Andreas Gruber – Rachefrühling (Walter Pulaski 4)

Als die Chirurgin Aleyna Al-Rashid brutal ermordet wird, scheint der Fall glasklar: Der bekannte Podcaster Martin Kilian hatte der Ärztin gedroht, sie umzubringen, nachdem seine erst dreijährige Tochter nach einer OP, die Al-Rashid durchgeführt hatte, verstorben ist. Zudem finden sich am Tatort DNA-Spuren von ihm und auch Fingerabdrücke auf der Tatwaffe.

Doch auf der anderen Seite ist der Fall wiederum ZU klar. Der Vater der Ermordeten engagiert die bekannte Anwältin Evelyn Meyers damit herauszufinden, was wirklich vorgefallen ist, denn die Indizien sprechen aus seiner Sicht zu stark für Martin Kilian als Täter – und das, obwohl er sich als erfolgreicher Betreiber eines True-Crime-Podcasts mit Kriminalfällen gut auskennt.

Evelyn Meyers zögert – eigentlich hat sie Urlaub und will dem Leipziger Kommissar Walter Pulaski die schöne Stadt Wien zeigen, außerdem ist auch sie von Kilians Schuld überzeugt. Doch Pulaski und auch Meyers‘ Freund Flo überzeugen sie davon, den Fall anzunehmen.

Schon beim ersten Gespräch mit Martin Kilian kommen Evelyn Zweifel an dessen Schuld: Kilian erzählt, dass er sich mit einem Mathematik-Professor in einem Lokal getroffen hat, wo er ein Steakmesser angefasst hatte, das später das Tatwerkzeug wurde. Doch auch der hochintelligente Professor hat ein Mordmotiv, denn Aleyna Al-Rashid hatte dessen Frau operiert und auch diese ist nach der OP verstorben.

Wer ist nun wirklich der Mörder? Ein spannendes und rasantes Katz- und Maus-Spiel beginnt!

Racheakt zum Vierten

Seit ich zufällig in die erfolgreiche Reihe um den niederländischen BKA-Ermittler Maarten S. Sneijder gestolpert bin, habe ich schon etliche Bücher von Andreas Gruber verschlungen oder als Hörbuch gehört. Mir gefallen seine Charaktere ausgezeichnet, ich finde die Kriminalfälle sehr spannend und kann mich in seinen Plots komplett verlieren.

Auch beim vierten und abschließenden Band rund um Walter Pulaski und Evelyn Meyers hat es nur wenige Seiten gedauert, bis ich vollständig von der Handlung absorbiert war. Ich kann es nicht festmachen, woran es liegt, dass mich Andreas Gruber dieses Mal komplett gefangen genommen hat, aber ich hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch durchgelesen und konnte es wirklich nur sehr schwer aus der Hand legen.

Die Handlung stimmt von Anfang an nachdenklich: Zu viele Indizien sprechen gegen Martin Killian – so blöd kann doch kein Mörder sein, erst recht dann nicht, wenn derjenige einen True-Crime-Podcast betreibt und sich mit ungelösten Kriminalfällen auskennt und genau weiß, worauf es ankommt und welche Spuren es zu vermeiden gilt.

Und je länger Pulaski und Meyers ermitteln, umso deutlicher zeichnet sich ab, dass Kilian tatsächlich hereingelegt wurde. Doch von wem? Vieles spricht gegen den Mathematik-Professor, einiges aber auch nicht. Der Fall wird immer mysteriöser und zieht den Leser daher immer mehr in seinen Bann.

Andreas Gruber baut mehrere Wendungen ein, die zwar nicht immer völlig überraschend kommen, die aber immer in sich stimmig sind und für neues Tempo sorgen. Am Ende spitzt sich die Lage immer weiter zu, sodass die Ermittler selbst ins Fadenkreuz des Mörders (oder der Mörder?) geraten. Spätestens auf den letzten hundert Seiten gelingt es daher definitiv nicht mehr, das Buch aus der Hand zu legen, weil man unbedingt wissen MUSS, ob Pulaski und Meyers überleben, wer tatsächlich für den Mord verantwortlich ist, was dahinter steckt und was aus dem Mörder wird.

Charakterstark

Bereits seit einigen Jahren kennen sich Pulaski und Meyers, die in den acht Jahren seit ihrer ersten Zusammenarbeit viel erlebt und sich weiterentwickelt haben. Beide Charaktere sind sehr unterschiedlich, aber die vorherigen drei Bände aus der Reihe haben den treuen Lesenden ein Kennenlernen ermöglicht, sodass man hier direkt einsteigen kann und zwei alte Bekannte wiedertrifft. Auch Maarten S. Sneijder hat einen kurzen Auftritt, wenn auch leider nicht persönlich, aber zwischendurch holt Pulaski sich Hilfe bei ihm. Treue Gruber-Fans werden hier natürlich schmunzeln und sich freuen – und sich wohl auch fragen, wann es ein neues Buch von Sneijder gibt?!

Aber auch Pulaski und Meyers sind als Charaktere absolut authentisch und liebenswürdig. Man mag sie einfach mit ihren Ecken und Kanten und die beiden ergänzen sich doch trotz aller Unterschiede wunderbar.

Mir fällt es offen gesagt sehr schwer, jetzt Abschied von ihnen zu nehmen, finde aber, dass das Ende so richtig „rund“ ist und mich auch zufrieden zurücklässt.

Gelungener Abschluss

„Rachefrühling“ ist definitiv ein wahrlich gelungener Abschluss der Pulaski-Meyers-Reihe und vom ersten Kapitel an ein echter Pageturner. Andreas Gruber erzählt hier auf 600 Seiten eine packende Geschichte, die keinerlei Durchhänger hat. Neben dem eigentlichen Kriminalfall geht es auch um die Hintergründe, die einige Jahre in der Vergangenheit liegen und uns Andreas Gruber nur häppchenweise verrät. Schade, dass es nun keine weitere Geschichte mehr von Pulaski und Meyers geben soll, ich hätte mir auch von ihnen eine ganze Reihe vorstellen können, finde diesen vierten Band aber wirklich fulminant.

Taschenbuch: 608 Seiten
ISBN-13: 978-3442491087
Goldmann Verlag

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