Weber, David – dunkle Göttin, Die (Schwerter des Zorns 4)

„Die dunkle Göttin“ ist der zweite Teil des für die deutsche Übersetzung aufgeteilten Romans „Wind Rider’s Oath“ von David Weber und schließt den „Schwerter des Zorns“-Fantasyzyklus um den Barbaren Bahzell Bahnakson vorläufig ab.

Der sonst eher für seine Science-Fiction-Romane um Honor Harrington bekannte Weber entführt den Leser in die urige, barbarische Fantasywelt Norfressa, in der gute und böse Götter durch ihre sterblichen Diener ihre Kriege austragen. Der sture Hradani Bahzell wurde ein wenig widerstrebend zum Paladin des Kriegsgottes Tomanâk und konnte sich gegenüber Monstren und Schergen des Bösen durchsetzen, aber auch Vorurteile gegenüber sich und seinem Volk, den als blutrünstig und primitiv verschrienen Hradani, abbauen.

In den letzten beiden Bänden konnte er einen Krieg zwischen Hradani und den Sothôii verhindern, traditionellen Erzfeinden. Gewarnt durch die Erfolge der Paladine Tomanâks, haben die dunklen Götter jedoch ihre Strategie geändert und schlagen nun an mehreren Fronten offen oder verdeckt zu. Während Bahzell sich um die von einer unbekannten Macht gejagten Windrenner der Sothôii kümmert, klärt Paladina Kaeritha ungewöhnliche Vorgänge im Reich der Axt auf, die den Kriegsbräuten (eine Art Amazonen) der Göttin Lillinara, eine Schwester des Kriegsgottes Tomanâk, schaden könnten.

_Von den Windreitern zu den Kriegsbräuten_

Die von der Göttin Krahana im letzten Band fast ausgerotteten intelligenten magischen Rösser der Sothôii, die Windrenner, verdanken Bahzell ihr Überleben. Mehr noch, der Hengst Walsharno erwählt Bahzell zum ersten Hradani-Windreiter der Geschichte. Der reiterisch völlig unbegabte Barbar gewinnt mit dem Hengst einen mächtigen Verbündeten, mit dem er gemeinsam gegen die „Shardohn“ genannte Dämonenbrut Krahanas vorgehen kann. Diese zweite Hälfte des Doppelbands konzentriert sich auf Kaeritha und die Kriegsbräute Lillinaras, deren Tempel vom Bösen entweiht wurde, wie Kaeritha fast zu spät herausfindet.

Die Kriegsbräute werden aus der Sicht der Tochter Baron Trellians geschildert, die so einer ungewollten politischen Hochzeit entgehen will. Neben Kaeritha erzählt sie den größten Teil der Geschichte, der so leider der bissige Humor und die spritzigen Dialoge Bahzells mit dem Kriegsgott oder seinen Freunden fehlen. Stattdessen wird eine verwirrende Unzahl von Nebencharakteren eingeführt, die blass bleiben und wenig zur Fortführung der Handlung beitragen. Selbst Kaeritha wirkt ohne Bahzell nur wie ein Schatten ihrer selbst. Zu viel wollte Weber in diesen Roman packen; so faszinieren auch die Kriegsbräute bei weitem nicht so sehr wie der Orden des Tomanâk oder die Windrenner, trotz betont knapp und kurz, bauchfrei gehaltenem Habit.

Im Gegensatz zu den ersten Bänden ist leider auch ein in der Rollenspielwelt als „Power Creep“ bekanntes Phänomen festzustellen: Die Todesgöttin Krahana reicht nicht mehr aus als Gegner, Weber greift im Pantheon der dunklen Götter bis an die Spitze … und Kaeritha kämpft an der Seite des Kriegsgottes selbst, greift durch ihn auf einen „Ozean aus Macht“ zu und dergleichen mehr. Der gelungene Humor und die spritzigen Dialoge der ersten Bände leiden ein wenig darunter, auch neigt Weber leider wieder zu simpleren, recht eindimensional gezeichneten Charakteren, die er unnötigerweise |en masse| einführt.

_Fazit_

David Weber erweitert seine Welt Norfressa in diesem zweiten Teil des aufgeteilten „Wind Rider’s Oath“ um einen weiteren Kriegerorden und zahlreiche Charaktere, bauscht Konflikte immer weiter auf verfällt damit leider auf einen Irrweg, von dem die Serie bislang verschont geblieben ist. Anstelle neuer Ideen versucht es Weber mit einer Steigerung bereits bekannter Konflikte und treibt die Action in geradezu metaphysische Sphären, die nicht begeistern können. Bei der Schilderung Kaerithas und der zur Kriegsbraut gewordenen Tochter Baron Trellians hätte er punkten können, leider versäumt er dies und führt viel zu viele neue und relativ blasse, eindimensionale Charaktere ein. Ein relativ unspektakuläres vorläufiges Ende für die „Schwerter des Zorns“. Die große und liebevoll ausgearbeitete Welt Norfressa, ihr griechisch-nordisch inspiriertes Götterpantheon und die exzellenten Karten machen jedoch Hoffnung auf eine Fortsetzung. Die beiden ersten Bände dieser Saga gehören zu den besten Werken Webers überhaupt; es wäre schön, wenn er in möglichen Fortsetzungen an deren Qualität anschließen könnte.

Der „Schwerter des Zorns“-Zyklus bei |Buchwurm.info|:

1. [„Der Schwur“ 2093
2. [„Der Kriegsgott“ 2889
3. [„Der Windreiter“ 2890
4. [„Die dunkle Göttin“ 2891

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