Stewart, Paul – Twig im Auge des Sturms (Die Klippenland-Chroniken III)

Band 1: [Twig im Dunkelwald 1936
Band 2: [Twig bei den Himmelspiraten 1999

Die „Klippenland-Chroniken“ gehen in die dritte Runde und kommen dieses Mal auch um einiges actiongeladener und effektreicher daher, als dies noch bei den beiden direkten Vorgängern der Fall war. Hierfür ist vor allem der weitaus mehr in den Vordergrund gerückte Sound von Olaf Normann verantwortlich, der einem schon in den ersten Szenen entgegenschießt. Doch auch sonst hat die Geschichte des jungen Himmelspiraten Twig wieder so einiges zu bieten. „Twig im Auge des Sturms“ verspricht jedenfalls wieder mehr als fünf Stunden tolle Atmosphäre, eine superbe Erzählstimme und Spannung pur.

_Story_

Noch immer ist Twigs Vater, der legendäre Himmelspirat Wolkenwolf, nach dem Unglück auf seinem Himmelsschiff verschwunden. Nachdem Sanktaphrax in letzter Minute gerettet werden konnte, macht sich Twig daher auch wieder auf die Suche nach dem bereits totgeglaubten Captain und findet ihn schließlich auch wenige Augenblicke vor dessen Dahinscheiden. Fernab von Twigs neuer Heimat kann dieser ihn gerade noch vor dem gewaltigen Muttersturm warnen, der schon sehr bald wieder das Klippenland aufsuchen soll, um so wieder die berüchtigten weißen Sümpfe zum Leben zu erwecken.

Auf dem Weg dahin soll der fürchterliche Wind auch über Sanktaphrax hinwegfegen und die Stadt vom Erdboden tilgen. Twig hat gar keine Zeit mehr, sich von seinem Erzeuger und Lehrmeister zu verabschieden und begibt sich mit dem |Klippentänzer| auf dem direkten Weg zurück in die Stadt der Akademiker, gerät aber dabei direkt in einen unheimlichen Wirbelsturm, der die gesamte Besatzung des Schiffes in alle Winde verstreut.

Twig wacht kurze Zeit später in Unterstadt auf und kann sich nur bruchstückhaft an die Geschehnisse erinnern. Sein Schiff ist anscheinend endgültig vernichtet, und von seinen Kameraden gibt es keine Spur. Statt mit dem berühmten Himmelsschiff nach Sanktaphrax zu fliegen und die dort lebenden Menschen vor dem drohenden Unglück zu warnen, muss sich Twig nun zunächst auf die Suche nach seiner alten Crew machen, doch dies gestaltet sich weitaus schwerer, als er sich das vorgestellt hatte …

_Meine Meinung_

Bei „Twig im Auge des Sturms“ geht es wirklich ordentlich zur Sache. Wie schon oben angedeutet, spielt die Action im dritten Teil der Saga eine gewichtige Rolle und kommt auch in keinem Abschnitt der Handlung zu kurz. Dafür verzichtet Autor Paul Stewart auch fast gänzlich auf eine Einleitung und setzt das vorab Geschehene bereits als bekannt voraus, was er aber prinzipiell auch darf. So gerät man sofort mit Twig in den großen Muttersturm hinein, den Soundmann Olaf Normann hier auch sehr opulent in Szene gesetzt hat. Als das Schiff der Himmelspiraten getroffen wird, kommt das schon einem richtigen Donnerschlag gleich, und auch später nutzt Normann sämtliche Gelegenheiten aus, um Musik und Effekte flächendeckend unterzubringen.

Die Geschichte selbst glänzt ebenfalls durch ein leicht gesteigertes Erzähltempo, das nach dem rasanten Beginn auch beibehalten werden soll. Das eigentliche Abenteuer beginnt allerdings erst nach dem Absturz des |Klippentänzers|, denn von dort an werden auch wieder neue Charaktere vorgestellt, es müssen neue Hürden in unbekannten Regionen bewältigt werden und anders als sonst ist Twig dieses Mal komplett auf sich alleine gestellt. Die Hauptfigur der Geschichte wächst immer weiter in ihre von Anfang an erdachte Heldenrolle hinein und kommt mit dieser auch immer besser zurecht. Aus dem hilflosen kleinen Kerl ist eine echte Persönlichkeit geworden, und auch dies macht einen Unterschied zu den ersten beiden Erzählungen aus, bei denen Twig noch recht jugendlich wirkte.

Von der überraschenden Härte des letzten Hörbuchs ist man bei „Twig im Auge des Sturms“ jedoch wieder ein wenig abgewichen. In erster Linie ist die Geschichte nämlich auch hier wieder auf ein etwas jüngeres Publikum zugeschnitten, und auch wenn es mitunter manchmal (im übertragenen Sinne) etwas heftiger zur Sache geht, ist die Erzählung dennoch recht leichtfüßig und kommt ohne jegliche zweifelhafte Szene aus. Vorbildlich wie immer!

Über den Erzähler möchte ich an dieser stelle indes nicht mehr viele Worte verlieren. Volker Niederfahrenhorst verstellt seine Stimme auch hier wieder in den unterschiedlichsten Tonlagen und hat spürbar Spaß an seiner Arbeit – Spaß, der sich auch auf den Hörer überträgt. Die Atmosphäre ist erneut prächtig, die Handlung sehr fließend gestaltet und die Charaktere nach wie vor einzigartig in ihrer Erscheinungsweise. Hier lohnt sich auch ein Blick ins Booklet, das neben einigen kurzen Hintergrundinformationen noch einen Mini-Almanach mit Erklärungen zu den Wesen aus dem Klippenland mitliefert und dazu auch noch einige ausgewählte Illustrationen seitens Chris Riddells enthält, der ja auch die Buchfassung der „Klippenland-Chroniken“ mit seinen hübschen, humorvollen Skizzen bereichert.

Alles in allem ist dieser dritte Teil also eine sehr gelungene und spannende Fortsetzung, für die man dieser Tage gerne noch sein überschüssiges Weihnachtsgeld ausgeben kann.

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