Es ist Frühling, die Temperaturen steigen, der Sommer naht – es ist also wieder Diätzeit. Alle möglichen Frauenzeitschriften werben mit Titelstorys à la „5 kg in 5 Tagen“ abnehmen. Und auch in den Bestsellerlisten tummeln sich verschiedene Titel, die diesem heißen Thema gewidmet sind. Eines der Bücher ist Kayla Itsines „28 Tage zum Bikini-Body: Ernährungs- und Lifestyleguide“. Und eins sei vorweg verraten: Der Untertitel hält, was er verspricht.

Viel Umfang zur Umfangreduktion

Kayla Itsines Guide zum Bikini-Body beginnt zunächst mit einer persönlichen Motivation und ein paar Erfolgsstories ihrer Klientinnen, die auf den Vorher-Fotos ausgesehen haben wie die normale junge Frau mit ein, zwei Kindern. Auf den Nachher-Bildern stehen sie Kayla Itsines und ihren definierten Muskeln in nichts nach. Wie viel Zeit und Arbeit zwischen den Bildern lagen, steht allerdings nirgends dabei.

Zunächst geht es Itsines also darum, ihr persönliches Konzept vorzustellen und ihre Leserinnen in ihrem Selbstbild zu stärken und auch darin, sich den persönlichen Wohlfühlbody zu erarbeiten. Im Zentrum ihres Konzepts steht natürlich eine gesunde Ernährung, dazu aber auch das richtige Training und drittens – nicht weniger wichtig – der richtige Lifestyle.

Anschließend stellt sie auf mehr als 70 Seiten sehr ausführlich ihr Ernährungskonzept vor, das – was ich sehr gut finde – nicht auf Kalorienzählen oder sonstigen Einschränkungen, die einfach nicht durchzuhalten sind, basiert, sondern auf einer ausgewogenen und gesunden Ernährung mit viel Gemüse und den „richtigen Lebensmitteln“. Natürlich steht hier auch ganz deutlich drin, dass Alkohol und Schokolade beim Abnehmen oder dem Erreichen des Bikini-Bodys nicht gerade förderlich sind, aber Kayla Itsinies schreibt dann eben auch, dass nach einem solchen „Sündenmahl“ nicht gleich das ganze Ziel aus den Augen verloren gehen sollte.

Der Ernährungsguide ist wirklich sehr, sehr ausführlich und auch für absolute Anfänger in puncto Ernährung gedacht, so erklärt Kayla Itsines sogar, wie man Lebensmittel korrekt im Kühlschrank lagert, gewisse Gerichte sinnvoll vorbereitet, abfüllt und welche Nährstoffe in ihren „Lieblingslebensmitteln“ stecken.

Zum Abschluss macht sie einen Vorschlag für einen 28-Tage-Ernährungsguide auf dem Weg zum Bikini-Body und ich bin mir sicher, wer nicht unbedingt 10 kg oder mehr davon entfernt ist, wird es in den vier Wochen auch schaffen, sich der Bikini-Figur deutlich zu nähern. Die vorgeschlagenen Gerichte sind abwechslungsreich, gesund, aber sehen trotzdem verdammt lecker aus. Einziges Problem: Für jeden Tag sind fünf Mahlzeiten vorzubereiten. Die Zwischenmahlzeiten sind häufig innerhalb von zwei bis fünf Minuten zu zaubern, aber die Hauptmahlzeiten können schon mal bis zu einer Stunde brauchen. Und so ist dieses Konzept in den normalen Arbeits- und Familienalltag leider nicht zu integrieren.

Den Hauptteil des Buches machen die Rezepte für die 28 Tage aus und am Ende Austauschrezepte. Kayla Itsines macht sehr klar, dass man sich nicht stur an ihr Konzept halten muss, sondern auch Zutaten austauschen oder eben ganze Rezepte austauschen kann, dabei sollte man allerdings auf die richtige Zuordnung zu einem Buchstaben achten, um am Ende des Tages auch die wichtigsten Nährstoffe zu sich genommen zu haben.

Jedes Rezept ist ansprechend mit Foto präsentiert und lässt einem schon beim ersten Blick das Wasser im Mund zusammen laufen. Die Rezepte sind dann auch sehr deutlich formuliert und machen beim Nachkochen wenig Schwierigkeiten. Was mir wieder gut gefällt: Keines der Rezepte enthält eine Kalorienangabe.

Ganz am Ende gibt es noch den Trainingsplan für die bevorstehenden 28 Tage, zum Nachturnen gibt es ein herausnehmbares Poster im Buch. Auf dem Poster sind sämtliche Übungen bebildert dargestellt. Allerdings muss ich gestehen, dass die beiden Fotos nur wenige Übungen selbsterklärend darstellen, es braucht fast immer die ausführliche Beschreibung im Buch, was das anfängliche Nachmachen sehr lästig macht, denn ich mache lieber gleich weiter, ohne mir erst eine lange Beschreibung durchlesen zu müssen. Aber wenn man diese Anfangshürde genommen hat, merkt man den Übungen sehr schnell an, wie sie dazu beitragen können, einen Bikini-Body zu erhalten. Die meisten Übungen sind schon eher für Fortgeschrittene und nicht für völlig untrainierte Frauen geeignet.

28 Tage später?

Das 28-Tage-Programm dürfte eigentlich nur der Single durchziehen können, der sich einen Monat lang möglichst von der Arbeit freimachen kann, um genug Zeit zu haben, um alles einzukaufen und nachzukochen. Auch mit der richtigen Vorbereitung kommt man unter einer Stunde Essenszubereitung am Tag nicht weg. Wer diese Zeit übrig hat, findet hier ein schlüssiges Konzept mit vielen leckeren und gesunden Rezepten, die man in dieser Zusammenstellung in einem „normalen Rezeptbuch“ sicherlich nicht so schnell findet. Allerdings muss man bedenken, dass man neben dem Kochen auch noch an 6 Tagen pro Woche die Zeit für den Sport (30 bis 45 Minuten) finden soll. Alltagstauglich ist das komplette Programm also nicht.

Aber: Die Rezepte sind sehr ausgewogen, sehr lecker und auch recht ausgefallen, ohne zu exotisch zu sein. Die Rezepte machen direkt Lust zum Nachkochen und lassen sich immer mal wieder einstreuen – wenn auch eben nicht fünfmal am Tag. Auch die Übungen machen Spaß und trainieren genau die richtigen Muskelgruppen.

Wer sich also etwas länger Zeit lassen kann oder möchte bis zur Bikini-Figur, dürfte hier viele tolle Anregungen erhalten. Insofern stimmt der Titel des Buches nur bedingt: Die wenigsten Frauen dürften mit diesem Programm in nur 28 Tagen beim Bikini-Body ankommen, aber das Buch ist wirklich ein echter Ernährungs- und Lifestyleguide, der gesunde Ernährung und eine gesunde Lebensweise in den Mittelpunkt stellt. Und das ist aus meiner Sicht das große Plus, weil hier keine einseitigen Diäten vorgestellt werden, bei denen man auf gewisse Lebensmittel komplett verzichten muss. Das lässt sich nämlich ohnehin nie dauerhaft durchhalten.

Paperback: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3596299249
www.fischerverlage.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: (No Ratings Yet)