Gabriella Ullberg Westin – Der Schmetterling

Die Handlung:

Johan Rokka hat in Stockholm Karriere gemacht. Doch nun kehrt der Kriminalinspektor nach Hudiksvall zurück. Er hat sich geschworen herauszufinden, was vor zwanzig Jahren geschehen ist. Damals verschwand seine große Liebe Fanny spurlos. In der Nacht ihrer Abiturfeier wurde sie zuletzt gesehen, eine Leiche wurde jedoch nie gefunden. Rokka weiß, dass er sich der Vergangenheit stellen muss, sonst kommt er nicht weiter. Nach Weihnachten soll er seinen Dienst als Ermittler antreten. Doch ausgerechnet an Heiligabend wird er zu seinem ersten Tatort gerufen. Eine Frau wurde brutal mit mehreren Schüssen hingerichtet. Der Fall sorgt für Aufsehen, denn ihr Mann ist der berühmte Fussballspieler Måns Sandin. War sie das Ziel, oder wollte sich jemand an ihrem Mann rächen? Und wenn ja, warum? (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

Weihnachten – das Fest der Liebe?! Doch was in dem schwedischen Ort Hudiksvall passiert, hat damit so gar nichts zu tun: während sie noch auf den Weihnachtsmann warten, wird die junge Henna Pedersen vor den Augen ihrer Kinder brutal mit mehreren Schüssen niedergestreckt. Ihr Ehemann und Vater der Kinder findet sie wenig später in ihrer Blutlache und ist erschüttert. Måns Sandin ist als berühmter Fußballspieler in der Gegend bekannt wie ein bunter Hund und wohnt mit seiner Familie nach einer längeren Zeit in Italien erst seit Kurzem (wieder) in Schweden.

Auch Ermittler Johan Rokka ist gerade erst in seine frühere Heimat zurückgekehrt und soll dort im neuen Jahr seine Stelle in der örtlichen Polizeidienststelle antreten. Nach dem Mord an Sandins Frau wird allerdings jede Kraft benötigt, die zu einer schnellen Aufklärung beitragen kann und Rokka wird direkt hinzugezogen. Neben seiner strengen Chefin Ingrid Bengtsson lernt er auch gleich die Kriminaltechniker Janna Weissmann und Hjalmar Albinsson kennen, den Kollegen Pelle Almén kennt Rokka sogar noch aus früheren Zeiten.

Und überhaupt hat er sich seine Rückkehr eigentlich anders vorgestellt: statt die Feiertage mit alten Freunden ausgiebig genießen zu können, wächst der Druck zunehmend, als die Ermittlungen in dem Mordfall mehr als schleppend vorangehen. Dass so viele „alte Bekannte“ dabei auftauchen, macht es insgesamt nicht einfacher, eher im Gegenteil. Im Grunde genommen ist Rokka selbst noch nicht „angekommen“ und immer auf der Suche nach Bestätigung. Seine eigene Vergangenheit in dieser Stadt lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Eine kurzzeitige Affäre, ausgerechnet mit der attraktiven Tochter eines Bekannten, lässt ihn das Verschwinden seiner früheren Freundin Fanny ebenfalls nur kurz vergessen.

Zwar kann der Ehemann der Getöteten in Bezug auf die grausame Tat bald entlastet werden, doch stochern Rokka und die Anderen weiterhin im Dunkeln. Liegt die Lösung für die Tat im Leben des Opfers? Nicht einmal der Ehemann scheint Henna besonders gut gekannt zu haben und die gerichtsmedizinische Untersuchung bringt Ergebnisse, die viele Fragen aufwerfen. Die Ermittlungen führen den Kriminalinspektor höchstpersönlich in die liebliche italienische Stadt Florenz. Hier trifft er eine gute Freundin von Henna und findet Details über deren Leben heraus, bevor diese ihren Mann Måns kennenlernte.

Als später ein weiterer Mord in der Nähe von Hudiksvall bei einer Trabrennbahn passiert, wird nicht nur Rokka nervös: Die Polizei wird durch die Medien stark kritisiert und es gilt, ein schnelles Ergebnis herbeizuführen. Welche Rolle spielen im Raum stehende Manipulationen bei den Trabrennen? Haben sie es noch mit ein und demselben Täter zu tun? Das Verhältnis zu seiner neuen Chefin Bengtsson war ohnehin von Anfang an angespannt, aber drohen Rokka nun auch noch Schatten aus seiner eigenen Vergangenheit einzuholen?

Der Roman wird in kurzen Kapiteln chronologisch erzählt und die Handlung erstreckt sich vom 24. Dezember bis zum 6. Januar des Folgejahres. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird jeweils in der dritten Form erzählt und schnell kann der Leser noch mehr beteiligte Charaktere erahnen, als den Ermittler Rokka und sein unmittelbares Umfeld. Eingeschobene, kursiv gedruckte Kapitel erzählen parallel eine weitere Geschichte, die sich wie ein Brief liest.

Mein Fazit:

Autorin Gabriella Ullberg Westin versteht es, ihre Leser mit diesem Kriminalroman schnell zu fesseln. Klassische Ermittlungsarbeit wechselt sich in gelungenem Maße ab mit den privaten Aktivitäten der von ihr geschaffenen Charaktere. Dazu gibt es genügend geheimnisvolle Nebenstränge, die erst später Licht ins Dunkel bringen sollen.

Johan Rokka ist zwar in erster Linie ein charismatischer und durchaus sympathischer Ermittler – mich störte allerdings zunehmend die Tatsache, dass er ständig und überall „auf Brautschau“ war. Ok, ich habe als Leser bestimmt nichts gegen eine schöne Romanze als Nebenschauplatz, aber bei Rokka habe ich es schon als etwas anstrengend und übertrieben empfunden.

Zumal letztlich das im Klappentext und am Beginn des Romans angeführte Detail seiner verschwundenen Liebe aus früheren Zeiten viel zu kurz kommt bzw. nicht endgültig und abschließend für ihn geklärt wird.

Gut gefallen haben mir aber der lebendige Stil, die interessanten Nebenschauplätze, die sich überwiegend und überzeugend in die gesamte Handlung fügten, und der Ortswechsel, der vom winterlich-eisigen Schweden zeitweise in das frühlingshafte Italien führte. Auch die Umschlaggestaltung war absolut passend gewählt.

Bleibt zu hoffen, dass Johan Rokka als Ermittler im schwedischen Hudiksvall weiterbeschäftigt wird und uns in naher Zukunft wieder begegnen wird!

Broschiert: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3959672054

www.harpercollins.de

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