Rottensteiner, Franz (Hg.) – Quarber Merkur 103 / 104

_Inhalt_

Simon Spiegel
|Der Begriff der Verfremdung in der Science-Fiction-Theorie. Ein Klärungsversuch|
Thomas Ballhausen
|Cyberpunk im Dienst der Metafiktion. Liesl Ujvarys „Kontrollierte Spiele“ und die poetologischen Prinzipien der reflexiven Prosa|
Thomas Harbach
|Carl Grunert: Von bösen Außerirdischen und wahrer Liebe|
Christian Stiegler
|Zwischen Unschuld und Bedrohung. Die Rolle des Kindes in den Werken von Stephen King|
Oleg Schestopalow
|Verantwortung und Wahl|
Matthias Schwartz
|Dr. Liveseys fantastische Diagnosen. Zum ‚Wachen‘-Zyklus von Sergej Lukianenko|
Christian Schobeß
|“SAIÄNS-FIKTSCHEN“: Franz Fühmanns Konzept von Science Fiction|
M. K. Hageböck
|Tolkien Reloaded. Tonkonserven erzählen die Geschichte von Mittelerde|
Marianne Gruber
|Wildganspreis für Barbara Neuwirth am 29.6.2006|
Karin Pircher
|“Ein Bürger zweier Welten“. Wiederkehrende Motive in den Romanen Gustav Meyrinks. Teil I: Gustav Meyrink – Leben und Werk|

|Rezensionen von Franz Rottensteiner, Frank Rainer Scheck, Thomas Harbach, Florian F. Marzin, Ulrich Spiegel, Horst Walter, Roland Innerhofer|

_Rezension_

Nachdem er mir namentlich natürlich schon länger ein Begriff war, war der |Quarber Merkur 103 / 104| die erste Ausgabe, die ich in Händen hielt – leider erst jetzt, muss ich nun sagen, denn „Dr. Franz Rottensteiners Literaturzeitschrift für Science Fiction und Phantastik“ ist wirklich erste Sahne, sowohl inhaltlich als auch optisch. Als prall gefülltes Paperback, im zweispaltigen Layout und mit zahlreichen Innengrafiken/Coverabbildungen versehen, macht es wirklich etwas her: Infotainment, informative Essays, aber ein reichhaltiger“Seziertisch“, sprich eine beachtliche Fülle von Rezensionen.

|Die Essays:|

Fast alle Autoren sind sich einig darüber, dass SF die von ihr dargestellten Dinge in irgendeiner Weise verfremdet. Darüber hinaus herrscht wenig Einigkeit; wie so oft bei scheinbar allseits akzeptierten Begriffen versteht jeder etwas anderes unter Verfremdung. Simon Spiegel versucht sich in seinem Artikel „Der Begriff der Verfremdung in der Science-Fiction-Theorie. Ein Klärungsversuch“ an eben diesem Problem.

Thomas Ballhausen hingegen befasst sich anhand des 2002 erschienen Romans „Kontrollierte Spiele“ der österreichischen Autorin & Künstlerin Liesl Ujvarys mit den poetologischen Prinzipien der reflexiven Prosa.

Obwohl sein phantastisches Werk mit insgesamt zweiunddreißig Kurzgeschichten und novellenartigen Storys und einigen wenigen satirischen Artikeln sehr klein ist, kann man Carl Grunert als Bindeglied zwischen den feinsinnigen Gedankenpyramiden eines Kurd Lasswitz und dem rein technischen, machtbetonten Ansatz eines Hans Dominik betrachten. Aus diesem Grund widmet sich der Artikel von Thomas Harbach dem Leben und Werk Carl Grunerts.

Der Einfluss, den Stephen King auf die gegenwärtige phantastische Literatur ausübt, kann nur schwer in Worte gefasst werden. Christian Stieglers Essay beschäftigt sich mit einem Thema, das bisher noch relativ ignoriert bzw. dem nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Kinder sind in Kings Texten immens wichtig und ihre Rolle ist sehr oft nicht nur handlungstragend, sondern auch psychologisch ausgefeilt. Christian Stiegler nimmt diesen Aspekt unter die Lupe.

Frank Fühmanns Vorbemerkungen bilden den Auftakt zu den Kurzgeschichten des Erzählbandes SAIÄNS-FIKTSCHEN. Darin erläutert er, was ihn dazu bewogen hat, dieses Genre in spielerisch-ironischer Art und Weise zu verwenden. Christian Schobeß erläutert „Franz Fühmanns Konzept von Science Fiction“.

Gustav Meyrink ( 1868-1932) war bereits zu seinen Lebzeiten eine umstrittene Persönlichkeit – er wurde entweder verehrt oder gehasst -, und ebenso widersprüchlich war die Einschätzung seiner Werke. Karin Pircher nimmt sich des Themas „Wiederkehrende Motive in den Romanen Gustav Meyrinks“ an …

… um nur einige der hochinteressanten Artikel aus dieser Ausgabe des Quarber Merkur zu nennen.

Darauf folgt der ebenso beeindruckende Rezensionsteil von knappen |hundert| Seiten!

|Die Aufmachung:|

In unserer virtuell bunten und somit unruhigen Zeit hebt sich für mich der Quarber Merkur in seiner Schwarzweiß-Optik wohltuend ruhig und auf das Wesentliche – den Text – beschränkt ab. Somit ist diese Literaturzeitschrift – auch durch das handliche Paperbackformat – eine der ansprechendsten und informativsten ihrer Art, die sich auch wundervoll im Buchregal aufbewahren lässt.

http://www.edfc.de/

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