Brown, Dan – Illuminati

Robert Langdon, Professor an der Universität von Harvard, wollte es sich gerade mit einem Glas Wein und einem guten Buch gemütlich machen, als das Telefon klingelt und ein wenig später eintreffendes Fax ankündigt, auf dem ein verstümmeltes Mordopfer zu sehen ist. Langdon wird aufmerksam, weil das Mordopfer ein Brandzeichen trägt, dessen okkulte Bedeutung ihm als Symbolologen überaus bekannt ist: ILLUMINATI.

Der Direktor der Schweizer Forschungseinrichtung CERN, Maximilian Kohler, lässt ihn zum Ort des Geschehens einfliegen. Als die Tochter des Ermordeten, Vittoria Vettra, eintrifft, weiht sie Kohler und Langdon in ein unglaubliches Geheimnis ein: Ohne irgendjemandes Wissen hatte sie zusammen mit ihrem Vater an der Erforschung der Urknall-Theorie gearbeitet und es war ihnen gelungen, sie zu beweisen und dabei neben der eigentlichen Materie auch „Antimaterie“ zu erschaffen. Diese ist höchst instabil und hochexplosiv – und eine Probe mit der Sprengkraft mehrerer Atombomben wurde aus dem Labor gestohlen.

Ein Anruf aus dem Vatikan bringt die drei auf die richtige Spur: Die Illuminati, als wissenschaftlicher Geheimbund traditionell auf Kriegsfuß mit dem Vatikan, scheinen sowohl den Wissenschaftler Vettra ermordet als auch die Antimaterie gestohlen und irgendwo im Vatikan platziert zu haben, um diesen in die Luft zu sprengen. Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können, denn zwei Wochen vorher ist der alte Papst verstorben und 165 Kardinale befinden sich an diesem Tag zur Wahl eines neuen Papstes, einem „Konklave“ genannten Ritual, im Vatikan.

Vittoria Vettra und Robert Langdon machen sich sofort auf in die Vatikanstadt und müssen dort erfahren, dass die vier |prefereti|, die vier aussichtsreichsten Kandidaten für die Papstnachfolge, entführt wurden und bis Mitternacht ermordet werden sollen. Gemeinsam versuchen sie, den alten „Pfad der Wissenschaft“ der Illuminati durch Rom zu verfolgen, denn an den vier „Altären der Wissenschaft“, die als Wegweiser zur „Kirche der Wissenschaft“ dienen sollen, sollen die vier Kardinäle ermordet werden.

Brown hat offensichtlich einige Zeit darauf verwendet, für das Buch zu recherchieren, denn sowohl Schauplätze als auch Sehenswürdigkeiten sind detailliert genau beschrieben. Bei der Verfolgungsjagd durch Rom fühlt man sich beinahe wie auf einer Städtetour und bekommt richtig Lust, sich an die entsprechenden Örtlichkeiten zu begeben.
Dank der beiden „Reiseführer“ Langdon und Vettra ist es zudem nicht einmal notwendig, selbst mit der Materie oder den Örtlichkeiten vertraut zu sein. Durch Dialoge zwischen den beiden oder gedankliche Monologe wird der Leser mit allem vertraut gemacht.

Die Darstellung der Charaktere ist sehr gelungen. Mit Robert Langdon hat Brown eine Beinahe-Entsprechung zu Indiana Jones geschaffen, einen offensichtlich durchaus „realitätstauglichen“, überaus gebildeten Wissenschaftler, der sich nicht nur auf dem Feld der Wissenschaft sondern auch körperlich durchsetzen kann. Gleichzeitig gelingt es dem Autoren, einige erst auf den zweiten Blick handlungsrelevante Charaktere so undurchsichtig wirken zu lassen, dass bis zum Schluss unklar bleibt, wer auf welche Art an der Verschwörung beteiligt ist.

Der Schluss der Nacht und damit beinahe auch des Buches schließlich toppt alles vorher Dagewesene noch einmal. Innerhalb von etwa 100 Seiten werden fast alle vorher quasi als bestätigt geltenden Eindrücke über den Haufen geworfen und das Ganze erhält kurzzeitig sogar einen interessanten Touch Spiritualität.

Ich konnte dieses Buch wirklich kaum mehr aus der Hand legen. Bereits auf den ersten 100 Seiten erzeugt Dan Brown eine Atmosphäre, die einen förmlich an das Buch fesselt. Die Idee selbst ist schon überaus reizvoll, die Geschichte perfekt konstruiert und packend erzählt und die Charaktere liebevoll detalliert gezeichnet. Mit „Illuminati“ hat Dan Brown einen neuen Maßstab im Thriller-Bereich gesetzt, der selbst Kollegen wie Tom Clancy oder John Grisham auf die Plätze verweist.

Dringende Empfehlung für alle Thrillerfans.