Laura Brodie – Ich weiß, du bist hier

Inhalt

Sarahs Mann David ist bei einem Kajakunfall ums Leben gekommen. Bislang hat man seine Leiche allerdings nicht gefunden, nur das Boot und ein paar Sachen von ihm. Somit schöpft Sarah immer noch Hoffnung, dass David doch noch lebt. Und als sie ausnahmsweise in einem etwas weiter weg gelegenen Supermarkt einkauft, steht sie ihrem verschollenen Ehemann gegenüber. So plötzlich, wie er da war, ist er auch schon wieder weg. Sarah ist verwirrt. Hat sie sich das alles nur eingebildet? Wenig später klopft der „verschwundene Ehemann“ aber an ihre Tür und sie lässt ihn rein, um sich eine unglaubliche Geschichte anzuhören …

Kritik

„Ich weiß, du bist hier“ von Laura Brodie wurde aus der Sicht eines Beobachters geschrieben. Zu Beginn stolpert man hin und wieder über den einen oder anderen Satz und muss ihn nochmals lesen, da er etwas umständlich geschrieben wurde. Das legt sich allerdings im Laufe der Erzählung und man gewöhnt sich schnell an den Schreibstil. Die Geschichte schleppt sich etwas schwerfällig durch die eigene Handlung dahin. Viele Passagen des Buches sind langatmig, etliche Beschreibungen zu detailliert ausgeschmückt, sodass ich geneigt war, die Sätze hin und wieder zu überspringen, damit man wieder zu einer interessanten Stelle kommt.

Ich konnte weder zur Protagonistin noch zu ihrem Ehemann beim Lesen eine Nähe aufbauen. Ich sehe das Buch eher neutral, obwohl es einem eigentlich nahegehen sollte, wenn über den Verlust eines Menschen berichtet wird. Ich fand die Charaktere weder sympathisch noch wirklich unsympathisch.

Dennoch gibt es auch fesselnde Momente in dem Buch. Faszinierend fand ich, dass man bis zum Schluss nicht weiß, ob Sarahs Ehemann vielleicht doch noch lebt oder ob sie sich das alles nur einbildet. In der einen Szene denkt man, dass Sarah sich das, was erzählt wird, absolut nicht einbilden kann und im nächsten Kapitel zweifelt man schon wieder an ihrem Verstand. Was ist da Realität und was Fantasie?

Auch die Beziehung, die Sarah mit dem Bruder von David nach einiger Zeit eingeht, obwohl sie glaubt, dass ihr Ehemann noch lebt, ist durchweg spannend. Wie kommt ein Mensch dazu, den gerade wieder „auferstandenen“ Ehemann zu betrügen? Hätte sie nicht lieber die Zeit mit David verbringen sollen? Man ist auf jeden Fall gespannt auf das Ende des Buches, damit man weiß, mit welchem Mann Sarah ihre Zukunft verbringen wird.

Autorin

Laura Brodie studierte Englisch in Harvard und lebt heute mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in Lexington, Virginia. Sie ist Professorin für Englisch an der Washington an Lee University. „Ich weiß, du bist hier“ ist ihr erster Roman und wurde mit dem Faulkner Society Grant for Best Novel-in-Progress ausgezeichnet. (Quelle: Verlagsinfo)

Fazit

Beim Buch „Ich weiß, du bist hier“ von Laura Brodie bin ich zweigeteilter Meinung. Einerseits finde ich es zwar irgendwie dramatisch und auch zwischendurch spannend, aber generell auch etwas zu unglaubwürdig und langatmig. Die Geschichte an sich ist nett und sie beschäftigt sich mit einer Art von Trauerbewältigung, dennoch sind einige Stellen einfach so unrealistisch, dass ich keinen wirklichen Bezug zu den Charakteren und deren Geschichte herstellen konnte. Es ist kein Buch, was ich nochmals lesen müsste.

Taschenbuch: 340 Seiten
Originaltitel: The Widow’s Season
ISBN-13: 978-3423247856
www.dtv.de

Nadine Stifft