Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace – Bei den drei Eichen (Folge 2) (Hörspiel)

Fast jeder kennt den englischen Dramatiker, Regisseur und Kriminalschriftsteller Richard Horatio Edgar Wallace (1875 – 1932), unter dessen Namen grade im deutschen Kino der Spätsechziger eine ganze Reihe inzwischen berühmt-kultige Filme entstanden. Sein Werk ist voller Evergreens der Krimiliteratur, an welche sich auch MARITIM bereits in den Achtzigern in Form von Hörspiel-Adaptionen machte. Damals noch mit Manfred Krug. Ab 2004 erfuhr die Serie dort eine Frischzellenkur und wurde noch einmal neu aufgelegt. Das heißt, andere bekannte Sprecher hinzugezogen und die Soundkulisse aufgepeppt. Lediglich die Musik blieb weitgehend unverändert. Inzwischen werden diese Hörspiele auch als Downloadfassung angeboten und es gibt sie entweder einzeln oder in Editionen zu jeweils vier Folgen zusammengefasst.

_Zur Story_

Kriminologe Socrates „Soc“ Smith besucht übers Wochenende, zusammen mit seinem Bruder Lexington, den ehemaligen Yard-Inspector John Mandle in dessen Landhaus, welches der durch Rheuma an den Rollstuhl gefesselte Ex-Polizist mit seiner Stieftochter Molly bewohnt. Mandle hat scheinbar vor irgendetwas Angst, denn sein Haus ist mit Alarmanlagen gesichert und überall sind Revolver deponiert. Molly behandelt der alte Bärbeiß wie einen Hund. Es passt ihm auch gar nicht, dass „Lex“ an seiner Stieftochter ganz offenbar Gefallen gefunden hat. In der Nacht bemerken Soc und Lex geheimnisvolle Morse-Lichtzeichen aus einer nahen Villa: „Komm. Drei Eichen“. Dort entdecken die Brüder morgens die Leiche John Mandles. Erschossen im Baum hängend. Einer von Mollys Schuhen findet sich am Tatort. Und was haben die beiden einzigen Nachbarn – der einsiedlerische Mr. Jetheroe und Mandles zeitgleich pensionierter Ex-Kollege Bob Stein – damit zu tun? Um das Rätsel zu lösen, muss Socrates in der Vergangenheit wühlen, bevor noch mehr passiert. Immerhin wird Stein überfallen, Jetheroe angeschossen, Mandles Haus abgefackelt und letztendlich verschwindet Molly auch noch spurlos.

_Eindrücke_

Wallace hatte 1924 inzwischen Routine im Verfassen von Kriminalgeschichten und wusste ziemlich genau, was das Publikum von ihm erwartete. So legte er mit „The Three Oaks Mystery“ auch eine Punktlandung hin. Düster, geheimnisvoll und spannend wird die Geschichte präsentiert – stets geschieht irgendetwas, das die Story vorantreibt. Längen gibt es de facto nicht, sieht man einmal von Socrates‘ ständiger Geheimnistuerei und seinen – ein klein bisschen überheblich-aufgesetzt wirkenden – Monologen bezüglich irgendwelcher Tatort-Spuren sowie seiner Vermutungen möglicher Zusammenhänge, die er auf der anderen Seite dann lieber doch „erst einmal für sich behalten möchte“, ab. Agatha Christies „Hercule Poirot“ könnte dies so nicht besser machen. Endgültig abgerechnet wird dann üblicherweise beim Showdown. Oder doch nicht? Nun ist die Liste der Verdächtigen nämlich sehr überschaubar. Aber mit der Aufklärung der Täterschaft, noch ein gutes Stück vor dem eigentlichen Ende, sind die Probleme noch lange nicht gelöst.

Von der Umsetzung her zeigt sich die Produktion auch von ihrer gekonnten Seite. Sprecher, Geräusche und Musik gehen allesamt in Ordnung – wiewohl Smith (Achim Schülke) und Stein (Volker Bogdan) stimmlich doch recht nah beieinander scheinen, was zumindest beim ersten Hören ein bisschen für Verwirrung sorgte. Die Pistolenschüsse klingen ein wenig zu „dünn“, es wird aber immerhin zwischen Revolver und Selbstlader ein Unterschied (auch tonal) gemacht. Ansonsten hat der ewig nörgelnde Rezensent nur sehr wenige und eher subjektive Kritikpunkte ausgraben können. Ein paar Anachronismen, die nicht so recht in die Zwanzigerjahre passen wollen, etwa: Auto(s), Telefon (zumindest in Privatnutzung) und auch ein (Motorrad-)Kurier dürften zu dieser Zeit wohl höchst unüblich wenn nicht gar utopisch gewesen sein. Auch die derart rasche Identifizierung der Fingerabdrücke bei Scottland Yard gehören eher in die heutige iPad-Generation, wiewohl jene Technik tatsächlich erstmals vom „Yard“ bereits sehr früh als Standardprozedur eingeführt wurde. Also Fingerabdrücke – nicht das iPad.

_Die Produktion:_

Regie & Bearbeitung: Hans-Joachim Herwald
Musik: Alexander Ester
Buchadaption: Mik Berger

_Sprecher und Figuren:_

Eckhart Dux (Erzähler), Achim Schülke (Socrates Smith), Till Endemann (Lexington Smith), Kai Hendrik Möller (Ex-Subinspector John Mandle), Volker Bogdan (Ex-Sergeant Bob Stein), Tanja Dohse (Molly Templeton), Marc Bremer (Detective Frank Weldon), Wolfgang Hartmann (Mr. Jetheroe)

_Fazit_

Zeitgleich mit „Das Gesicht im Dunkeln“ vertont und veröffentlicht, macht man hier jedoch nicht die gleichen Fehler wie dort, sondern eigentlich alles richtig. Die kleineren Kürzungen gegenüber der Vorlage (übrigens einem der besten bzw. spannendsten Wallace-Romane überhaupt) stören den Erzählfluss wie die Logik keineswegs und das durchweg sauber produzierte MARITIM-Hörspiel schafft es die dichte Atmosphäre des temporeichen, ausgeklügelten Kriminalromans über nahezu die gesamte Länge hinüberzuretten. Selbst die heute doch ziemlich naiv wirkende Liebesgeschichte im Hintergrund lässt sich schmerzfrei ertragen. Hände … Pardon … Daumen hoch.

|Hörspiel mit einer Laufzeit von ca. 71 Minuten
nach dem Roman „The Three Oaks Mystery“ (1924) von Edgar Wallace|

Erhältlich als:
CD/MC (Maritim 2004)
Download (Audible 2008), ungekürzte Hörspielfassung – ca. 72 MB, AAX-Format

|Direktlinks zu Audible:|

Als Einzeltitel – [Edgar Wallace – Bei den drei Eichen]http://www.audible.de/pd/B004UWXM1S?ref__=sr__1__1

Als Teil einer Sammlung – [Edgar Wallace – Edition 1]http://www.audible.de/pd/B004UW3DXA?ref__=sr__1__1

_Die Edgar-Wallace Hörspiel-Serie von MARITIM bei |Buchwurm|:_
01 – [Das Gesicht im Dunkeln]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2051
_02 – Bei den drei Eichen_
03 – [Der Unheimliche]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3770
04 – [Der Banknotenfälscher]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3229

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