Douglas Adams – Per Anhalter ins All (Hörspiel)

Die Antwort lautet „42“

Dieses Hörbuch bietet die Handlung der ersten zwei Romane „Per Anhalter durch die Galaxis“ und „Das Restaurant am Ende des Universums“. Das sind nach allgemeiner Ansicht sowieso die besten Teile der fünfteiligen Trilogie.

Der Autor

„Douglas Adams hasste das Schreiben“, wie uns sein Freund Ken Follett verriet. Dennoch wurde er ausgerechnet mit den fünf Romanen seiner Anhalter-Trilogie weltbekannter Kultautor. Aus der Trilogie wurden nicht nur die anfänglichen BBC-Hörspiele von anno 1978, sondern auch Schallplatten, Filme und Handtücher (die Kausalität ist wie immer arbiträr und rein zufällig).

Er starb viel zu früh im Jahr 2001 vor der Fertigstellung eines neuen Romans, der posthum in dem Sammelband „Lachs im Zweifel“ (|Heyne|) abgedruckt wurde.

Die Sprecher & die Produktion

Das Hörspiel wurde 1981/82 von mehreren Rundfunksendern produziert, darunter BR, SDR und WDR. Die Musik und Geräusche steuerte Frank Duval bei.

Wenigstens die Sprecher sind vom Feinsten: Dieter Borsche und Bernhard Minetti traten schon in den 40ern und 50ern vor die Kamera und natürlich auf der Bühne auf. Minetti spricht den Wal, der auf Magrathea abstürzt. Borsche spricht die Rolle des Planetendesigners Slartibartfass, der besonders auf die Fjorde Norwegens stolz ist. Denn natürlich hat er auch die Erde entworfen.

Als Erzähler fungiert Rolf Boysen, der am bekanntesten in seiner TV-Rolle als General Wallenstein wurde. Den obercoolen Playboy Zaphod Beeblebrox mit den zwei Köpfen und drei Armen spricht Klaus Löwitsch, der im TV stets entweder Kriminaler und Kriminelle spielen musste.

Am Anfang wunderte ich mich darüber, dass der Sound so leise ist. Diese Lautstärke ist leider durchgehend festzustellen. Abhilfe: Bässe aufddrehen und pump up the volume!

Handlung

Arthur Dent, bis dato unbescholtener Erdenbürger, hat einen echt miesen Tag, der damit beginnt, dass ein besessener Bulldozerführer sein Haus abreißen will. Es soll im Auftrag der Stadt und der Baufirma, die einer Adligen gehört, einer lukrativen Umgehungsstraße weichen. Arthur entschließt sich zur Liegeblockade.

Bis sein beinahe bester Freund mit dem seltsamen Namen Ford Prefect (ein prefect ist an einer englischen Schule so etwas wie ein Klassensprecher) vorbeischaut, der in Wahrheit von einem Planeten in der Nähe des Sterns Beteigeuze stammt. Ford lädt Arthur zu einem Bierchen ein, solange noch Zeit sei, denn schließlich gehe in 10 Minuten und 25 Sekunden die Welt unter. Das passiert dann auch: Eine Vogon-Bauflotte sprengt die Erde, um einer Hyperraum-Umgehungsstraße Platz zu schaffen.

Zum Glück werden sie per Anhalter mitgenommen. Die Bauarbeiter der Vogonen, die Dentrassi, haben sie in ihr Schlafquartier eingelassen. Hier outet sich Ford als Redakteur eines intergalaktischen Reiseführers, dessen Vorderseite die Buchstaben „KEINE PANIK“ schmücken. Ein so genannter „Babelfisch“ versetzt die beiden in die Lage, mit anderen Wesen zu kommunizieren.

Natürlich will der Käptn der Vogonen sie sofort wieder über Bord werfen lassen, doch zuvor lässt er sie noch die schrecklichen Gedichte, die er zu schreiben beliebt, hören (sie sind im 2. Booklet abgedruckt). Arthur und Ford winden sich in Qualen. Dabei ist die Vogon-Lyrik nur die drittschlechteste im Universum.

Kaum aus der Luftschleuse hinausgestoßen, tritt der unwahrscheinlichste aller Fälle ein: Sie werden von einem anderen Raumschiff aufgegabelt, das gerade des Weges fliegt: Die „Herz aus Gold“ ist mit dem unendlichen Unwahrscheinlichkeits-Drive ausgestattet, was die Rettung ermöglichte. Sie wurde von Zaphod Beeblebrox geklaut, einem zweiköpfigen Playboy, dessen Stimme fast stests von einem Echo begleitet ist, was recht sonderbar klingt.

In seiner Begleitung befinden sich Eddie der föhliche Computer, Marvin der paranoide Androide bzw. melancholische Roboter sowie die Londoner Astrophysikerin Trillian. Trillian heißt eigentlich Tricia Macmillan und ist ein Mädchen, das Arthur mal auf einer Party im Londoner Stadtteil Islington kennen gelernt hatte. Sie mag weiße Mäuse lieber als Spinnen, ist aber ansonsten sehr intelligent.

Zaphod ist ein Tunichtgut – er erfand den Pangalaktischen Donnergurgler – und Schatzjäger. Daher landen alle auf der seit fünf Millionen Jahren verlassenen Welt Magrathea, die einst die Heimat von Planetendesignern war, als noch Bedarf an Luxusplaneten bestand. Die Erde ist einer davon. Allerdings erweist sich auch, dass man Anrufbeantworter-Botschaften, selbst wenn sie aus dem Subäther kommen, nicht ignorieren sollte, wenn sie auf eine mögliche Gefahr hindeuten: Die „Herz aus Gold“ wird von Atomraketen anvisiert …

Mein Eindruck

Douglas Adams spielte gerne Theater und mit der Sprache. Da gab es schon mal den einen oder anderen Berührungspunkt mit der Truppe von „Monty Python“. Die Vorliebe für Absurditäten und satirisch-bissigen Humor teilt er mit Cleese & Co., tendierte aber mehr Richtung Hörspiel und Buch statt Film & Fernsehen.

In seiner fünfteiligen Anhalter-Trilogie nahm er eine ganze Menge Dinge auf die Schippe, wobei der Produktionsprozess ziemlich chaotisch gewesen sein muss, denn alles fand unter höchstem Zeitdruck statt (wie fast alles bei Adams, wie die Romanschlüsse belegen). In der frei beweglichen Form einer Science-Fiction-Satire jedenfalls fand Adams die optimal geeignete Literaturform, um alle möglichen lieb gewonnenen Philosophien, Moralvorstellungen, Theorien usw. zu hinterfragen. Er konnte seine Figuren kreuz und quer durch Raum und Zeit schicken, ohne dass man ihn wegen mangelnden (oder übermäßigen) Realismus‘ verklagen konnte.

Was mir immer am besten an den Büchern gefallen hat, ist einerseits die Umkehrung vermeintlich fest gefügter Vorstellungen, dann wieder umwerfende Vergleiche, schließlich dann die überbordende Fülle an erfundenen Wesen. Philosophierende Wale, experimentierende Mäuse, lebendig werdende Pilotensessel, qietschvergnügte Computer (Eddie), melancholische Androiden (Marvin) – und natürlich Miliways, das Restaurant am (räumlichen? zeitlichen?) Ende des Universums.

Kein Wunder, dass die Romane die Vorlagen für Unmengen noch heute gebräuchlicher Redensarten lieferten: „Die Antwort ist 42.“ Wenn das die Antwort [auf das Leben, das Universum und alles andere] ist, wie lautet dann die Frage? „Deep Thought“ stammt zwar von Adams, gibt’s aber auch von IBM („Deep Blue“).

Die Wirkung der Bücher geht daher weniger von der mangelnden Spannung aus (es gibt kaum Spannungsbögen), sondern vielmehr von der Faszination durch die Überraschungen und Wendungen aus – etwa so, als ob man ein großes Geschenkpaket mit Ideen öffnen würde.

Sprecher & Inszenierung

Laserschüsse hallen durch den Korridor, wo ein Computer, hinter dem sich unsere Helden verschanzt haben, unheimliche Töne von sich gibt. Sie deuten an, dass er gleich in die Luft fliegen wird. Das alles ist natürlich nicht ganz einfach akustisch umzusetzen, aber der Soundlieferant – Duval? Der Sender? – schafft das durchaus zufrieden stellend. Allerdings klingt das noch wie die erste Kinoversion von „Krieg der Sterne“ aus dem Jahr 1977. Will heißen: für uns Heutige doch schon recht altbacken und spielzeugmäßig. Nur selten passen Soundkulisse und Ambiente gut zusammen, so etwa die Zigeunergeigen im „Milliways“. Aber mit dieser Meinung stehe ich möglicherweise allein auf weiter Flur. Über die „Musik“ von Frank Duval schweige ich lieber: ein Produkt ihrer Zeit, klingt sie absolut veraltet.

Bei den Sprechern erfreut die Professionalität der jungen Garde – die der alten sowieso, aber es fällt doch auf, wie viele alte Sprecher aufgeboten werden: Borsche, Boysen, Minetti (der Nestor des deutschsprachigen Theaters). Am besten gefiel mir noch der ultracoole Klaus Löwitsch, besonders dann, wenn er schon ein wenig angesäuselt klingt (was ihm nicht schwer gefallen sein kann, Friede seiner Asche).

Daneben treten wahnsinnig viele Nebenfiguren auf, die gar nicht in den Credits aufgeführt werden. So etwa die weißen Mäuse Benny und Frankie, die unsere Helden nach dem Untergang der Erde und mit dem Ende des somit abrupt beendeten 10-Millionen-Jahre-Experiments der Mäuse mit dem Auftrag losschicken, die Frage auf die Antwort „42“ zu finden. Und natürlich „Deep Thought“ und viele andere.

Unterm Strich

Mein Eindruck von diesem beinahe bekanntesten aller Hörspiele ist also durchaus gespalten. Die Adams-Komponente ist witzig und einfallsreich, doch die Umsetzung ist je nach Geschmack entweder ein Kuriosum oder eine Katastrophe. Am besten ist derjenige dran, der dieses Hörspiel zum ersten Mal hört und noch nie etwas von Douglas Adams gelesen hat. Aber über die Musik wundert sich derjenige dann doch ein wenig …

Literatur-Hinweis

Wer mehr über den echten und wahren (ja, den gab es) Douglas Adams erfahren möchte, sollte unbedingt Neil Gaimans Biografie etc. lesen, die den ungemein beruhigenden Titel „Keine Panik!“ trägt und ebenfalls wie die Adams-Trilogie im |Heyne|-Verlag erschienen ist.

291 Minuten auf 6 CDs.
ISBN-13: 978-3899402766

https://www.penguin.de/Verlag/der-Hoerverlag/70000.rhd