Rothfuss, Patrick – Furcht des Weisen, Die (Teil 1, Die Königsmörder-Chronik: Zweiter Tag)

_|Die Königsmörder-Chronik|:_

Erster Tag: [„Der Name des Windes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5367
Zweiter Tag: _“Die Furcht des Weisen“_ (Teil 1)
Zweiter Tag: „Die Furcht des Weisen“ (Teil 2, Februar 2012)
Dritter Tag: „The Doors of Stone“ (angekündigt, noch ohne dt. Titel)

_Kvothe ist noch einmal_ knapp einem Rausschmiss aus der Universität entgangen. Und eigentlich ist er der Meinung, er und Ambrose seien nun quitt. Aber dann versucht Ambrose, mit Denna anzubandeln …

_Wer jetzt glaubt,_ der zweite Band des Zyklus bestünde aus demselben Gerangel zwischen Kvothe und Ambrose wie große Teile des ersten, der sei beruhigt: Zwar kommen sich die beiden tatsächlich erneut in die Quere, Abrose selbst taucht aber nur sporadisch auf, sodass der Konflikt diesmal eher distanziert abläuft. Außerdem nimmt er nur einen Teil der Handlung ein. Der restliche Teil beschäftigt sich mit Kvothes übrigen Tätigkeiten während des neuen Trimesters. Da tut sich zunächst allerdings auch nicht viel Neues: die üblichen finanziellen Schwierigkeiten dominieren neben Ambrose und Denna weiterhin Kvothes Entscheidungen. Allein das neue Seminar bei Elodin, dem Meister der Namenskunde, bringt etwas frischen Wind in die sonst schon sattsam bekannten Details der Universität.

Das war zunächst trotzdem interessant zu lesen, ungefähr bei der Hälfte des Buches stellte sich dann aber doch so etwas wie leichte Ungeduld bei mir ein. Allmählich fand ich es an der Zeit, dass sich die Geschichte mal ein wenig voran entwickelte.

Zwar tat sie das dann nicht wirklich, dafür nahm sie zumindest eine andere Richtung. Denn Kvothe verlässt die Universität, um einen Auftrag anzunehmen, den ihm der noch immer unermüdlich nach einem Schirmherrn für ihn suchende Threpe besorgt hat. Das sorgte nicht nur für einen neuen, kulturellen Hintergrund und neue Figuren, sondern auch für ein völlig anderes Aufgabenfeld. Wobei Kvothes erste Maßnahme nicht unbedingt etwas mit dem zu tun hat, wofür er eigentlich an diesen Ort gekommen ist.

Das Verlassen der Universität sorgte also vor allem für Abwechslung. Bei den vielen Fragen, die noch aus dem ersten Band im Raum stehen, ist der Leser jedoch keinen Schritt weitergekommen. Im Grunde widmen sich nur zwei der kurzen Kapitel tatsächlich der Suche nach den Chandrian, eines davon sozusagen auf einem Umweg. Und auch von den vielen Geheimnissen, die Denna umgeben, wurde noch kein einziges auch nur andeutungsweise gelüftet. So bleibt wie schon beim ersten Band am Ende das Gefühl zurück, dass im Laufe der mehr als achthundert Seiten im Grunde gar nichts Wesentliches passiert ist.

Umso erstaunlicher, dass es mir – abgesehen von dem kleinen Anflug von Ungeduld kurz vor Kvothes Ortswechsel – während des gesamten Buches nie wirklich langweilig wurde. Das ist zum Teil Meister Elodins ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden zu verdanken, zum Teil auch Nebencharakteren wie Devi oder dem neu auftauchenden Puppet, der zwar nur einen zwei Seiten kurzen Auftritt hat, aber trotzdem so interessant angelegt und lebendig dargestellt ist, dass ich ihn genauso faszinierend fand wie Denna oder Auri.

Einer der interessantesten Charaktere allerdings ist Tempi, ein Adem-Krieger, mit dem Kvothe sich anfreundet. Zum einen ist er ein stilles Wasser, dafür hat das, was herauskommt, wenn er den Mund aufmacht, wenigstens Hand und Fuß. Zum anderen steht Tempi für eine weitere neue Kultur. Die Details, die Kvothe bisher darüber herausgefunden hat, klingen ausgesprochen vielversprechend, und ich hoffe, dass Tempi dem Zyklus noch lange erhalten bleibt.

Der Schluß des Bandes hängt dann ziemlich in der Luft. Das ist kein Wunder, denn das englische Original wurde in der deutschen Übersetzung in zwei Teile geteilt. Und im Gegensatz zu manch anderer Gelegenheit fand ich die Aufteilung diesmal sogar sinnvoll. Denn die zweite Hälfte des Buches hat noch einmal gut fünfhundert Seiten. Einen Wälzer, der eintausendvierhundert Seiten dick wäre, könnte man kaum längere Zeit aufgeschlagen in der Hand halten.

Ein wenig enttäuscht war ich dagegen von der Bindung. Trotz sorgfältiger Behandlung ist das einmalige Lesen nicht spurlos am Buchrücken vorübergegangen, wofür ich angesichts der ansonsten edlen Aufmachung mit Leseband etc. nicht allzu viel Verständnis habe. Selbst Taschenbücher schneiden da besser ab.

_Insgesamt gesehen_ gefiel mir der zweite Band genauso gut wie der Erste. Kvothes neuer Konflikt mit Ambrose unterschied sich in seiner Form so weit von den bisherigen, dass ich ihn nicht als Wiederholung empfand, und Puppet, Devi sowie Elodin brachten genug Schwung und Extravaganz in die Geschichte, dass die alltäglicheren Aspekte sich davon mittragen lassen konnten, bis der Autor die Handlung schließlich in eine völlig neue Richtung lenkte. Dennoch hoffe ich, dass die Sache jetzt allmählich auch in Bezug auf Kvothes eigentliches Ziel ein wenig vorankommt. Nach zwei dicken Bänden voller Rätsel und Fragen, Gezänk und Alltäglichkeit wäre es wirklich Zeit für die eine oder andere Antwort.

_Patrick Rothfuss_ stammt aus Wisconsin. Lange Zeit unsicher, was er mit seinem Leben anfangen sollte, studierte er zahllose Fächer, bis die Universität ihn zwang, endlich irgendwo einen Abschluss zu machen. Inzwischen ist er an derselben Universität als Lehrkraft tätig, und die langen Winter in Wisconsin, die er früher mit Lesen verbrachte, verbringt er nun mit Schreiben. Der zweite Teil von „Die Furcht des Weisen“ erscheint im Januar nächsten Jahres. Ein Erscheinungstermin für den letzten Band der Trilogie steht noch nicht fest.

|859 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Vorsatzkarte & Lesebändchen
Originaltitel: The Wise Man’s Fear. Kingkiller Chronicle Vol.2
Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer und Wolfram Ströle
ISBN-13: 978-3608938166|
[www.patrickrothfuss.com]http://www.patrickrothfuss.com
[www.klett-cotta.de]http://www.klett-cotta.de/home
[www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss]http://www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss_autor1429.php

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