man überhaupt tätigt, bevor man sich Gedanken über einen gezielten Angriff macht.

Sollte man sich indes zu einer Attacke gegen ein feindliches Objekt entschließen, nimmt man der Vorgabe auf der Charakterkarte entsprechend Würfel zur Hand, ermittelt die Distanz zum Zielobjekt und würfelt schließlich. Welche Würfel tatsächlich Treffer erzielt haben, entnimmt man schließlich der Tabelle auf dem Rücken des Regel- und Missionenbuchs, wobei sich dies individuell nach der Entfernung zum Gegner richtet. Je weiter die Entfernung, desto schwieriger ist es, einen Treffer zu setzen. Wer sein Ziel jedoch getroffen hat, nimmt nun alle Trefferwürfel erneut zur Hand und würfelt aus, ob der Treffer auch Schaden zugefügt hat. Steel Troopers und Storm Golems haben eine sehr geringe Schadenstoleranz. Bereits bei einem gezielten Treffer mit entsprechender Konsequenz sind sie vernichtet. Nun setzt reihum jeder Spieler all seine Einheiten ein und orientiert sich dabei natürlich an der Zielvorgabe der jeweiligen Mission. Sobald alle Einheiten einen Spielzug durchgeführt haben, beginnt eine neue Runde mit den gleichen Schritten.

|4.) Ende des Spiels|

Sobald ein Spieler seine Mission erfüllt hat, ist das Spiel sofort zu Ende, und dieser Spieler hat die Partie gewonnen. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass kein Spieler erfolgreich ist, in diesem Fall kommt es zu einem Unentschieden.

_Meine Meinung_

Nachdem mich die ewig währende Regelstudie bei manch anderem Tabletop oftmals ziemlich genervt hat, war ich hocherfreut über die detaillierte und dennoch auf den Punkt gebrachte Beschreibung im dicken, mehrsprachigen Regelwälzer, der diesem Starter-Set beiliegt. Zwar sollen die hier publizierten Regeln zunächst nur das erste Basiswissen enthalten – ein üppiges Buch mit allen Feinheiten ist schon in der Mache -, doch für den vorgegebenen Rahmen sind diese mehr als bloß ausreichend. Toll ist einfach, wie dem Interessenten in kleinen Schritten das System nahe gebracht wird. Jede einzelne Bewegung wird noch einmal genau veranschaulicht und wirklich jedes Detail zu den Figuren anhand der Praxis erklärt, so dass sich bereits nach kurzer Zeit alles wie von selbst ergibt. Hierfür schon mal ein großes Lob an die Spieldesigner.

Das Spiel selber erfreut sich eines relativ simplen, wenn auch taktisch sehr umfassenden Aufbaus, den man bereits nach wenigen Partien in diesem kleinen Umfang verinnerlicht und verstanden hat. Jegliche Inhalte sind komplett überschaubar, sei es nun auf den Karten der einzelnen Figuren, auf der Rückseite des Regelhefts oder in den Beschreibungen der Missionen. Diese Transparenz ermöglicht von Beginn an einen fließenden Spielablauf, der zwar zu Beginn noch etwas reizarm ist, mit Einbeziehung aller Truppen jedoch schon sehr vielseitig und voller Überraschungen gerät. Natürlich ist auch das Würfelglück keineswegs zu unterschätzen und mitunter die einzige Möglichkeit, mit der Infanterie gegen die mächtigen Kampfmaschinen zu bestehen, aber auch hier die Frage: In welchem Tabletop ist dem nicht so?

Diese allgemeine Simplizität ist im Übrigen ein wichtiger Aspekt und wahrscheinlich auch der Schlüssel zum Erfolg. Natürlich sollte man die Fähigkeiten seiner Kämpfer kennen und sie auch einzusetzen wissen, aber es gilt nicht, etliche Möglichkeiten abzuwägen, bis man mal wieder einen weiteren Schachzug gestartet hat. Wie bereits beschrieben: Der stete Spielfluss ist die oberste Prämisse und in diesem Spiel auch von der ersten Mission an gegeben. Das unterscheidet „AT-43“ zwar zu diesem Zeitpunkt noch vom Gros der aktuellen Tabletops, soll aber nicht bedeuten, dass das Spielsystem mangels Komplexität nicht mit vergleichbaren Titeln mithalten kann. Das genaue Gegenteil ist nämlich der Fall: „AT-43“ ist eine echte Bereicherung für das Genre, stilvoll in Szene gesetzt durch ein tolles, sehr kreatives Design, ein stark aufgebautes Regelwerk und natürlich die exzellente Spielidee. Der Preis mag zwar verständlicherweise noch abschrecken, doch ich garantiere dafür, dass der Spielspaß im Kampf zwischen Therianern und White Stars niemals zu kurz kommt und die Anschaffung dieses Startpakets sich in jeglicher Hinsicht lohnt.

Nach den vielen tollen Eindrücken der ersten sechs Missionen bin ich mir bereits jetzt sicher, dass |Rackham| sich mit diesem Science-Fiction-Game erneut selbst übertroffen haben. Mit großer Vorfreude auf die Dinge, die da noch kommen werden, und einer uneingeschränkten Empfehlung möchte ich an dieser Stelle schließen und der französischen Firma danken, dass sie erneut einen angehenden Klassiker erschaffen hat. Von „AT-43“ wird man bereits in naher Zukunft unter Garantie noch eine ganze Menge hören!

http://www.universal-cards.de

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