Band 1: [„Shanghait“ 4355
Band 2: [„Der böse Blick“} 4540
_Story_
Die Leiche der jungen Rosaline wird kurz nach ihrem Auftritt im Kabarett gefunden und versetzt die Besitzerin und die Ermittler in Panik und Schrecken. Blutüberströmt liegt die Tänzerin auf dem Boden des Etablissements, abgeschlachtet von ihrer einst so guten Freundin Ombaline, die lediglich ein Fläschchen Morphium aus ihrer alten Heimat stehlen wollte.
Auf dem Weg zurück zu ihrer neuen Behausung, dem Luftschiff, wird ihr Ziehvater Louis geschnappt und des Mordes an Rosaline angeklagt. Die Beweise sind erdrückend, und nur mit großem Glück und Louis‘ ganzem Einsatz kann Ombaline den Gendarmen entkommen. Derweil startet das Team des fliegenden Schiffes eine Meuterei und begeht Hochverrat an Kapitän Emerance. Diese jedoch lässt ihre Vögel ein weiteres Mal fliegen, um sich vor den Verfolgern zu schützen. Doch die Möwen sollen nicht das letzte Mal eingegriffen haben. Louis soll dem Henker vorgestellt werden – und Ombaline erkennt endgültig ihre Fähigkeiten und ihre Bestimmung …
_Persönlicher Eindruck_
Mit „Seelengeflüster“ geht Vincents „Albatros“-Serie nach gerade mal drei Ausgaben bereits in die letzte Runde, schafft es aber auch im finalen Abschnitt nicht mehr, die eher durchschnittlichen Eindrücken noch einmal zum Positiven zu wenden. Erneut verstrickt sich der Autor in zu viel unnützem Geplänkel und lenkt ständig von der eigentlichen Dramaturgie des Hauptplots ab, der eigentlich viel mehr Potenzial aufbietet, als letztendlich hier genutzt wird.
In diesem Fall wird unheimlich viel Zeit damit verbracht, die Frage nach dem Mörder zu klären, obschon diese für alle Seiten längst befriedigend beantwortet wurde. Dennoch wird das Thema in mehreren offiziellen Gremien vermehrt aufgegriffen, bis es schließlich kaum mehr ernst genommen werden kann. Derweil ist der Werdegang der vermeintlichen Heldin ebenfalls äußerst fragwürdig. Ihre Selbstzweifel werden kaum weiter ausgearbeitet, ihre Verzweiflung ob ihrer überraschenden Herkunft spielt auch keine bedeutende Rolle mehr, und da ihr Verhalten mit wachsender Dauern immer ambivalenter wird und überhaupt kein homogenes Charakterbild entstehen will, bleiben auch über das Ende hinaus einige dicke Fragezeichen stehen, die von einer mangelnden Ausarbeitung der wesentlichen Inhalte zeugen.
Als Letztes wird auch der Schwenk in die Vergangenheit nur unvollständig vollzogen. Einzelne Passagen und Ereignisse werden kurzzeitig wieder ins Gedächtnis gerufen, ihre Bedeutung für die Handlung jedoch nicht mehr transparent gemacht. Blickt man währenddessen mal auf das traurige Schicksal, von dem Ombaline ihr gesamtes Leben verfolgt wird, fragt man sich, warum dieser einzelne Aspekt nicht vordergründiger beleuchtet wird. Alleine dies hätte ja schon ausgereicht, um ein richtig starkes Drama um die Verzweiflung des Mädchens zu konzipieren. Doch diese Chance hat Vincent zu großen Teilen deutlich verschenkt.
Immerhin: Auf zeichnerischem Gebiet macht dem Urheber der Story so schnell keiner etwas vor. Die bedrückte Atmosphäre, das einzig wirklich hervorragende Element der Serie, wird auch im letzten Band richtig stark in das visuelle Konzept eingebunden und mit vielen herbstlichen Tönen entsprechend melancholisch untermalt. Die Grafiken sind wirklich stimmig in das traurige Konzept der Geschichte integriert und machen losgelöst von der Handlung einen fantastischen Eindruck.
Leider jedoch lebt ein Comic nun mal von der Symbiose aus Zeichnungen und Text. Und Letzterer ist und bleibt auch mit dem Abschluss der Story vorwiegend durchschnittlich.
|Originaltitel: Le murmure des ames
47 Seiten, farbig, gebunden
ISBN-13: 978-3-939823-88-9|
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