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Teuber, Klaus – Kampf um Rom (Die Siedler von Catan)

_Catan – die unendliche Geschichte_

Ein neues Jahr, ein neues Spiel aus der Reihe „Abenteuer Catan“ – so hat es sich jedenfalls in den vergangenen Zyklen regelmäßig zugetragen, so dass es kaum verwunderlich ist, dass Ideengeber Klaus Teuber auch 2006 wieder mit einer Neuigkeit auf den Spielemarkt drängt, die sich unmittelbar mit der Welt der berühmten Siedler auseinandersetzt. Doch bevor erste Vorurteile aufkommen: „Kampf um Rom“ distanziert sich von allen bisher erschienen Modifikationen wohl am deutlichsten vom nach wie vor erfolgreichen Ursprungsspiel und läuft dementsprechend auch nicht mehr unter dem oben angeführten Untertitel. Zwar hat Teuber einige der bewährten Prinzipien von der Basis übernommen, beschreitet aber in seinem neuen historischen Abenteuerspiel hinsichtlich des Spielaufbaus komplett neue Wege, die – und das ist wohl der springende Punkt – definitiv jede Vermutung aushebeln, der Autor würde sich hier auf erprobten Standards ausruhen. Das hat Teuber nämlich bislang noch nie getan.

_Alle Wege führen nach Rom_

Dieser allseits bekannte Leitspruch trifft auch für Teubers aktuelle Spielvariante zu, wobei es in „Kampf um Rom“ in erster Linie darum geht, das römische Imperium Schritt für Schritt zu entmachten und die vom weströmischen Reich besetzten Städte ein für allemal zurückzuerobern. Symbolisch vertritt jeder Spieler hier einen der Völkerstämme, die sich damals gegen das permanent schwächer werdende Rom auflehnten und bei ihrer groß angelegten Völkerwanderung – auf der Flucht vor den Hunnen – die mächtigen Legionen plünderten und brandschatzten. Allerdings ist im Spiel jetzt nicht genau beschrieben, dass Goten, Wandalen, Sweben und Franken hier von bestimmten Farben dargestellt sind. Wichtig ist lediglich, dass man sich den historischen Hintergrund bewusst macht und somit einen realistischen Bezug zur Vorgehensweise in „Kampf um Rom“ gewinnt. In gewisser Weise wird nämlich hier ein Stück geschichtlicher Realität nachempfunden – bis hin zum Untergang des römischen Reichs im Jahre 476.

_Der Marsch gegen die Legionen_

Im Spiel stehen den Teilnehmern differenziert agierende Reiter- und Kriegerstämme zur Verfügung, mit denen sie sich über die auf dem Spielplan abgebildete Landschaft Südeuropas bewegen. Unabhängig voneinander reisen sie durch die Lande, plündern bei entsprechenden Voraussetzungen (sprich bei der erforderlichen Stärke des Heers) die Städte und bereiten – sobald sie in mehreren Städten des Reichs aktiv waren – langsam ihren Eroberungszug vor. Allerdings werden die beiden Stämme eines jeden Spielers dabei mehrfach gebeutelt und müssen sich immer wieder mit neuen Kriegern verstärken, um den unterschiedlich mächtigen Vertretungen der Römer trotzen zu können. Allerdings haben die konkurrierenden Stämme ähnliche Pläne, so dass man bei seinem Feldzug nicht nur die eigenen Wege beachten, sondern auch einen gezielten Blick auf die Aktionen der fremden Stämme haben sollte. Kommen einem diese nämlich zuvor, wird das Erobern bestimmte Städte ungleich schwerer oder sogar unmöglich. So einfach, wie sich dies anfangs darstellt, fällt Rom also in Wirklichkeit wie auch auf dem Spielbrett nicht.

_Womit gekämpft wird – das Spielmaterial_

Neben dem Spielplan und der Anleitung enthält „Kampf um Rom“ folgende Materialien:

• 4 farblich unterschiedliche Figurensätze bestehend aus 10 Trosswagen, 8 Kriegern und 8 Reitern
• 1 römischer Legionär
• 40 Plünderungsplättchen in 5 verschiedenen Farben
• 40 Münzen im Wert von 1 und 5 (25 kleine, 15 große)
• 2 Würfel
• 4 weiße Markierungsplättchen
• 24 Rohstoffkarten (14x Erz, 14x Getreide)
• 20 Weidekarten (10 Pferde, 10 Rinder)
• 30 Entwicklungskarten
• 12 Sondersiegpunktkarten

_Das große römische Reich auf dem Spielplan_

Das Spielbrett zeigt den Südwesten Europas in Form einiger Naturlandschaften und Fixpunkte, wie zum Beispiel – natürlich – die Stadt Rom. Abgebildet sind die fünf römischen Provinzen: Germanien, Gallien, Spanien, Nord- und Süditalien. In jeder dieser Provinzen haben die Römer verschiedene Städte in ihren Besitz gebracht, die durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet sind. Bei den Landschaften handelt es sich dabei um Waldstücke, Getreidefelder, Weidelandschaften und Gebirge, die – ähnlich dem „Siedler“-Spielprinzip – verschiedene Rohstoffe beherbergen. Hierzu sind bis auf die Waldgebiete alle Landschaften mit einer Ziffer von 2 bis 12 gekennzeichnet, die für den entsprechenden Würfelwert steht, mit dem die jeweiligen Stoffe in den eigenen Besitz gebracht werden können; dies aber nur, wenn man sich mit einem der Stämme in der Nähe befindet oder eine angrenzende Stadt erobert hat – hierzu später mehr.

Weiterhin befinden sich an den Seiten des Bretts Ablageflächen für die Rohstoff- und Ereigniskarten sowie jeweils zwei Felder für die beiden Stämme eines jeden Mitspielers, in denen später Figuren und Plünderungsplättchen abgelegt werden. Als Letztes ist im Bereich des Atlantischen Ozeans noch eine Windrose abgebildet, an deren Spitzen die möglichen Würfelergebnisse aufgelistet sind und dort auch später mit den weißen Markierungsplättchen Runde für Runde festgehalten werden. Alles in allem ist der Plan also sehr überschaubar gestaltet, wenngleich leider ein Marker für die Siegpunkte vermisst wird.

_Worum es geht_

Jeder Spieler verfügt über einen Reiter- und einen Kriegerstamm, der sich aus Stammesfiguren und Trosswagen zusammensetzt. Ein Reiter und ein Krieger werden nun auf dem farblich dafür vorgesehenen Feld im Norden der Landkarte oberhalb des durch den Limes begrenzten Gebiets abgesetzt und ziehen von dort aus mit ihren Stämmen durch die Provinzen Roms. Letztere werden zunächst geplündert und (sobald mindestens Städte in drei unterschiedlichen Provinzen geplündert wurden) auch erobert. Ziel ist es dabei, Siegpunkte zu ergattern, die man über verschiedene Wege erlangen kann.

Siegpunkte gibt es dabei für jede eroberte Provinz; weiterhin erhält man Sonderkarten (‚Plage Roms‘, sobald man mit einem oder sogar beiden Stämmen in jeder Provinz eine Stadt geplündert hat. Dies bringt für jeden Stamm zwei weitere Siegpunkte. Dieselbe Anzahl Siegpunkte bekommt man schließlich, wenn man mit beiden Stämmen mindestens vier Städte erobert hat oder wenn man als erster Spieler drei Diplomatenkarten aus dem Stapel der Entwicklungskarten ausgelegt hat. Ansonsten muss man die etwas schwierigere Aufgabe bestehen, mit seinen Stämmen genau zehn Städte zu erobern.

Sobald ein Spieler die erforderliche Siegpunktzahl erreicht hat, wird die Runde noch zu Ende gespielt. Anschließend wird gewertet: Bei gleicher Anzahl Siegpunkte entscheiden die Goldstücke. Im Falle eines weiteren Gleichstands endet die Partie (anders steht es in der Spielanleitung jedenfalls nicht beschrieben) mit einem Remis.

_Vorbereitung_

Zu Beginn eines jeden Spiels erhalten die Spieler alle Figuren ihrer Spielfarbe und verteilen wie oben beschrieben jeweils einen Vertreter jedes Stammes auf die markierten Punkte nördlich des Limes. Bei der Variante zu dritt werden dann alle mit einer III versehenen Stadtfelder mit einem Trosswagen der nicht verwendeten Spielfarbe besetzt. Diese Städte gelten im Spiel als bereits erobert und können auch nicht mehr angegriffen oder geplündert werden. Die Plünderungsplättchen werden anschließend blind und verdeckt auf die zugehörigen Provinzstädte gelegt, der Legionär indes auf ein neutrales Waldfeld Spaniens positioniert.

Weide- und Entwicklungskarten werden (besonders vor dem ersten Spiel) gründlich durchgemischt und anschließend an den entsprechenden Seiten des Spielplans verdeckt abgelegt; die Sondersiegpunktkarten liegen zunächst zusammen mit dem Bankbestand der Goldmünzen offen neben dem Spielbrett.

Zu guter Letzt nimmt jeder Spieler noch eine Weide- und eine Getreidekarte. Dann wird noch ausgewürfelt, wer das Spiel beginnt; dies ist (natürlich) derjenige mit der höchsten Würfelsumme.

_Spielablauf_

Das Spiel besteht aus mehreren, aufeinander folgenden Phasen, in denen sowohl der Startspieler als auch seine zwei oder drei Mitspieler Aktionen durchführen können. Lediglich in der ersten Phase, dem Auswürfeln der Rohstofferträge, ist ausschließlich der Startspieler am Zuge. Nach jeder Runde werden die Würfel im Uhrzeigersinn weitergereicht, und man beginnt wieder bei Phase 1.
Eine Spielrunde sieht folgendermaßen aus:

|Phase 1: Rohstofferträge würfeln|

Der Startspieler würfelt als Erstes mit beiden Würfeln die Rohstoffe aus. Im Gegensatz zu bislang gängigen Spielprinzipien geschieht dies jedoch gleich mehrmals, nämlich so lange, bis insgesamt vier verschiedenen Zahlenwerte erwürfelt wurden, die dann jedes Mal mit den Markierungsplättchen auf der Windrose abgedeckt werden. Sollte eine bereits gewürfelte Zahl also erneut gewürfelt werden, muss der Wurf wiederholt werden und zählt nicht doppelt. Bei einer ‚7‘ darf er den Legionär auf ein Feld seiner Wahl setzen und bei einem Spieler, der eine Stadt oder eine Stammesfigur angrenzend an dieses Feld positioniert hat, eine Rohstoffkarte aus dem Kontingent der Handkarten ziehen. Allerdings gilt hier die Sonderregel, dass man den Gegner nur belangen kann, wenn er seine Figuren unterhalb der durch den Limes beschriebenen Grenze aufgestellt hat. Ebenfalls neu bei „Kampf um Rom“: Fällt die ‚7‘ muss man auch bei Überschreiten eines Handkontingents von 7 Karten keine Rohstoffe zurück in die Bank legen.

Bei allen anderen Ziffern dürfen sich die Spieler genau dann Rohstoffe nehmen, wenn die Würfelzahl mit der Ziffer eines angrenzenden Feldes übereinstimmt. Hier besteht im Gegensatz zum üblichen Catan-Prozedere der Unterschied, dass man auch dann, wenn mehrere Figuren einer Spielfarbe an ein Feld angrenzen, nur eine Karte auf die Hand bekommt. Weiterhin wichtig: Die Weidekarten werden verdeckt gezogen; man kann also unbestimmt entweder ein Pferd oder ein Rind bekommen.

|Phase 2: Handeln und bauen|

In dieser Phase darf nun jeder Spieler, beginnend mit dem Startspieler und anschleißend im Uhrzeigersinn aktiv tätig werden. Zunächst besteht die Möglichkeit mit den Mitspielern zu handeln und ggf. Gold, und Rohstoffkarten zu tauschen. Weiterhin kann man im Verhältnis 3:1 Handkarten gegen eine erwünschte Rohstoffkarte vom Nachziehstapel tauschen.

Ist der Handel betrieben geht es in die Bauphase, in der die Rohstoffkarten nun ausgespielt werden. Die Baupreis sind wie folgt: Für 1 Erz + 1 Pferd darf man seine Stämme mit jeweils einem Krieger und einem Reiter in den Stammesfeldern aufrüsten. Es ist dabei nicht erlaubt, 2 Reiter oder 2 Krieger zu wählen. Ein Trosswagen kostet indes 1 Rind + 1 Pferd + 1 Getreide. Er wird in anschließend entweder zu den Reitern oder den Kriegern ins Stammesfeld gestellt. Mit 1 Erz und 1 Rind kann man schließlich noch eine Entwicklungskarte kaufen, die man verdeckt vor sich ablegt.

Es gilt, dass man jeglichen Erwerb so oft tätigen darf, wie man Rohstoffe auf der Hand hat. Hat jeder gehandelt und gebaut (bzw. gepasst), beginnt die nächste Phase.

|Phase 3: Aktionen Reiterstamm|

Die Wege zwischen den Ertragsfeldern sind stellenweise mit Pfeilen gekennzeichnet, deren Überschreiten jeweils eine Wegeseinheit darstellt. Jeder Spieler kann mit seinem Reiterstamm kostenlos eine durch einen Pfeil bestimmte Strecke auf der Landkarte zurücklegen. Will er zusätzlich noch einen weiteren Pfeil überschreiten, muss er dafür ein Getreide oder wahlweise drei Goldstücke zahlen. Handelt es sich hingegen um einen Seeweg, kostet der zusätzliche Zug ein Goldstück.

Sollte die Möglichkeit bestehen, dabei eine Stadt zu plündern oder später auch zu erobern, wird der Reiter vor respektive auf die Stadt gestellt. Plündern kann man direkt zu Beginn des Spiels; zum Erobern muss man mindestens drei verschiedenfarbige Plünderungsplättchen im Reiterstamm ausliegen haben. Außerdem muss man mindestens so viele Reiter in seinen Stammesfeldern haben, wie Wachtürme am Rande der Stadt aufgestellt sind. Beim Plündern nimmt man nun das Stadtplättchen hoch und schaut sich die Bedingungen an. Dann gibt man je nach Angabe eine Einheit ab und nimmt sich als Belohnung Gold, oder aber man hat Glück und kann die Stadt ohne Einschränkung einnehmen. Die Inhalte sind diesbezüglich verschieden.

Bei der Eroberung einer Stadt hingegen ist zudem noch der Besitz eines Trosswagens im Stammesfeld ‚Reiter‘ erforderlich. Nach erfolgreichem Zug setzt man nun Reiter und Trosswagen auf die eroberte Stadt und erhält so einen Siegpunkt. Allerdings darf man von nun an nicht mehr mit dem Reiter plündern. Man sollte also vorher abwägen, ob man nicht die Sondersiegpunktkarte ‚Plage Roms‘ einholt, immerhin gibt sie zwei sichere Siegpunkte zusätzlich. Von nun an kann man auch nur noch beim Weiterschreiten einen einzigen Pfeil überqueren und, falls noch kein Gegner dies getan hat, lediglich Städte erobern, die über eine derart kurze Distanz zu erreichen sind.

Man kann jedoch auch darauf verzichten, mit seinem Reiter Aktionen durchzuführen. In diesem Fall darf man sich als Entschädigung entweder zwei Goldstücke oder eine Rohstoffkarte seiner Wahl nehmen. Haben alle Spieler ihre Reiter aktiviert, geht es weiter in die letzte Phase

|Phase 4: Aktion Kriegerstamm|

Die Aktionen der Krieger sind dieselben wie im Schritt zuvor mit den Reitern und bedürfen deswegen auch keiner weiteren Erklärung.

_Rom fällt_

Nach und nach verteilen sich nun die Stämme der verschiedenen Spieler über das gesamte Brett, stehlen den Städten wertvolle Güter und nehmen sie schließlich ein. Sobald ein Spieler dann das Limit von zehn Siegpunkten überschritten hat, ist Rom besiegt. Anschließend wird die Runde wie bereits beschrieben zu Ende gespielt und der Sieger ermittelt.

_Meine Meinung_

Ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr positiv von Klaus Teubers neuem Abenteuer aus der Welt der Catan-Spiele überrascht bin. Nachdem auf der Messe in Essen vermehrt Meinungen kundgetan wurden, dass es sich bei „Kampf um Rom“ lediglich um eine Pflichtaufgabe ohne wirklich interessante Ideen handle, hat mich das Spiel bereits nach der ersten von mittlerweile vier Testrunden echt begeistert. Daher schon mal vorab: Wer behauptet, „Kampf um Rom“ sei ein eher durchschnittlicher „Siedler“-Abklatsch, der kann das Spiel unmöglich intensiv gespielt haben.

Es ist nämlich gegenteilig so, dass sich in Teubers aktuellem Spiel zahlreiche neue Ideen tummeln, angefangen dabei, dass man hier ein kleines Heer aufbauen muss, über die neuen Möglichkeiten beim Ertragswürfeln bis hin zu den vielen erheblich modifizierten Bau- und Reisebedingungen, von denen Letztgenannte sowieso ein Novum in der mehr als zehnjährigen Geschichte des Ursprungsspiels sind. Man muss ganz anders planen, gleichsam weitaus mehr Begebenheiten berücksichtigen und nicht nur darauf achten, an günstigen Ertragswinkeln platziert zu sein, sondern sich dabei auch noch in eine günstige Ausgangssituation für die nächste Plünderung oder Eroberung zu begeben. Und mehr denn je ist es so, dass man seinen Gegner gut im Auge behalten muss, denn mit ganz wenigen Schritten kann einem dieser gleich mehrere geplante Aktionen in nur einer Runde zunichte machen. Binnen weniger Züge kann man so von der Siegerstraße ganz schnell in eine Sackgasse einbiegen und so entscheidende Vor- oder Nachteile beanspruchen – ein weiterer positiver Effekt, denn genau dies galt für kaum ein anderes Spiel der Serie. Gerade bei „Die Siedler von Catan“ war es so, dass sich derjenige, der sich nur leicht abgesetzt hat, meistens auch das Spiel gewinnen konnte, wohingegen die Karten hier bis zum letzten Zug offen bleiben. Das steigert die Motivation, sich nicht zu früh geschlagen zu geben – denn faktisch ist man dies auch nicht – und bürgt bis zum Schluss für enorme Spannung.

Zu diesen positiven Erkenntnissen kommen aber auch Dinge wie der sehr übersichtliche, wenn auch etwas quietschbunte Spielplan und die graphisch sehr schön angelegten Kartensets hinzu. Man mag zwar kritisieren, dass das Spielfeld nun nicht mehr variabel ist, doch dies würde absolut nicht dem Zweck und Sinn des Spiels dienen.

„Kampf um Rom“ ist bei einem verhältnismäßig simplen Aufbau zweifellos das bislang komplexeste Spiel in der langen „Catan“-Geschichte. Der Faktor Glück spielt zwar immer noch eine gewichtige Rolle, alleine schon beim Erwürfeln der Rohstofferträge oder beim Nachziehen der Weidekarten, doch hängt der Weg zum Erfolg unmittelbar mit einer langfristig geplanten, guten Strategie ab, ohne die man sicher niemals die erforderliche Siegpunktzahl erreichen wird.

Wenn überhaupt etwas zu kritisieren ist, dann die angegebene Spieldauer von 60-90 Minuten. Bei einem abwechslungsreichen, vielseitigen und kommunikativen Spiel wie diesem wird man diese Zeit weder mit drei noch mit vier Spielern einhalten können. Die Altersempfehlung ist mit ‚ab 10 Jahren‘ indes treffend gewählt.

_Fazit_

Nach all den unerwartet begeisterten Eindrücken (nein, das ist jetzt keine Übertreibung) bleibt mir zum Schluss auch nichts anderes übrig, als „Kampf um Rom“ eine dringende Empfehlung, ganz speziell für Freunde von „Die Siedler von Catan“, auszusprechen. Teuber beweist, dass sein altbewährtes Spielkonzept noch lange nicht abgenutzt ist und findet auch hier wieder zahlreiche neue Möglichkeiten zur konsequenten Weiterentwicklung. Die Bedingungen für den Erfolg wurden außerdem verschärft, bleiben allerdings im Grunde genommen dieselben. Das heißt, „Kampf um Rom“ ist zu einem geringen Anteil von Glück bestimmt, hält aber für Taktiker deutlich gesteigertes Potenzial bereit.

Das Resultat hat auf jeden Fall überzeugt und wischt alle unnötig geschürten Befürchtungen locker weg. Neben [„Die Säulen der Erde“ 3072 gehört „Kampf um Rom“ deswegen zu den besten Abenteuer- und Familienspielen, die der Neuheitenmarkt 2006 bereithält.

Auf http://www.profeasy.de kann man übrigens noch eine interaktive Einführung ins Spiel einsehen, für die Klaus Teuber höchstpersönlich verantwortlich zeichnet.

http://www.kosmos.de/

Rieneck, Michael / Stadler, Stefan – Säulen der Erde, Die – Das Spiel

_Die Vorlage_

Während ich diese Rezension schreibe, steht hinter mir das Gesamtwerk des walisischen Erfolgsautors Ken Follett, dem wir unter anderem solch geniale Werke wie „Die Nadel“ (samt einer exzellenten Verfilmung), „Die Pfeiler der Macht“ und den Geheimtipp „Nacht über den Wassern“ zu verdanken haben. Im eigentlichen Sinne berühmt wurde der Mann von der Insel indes mit seinem bis heute mächtigsten Wälzer [„Die Säulen der Erde“, 1227 in dem es vorrangig um den Bau einer Kathedrale im fiktiven Ort Kingsbridge als Symbol für den Frieden und gegen die Mächte des Bösen geht.

Genau jenen Roman haben sich die beiden Spieleautoren Michael Rieneck und Stefan Stadler vor einiger Zeit vorgenommen, um basierend auf der Handlung ein eigenes Spielkonzept zu entwickeln, welches jedoch inhaltlich in engem Zusammenhang zu den Ereignissen im Buch steht. |Kosmos| hat das Spiel dieses Jahr in Deutschland verlegt und – das beweisen alleine schon die grandiosen Verkaufszahlen der Essener Spielmesse 2006, wo das Spiel nach nur zwei Tagen nirgendwo mehr erhältlich war – damit wohl auch eines der erfolgreichsten Produkte in der bisherigen Verlagsgeschichte publiziert. Alleine deshalb steht der Wunsch nach ähnlich konzipierten Romanadaptionen bereits jetzt auf der Wunschliste der Brettspielfreunde, die ja inzwischen größtenteils auch selber erfahren haben sollten, welch tolles Produkt da auf den Markt gekommen ist. Wenn dem noch nicht so ist, dann bitte ich darum, dringend weiterzulesen:

_Äußeres Erscheinungsbild_

Wie von |Kosmos| mittlerweile gewohnt, ist auch „Die Säulen der Erde“ bezogen auf die graphische Aufmachung eine wahre Pracht. Während die Verpackung noch eher dem Layout von Folletts Bestsellern ähnelt, ist das Spielbrett mit zahlreichen Zeichnungen und Bildern rund um den Ort Kingsbridge verziert und orientiert sich diesbezüglich auch fast ausschließlich an der Vorlage. Ich will zwar noch nicht von Beginn an in Superlativen schwelgen, doch ich wage mal zu behaupten, dass „Die Säulen der Erde“ das schönste Brett der diesjährigen Saison beinhaltet; ganz großes Lob also an die gestaltenden Kräfte dieser Landschaftszeichnung.

_Das Spielmaterial_

• 1 Spielplan
• 12 Baumeister (je 3 in den vier Spielfarben)
• 4 große Arbeiter (je 1 in den vier Spielfarben)
• 28 kleine Arbeiter (je 7 in den vier Spielfarben)
• 4 kleine graue Arbeiter
• 1 kleiner schwarzer Arbeiter
• 82 Baustoffwürfel (23x Sand, 23x Holz, 23x Stein, 13x Metall)
• 8 Holzscheiben (je 2 in den vier Spielfarben)
• 1 schwarzer Kostenstein
• 36 Handwerkerkarten
• 9 Baustoffkarten
• 16 Vorteilskarten
• 10 Ereigniskarten
• 4 Übersichtskarten
• 1 Kathedrale, bestehend aus 6 Bauteilen
• 1 Steuerwürfel

Das Spielmaterial von „Die Säulen der Erde“ ist gewohntermaßen stabil, dabei aber schon sehr nahe am optischen Erscheinungsbild des Spielplans orientiert. Die meisten aktiven Spielmittel sind zwar recht simpel gestaltet (so etwa die Arbeiter und die Spielsteine sowie auch die Baustoffe), garantieren aber wegen ihrer soliden Form einen langfristigen Spielspaß, ohne dass man befürchten muss, dass sich die Materialien schnell abnutzen. Ein derart zweckdienlicher Aufbau ist bei einem Spiel, das unter Garantie recht oft auf den Tisch kommen wird, aber auch notwendig. Die Karten indes zeigen tolle Graphiken im Stile des vielfach bebilderten Spielplans und passen sich der schönen Gestaltung prima an.

_Das Spiel wird vorbereitet_

Bevor man die Kathedrale zu Kingsbridge Stein für Stein erbauen darf, gilt es erst einmal, die umfassenden Materialien an den Mann zu bringen bzw. aufs Spielbrett zu verteilen. Wie dies genau funktioniert, steht in der Spielanleitung (dazu später mehr) ausführlich beschrieben, allerdings bedarf es zu Beginn schon einiger Minuten, bis die vielen Gegenstände adäquat verteilt sind. Schon hier merkt man, dass es unheimlich viele Dinge zu berücksichtigen gilt bzw. dass die Romanadaption recht umfang- und variantenreich ist.

Zu Beginn eines jeden Spiels werden zunächst einmal die verschiedenfarbigen Spielfarben samt Übersichtskarten unter den Spielern aufgeteilt. Jeder erhält die Baumeister und Arbeiter in seinen Farben. Die beiden farblich passenden Holzscheiben werden auf die Zähler der Goldleiste und die Siegpunktleiste verteilt. Ein Spiel startet man mit jeweils zwei Siegpunkten; die Goldverteilung sieht indes so aus, dass der Startspieler mit 20 Goldstücken beginnt und reihum im Uhrzeigersinn jeder Spieler eine Einheit mehr bekommt, was darin begründet ist, dass der Startspieler durch seine Position einen gewissen Vorteil hat, der hiermit kompensiert werden soll. Weiterhin bekommt jeder die drei Handwerker seiner Farbe und legt diese offen vor sich aus.

Vor der ersten Runde werden die Ereignis- und Vorteilskarten gemischt. Daraufhin werden jeweils vier Karten aussortiert, die übrigen bilden einen verdeckten Nachziehstapel. Die Handwerkerkarten werden indes nach den Runden sortiert, in denen sie ins Spiel kommen, und ebenfalls verdeckt abgelegt. Der schwarze Kostenstein wird auf Position 7 der Kostenleiste gesetzt, die vier grauen, unabhängigen Arbeiter finden in der Burg von Shiring auf dem Spielplan Unterschlupf.

Bleiben noch die hölzernen Baustoffwürfel sowie die sechs Bausteine der Kathedrale. Letztere werden neben dem Spielfeld abgelegt und kommen nach jeder der sechs Spielrunden in der vorgesehenen Reihenfolge zum Einsatz. Holz, Sand und Stein werden anschließend noch auf die Baustofffelder positioniert. Der edelste Stoff im Spiel, die Metalle, hingegen bleibt anfangs ebenfalls außen vor, bis auf einen Stein, der im Königshof aufbewahrt wird.

Wie man bereits herauslesen kann, ist der Aufbau des Spiels recht aufwändig und verschlingt besonders beim ersten Mal etwas mehr Zeit. Sobald man sich aber in den Spielrunden daran gewöhnt hat, wird dieser Ablauf schnell zur Routine und geschieht – das vermutet man zunächst noch gar nicht – ohne einen weiteren Blick in die Anleitung.

_Der genaue Spielablauf_

Wie bereits erwähnt, gliedert sich das Spiel in sechs Runden, die noch einmal separat in drei Phasen unterteilt sind. In den ersten beiden Phasen findet dabei das aktive, strategische Spiel statt, wohingegen die letzte Phase in 14(!) einzelnen Schritten die Resultate aus den vorangegangenen Zügen aufdeckt.

So wird zunächst das in der Auslage befindliche Material (zwei Handwerker und sieben Baustoffe) ausgespielt und ggf. bezahlt. Anschließend werden aus dem beiliegenden Stoffsack blind die Baumeister gezogen und entschieden, zu welchem Zeitpunkt dieser Phase sie die verschiedenen Positionen auf dem Spielbrett einnehmen werden. Als Letztes dürfen die Spieler dann die Ernte der erfolgreichen Arbeit ihrer Baumeister einfahren und zum Abschluss ein weiteres Teil an die Kathedrale anbauen.

_Der erste Spielzug_

Nachdem der Startspieler bestimmt wurde – in diesem Fall soll das derjenige sein, der als Letzter eine Kathedrale besucht hat – werden die vier Handwerkerkarten der ersten Runde aufgedeckt. Zwei von ihnen werden an den markierten Rand des Spielplans angelegt, die verbliebenen beiden Karten wandern in die gezeichneten Felder in Shiring. Dann werden am Spielfeldrand sieben der neun verdeckten und gemischten Baustoffkarten an die Handwerker angelegt. Ebenso werden zwei Vorteilskarten gezogen und offen auf die Ablagefelder in Kingsbridge gelegt. Das Spiel kann jetzt endlich beginnen.

Phase 1: Baustoffkarten und Handwerker auswählen

Die zuvor ausgelegten neun Karten am Rande des Spielplans werden nun beginnend beim Startspieler ausgewählt. Allerdings kann man seine Wahl nicht willkürlich treffen, sondern muss für jede Karte einzelne Bedingungen erfüllen. So kostet ein Handwerker stets eine genau angeführte Zahl von Goldstücken und kann auch nur dann erworben werden, wenn man noch in Besitz des entsprechenden Betrags ist. Die Baustoffkarten hingegen darf man nur auf die Hand nehmen, wenn man noch über die am oberen Rand der Karte gekennzeichnete Anzahl an Arbeitern verfügt. Die fälligen Kosten bzw. Arbeiter werden sofort gezahlt und positioniert, so dass auch für die späteren Spielrunden ein genauer Überblick besteht. Zu beachten ist hierbei, dass man nur ein Maximum von fünf Handwerkern in der Auslage haben darf und bei Überschreiten getauscht werden muss. Weil die Handwerker aber von Runde zu Runde über bessere Eigenschaften verfügen, ist dies nicht sonderlich tragisch.

Jeder Spieler hat beim Auswählen der Karten zudem die Möglichkeit zu passen, darf dann aber auch keine weiteren Karten mehr im nächsten Durchlauf ziehen. Sobald alle Karten ausgespielt sind oder aber alle Spieler gepasst haben, endet die erste Phase. Die übrigen Arbeiterfiguren, die man nicht auf die Baustofffelder hat verteilen können, darf man auf das Feld der Wollmanufaktur stellen. In der dritten Phase bekommt man dann für jeden dort abgestellten Arbeiter (sofern eine Ereigniskarte nichts anderes einfordert) ein Goldstück.

Phase 2: Baumeister einsetzen

Die zweite Phase des Spiels ist mitunter diejenige, in der das meiste taktische Geschick erfordert wird. Die drei Baumeister eines jeden Spielers werden in dieser Phase in den Stoffsack befördert und von dort wieder blind vom Startspieler einzeln herausgezogen. Den ersten gezogenen Baumeister, ganz egal, welche Farbe er besitzt, stellt er nun auf das äußerste Feld der Kostenleiste mit dem Wert ‚7‘. Der Spieler, dem der Baumeister ursprünglich gehört, hat nun die Möglichkeit, diesen Baumeister für den Betrag von genau 7 Goldstücken auf eines der 14 durchnummerierten Felder auf dem Spielfeld und dort auf die für Baumeister vorgesehenen Flächen zu stellen. Folgende Positionen stehen ihm dabei zur Auswahl:

• Bischofssitz (Schutz vor einer zuvor ausgespielten Ereigniskarte bzw. einen Baustoff nach Wahl auswählen, falls das Ereignis positiv ist)
• Kingsbridge (eine der beiden ausliegenden Vorteilskarten erspielen)
• Priorei zu Kingsbridge (Steuerbefreiung; außerdem bekommt der erste hier positionierte Spieler das dort befindliche Metall)
• Shiring (eine der beiden Handwerkerkarten aus der Auslage nehmen)
• Burg von Shiring (zwei der grauen unabhängigen Arbeiter für die nächste Spielrunde anheuern)
• Baustoffmarkt von Kingsbridge (Baustoffe an- und verkaufen; Metall nur verkaufen)
• Nächster Startspieler (ermöglicht es, auch in der nächsten Runde die Position des Startspielers zu bekleiden)

Der entsprechende Spieler muss hierbei allerdings bedenken, dass 7 Goldstücke ein verhältnismäßig hoher Preis ist und es nur sinnvoll ist, diesen Preis für den Einsatz des Baumeisters zu zahlen, wenn man eines der Felder aus welchen Gründen auch immer dringend besetzen muss. In beiden Fällen, auch wenn der Spieler passt, wird der schwarze Marker der Kostenleiste um eine Preisstufe reduziert und ein weiterer Baumeister gezogen. Das Procedere wiederholt sich fortan, bis alle Baumeister gezogen wurden. Die zuletzt gezogenen Figuren sind dabei insofern im Vorteil, dass sie keine Kosten für die Positionierung ihres Baumeisters tragen müssen.

Anschließend wird beginnend mit demjenigen Baumeister, der als erster gepasst hat, das verbliebene Kontingent kostenfrei auf die verbliebenen Spielfelder gesetzt. Sind alle Baumeister verteilt, endet die zweite Phase.

Eine Anmerkung hierzu: Der Startspieler hat in dieser Runde einen wichtigen Vorteil: Er darf einmalig einen bereits gezogenen Baumeister zurück in das Säckchen legen und erneut ziehen.

Phase 3: Spielplanaktionen durchführen

In der letzten Phase werden nun alle Aktionen, die auf dem Spielplan dargestellt sind, in der dort beschriebenen Reihenfolge ausgeführt. Dies sieht dann wie folgt aus:

1. Ereignis
Der Startspieler deckt die oberste Ereigniskarte auf und liest sie laut vor. Es gibt sowohl positive als auch negative Ereigniskarten mit unterschiedlicher Auswirkung. Betroffen hiervon sind jedes Mal alle Spieler. Handelt es sich um ein negatives Ereignis, ist derjenige Spieler, der auf dem Bischofssitz Platz genommen hat, davor geschützt.

2. Bischofssitz
Wer seinen Baumeister auf dem Feld am Bischofssitz abgestellt hat, ist von dem vorangegangenen Ereignis nicht gefährdet. Ist das Ereignis positiv, darf er sich als weitere Leistung einen beliebigen Stoff vom Baustoffmarkt nehmen.

3. Einnahmen aus Wollmanufaktur
Nun wird die Leistung der in Phase 1 hier positionierten Arbeiter honoriert. Jeder Spieler erhält entsprechend der Arbeiterzahl je ein Goldstück und kann den Marker auf der Goldleiste um denselben Wert hochsetzen.

4. Kingsbridge: Vorteilskarte nehmen
Die beiden hier ausliegenden Vorteilskarten sind nur in der aktuellen Runde von Relevanz. Sollte man also Interesse haben, ist es unabdingbar, hier vorher einen Baumeister abgestellt zu haben. Ist dies der Fall, darf man sich die entsprechende Karte nehmen und offen vor sich auslegen. Die Gültigkeit der Vorteilskarten geht dabei meist über mehrere Spielrunden.

5. Siegpunkte in Priorei
Insgesamt gibt es hier zwei Felder für Baumeister. Wer zuerst eines dieser Felder eingenommen hat, kann zwei Siegpunkte auf der Leiste voranziehen, der zweite im Bunde immerhin noch einen.

6.-8. Erträge aus den Baustofffeldern
Jeder Spieler erhält nun entsprechend der in Phase 1 erworbenen Baustoffkarten Baustoffe und legt sie vor sich ab. Die zugehörigen Karten werden wieder abgegeben und für die nächste Runde neu gemischt. Außerdem gehen die Arbeiter wieder in den Besitz ihrer Spieler zurück.

9. Königshof: Steuerbefreiung
Der König verlangt von allen Spielern Steuern – es sei denn, man hat sich in der vorherigen Phase durch die Positionierung eines Baumeisters auf dem Königshof vorübergehend seine Gunst gesichert. Für diesen Fall entfallen einmalig die Steuern. Außerdem bekommt der Erste, der dort einen Baumeister abgesetzt hat, einen Baustoff Metall.
Anschließend wird der Steuerwürfel geworfen und von allen Spielern, die nicht am Königshof vorstellig geworden sind, die entsprechende Summe in Goldstücken bezahlt.

10. Shiring
In Shiring liegen zwei weitere Handwerker aus, die nun kostenfrei in den Besitz derjenigen gehen, die zuvor einen Baumeister dorthin befördert haben. Im Anschluss daran werden – falls sie nicht in Anspruch genommen wurden – die übrigen Handwerker auf den Ablagestapel gelegt und aus dem Spiel genommen.

11. Burg von Shiring: 2 Arbeiter in die nächste Runde
Derjenige Spieler, der hier einen Baumeister ausgespielt hat, darf sich zwei graue Arbeiterfiguren nehmen und diese in der nächsten Runde in Phase 1 zusätzlich zu seinem bestehenden Kontingent verwenden.

12. Kingsbridge: Baustoffmarkt
Vor dem Baustoffmarkt von Kingsbridge sind vier Felder für Baumeister vorgesehen, wobei sie von 1-4 durchnummeriert sind. Der Spieler, dessen Baumeister die erste Position bekleidet, darf nun beliebig viele Baustoffe aus seinem Besitz verkaufen bzw. bis zu vier Baustoffe der Elemente Sand, Holz und Stein für einen entsprechenden Goldbetrag (2 für Sand, 3 für Holz, 4 für Stein) erwerben. Derjenige, der den zweiten Rang ausfüllt, darf ebenfalls beliebig viele Baustoffe verkaufen. Was den Ankauf angeht, muss er jedoch aus dem auswählen, was der Vordermann ihm übrig gelassen hat, usw.

13. Kathedrale: Siegpunkte durch Handwerker
Endlich wird nun ein Stein der Kathedrale auf das Fundament in der Mitte des Spielbretts gesetzt. Nun können alle Spieler parallel ihre Handwerker ausspielen und je nach Fähigkeit seiner Personen die vorgegebenen Baustoffe gegen Siegpunkte oder Goldstücke eintauschen.

Im gesamten Spiel gilt es für die Handhabung der Handwerker allerdings drei Bedingungen zu beachten:
a) Ohne Mörtelmischer kann kein eigener Maurer mehr Siegpunkte erzielen
b) Ohne Steinmetz kann ein Spieler keine Steine mehr auf dem Baustoffmarkt verkaufen
c) Ohne Schreiner kann ein Spieler kein Holz mehr auf dem Baustoffmarkt einkaufen.
Da jeder Spieler immer nur 5 Handwerker zur gleichen Zeit besitzen darf, sollte man also in den verschiedenen Phasen auch genau darauf achten, dass diese Voraussetzungen erfüllt sind. Ansonsten kann dies verheerende Konsequenzen haben!

14. Neuer Startspieler
Falls jemand seinen Baumeister hier abgesetzt hat, wird er in der nächsten Runde der Startspieler sein.

_Der Bau der Kathedrale nimmt Formen an_

Bevor nun die nächste Runde stattfindet, muss das Spielfeld wieder so hergerichtet werden wie vor dem ersten Spielzug. Einzige Ausnahmen: Die Vorteilskarten werden ebenso wie die vier Handwerkerkarten gänzlich erneuert. Ansonsten wird der Kostenstein wieder auf ‚7‘ bewegt, die grauen Arbeiter werden zurück in die Burg von Shiring beordert, die Baustoffkarten neu gemischt und ausgelegt, der Baustoffmarkt aufgefüllt und ein Metall an den Königshof gelegt. Daraufhin kann die zweite Runde nach demselben Schema beginnen.

_Der beste Bauherr_

Ziel des Spiels ist es natürlich, während der sechs Spielrunden die meisten Siegpunkte zu erreichen. Wem dies durch geschicktes Taktieren, vorausschauendes Denken und Intuition bei der Analyse seiner Mitspieler gelingt, darf sich als der beste Bauherr feiern lassen und gewinnt das Spiel.

_Meine Meinung_

Nach dieser umfassenden Beschreibung des Spielablaufs gibt es eigentlich nicht mehr viel, was man zur spielerischen Romanadaption von „Die Säulen der Erde“ anführen müsste. Es überwiegt von Anfang an die Begeisterung ob des klugen Spielprinzips und aller taktischer Kniffe, die es bei der Wahl seiner Züge in den ersten beiden Spielphasen zu bedenken gilt. Aus diesem Grunde erfordert es auch die eine oder andere Partie, bis es einem gelingt, gezieltere Strategien zu entwickeln und herauszufinden, welcher Zug in welcher Situation Sinn ergibt. Ein bisschen Übung macht aber dennoch nicht den Meister, denn dafür ist das Spiel definitiv zu vielseitig und die Spieltiefe doch sehr enorm. Immer wieder entdeckt man Varianten, die man zunächst für unvorteilhaft hielt, die man in den entsprechenden Situationen dann aber doch verwenden sollte, weil sie einen entscheidenden Vorteil versprechen. Außerdem muss man auch lernen, auf Strategien der Gegner zu reagieren, so dass vorausschauendes Planen bei weitem nicht der einzige Weg zum Erfolg ist. Aber einer, den man dennoch nicht missachten darf!

Alles in allem ist inhaltlich also Stoff für viele vergnügte Spielabende gewährleistet, wobei „Die Säulen der Erde“ auf jeden Fall schnell zum abendfüllenden Ereignis werden kann. Die angegebene Spielzeit von 90-120 Minuten ist durchaus realistisch, zumal es auch jedes Mal wieder ein wenig dauert, bis das Spielbrett präpariert ist. Erstaunlich ist überdies, dass der Spaß auch im Spiel zu zweit vergleichbar mit dem des Mehrspielermodus – möglich sind 2-4 Spieler – ist. Zwar glaubt man auf den ersten Blick, dass es hierbei zu einer schnellen Vorentscheidung kommen kann, doch es kann ziemlich schnell passieren, dass der führende Gegner aus Mangel an Geld und Arbeitern zur Handlungsunfähigkeit gezwungen ist, wodurch dann auch sehr zügig wieder eine Wachablösung eintreten kann. Potenziell ist es natürlich schon so, dass jemand mit großer Führung ziemlich sicher auf die Siegstraße zusteuert, allerdings ist das oftmals präsente Problem von Spielen wie „Die Siedler von Catan“, dass die Schere zwischen Führungsspieler und der Konkurrenz immer weiter auseinanderklafft, in „Die Säulen der Erde“ prinzipiell nicht gegeben. Und das finde ich persönlich schon sehr bemerkenswert.

Ein Wort noch zum empfohlenen Spielalter: Also ich bin schon der Meinung, dass man das Spiel inhaltlich auch schon im Alter von 10 Jahren erfassen kann. Das Spiel ist zwar zweifellos sehr umfangreich aufgebaut, jedoch dank der erstklassig aufgebauten (auch hier noch einmal ein besonderes Lob) Spielanleitung relativ leicht und schnell zu verstehen. Aber da kann man sicherlich geteilter Meinung sein.

_Fazit_

Ich habe es eigentlich schon diverse Male vorweggenommen, aber ich möchte es zum Abschluss noch einmal betonen: Mich hat dieses toll aufgemachte Familienspiel aus der Feder von Michael Rieneck und Stefan Stadler vollends überzeugt, vergleichbar einer Sucht, der man erbarmungslos verfällt. Mit dem Spiel zu Ken Folletts Meisterstück haben |Kosmos| mal wieder Akzente gesetzt und zugleich eine definitiv ausbaufähige, neue Richtung eingeschlagen, die meiner Meinung nach – allein auf den Autor des Romans bezogen – noch lange nicht ausgereizt ist.

Wegen all der genannten Vorzüge – super Spielregeln, überschaubares und stabiles Material, enorme Spieltiefe, Vielseitigkeit, langfristiger Spaß – würde es mich daher auch kaum wundern, wenn „Die Säulen der Erde“ in den nächsten Monaten noch einige Preise einheimsen sollte. Schließlich ist das Spiel immer noch verhältnismäßig frisch auf dem Markt und wird sicherlich auch noch einige Kritikergremien durchlaufen. Zu einem Preis von rund 30 € kann ich das gelungene, quadratische Paket deshalb auch nur empfehlen. „Die Säulen der Erde“ ist etwas komplexere, aber eben doch leicht verständliche Kost auf allerhöchstem Spiel- und Spaßniveau.

http://www.kosmos.de

Kramer, Wolfgang – Im Bann der Pyramide

_Die Spielidee_

In der Wüste Ägyptens wurde der Zugang zu einer bisher unbekannten Pyramide entdeckt. Archäologen begeben sich auf die spannende Suche nach der Königskammer. Mit ihrer Ausrüstung erforschen sie verzweigte Gänge und geraten von einem Abenteuer ins nächste. Wer entdeckt die Königskammer trotz versteckter Fallen als Erster?

_Das Spielmaterial_

• 5 beidseitig verwendbare Abenteuerkarten
• 1 beidseitig verwendbare Königskammer
• 5 Archäologen in 5 verschiedenen Farben
• 1 Depotkarte
• 36 Ausrüstungskarten mit den Werten 1-5 bzw. den Symbolen ‚Fackel‘, ‚Leiter‘, ‚Seil‘ und ‚Spitzhacke‘
• 18 Sonderkarten (8 x Zauber, 3 x Fluch, 3 x Schutz, 3 x Skarabäus-Amulett, 1 x Mumie)
• 1 Spielanleitung in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch

„Im Bann der Pyramide“ ist ein reines Kartenspiel, dessen Spielmaterial dementsprechend auch nur aus Karten besteht. Eine Besonderheit ergibt sich jedoch bei der Gestaltung der Spielfiguren, symbolisiert durch die Archäologen-Karten, die in der Mitte geknickt werden müssen, damit sie ‚aufrecht‘ stehen können. Diese Eigenheit hat jedoch leider den Nachteil, dass sich die fünf zugehörigen Karten relativ schnell abnutzen, weil sie durch das Ein- und Auspacken immer wieder hin- und hergebogen werden und so drohen, bei intensiverer Verwendung in der Mitte durchzubrechen. Es gibt allerdings Möglichkeiten, dem vorzubeugen, indem man zum Beispiel eine klassische Halma-Figur einsetzt, wobei dadurch natürlich wieder der Charakter des Kartenspiels ausgehebelt wird. Hier möge bitte jeder selber entscheiden; ansonsten ist die Qualität des Spielmaterials nämlich ausgezeichnet, sowohl bei der Handhabung als auch hinsichtlich der Belastbarkeit. Im Bezug auf die Gestaltung ist „Im Bann der Pyramiden“ ebenfalls ganz ansprechend gehalten, soll heißen, man hat sich trotz netter, witziger Zeichnungen auf das Wesentliche beschränkt und somit auch von vornherein sämtliche Irritationen vermieden. Und so soll’s eigentlich auch sein.

_Spielvorbereitung_

„Im Bann der Pyramide“ ist für mindestens zwei und maximal fünf Spieler vorgesehen, wobei das Kartenmaterial beim höchsten Mehrspielermodus auch an seine Grenzen kommt (was allerdings keinen Einfluss auf den Spielfluss hat). Vor Beginn des Spiels werden die Archäologen in der Mitte (wie oben beschrieben) gefaltet und an die entsprechende Spielerzahl jeweils einer verteilt. Dann entscheidet man sich für eine Seite der Königskammer (vorgegeben sind die Werte 12 und 14) und legt diese offen aus. Die fünf Abenteuerkarten werden gemischt und vier von ihnen an das pfeilabgewandte Ende der Königskammer platziert. Anschließend wird die Karte mit dem Depot, auf der die Symbole der Ausrüstungskarten abgebildet sind, mit der Seite der Leiter direkt an den Pfeil der Königskammer gelegt. Nun bekommt jeder Spieler noch jeweils fünf Ausrüstungskarten verdeckt auf die Hand; die übrig gebliebenen Karten bilden den ebenfalls verdeckten Nachziehstapel.

Am Ende der Vorbereitungen entsteht nun folgendes Bild: Zentral liegt die Königskammer, angrenzend daran an der Gegenseite des Pfeils vier Abenteuerkarten mit unterschiedlichen Werten zwischen 5 und 11 und direkt anschließend an den Pfeil der Königskammer das Depot, welches genau bestimmt, mit welchen Symbolen die Spieler die auf den Abenteuerkarten erforderlichen Punkte erreichen können.

_Die Funktionen der Karten_

• Die Depotkarten: Sie bestimmen maßgeblich die Richtung des Spiels. Hierbei ist entscheidend, welches Symbol gerade vom angrenzenden Pfeil der Königskammer angezeigt wird. Die Spieler dürfen nämlich nur diejenigen Karten auslegen und verwerten, die durch die Vorgabe des Pfeils gerade gefragt sind. Zu Beginn des Spiels sind dies Leitern. Im weiteren Verlauf darf die Depotkarte aber unter zweierlei Bedingungen gedreht werden: Zum einen, wenn jemand ein Abenteuer mit dem genau passenden Wert bestanden hat, und zum anderen, wenn ein Spieler die Sonderkarte ‚Zauber‘ ausspielt, die es ihm ermöglicht, das Depot seinem Wunsch entsprechend zu verändern.

• Die Abenteuerkarten: Sie zeigen an, welchen Wert die ausgelegten Karten besitzen müssen, damit der Archäologe ein Abenteuer bestehen kann. Liegt zum Beispiel am Anfang des Spiels die Karte mit dem Wert 9 an erster Position, muss der Spieler Ausrüstungskarten mit einem Wert von 9 oder mehr auslegen, um dieses Abenteuer zu bestehen bzw. diese Barriere zu überschreiten. Trifft er die geforderte Zahl sogar passend, darf er sowohl die Depotkarte nach Belieben einmalig verändern als auch noch einen weiteren kompletten Spielzug anhängen. Sollte jener wieder dazu führen, dass ein Abenteuer bestanden wird, darf man dieses Procedere wiederholen.

• Die Ausrüstungskarten: Die Ausrüstungskarten unterscheiden sich in vier Spielfarben und fünf Wertigkeiten. Je höher der Wert, desto besser, denn durch größere Ziffern erlangt man schneller die erforderliche Gesamtzahl, die von den Abenteuerkarten vorausgesetzt wird. Doch Vorsicht: Es lohnt sich enorm, den passenden Wert auszulegen, denn eine begünstigende Wendung des Depots und ein zusätzlicher Zug können mitunter spielentscheidend sein.

• Die Sonderkarten: Insgesamt gibt es fünf verschiedene Sonderkarten, die einem das Spiel in bestimmten Situationen enorm erleichtern können. Die am großzügigsten verteilte ist die Sonderkarte ‚Zauber‘, die es einem ermöglicht, das Depot zu wenden. Mit dem ‚Fluch‘ hingegen kann man einen Gegenspieler belasten, der als Folge eine der bereits ausgelegten Karten auf den Ablagestapel legen muss. Davor kann man sich jedoch schützen, und zwar mit dem ‚Schutz‘, den man ebenfalls ablegen kann, wenn man vom ‚Fluch‘ befallen wird. Gerade zum Schluss hin kann das ‚Skarabäus-Amulett‘ sehr wertvoll sein, denn dieses ermöglicht es, einmalig so viele Ausrüstungskarten wie gewünscht auszuspielen. Nur einmal vertreten, dafür aber auch sehr effektiv, ist die Mumie. Derjenige Spieler, dem sie in die Auslage (von einem anderen Spieler) hineingepfuscht wird, benötigt drei Punkte mehr, um das aktuelle Abenteuer zu bestehen. Ist ihm dies dann gelungen, darf er die Mumie an einen Konkurrenten seiner Wahl weiterreichen. Die Mumie ist die einzige Karte, die somit auch bis zum Schluss im Spiel bleibt, wenn sie einmal ausgelegt wurde.

• Die Königskammer: Wer die Königskammer als Erster passiert, hat das Spiel gewonnen. Allerdings sind die Anforderungen hier ein wenig höher, denn man muss schon exakt 12 bzw. 14 Punkte (je nach Seitenwahl) aufbringen, um an den versteckten Schatz zu kommen. Spätestens hier merkt man dann häufig, wie wichtig es sein kann, auch Ausrüstungskarten mit geringeren Werten auf der Hand zu horten.

_Der erste Zug_

Nachdem der Startspieler bestimmt wurde (es beginnt laut Spielregel der jüngste Mitspieler), startet das Abenteuer in den Gemächern der Pyramide. Zu Beginn eines jeden Zuges hat man dabei zwei verschiedene Optionen: Entweder entscheidet der Spieler sich dafür, weitere Pyramidenkarten vom Nachziehstapel zu ziehen bzw. unerwünschte Karten den Vorgaben entsprechend einzutauschen, oder aber er entschließt sich dazu, eine vorgegebene Anzahl seiner Handkarten auszuspielen.

Dies sieht dann wie folgt aus: Spieler A wählt die Möglichkeit, seine Handkarten zu erweitern, weil er zum Beispiel nicht die entsprechenden Symbole, (in der ersten Runde ist dies stets die Leiter), die vom Depot gefordert werden, auf der Hand hat. Nun darf er eine oder zwei Karten vom Nachziehstapel ziehen. Im weiteren Verlauf muss er jedoch beachten, das Maximum von zehn erlaubten Handkarten einzuhalten. Doch dies ist in der ersten Spielrunde noch nicht relevant. Hat er sich nun für diese Option entschieden, endet sein Zug auch schon mit dem Auffüllen der Handkarten.

Sollte Spieler A hingegen mit seinem Blatt überhaupt nicht zufrieden sein, darf er auch bis zu fünf Handkarten gegen neue Ausrüstungskarten vom Nachziehstapel eintauschen. Die getauschten Karten werden danach auf den Ablagestapel gelegt. Sollte der Nachziehstapel später aufgebraucht sein, wird er vom durchgemischten Ablagestapel ersetzt.

Die letzte Möglichkeit besteht darin, dass jener Spieler A das Depot ‚bedienen‘ kann. Dies ist der Fall, wenn er Leiterkarten auf der Hand hat und diese auch ausspielen möchte, oder aber wenn er einen ‚Zauber‘ auf der Hand hat, mit ihm das Depot verändert und die nun gefragten Ausrüstungskarten ausspielt. Man beachte hierbei die Ausnahmeregel, dass nach einer Sonderkarte immer noch eine Ausrüstungskarte gespielt werden darf, während es ansonsten lediglich erlaubt ist, immer nur eine Karte auszulegen. Wie man’s auch anstellt: Die Ausrüstungskarten werden vor dem Spieler ausgelegt und verbleiben dort so lange, bis das momentane Abenteuer bestanden ist.

Gelingt es ihm dabei bereits, das Abenteuer zu bestehen, darf er das Depot erneut verändern und den hier beschriebenen Spielzug (sprich: eine mögliche Option) wiederholen. Vorher muss er jedoch noch die ausgelegten Karten auf den Ablagestapel legen.

Sollte er indes ein Abenteuer noch nicht bestanden haben, ist nun ebenso wie in den zuvor beschrieben Fällen Spieler B, also der im Uhrzeigersinn nächste Spielpartner, an der Reihe.

Kurz zusammengefasst:

Option A)
• 1 oder 2 Karten ziehen
• Oder: bis zu fünf Karten eintauschen

Option B)
• 1 Ausrüstungskarte ausspielen
• Oder: 1 Sonderkarte und 1 Ausrüstungskarte ausspielen
• Oder: 1 Sonderkarte ausspielen
Sollte man die Mumie auf der Hand haben, darf man diese in beiden Fällen noch zusätzlich ausspielen.

_Spielverlauf_

Reihum kämpfen sich die Spieler nun durch das Labyrinth der Pyramide, versuchen dabei, ihre Gegner ein wenig zu durchschauen und durch Entwicklung verschiedener Strategien selber schnellstmöglich in die Königskammer zu gelangen. Dabei ist es immer ratsam, sich vor Angriffen des Gegners durch den lästigen Fluch abzuschirmen, indem man den Schutz auslegt. Gerade bei Spielen mit mehreren Leuten ist es ungleich schwerer, die erforderlichen Ausrüstungskarten zu erlangen, und sollten diese einem dann auch noch in der Auslage zerstört werden, ist das ziemlich ärgerlich. Allerdings ist es gar nicht mal so einfach, sich eine greifbare Taktik zu erarbeiten, weil das Spiel trotz seines simplen Aufbaus eine überraschende Tiefe bietet, so dass adäquate Siegstrategien undenkbar scheinen. Schließlich hängt auch viel vom Glück ab, welche Karten man nachzieht oder aber davon, ob einem ein Mitspieler ohne wirkliche Absicht kurz vor dem eigenen Zug nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht und die eigenen Pläne kurzerhand wieder zerstört. Zwar ist man nach einer knappen halben Stunde (bei zwei Spielern auch gerne in der Hälfte der Zeit) in der Königskammer angelangt, doch bis hierhin ist es ein ziemlich weiter Weg, bei dem auch schon mal die Köpfe qualmen, weil eine Änderung der Strategie prinzipiell nach jedem Spielzug denkbar ist. Und steht man kurz davor, kann einem dann mit der Mumie auch noch mal das Los erschwert werden, so dass man sich in diesem Spiel niemals zu siegessicher sein sollte.

_Mögliche Varianten_

Interessant bei diesem Spiel ist, dass es sowohl im Spiel zu zweit als auch im Mehrspieler-Modus gleichermaßen hohen Spaß bietet. Zwar fällt es in der erstgenannten Variante manchmal etwas leichter, die Taktik und das Blatt des Gegners zu durchschauen, doch dies bedeutet keinesfalls, dass dies die Grundlage für einen sicheren Durchmarsch bietet. Im Gegenteil: Sobald man sich nämlich davon beeinflussen lässt bzw. zu sehr darauf setzt, den Gegenspieler zu durchschauen, rennt man meistens ins offene Messer und wird vom ersten Eindruck getäuscht.

Außerdem nennt die Spielanleitung noch einige mögliche Modifikationen, auf denen aufbauend jeder Spieler über kurz oder lang das Spiel so gestalten kann, wie es ihm am interessantesten erscheint. Sehr gut gelöst, wie ich finde. Und weil das Spiel auch nicht an irgendeine Sprache gebunden ist, darüber hinaus in drei verschiedenen Sprachen erklärt wird, ist es nicht nur für den deutschsprachigen Raum, sondern für einen internationalen Spielerkreis interessant.

_Meine Meinung_

Ich bin seit jeher der Meinung, dass es ungleich schwerer ist, ein gutes Kartenspiel zu kreieren, weil das Spielmaterial bei dieser Spezies der Familienspiele erheblich limitiert ist. Es kommt also ausschließlich darauf an, aus den minimalen Möglichkeiten, über ein packendes Spielprinzip den maximalen Spielspaß herauszuschlagen. Genau dies ist Spieleautor Wolfgang Kramer mit „Im Bann der Pyramide“ gelungen. Das Spiel ist einerseits überschaubar und leicht verständlich, wird aber trotzt seiner Simplizität niemals durchschaubar und hat dabei das Potenzial, sich von Partie zu Partie neu zu erfinden. Dementsprechend groß ist dann auch die Begeisterung über diese Neuheit aus dem kleinen |Adlung|-Verlag. „Im Bann der Pyramide“ ist eines der schönsten und kurzweiligsten Kartenspiele, die aktuell auf dem Markt zu haben sind, und garantiert auch auf lange Sicht sehr gute Unterhaltung. Bei einem Preis von 7 €uro kann man darüber hinaus auch nichts falsch machen – das wird man spätestens feststellen, wenn aus dem geplanten Appetizer plötzlich ein abendfüllender Wettkampf geworden ist …

http://www.adlung-spiele.de/

Hesse, Sheree – Lecker, lecker Metalküche

Die Frage, was die Veranstalter des Wacken Open-Airs so treiben, wenn nicht gerade das berühmte Musik-Festival traditionell am ersten August-Wochenende in der beschaulichen schleswig-holsteinischen Provinz stattfindet, dürfte jetzt teilweise beantwortet sein: Sie kochen! Zumindest Sheree Hesse tut dies offensichtlich gerne. Und was liegt da näher, als ein Kochbuch zu schreiben, dieses mit einer ordentlichen (!) Prise Humor zu würzen und dann auch noch ein paar Urgesteine aus der Metal-Szene (u.a. Tom Angelripper von SODOM und Biff Byford von SAXON) zur Vorstellung ihrer Lieblingsrezepte zu bewegen? Eben!

„Lecker, lecker Metalküche“ heißt das Werk und ist unterteilt in die Kapitel ‚Suppen‘, ‚Vorspeisen‘, ‚Hauptgerichte‘, ‚Desserts‘, ‚Drinks‘, ‚Snacks‘ und ‚On Tour‘. Die Bandbreite bzw. der Schwierigkeitsgrad der Gerichte reicht von kinderleicht bis durchaus herausfordernd für Kochmuffel. Mit anderen Worten wird jeder Hobby-Koch seine Freude an und keine Probleme mit den Rezepten haben, auch wenn die Zubereitung der einzelnen Speisen meist sehr knapp, aber dennoch präzise geschildert wird. Für alle, die lieber multimedial ihre Lieblingsrezepte recherchieren, befindet sich quasi als Bonus der Inhalt des Buches noch mal in digitaler Form auf einer beigelegten CD-ROM. Lässt man die nicht allzu ernst gemeinten „Köstlichkeiten“ wie ‚Prärie-Austern (Lammhoden)‘, ‚Spülmaschinenlachs‘ oder ‚Kuheuter‘ weg, dann bleibt trotzdem eine Vielzahl von Leckereien übrig, die geradezu danach schreien, nachgekocht oder zubereitet zu werden. Seien es die ‚Abgehackten Finger‘ aus Würstchen, Ketchup und Mandeln (!), um die Schwiegermuter zu schocken, oder die ‚3-farbige Paprikasuppe‘ mit der man(n) sicherlich mächtig Eindruck bei der Dame seiner Träume machen kann.

Das optisch sehr ansprechend aufgemachte Buch verfügt über zahlreiche teils schwarz-weiße, teils farbige Bilder der jeweiligen Gerichte oder Getränke. Einige der nicht farbigen Bilder sind zwar etwas undeutlich, aber das ist auch der einzige Kritikpunkt an diesem sehr unterhaltsamen und vor allem sehr nützlichen Buch. Die Sprache ist vergleichsweise authentisch und passt hervorragend zum teils morbiden Charme mancher „Gerichte“. Mal deftig (‚Würstchen Cordon Bleu‘ oder ‚Überfahrener Blechhase‘), mal gesund (‚Feldsalat mit Trauben und Nüssen‘ oder ‚Grün-roter Salat mit Blauschimmel‘), mal süß (‚Mousse au Nutella‘ oder ‚Schaumkusstorte‘), mal hochprozentig (‚Krötenrotze‘ oder ‚Gummibärchen-Bowle‘) oder auch mal wahrlich innovativ (‚Kaffeemaschinen-Ei‘), dieses Kochbuch ist unterhaltsame Lektüre, praktischer Ratgeber und Kult-Objekt in einem. Egal, ob als Abwechslung und Bereicherung für die heimische Küche, als „schockierender“ Party-Gag oder als Ausdruck eines Lebensgefühls, „Lecker, lecker Metalküche“ ist eine runde Sache, die einfach Spaß macht. Und definitiv satt …!

Und für alle Freunde der alternativen Küche sei noch erwähnt, dass an Band zwei bereits mit Hochdruck gearbeitet wird. Die Zeit zwischen den Wacken-Festivals ist schließlich sowieso viel zu lang … und der Hunger natürlich groß! Auch wenn der Bezug zum Heavy Metal nicht immer ersichtlich ist – aber mit ein wenig Phantasie und Humor geht das natürlich ohne Probleme –, macht es schon Sinn, wenn ausgewachsene Rocker auch ordentlich essen und trinken, oder?

Ach ja, da wieder Weihnachten vor der Tür steht, mag für den einen oder anderen die lästige Grübelei, was denn dem Headbanger von nebenan zu schenken ist, erspart bleiben und man hat jetzt eine sinnvolle und vor allem dezibelarme Alternative. Das Buch gibt es in jeder Buchhandlung oder direkt beim [Oidium-Verlag]http://www.oidium-verlag.de zum Preis von 12 Euro.

Ich werde jetzt erst mal die ‚Krötenrotze‘ ausprobieren …

Trinkspiele – 44 Wege, sich mal richtig die Kante zu geben!

Wer kennt das nicht? Man ist auf einer Party, man trinkt ein wenig, alles ist ganz lustig, aber irgendwie fehlt der letzte Pepp! Hinter dem zugegebenermaßen recht plakativen Titel „Trinkspiele – 44 Wege, sich mal richtig die Kante zu geben“ verbirgt sich ein unterhaltsames und Langzeitspaß garantierendes Werk, das für Trinkspiel-Profis und -Anfänger gleichermaßen interessant ist. Die Spiele sind in die Kategorien Karten-, Würfel-, Sprach- und Bewegungsspiele aufgeteilt und jedes einzelne enthält in sehr übersichtlicher Art und Weise neben den obligatorischen Spielregeln und benötigten Utensilien auch die Anzahl der Spieler sowie eine Bewertung nach Trinktempo, Glück und Konzentration. Die Autoren Timo Müller und Thomas Schmitt schaffen es tatsächlich, keineswegs nur ein oberflächliches und ziemlich seichtes „Nachschlagewerk“ für Quartalstrinker und Party-Süchtige herauszubringen, sondern ein sehr kurzweiliges Büchlein, das durchaus auch den siebzigsten Geburtstag der Oma aufpeppen kann, wenn die anwesenden Onkels und Tanten ein Minimum an Spielfreude und Durst besitzen …

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Allen, Robert – große IQ-Trainingsbuch, Das

Die schicken – und in ihren Erkenntnissen eigentlich überhaupt nicht neuen – Statistiken der PISA-Studien sind vielleicht ihrem Aussagegehalt nach von zweifelhaftem Nutzwert, aber eines zumindest haben sie auf jeden Fall an positiver Entwicklung eingebracht: geradezu einen Massenansturm auf alles, was mit Bildung und Denksport zu tun hat, bevorzugt in Quiz-Form. Wissen.de ist als Europas größtes Bildungsportal natürlich auf dieses Zugpferd mit aufgesprungen und hat das 1995 von Robert Allen und MENSA herausgegebene Werk „MENSA presents the ultimate mental challenge“ unter dem etwas blassen Titel „Das große IQ-Trainingsbuch“ aufgelegt.

Der Originaltitel trifft es dabei besser, denn auf den weit über 300 großformatigen Seiten dieses hart gebundenen Schwergewichtes wird nicht nur mengenmäßig viel geboten, sondern auch qualitativ und dies im Anspruch nicht gerade zurückhaltend gewählt. Damit zeigt sich schon der erste Knackpunkt, der die Güte des Inhaltes in meinen Augen allerdings nicht schmälert, sondern umso interessanter macht: Das Buch ist nur eingeschränkt als Trainingsbuch für Anfänger geeignet, setzt eher bereits einige Erfahrung im Umgang mit derlei Denksportknobeleien voraus und lässt es bereits auf Seite 1 von Level 1 ordentlich knacken. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar recht variabel und zudem sinnigerweise in drei Schwierigkeitsebenen aufgeschlüsselt, aber seichte Minirätsel, die man in zehn Sekunden durchschaut hat, wird man hier kaum finden. Um wirklich in diesen Bereich einzusteigen und mit Testaufgaben verschiedenen Typs warm zu werden, eignet sich eher ein in der Erwartung zurückhaltender aufgebautes Buch wie z.B. jenes zum „RTL IQ-Test“ (kein Wunder, dass bei solchen Schmunzelaufgaben nach der Sendung jeder Zweite in Deutschland freudig erregt nackt durch die Straßen tanzte und verkündete, sein IQ läge über 120).

Wie auch immer – da sich hartnäckig das Gerücht hält, selbst Metaller und anderweitig gitarrenbegeistertes Volk könnten zusammenhängende Gedankengänge nachvollziehen, sogar selbst konstruieren und hätten zudem Freude an Hirnakrobatik, soll mich nichts davon abhalten, euch das „IQ-Trainingsbuch“ noch etwas näher vorzustellen.

Die Aufgaben sind ziemlich abwechslungsreich gestaltet und sprechen die verschiedensten Denkbereiche an. Dabei gibt es neben Aufgaben, wie sie auch in Bewerbungs- oder IQ-Tests üblich sind, viele, die sich an Knobelbegeisterte wenden – und in Zeit- und Logikaufwand entsprechend anspruchsvoll gehalten sind und den Wert gegenüber anderen Veröffentlichungen dieser Form anheben. Wie schon erwähnt, werden diese Hauptaufgaben in drei „Levels“ unterteilt, wobei jedem Level ausführliche Lösungen mit Begründung folgen sowie etwas leerer Raum für persönliche Notizen im Buch.
Zwei besondere Passagen sind zwischen den Levels zu finden: Zum einen das Spiel „Gargantua“, zum andren ein Block von Labyrinthen. Bei „Gargantua“ handelt es sich um einen Zentralrechner, der samt seinem Erfinder durch einen elektrischen Schlag außer Kontrolle geraten ist und nun wieder in den Griff bekommen werden soll. Dazu muss man sich durch ein vom Erfinder angelegtes Sicherheitssystem hangeln, das aus komplizierten Denkaufgaben besteht, wobei jede erreichte Lösung zur Gesamtlösung und der nächsten Hürde beiträgt. Dieses knackige Spiel dürfte so manchen Knoten in die Hirnwindungen jener schrauben, die sich daran wagen, den Code zu knacken. Die erwähnten Labyrinthe sind ebenfalls recht abwechslungsreich gestaltet und bieten auch für Erfahrene noch genug Anreiz.
Wer damit immer noch nicht ausgelastet ist, darf sich zusätzlich zum Ende des Buches einem Test zur Allgemeinbildung und einem IQ-Test samt Auswertung widmen – und gleich antesten, ob das Durcharbeiten dieses ausgesprochen empfehlenswerten Wälzers seinem IQ tatsächlich durch Training auf die Sprünge geholfen hat.

Eine einschränkende Bemerkung noch zum Schluss: An einigen wenigen Stellen hat sich der Druckteufel eingeschlichen (bzw. der Lektor gepennt) und beim Testknobeln fiel uns bislang eine durch Druckfehler nicht mehr lösbare Aufgabe auf (was ein vergessenes Haar an einem Strichmännchengesicht so alles ausmachen kann). Etwas mehr Sorgfalt wäre hier geboten gewesen. Ansonsten ist das „IQ-Trainingsbuch“ eine absolut solide Sache geworden, die zu einem sehr fairen Preis ordentlich etwas zu bieten hat und für lange, lange Zeit jede Menge Knobelspaß bereitet.